Futter aktuell: Für die Produktion hochwertiger Gras-Silagen kommt es auf den richtigen Schnittzeitpunkt an. Der dritte Probeschnitt fand am 23. April 2024 statt. Wie sind die Ergebnisse?
Von Pauline Lustig, Marion Dunker, LUFA Rostock der LMS Agrarberatung und Dr. Heidi Jänicke, Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern
Die Woche vor dem dritten Probeschnitt war durch Niederschläge und frostige Nächte geprägt. Dementsprechend ungünstig waren die Wachstumsbedingungen, was zu verhaltenen Ertragszuwächsen im Vergleich zur Vorwoche führte.
Dennoch zeigt sich bei den Dauergrünland-Standorten (Mineralboden) der erwartete Rückgang der Asche- und Proteingehalte. Etwas untypisch erscheinen dagegen die gesunkenen Werte für Rohfaser und ADFom. Dies ist vermutlich auf die frostigen Temperaturen und die leichten Ertragsanstiege zurückzuführen, wodurch die Pflanzenalterung gebremst wird und durch das Wachstum gleichzeitig ein Verdünnungseffekt eintritt.
Aufgrund der Nachtfröste unterbleibt zudem eine Veratmung des am Tage gebildeten Zuckers, sodass die Gehalte in dieser Woche höher als in der Vorwoche sind. Damit eng verbunden stieg auch die Verdaulichkeit (Gasbildung im HFT) an, was sich wiederum positiv auf die Energiegehalte auswirkt.
Die nun zu erwartende Zunahme der Fasergehalte ist bei den aktuellen Witterungseinflüssen in Höhe und Geschwindigkeit kaum zu prognostizieren. Umso wichtiger ist es, die eigenen Bestände laufend zu beobachten. Für die nächste Woche ist durch die vorhergesagten Temperaturanstiege wieder mit deutlicheren Ertragszuwächsen zu rechnen. Der optimale Schnittzeitpunkt könnte hier bald erreicht sein.
Für die Niedermoorflächen ist nach der ersten Beprobung noch vergleichsweise viel offen, wobei für die abgebildeten Qualitätsparametern (siehe Tabelle) hohe Schwankungen zu beobachten sind.
Die teilweise geringen Verdaulichkeiten und Rohfettgehalte resultieren an drei Orten in Energiedichten unter dem angestrebten Zielbereich. Mit durchschnittlich 6,7 MJ NEL/kg TM liegen diese leicht unter den Gehalten Mineralgrünlandflächen (7,1 MJ NEL/kg TM), könnten sich jedoch noch deutlich verändern. Vor allem die Erträge haben mit 13,2 dt TM/ha im Durchschnitt der Testflächen noch Luft nach oben und lassen gespannt auf die nächste Probenahme blicken.
Die Entwicklung der Futterpflanzen ist durch die Witterungsbedingungen stark beeinflusst. Landwirte sollten ihre Bestände laufend beobachten, um den optimalen Schnittzeitpunkt nicht zu verpassen. Auf Niedermoorflächen ist die Situation aufgrund der hohen Schwankungen noch unklar. Die nächste Probenahme wird weitere Aufschlüsse geben.
Alle aktuellen Ergebnisse können Sie voraussichtlich jeden Freitag sowohl auf der Bauernzeitung als auch auf den Internetseiten der LUFA der LMS Agrarberatung und der Landesforschungsanstalt einsehen.
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Mit dem dritten Beprobungstermin am 24. und 25. April wurde die Reifeschätzung des Paulinenauer Arbeitskreises Grünland und Futterwirtschaft e.V. zur Voraussage des optimalen Schnitttermines auf dem Grünland in Brandenburg 2024 in Zusammenarbeit mit dem Landeskontrollverband Berlin-Brandenburg fortgesetzt.
Von Bianka Boss vom Landeskontrollverband Berlin-Brandenburg / Paulinenauer Arbeitskreis Grünland und Futterwirtschaft e.V. (LKVBB) und Dr. Jürgen Pickert vom Paulinenauer Arbeitskreis Grünland und Futterwirtschaft e.V.
Die Reifeschätzung des Paulinenauer Arbeitskreis Grünland und Futterwirtschaft in Zusammenarbeit mit dem Landeskontrollverband Berlin-Brandenburg eV hat am 24. und 25. April 2024 zum dritten Mal stattgefunden. Dabei überraschen die in der Beprobung ermittelten Ergebnisse bei den Fasergehalten. Entgegen den Erwartungen hat sich seit der letzten Beprobung der Rohfasergehalt nicht „planmäßig“ weiterentwickelt, z.B. Werte deutlich über 200 g/kg TM erreicht. Dieser Effekt an sich ist nicht ungewöhnlich. Schon häufig haben wir in den zurückliegenden Jahren an einzelnen Beprobungsterminen festgestellt, dass an einigen Standorten, besonders auf Niedermoor, innerhalb einer Woche der Rohfasergehalt vorübergehend stagnierte oder gar zurückging. Was aber in diesem Jahr hervorsticht ist, dass dies auf den allermeisten Standorten auftritt und z.T. in einem sehr starken Ausmaß, d.h. um bis zu 30 oder 40 g/kg TM (Tabelle)!
Unsere Grünlandnarben, ob auf Mineralboden oder Niedermoor, sind bekanntlich Mischbestände, die aus mehreren Gräser-, Leguminosen- und Kräuterarten bestehen. Je nach Häufigkeit von Nachsaatverfahren hat sich oft ein höherer Anteil an den ertragsstarken aber gerade auf Moorstandorten auch sensibel reagierenden Weidelgräsern eingestellt, die in Konkurrenz zu anderen Narbenbildnern, z.B. der Wiesenrispe, stehen. Im Jahresverlauf entwickelt sich jede Art so, wie sie mit den herrschenden Boden-, Wasser- und Temperaturbedingungen zurechtkommt, im Idealfall alle Bestandsbildner optimal. In den gezogenen Proben finden sich dann die üblichen Masseanteile der Arten wieder. Der wöchentliche Entwicklungszuwachs stellt sich dann wie erwartet dar.
Mit extremen Wachstumsbedingungen wie 2024, z.B. den sehr kühlen Temperaturen und Frost bei anhaltend sehr hoher Bodenfeuchte, kommen die einzelnen Arten unterschiedlich gut zurecht. Das kann sich zumindest vorübergehend in von den Erwartungen abweichenden Entwicklungsgeschwindigkeit und Masseanteilen der Arten im Grünlandaufwuchs und demzufolge in den Ergebnissen der turnusmäßig gezogenen Futterproben zeigen und ist zunächst nicht ungewöhnlich.
Auch und erst recht in dieser Situation vermittelt der Rohfaser- oder der ADF-Gehalt am zutreffendsten den anhand der Futterprobe ermittelten, momentanen Reifezustand der Grünlandnarbe und gibt Hinweise für das Eintreten der Schnittreife. Allerdings fehlen meist die Erfahrungen, um für solche extremen Jahre sichere Vorhersagen für die Entwicklung der Faser-Gehalte in den nächsten Tagen standortbezogenen treffen zu können. Es kommt somit darauf an, auf die besonderen Bedingungen mit besonderer Vorsicht zu reagieren und die bestmöglichen Voraussetzungen für einen hohen Futterwert der Grassilage zu schaffen. Gilt im Normalfall ein Rohfasergehalt ≤ 240 g/kg TM als Grenzwert für hochwertige Grassilagen, so könnte in einem Extremjahr wie diesem der Grenzwert angezogen und eher etwas früher, z.B. mit 220 g/kg TM Mähbeginn geplant werden. In vielen Betrieben mit großen Mähflächen ist dieser Wert ohnehin schon Zielgröße für den Mähbeginn. Diese Entscheidung zur sehr zeitigen Mahd dürfte in einem wüchsigen Jahr wie 2024 leichter als in anderen fallen.
Angesichts der immer noch bestehenden großen Unterschiede zwischen den Regionen und Standorten und weil die Rohfasergehalte des Grünlandaufwuchses auf vielen der beprobten Standorte noch unterhalb der 200 g-Marke lagen, kann einzelbetrieblich eine weitere Probenahme zur Absicherung der Mahd-Entscheidung sinnvoll sein.
Sowohl der Paulinenauer Arbeitskreis Grünland und Futterwirtschaft als auch der Landeskontrollverband Berlin-Brandenburg eV bedanken sich bei allen beteiligten Betrieben für die Probenahme und die reibungslose Zusammenarbeit, ohne die die Reifeschätzung nicht möglich gewesen wäre.
Nr. | Region | Standort | Rohfaser % d. TM | ADF 1) % d. TM |
---|---|---|---|---|
1 | Randow-Welse-Bruch | Niedermoor2) Niedermoor | 173 183 | 199 206 |
2 | Rhinluch | Anmoor Niedermoor Niedermoor Niedermoor | 163 165 157 158 | 164 183 174 171 |
3 | Jäglitz-Dosse-Niederung | Mineralboden2) Anmoor2) | 169 175 | 180 184 |
4 | Havelland | Mineralboden Niedermoor | 192 197 | 217 212 |
5 | Oder-Spree | Anmoor | 205 | 241 |
6 | Dahme-Spree | Mineralboden Niedermoor2) | 221 190 | 230 196 |
7 | Niederer Fläming | Anmoor Niedermoor | 180 196 | 190 197 |
8 | Nuthe-Nieplitz | Anmoor Anmoor Niedermoor Niedermoor | 165 156 152 189 | 165 179 154 207 |
9 | Oberhavel, ökologischer Landbau | Mineralboden Niedermoor | 230 201 | 261 224 |
10 | Dahme – Spree, ökologischer Landbau | Mineralboden | 220 | 237 |
Mit dem zweiten Beprobungstermin am 17. und 18. April wurde die Reifeschätzung des Paulinenauer Arbeitskreises Grünland und Futterwirtschaft e.V. zur Voraussage des optimalen Schnitttermines auf dem Grünland in Brandenburg 2024 in Zusammenarbeit mit dem Landeskontrollverband Berlin-Brandenburg fortgesetzt.
Der Witterungsverlauf seit der ersten Beprobung vor einer Woche war durch ungewöhnlich niedrige Temperaturen geprägt, so dass die schon sehr weit fortgeschrittene Entwicklung der meisten beprobten Grünlandschläge nur langsam vorankam, in einigen Fällen auch stagnierte (siehe Tabelle). Die Fasergehalte auf dem beprobten Grünland mit ökologischem Landbau unterschieden sich in der Bestandsentwicklung nicht mehr von den konventionell bewirtschafteten Flächen.
Inzwischen hat die Mahd der ersten Ackergrasflächen begonnen. Wo es die Befahrbarkeit zulässt, stellen sich die Betriebe auf die Mahd der ersten Grünlandflächen auf mineralischen Standorten ein.
In der Vorwoche wies die Schätzung des LKV für den Beginn der 17. Kalenderwoche das Erreichen von 230 g Rohfaser je kg TM aus. Dieser Termin wird sich angesichts der Kälteperiode für die meisten Flächen um mindestens eine Woche nach hinten verschieben. Dabei werden die bereits weiter entwickelten Standorte ihren Entwicklungsvorsprung behalten. Die Differenziertheit zwischen den Grünlandflächen bleibt damit bestehen und erfordert trotz der relativ wüchsigen Bestände eine sehr schlaggenaue Entscheidung über den Mahdbeginn und die Reihenfolge der Aberntung der einzelnen Flächen.
Die Beprobungen werden in der nächsten Woche fortgesetzt, wie gewohnt wird die Bauernzeitung darüber informieren.
Nr. | Region | Standort | Rohfaser % d. TM | ADF 1) % d. TM |
---|---|---|---|---|
1 | Randow-Welse-Bruch | Niedermoor2) Niedermoor | 186 214 | 194 224 |
2 | Rhinluch | Anmoor Niedermoor Niedermoor Niedermoor | 193 185 192 199 | 197 200 210 203 |
3 | Jäglitz-Dosse-Niederung | Mineralboden2) Anmoor2) | 211 204 | 221 213 |
4 | Havelland | Mineralboden Niedermoor | 211 216 | 219 219 |
5 | Oder-Spree | Anmoor | geerntet | — |
6 | Dahme-Spree | Mineralboden Niedermoor2) | 242 218 | 254 244 |
7 | Niederer Fläming | Anmoor Niedermoor | 211 223 | 251 244 |
8 | Nuthe-Nieplitz | Anmoor Anmoor Niedermoor Niedermoor | 172 180 175 184 | 189 196 181 221 |
9 | Oberhavel, ökologischer Landbau | Mineralboden Niedermoor | 208 192 | 226 199 |
10 | Dahme – Spree, ökologischer Landbau | Mineralboden | 226 | 242 |
Mit dem ersten Grünlandaufwuchs steht auf den landwirtschaftlichen Flächen die erste Erntemaßnahme des Jahres 2024 an. Wie keine andere ist sie vom Temperaturverlauf der Vorwochen abhängig. In diesem Jahr sorgen die reichlichen Winterniederschläge für extreme Bedingungen, wie sie auf dem eher gut wassergeführten Milchviehgrünland nur selten zu beobachten sind. Häufig wurde die übliche Pflege nässebedingt auf Teilen der Flächen erschwert.
In diesem Jahr war die erste Probenahme auf dem mit mineralischem Stickstoff gedüngten Grünland bereits in der vergangenen Woche möglich. Die Grünlandflächen der teilnehmenden Betriebe mit ökologischem Landbau kommen in dieser Woche hinzu. In den letzten 18 Jahren, so lange läuft die Reifeprüfung des Paulinenarbeitskreises schon, ist der Probenahmetermin 11. April der früheste Termin überhaupt. Er zeigt den Beginn des Massenwachstums an, das nur 2013 und 2019 ähnlich früh begonnen hatte, allerdings trockenheitsbedingt damals unter weit weniger wüchsigen Bedingungen.
Die Beprobungsergebnisse am 11. und 12. April zeigen zwar eine standörtlich unterschiedliche Entwicklung, weisen aber insgesamt bereits Rohfasergehalte zwischen 160 und 220 g/kg TM auf den Niedermoor- und Anmoorstandorten auf. Das beprobte Grünland auf Mineralboden hatte die 200 g Marke teils deutlich überschritten auf. Damit zeichnet sich 2024 ein sehr früher Beginn des ersten Grünlandschnittes ab.
Nr. | Region | Standort | Rohfaser % d. TM | ADF 1) % d. TM |
---|---|---|---|---|
1 | Randow-Bruch | Niedermoor Niedermoor | 186 206 | 194 219 |
2 | Rhinluch | Anmoor Niedermoor Niedermoor Niedermoor | 191 164 174 196 | 214 194 196 207 |
3 | Jäglitz-Dosse-Niederung | Mineralboden Anmoor | 211 204 | 221 213 |
4 | Havelland | Mineralboden Niedermoor | 211 210 | 246 228 |
5 | Oder-Spree | Anmoor | 188 | 218 |
6 | Dahme – Spree | Mineralboden Niedermoor | 231 218 | 239 244 |
7 | Niederer Fläming | Anmoor Niedermoor | 205 220 | 218 235 |
Auch in diesem Jahr wird die Reifeentwicklung auf dem Brandenburger Grünland durch die Grünlandreifeprüfung des Paulinenauer Arbeitskreises begleitet. Wir werden die Ergebnisse der wöchentlichen Beprobung unter www.paulinenauer-arbeitskreis.de und wie gewohnt in der Bauernzeitung vorstellen.
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Technisch ist eine voll-mobile Einheit zum Schlachten für mehrere Tierarten möglich, fanden Partner in Thüringen in einem Innovationsprojekt heraus. Viele Fragen bleiben offen, ob ein solcher Schlachthof auf Rädern Realität werden kann.
Von Frank Hartmann
Gleichwohl es laut Agrarministerium über 100 zugelassene Schlachtstätten in Thüringen gibt, äußern sich Tierhalter regelmäßig unzufrieden über die Situation: Das reicht von hohen Kosten für das Lohnschlachten bis hin zu großen Entfernungen. Eine vollmobile Schlachteinheit, die beim Tierhalter auf den Hof rollt und bis zum Teilzerlegen das Schlachten anbietet, könnte eine Antwort sein.
Ein Innovationsprojekt (EIP), für das sich Landwirte, ein Ingenieurbüro, Wissenschaftler der Uni Leipzig und Thüringer Behördenvertreter zusammenfanden, und das von der Thüringer Aufbaubank gefördert wurde, beschäftigte sich eineinhalb Jahre mit dem Thema.
Ziel war es, ein technisch und veterinärrechtlich funktionierendes Fahrzeug zu konstruieren, das wie eine feste Schlachtstätte arbeiten und mehrere Tierarten schlachten kann. Dem vorliegenden Abschlussbericht des Projektes zufolge ist es theoretisch möglich, einen solchen Truck zu bauen, trotz hoher veterinärrechtlicher Auflagen und technischer Finessen.
Um einen solchen mobilen Schlachthof aber realisieren zu können, werden von den Partnern Folgeprojekte als notwendig erachtet, um wichtige Fragen zu klären: Etwa die, wie ein Betreibermodell unter den noch realistisch zu kalkulierenden Betriebskosten und Gebühren aussehen könnte.
Offen ist, wie der Bau des Schlachtmobils, der bei weit über 1 Million Euro liegen dürfte, finanziert werden kann. Es bräuchte ein HACCP-Konzept. Die Logistik der Trichinellen-Untersuchung oder Reinigungs- und Trocknungszeiten müssten geklärt werden.
Die Fleischuntersuchung oder die Verfügbarkeit von amtlichem Personal gehören abgeklärt. Und nicht zuletzt braucht es ein Planungstool, das Schlachttermine zuverlässig mit der veterinärbehördlichen Begleitung in Einklang bringen kann.
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Im Rahmen des Projektes beteiligten sich 263 Landwirte an einer Umfrage. Fast 90 Prozent von ihnen, etwa zu Hälfte im Haupt- und im Nebenerwerb, hielt selbst Tiere. Mit 154 landwirtschaftlichen Betrieben hielten die meisten Umfrageteilnehmer Rinder, gefolgt von Schweinen (65) und Schafen (60). Viele hielten mehrere Tierarten.
Dass sie sich für das mobile Schlachten interessieren, begründeten die meisten Landwirte mit dem Verzicht auf den Lebendtiertransport, eine verbesserte Fleischqualität und dem Wunsch, Verantwortung bis zum Tod der eigenen Tiere übernehmen zu wollen. Auch spielt eine Rolle, die Gewissheit zu haben, dass das Fleisch am Ende wirklich auch vom eigenen Tier stammt.
Den mobilen Schlachthof wünschen sich die meisten als Dienstleistung, um sich nicht selbstständig mit Genehmigungen und Abläufen der mobilen Schlachtung auseinandersetzen zu müssen. Als mögliche Probleme nannten die Landwirte die Terminierung (hohe Nachfrage im Saisongeschäft) sowie bei der Wirtschaftlichkeit des mobilen Schlachthofs.
Insgesamt 15 amtliche Tierärzte beantworteten stellvertretend für ihre Veterinärbehörde den Fragebogen. Demnach nehmen sie insgesamt eine steigende Nachfrage der mobilen Schlachtung in Thüringen wahr, obgleich die Veterinärämter zumeist nicht auf eine steigende Nachfrage eingerichtet seien bzw. dieser aufgrund mangelnder personeller und zeitlicher Ressourcen nachkommen könnten.
In offenen Fragen zu den Risiken eines mobilen Schlachthofs befragt, nannten die Tierärzte etwa:
Besonderes Augenmerk sollte auf die Zuständigkeiten der Veterinärbehörden (Schlachttieruntersuchung, Fleischuntersuchung und Überwachung der Schlachtungen) und die potenzielle Verschleppung von Krankheitserregern und Tierseuchen gelegt werden.
Mehr Informationen zum Projekt und den Partnern: www.vollmobileschlachtung.de
Der Abschlussbericht sollte in Kürze in der EIP-Datenbank der Deutschen Venetzungsstelle für ländliche Räume zu finden sein: www.dvs-gap-netzwerk.de
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Auf der agra in Leipzig wurden auch die Ämter neu verteilt – die Milchkönigin und die Milchprinzessin wurden auserkoren. Die Bauernzeitung sprach mit der frisch gekürten Milchkönigin nach der Krönung. Woher kommt ihre Liebe zu den Tieren?
Von der Redaktion der Bauernzeitung
Dieser Programmpunkt gehört inzwischen fest zur agra: Auch dieses Mal wurden am Nachmittag des Eröffnungstages der Messe (11.4.) die neuen Sächsischen Milchhoheiten in ihr Amt eingeführt.
Bauernpräsident Torsten Krawczyk krönte die 23-jährige Jenny Krawczyk aus Großweitzschen zur neuen Sächsischen Milchkönigin und die 24-jährige Vanessa Graf aus Bautzen zur Milchprinzessin. Gemeinsam werden sie in den kommenden zwei Jahren die sächsische Milchwirtschaft repräsentieren.
Die neuen Milchhoheiten kennen die Landwirtschaft von Kindesbeinen an. Zwischen den Milchkühen ihrer elterlichen Betriebe fühlten sich beide immer wohl und schlugen letztlich eine Laufbahn in der Tierwirtschaft ein.
In diesem Jahr folgten sie dem Aufruf des Sächsischen Landesbauernverbandes (SLB) und bewarben sich um das Amt der Milchkönigin. Unter den insgesamt sieben Bewerberinnen stellten sie beim Casting ihre guten kommunikativen Fähigkeiten am eindrucksvollsten unter Beweis.
Sie sehen ihren Beruf als Berufung und wollen diese Leidenschaft für die Milchproduktion nach außen tragen, Verbraucherinnen und Verbraucher informieren und junge Menschen für die Landwirtschaft begeistern. Die Sächsischen Milchhoheiten wurden in diesem Jahr zum 13. Mal gekürt.
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Der Agrarausschuss des Landtags wollte im Nachklang der Bauernproteste in einem Fachgespräch wissen, wie es den Landwirten in Brandenburg geht. Bauernpräsident Hendrik Wendorff setzt sich für die Vorschläge des LBV Brandenburg ein.
Von Heike Mildner
Für Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbandes (LBV), war es bereits der dritte Vortrag in dieser Marathonsitzung des Agrarausschusses am Mittwoch (10.4.), sozusagen ein ehrenamtlich-parlamentarischer Hattrick. Und auch den Abgeordneten wurden Konzentration und Durchhaltevermögen abverlangt.
„In Zeiten eines herausfordernden Marktes für landwirtschaftliche Produkte ist unsere Wirtschaftskraft nach wie vor nicht gefestigt“, machte Wendorff deutlich. „Die Absatzbedingungen für die deutschen und europäischen Landwirte für ihre Getreideprodukte verschlechtern sich rasant und bremsen die Unternehmen massiv aus.“ Umso wichtiger sei es, die Umsetzung der Vorschläge des LBV für Bürokratieabbau und Agrar-Binnenstärkung „mit Tempo und Ernsthaftigkeit“ voranzutreiben.
In die Diskussion brachte Wendorff weitere „wunde“ Punkte ein:
Peter Schollbach, Vorsitzender von Land schafft Verbindung Brandenburg, schlug den Bogen zu den Verandlungen auf Bundesebene und ließ noch einmal die Proteste Revue passieren.
Marco Hintze vom Bauernbund Brandenburg machte mit Hinblick auf Mercosur deutlich, dass Abkommen wie diese nicht verabschiedet werden dürfen, wenn sie den Markt mit Produkten fluten, die nicht nach hiesigen Bestimmungen hergestellt wurden.
Rudolf Hammerschmidt (Familienbetriebe Land und Forst Brandenburg) rechnete u. a. vor, wie schwer es wird, die gestiegenen Kosten mit den gefallenen Preisen zu kompensieren. „Landwirte sind Unternehmer, das können wir!“, sagte Hammerschmidt, jedoch sei das Risiko, das durch die Politik eingebracht werde, immer schwerer zu kalkulieren.
Stichwort Pflanzenschutzmittelreduktionsstrategie: „Wird Brandenburg weitermachen, obwohl von EU-Seite die Sache vom Tisch ist?“, gibt Hammerschmidt zu bedenken. In der Uckermark führe zudem die Düngeverordnung zu großem Frust, auch, weil sich das Gericht nicht mit inhaltlichen Fragen einer Messstelle beschäftigt.
Julia Bar-Tal (Landesverband Nord-Ost der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft) betont die Vielfalt der Landwirtschaftsbetriebe in Brandenburg: „Nicht alle Finger sind gleich, aber trotzdem ergeben sie eine Hand“, sagt sie, diese Diversität gelte es zu verteidigen. Sie machte auf den emotionalen Druck aufmerksam, der auf den Landwirten laste. „50 Prozent im Berufsstand leiden an Depression bis hin zur Suizidalität.“ Entlastend wären schon vermeintliche Kleinigkeiten wie eine praktischere Benutzeroberfläche und eine bessere Kommunikation bei Förderprogrammen.
Sabine Kabath (Bioland Ost) mahnte eine Überarbeitung des Berufsbildes Landwirtschaft in Richtung Ökologie und Naturschutz an und betonte, wie wichtig die Gentechnikfreiheit für ihren Verband sei.
Hans Foldenauer (Bundesverband Deutscher Milchviehhalter) führte in einer seiner Ausführungen zurück zum Anlass für die Bauernproteste: Niemand gehe auf die Straße, wenn die Milchpreise um 15 Cent oder der Schweinepreis um einen Euro sinken. „Durch den 15 Cent geringeren Milchpreis haben die deutschen Milcherzeuger einen jährlichen Verlust von 4,6 Milliarden Euro“, betonte Foldenauer in der Anhörung. Von der Politik sei er nicht enttäuscht, wohl, weil er schon zu lange dabei sei, sagt das Mitglied der Zukunftskommission Landwirtschaft. „Deshalb ein Appell an uns selber, eine Kritik an uns selber: Wir müssen schauen, wofür es elementar wichtig ist zu demonstrieren und nicht von Emotionen leiten lassen.“
Agrarminister Axel Vogel (Grüne) sicherte zu, die Ergebnisse der ministeriellen Arbeitsgruppe Bürokratieabbau im Anschluss an das nächste Treffen am 29. April, an dem auch Ministerpräsident Dietmar (SPD) Woidke teilnehmen wird, schnellstmöglich vorzustellen.
Drei Tage später bietet sich z. B. mit der BraLa eine gute Gelegenheit. Noch vor dem Sommer rechnet der LBV mit konkreten Ergebnissen zur Entlastung von Brandenburgs Bauern.
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Die zweite Probenahme im Rahmen der Reifeprognose 2024 erfolgte am 16. April. Die frühsommerlichen Temperaturen hielten sich in der vergangenen Woche und so konnte, unterstützt durch ausreichende Niederschläge, die Bestandesentwicklung weiter voranschreiten.
Beim Ackergras fällt das Massewachstum an zwei Orten hoch aus, auf den anderen vier Testflächen war es deutlich geringer als erwartet. Ein Ort fällt mit einem sehr hohen TM-Ertrag auf, dies korreliert allerdings mit dem schon weit fortgeschrittenen Entwicklungsstadium. Bei parallel leicht sinkenden Proteingehalten wird der erwünschte Bereich zum Teil noch übertroffen, andererseits auch schon unterschritten. Hier sind noch weitere Veränderungen wahrscheinlich.
Auffällig war der an zwei Orten leicht gesunkene Rohfaseranteil im Vergleich zur Vorwoche. Was im ersten Moment untypisch erscheint, wurde bei frühen Beprobungsterminen in den Vorjahren wiederholt beobachtet. Hier könnte ursächlich sein, dass in der Entwicklung der Punkt noch nicht erreicht worden ist, von wo aus der Fasergehalt naturgemäß zunimmt.
Die gegenüber der Vorwoche überwiegend höheren Verdaulichkeiten (Gasbildung im HFT) sowie die angestiegenen Zuckerwerte entsprechen der normalen Vegetationsentwicklung. Das Niveau der Zuckergehalte lässt einen Siliermitteleinsatz momentan nicht nötig erscheinen, dieser wird zur allgemeinen Qualitätsabsicherung jedoch angeraten.
Die angestiegenen Energiedichten (im Mittel bei 6,6 MJ NEL/kg TM) resultieren aus gesunkenen ADFom-Gehalten (234 g/kg TM) und angestiegenen Verdaulichkeiten sowie aus dem erwartbaren Rückgang der Rohasche. Somit hat das Ackergras in vier Beständen die Erntereife erreicht. Die beiden anderen beprobten Flächen werden wahrscheinlich in den kommenden Tagen nachziehen.
Auch auf Mineralboden wurden schon vergleichsweise hohe Fasergehalte ermittelt. Die ADFom-Werte haben noch etwas Spielraum. Zum nächsten Probeschnitt in einer Woche könnte die Ernte bereits auf den meisten Testflächen anstehen. Die laufende Beobachtung der Bestände sollte hierbei zur guten fachlichen Praxis gehören.
Weiterhin zeigen die Analysen durchgehend einen Rohproteingehalt über dem angegebenen Zielbereich (160 – 180 g/kg TM). Voraussichtlich wird er sich bei normal verlaufender Entwicklung noch in die erwünschte Richtung bewegen. Die Rohfettgehalte der sechs beprobten Flächen liegen bereits im Optimum. Die Verdaulichkeitswerte sind auf hohem Niveau mit positiver Auswirkung auf den Energiegehalt. Unter diesem Aspekt wäre qualitativ hochwertiges Grünfuttermaterial zu ernten.
Die Witterung für die nächste Woche lässt den Frühling „etwas Pause“ machen und bringt uns typisches wechselhaftes Aprilwetter. Prognostizierte Tagestemperaturen zwischen 5 bis 12°C und die Gefahr nächtlicher Bodenfröste lassen uns gespannt auf die Reifeentwicklung des Mineralbodengrünlandes schauen. Auch die Testflächen auf Niedermoor werden am kommenden Dienstag in das Beprobungsraster mit einbezogen.
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Die Raunitzer Agrar GmbH aus Gimritz in Sachsen-Anhalt war erstmals auf der agra in Leipzig und präsentierte nicht nur die Leicoma-Schwein-Produkte, sondern auch ihre selbst gezüchteten Tiere. Wir blicken auch auf die zweijährige Praxis-Partnerschaft mit der Bauernzeitung.
Von Detlef Finger
Ein flammendes Plädoyer für das Leicoma-Schwein und dessen besondere Fleischqualität hielt Wouter Uwland gleich dreimal auf der agra 2024 in Leipzig: Dort standen jeweils knapp einstündige Auftritte des Züchters auf dem Programm der Landwirtschaftsausstellung für Mitteldeutschland.
An der kleinen Bühne inmitten des agra-Marktplatzes in Halle 2 informierte der Unternehmer aus Gimritz bei Halle im sachsen-anhaltischen Saalekreis über den Werdegang der im Bestand stark bedrohten DDR-Schweinerasse und seine Bemühungen, deren Population auch für künftige Generationen zu erhalten.
Letzteres funktioniere nur über eine wirtschaftlich tragfähige Nutzung, sprich: „Erhalten durch Aufessen“, stellte Uwland klar. Er verhehlte auch nicht, dass mit einem raren Produkt bessere Preise zu erzielen sind. „Iss mich, liebe mich, rette mich!“ war denn auch sein Part überschrieben, den er zusammen mit Magdalene und Wolfgang Grabitz bestritt.
Das Ehepaar aus Paderborn im Osten Nordrhein-Westfalens, das sich mit Kochshows, Seminaren sowie als Autor von Kochbüchern, insbesondere für Wildfleisch, einen Namen gemacht hat, zauberte im kleinen Kochstudio auf der Bühne aus Nackenstücken von Uwlands Leicoma-Schweinen schmackhafte Probierhappen. Währenddessen informierte der Tierhalter das Publikum über die Rasse, die Qualität ihres Fleisches und seinen Zuchtbetrieb, die Raunitzer Agrar GmbH.
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Das in den 1970er-Jahren in der DDR gezüchtete Leicoma setzt sich genetisch aus Deutscher und Niederländischer Landrasse, Duroc, Estnischem Bacon und Deutschem Sattelschwein zusammen. Von rund 4.000 Herdbuchsauen zur Wende waren 2018 gerade noch 20 in einem Zuchtbetrieb bei Zerbst übriggeblieben. Sechs davon übernahm Uwland.
Über tiefgefrorenes Ebersperma, das im Rahmen eines Programms des Landes Sachsen-Anhalt als Genreserve gewonnen worden war, wurde die Rasse wiederbelebt. Uwland hat seinen Betrieb inzwischen vollständig darauf umgestellt, er hält derzeit rund 250 Sauen, etwa die Hälfte sind Herdbuchtiere. Das beim Hybridschweinezuchtverband Nord-Ost für ganz Deutschland geführte Zuchtbuch für das Leicoma weist zu etwa 95 % Sauen von Uwland aus, der die Rasse aktuell als bundesweit Einziger im Haupterwerb bewirtschaftet.
Das tiefrote Fleisch der Tiere hat einen intramuskulären Fettgehalt von 1,7–1,8 % und damit einen der höchsten unter den Schweinerassen. Eventkoch Grabitz ergänzte hierzu, dass beim Fleisch drei Arten von Fett unterschieden werden:
Davon konnten sich jene Zuhörer vor Ort überzeugen, die einige der mit Semmelmehl panierten und in Öl gebackenen Schweinefleischhäppchen probieren durften.
Wurstwaren und weitere Produkte vom Leicoma gab es nebenan am Stand des Hofladens von Caroliene Uwland. Die Ehefrau des Züchters war mit ihrer Direktvermarktung erstmals auf der agra präsent.
Und auch die Schweine selbst waren zu sehen, denn Wouter Uwland stellte in Halle 5 eine Leicoma-Sau mit sieben Ferkeln aus. Das knapp zwei Jahre alte Muttertier brachte 250 kg auf die Waage. Die Schlachtschweine aus Gimritz erreichen mit einem Alter von neun bis zehn Monaten Lebendgewichte von 170–180 kg, was Schlachtgewichten von 120–130 kg entspricht. Die Tiere werden in regionalen Fleischereien zu Fleisch und Wurstwaren für die Direktvermarktung verarbeitet.
Mit der agra 2024 endete auch die zweijährige Praxispartnerschaft der Bauernzeitung mit der Raunitzer Agrar GmbH. Seit dem Frühjahr 2022 begleiteten wir die Uwlands und berichteten u. a. über Zucht, Haltung, Schlachtung und Vermarktung der Schweine, aber auch Tierwohl, Biosicherheit, Fleischverarbeitung und vieles mehr.
Vom unternehmerischen Engagement und Ideenreichtum des Paares zeugen z. B. Artikel über Beteiligungen an Wettbewerben wie dem CeresAward, bei dem Uwland 2022 unter den drei Finalisten in der Kategorie Schweinehaltung war, der Landes-Tierschutzpreis für artgerechte Nutztierhaltung, die Kulinarischen Sterne Sachsen-Anhalts oder der Regionalvermarkterpreis 2023, ferner Teilnahmen an Märkten und Messen wie der Grünen Woche oder nunmehr der agra.
„Die Praxispartnerschaft hat dazu beigetragen, Betrieb und Hofladen bekannter zu machen“, freuen sich die beiden. Seither würden sie sogar direkt von Menschen auf die Berichterstattung angesprochen.
Auch ihre Kinder Jildau und Seine fanden sich, ebenso wie Mitarbeiterinnen und Geschäftspartner in so manchem Beitrag wieder. Die Uwlands waren der sechste Praxispartner der Bauernzeitung in Sachsen-Anhalt seit 2012. Am zweijährigen Wechsel zu einem neuen Betrieb soll festgehalten werden, wenngleich das Abschiednehmen auch diesmal schwerfällt. Längst ist durch die regelmäßigen Besuche bei Wouter und Caroliene Uwland in Gimritz ein freundschaftliches Miteinander entstanden. So gibt es auch das gegenseitige Versprechen, in Zukunft weiter in engem Kontakt zu bleiben.
Zur Frage, wohin die Reise beim Praxispartner in Sachsen-Anhalt demnächst führt, sei erst einmal nur so viel verraten: Es wird erneut ein Familienbetrieb sein, allerdings mit einer gänzlich anderen, bislang an dieser Stelle noch nicht vertretenen Produktionsausrichtung. Geografisch bleiben wir im Saalekreis, doch es geht noch weiter in den Süden des Landes. Lassen Sie sich überraschen.
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Schäumt es in einer Biogasanlage, entstehen Probleme. Was sind die Ursachen und Folgen der Schaumbildung im Fermenter? Hilft dagegen etwas? Ein wissenschaftliches Projekt überprüft Gegenmaßnahmen – alle Biogasanlagen-Betreiber können an einer Umfrage teilnehmen.
Von Lucie Moeller, UFZ Leipzig
Es wird Landwirten oft geraten, die Biogasanlage wie ihre beste Kuh zu füttern, um gute Biogas-Erträge zu erreichen und keine Probleme im Biogasprozess zu bekommen. Trifft dieser Vergleich zu? – Teilweise schon. Zumindest, wenn man sich die Probleme des Verdauungsprozesses in diesen beiden Systemen anschaut.
Wie im Pansen eines Rindes kann es in einer Biogasanlage zur Übersäuerung kommen. Schäumt es, bekommen beide – sowohl die Kuh, als auch der Biogas-Fermenter – ein Problem.
War Schaum-Bildung im Biogas-Prozess lange nicht erforscht, galt dies nicht für die Blähung im Pansen. Man kann aber voneinander lernen. Das gilt hier vor allem für die Ursachen der Schaumbildung. So wurde auch für Biogasanlagen – ähnlich wie bei Wiederkäuern – nachgewiesen, dass fein gemahlenes Getreide als Substrat ein erheblich höheres Potenzial zum Schäumen hat als ein grobes Schrot.
Proteinreiches Futter verursacht in beiden Verdauungssystemen durch Schaumbildung Probleme – im Fall der Kuh ist es Luzerne, bei einer Biogasanlage ein hefehaltiges Substrat. Pektinhaltiges Substrat wie Zuckerrübe führt unter ungünstigen Umständen der schnellen Gärung des enthaltenen Zuckers zur Stabilisierung der schnell aufsteigenden Gasblasen.
Obwohl die Ursachen so ähnlich sind, werden für jeden der beiden Gasproduzenten unterschiedliche Maßnahmen ergriffen. So zeigen die Erfahrungen, dass im Fall der Zuckerrübe die Eigenschaften der Gärmasse im Fermenter ausschlaggebend sind: Ist das Verhältnis von Kohlenstoff zu Stickstoff zu hoch, kommen die Mikroorganismen mit der Umsetzung des kohlenstoffreichen Substrats Zuckerrübe nicht hinterher, weil ihnen der Stickstoff zur Produktion von hydrolytischen Enzymen fehlt. Diese Enzyme sind Proteine, die die erste Stufe des Biogasprozesses (Hydrolyse) bewerkstelligen.
Durch die fehlende Hydrolyse wird das Pektin der Zuckerrübe nicht gespalten und stabilisiert die Schaumblasen. Es wurde nachgewiesen, dass die Zugabe von Stickstoffdünger Abhilfe schaffen kann. Auf der anderen Seite gibt es Faktoren, die die stabilisierende Funktion des Pektins noch unterstützen.
So wurde festgestellt, dass in einem Biogasfermenter Salze mit zweiwertigen Kationen den Schaum stabilisieren. Daher ist Vorsicht geboten, wenn im Kuhstall Dolomit zur Desinfektion genutzt wird und gleichzeitig in der Biogasanlage, wo die Gülle aus dem Kuhstall später landet, Zuckerrüben vergoren werden.
Für lebende Systeme gilt häufig, dass das, was einem hilft, bei dem anderen wirkungslos bleibt. Das gleiche gilt auch für Biogasanlagen. Maßnahmen, die bei einer Biogasanlage zur Entspannung der Schaumbildung geholfen haben, sind im Fall eines anderen Biogas-Fermenters nicht wirksam. Aus diesem Grund wurde ein wissenschaftliches Projekt mit dem Titel Ursachen und Gegenstrategien für Schaumereignisse in Biogasanlagen ins Leben gerufen.
Das Ziel des Projektes ist es, die Hintergründe der Schaumbildung im Prozess der Vergärung genau zu verstehen, um allgemein wirksame Maßnahmen entwickeln zu können. Als Grundlage des Projektes wurde die These gestellt, dass die Schaumbildung im Biogasprozess vornehmlich durch die Störung der Hydrolysestufe zustande kommt.
Das Projekt wird von der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe finanziell unterstützt und vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig als Pionieren der Erforschung des Phänomens der Schaumbildung im Biogasfermenter, der Universität Hohenheim als Experten für die Hydrolysephase im Biogasprozess und der Hochschule Nürtingen-Geislingen, die ökonomische Analysen durchführt, bearbeitet.
Da die Biogas eine wichtige Rolle in der flexiblen Energiebereitstellung einnimmt bzw. einnehmen sollte, werden die Probleme des Prozesses künftig an Bedeutung gewinnen. Bei flexibler Fütterung mit leicht abbaubaren Substraten wie Zuckerrübensilage und Getreide kann es beispielsweise schnell zu einer übermäßigen Schaumbildung kommen – wie es heute in der Bioabfallverwertung bereits sehr häufig der Fall ist.
Um die Wirtschaftlichkeit der im Projekt vorgeschlagenen Maßnahmen zu prüfen, ist es wichtig, zunächst den Schaden, der durch die Schaum-Bildung verursacht wird, zu betrachten. Und hier ist die Zusammenarbeit mit den Anlagenbetreibern gefragt.
Deswegen benötigen wir Ihre Mithilfe: Wir bitten um Ihre Teilnahme an unserer Online-Umfrage. Sie richtet sich an alle Betreiber von Biogasanlagen – unabhängig davon, ob sie eine Schaumbildung im Fermenter beobachtet haben oder nicht.
Für unsere Umfrage brauchen wir eine repräsentative Anzahl an Teilnehmern; also selbst, wenn Ihre Biogasanlage aktuell nicht schäumt oder noch nie geschäumt hat, können Sie unsere Forschung unterstützen.
Das Ausfüllen der Umfrage dauert maximal 15 Minuten (im Fall einer nicht-schäumenden Anlage noch weniger). Ihre Angaben werden selbstverständlich anonym erhoben, es können keine Rückschlüsse auf Ihre Biogasanlage gezogen werden.
Die Ergebnisse der Umfrage werden dann in der Bauernzeitung veröffentlicht.
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Bald endet für so manche Biogas-Anlage die 20 Jahre Strom-Vergütung nach EEG. Wie geht es dann weiter mit dem Biogas? Droht die Stilllegung oder finden sich neue Einkommensquellen? Die aktuelle Lage kommentiert Christoph Feyer.
Einmal im Frühjahr und einmal im Herbst werden über 3.000 Unternehmen angeschrieben, die nachwachsende Rohstoffe nutzen. Das institutionell vom Bayerischen Staat geförderte Energienetzwerk C.a.r.m.e.n. e. V. bittet dann um eine kurze Einschätzung zu Umsatz, Investitionsbereitschaft sowie Personal- und Auftragsbestand – aktuell und für die Zukunft. Die Rückmeldungen werden branchenspezifisch ausgewertet, grafisch aufbereitet und in einem Bericht, der „Konjunkturumfrage Nachwachsende Rohstoffe“, veröffentlicht.
Unter den Befragten sind auch viele Biogasanlagenbetreiber und deren jüngste Konjunkturbewertung ist nicht gerade rosig: Ein Drittel der Anlagen plant die Stilllegung. Das Energienetzwerk, das das Meinungsbild schon seit zehn Jahren erstellt, bemerkt dazu: Die Bewertung durch die Biogas-Produzenten ist die schlechteste seit Beginn der Umfrage. Der Negativ-Trend der vergangenen Jahre setzt sich fort.
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Der Grund dafür ist ein Geburtsfehler des Erneuerbare-Energien-Gesetzes: die Begrenzung der garantierten Einspeisevergütung auf 20 Jahre. In Kürze erreichen die geburtenstarken Jahrgänge bei den Biogasanlagen diese Zäsur. Wenn sie dann keine wirtschaftlichen Perspektiven sehen, werden viele Betreiber aus der Energieproduktion aussteigen.
Um das zu verhindern, so die Interessenvertreter, müssten der Höchstwert der Ausschreibungen für Biomasse- und Biomethananlagen von 19,83 ct/kWh sowie das gesetzliche Ausschreibungsvolumen für Bestandsanlagen erhöht werden. Bleibt das weiterhin aus, wäre zu bezweifeln, dass die Bundesregierung ihre ambitionierten Ziele zur CO2-Reduzierung erfüllen kann.
Mehr als dreifach überzeichnet war die letzte Ausschreibung. Das zeigt, wie stark der Druck ist, der auf den Energiewirten lastet, denn die Alternativen zum Stromverkauf sind an wirtschaftliche Voraussetzungen geknüpft. Da ist zum einen der Biokraftstoffmarkt. Die Aufbereitung des Biogases wird für viele aber oft erst ab 1 MW Anlagenleistung rentabel. Kleinere Erzeuger müssten sich zusammenschließen.
Eine weitere Alternative ist der Eigenverbrauch, was für Biogasanlagen jedoch problematisch ist, da sie in der Regel zu viel Energie produzieren. Es gibt zwar bereits Erzeuger, die ihre Stromproduktion drosseln, die Verweilzeiten im Fermenter verlängern und so die Substratkosten verringern. Allerdings sinken diese längst nicht so stark, wie gewünscht. Zum anderen ist das bei Flexbetrieb und Stromerzeugung in Spitzenlastzeiten unmöglich. Und dann gibt es ja auch noch jene, die die Stuben ihrer Nachbarn mit Abwärme heizen.
Bleibt also nur der Ausstieg? Für einige vermutlich schon, vor allem dann, wenn ihre Substrate zu teuer sind, sie kein Nahwärmenetz versorgen oder einen Investitionsstau vor sich herschieben. Aber selbst die Betriebsaufgabe wird Geld kosten. Für den Außenbereich gilt eine Rückbauverpflichtung. Die musste zwar bei der anfänglichen Finanzierung eingepreist werden, aber das wurde, mit Blick auf die deutlich gestiegenen Kosten, vermutlich nicht immer in ausreichender Höhe getätigt.
Die Entscheidung der Bundesregierung, die etablierte und ausgereifte Biogastechnologie dem Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft zu opfern, erinnert an den Zusammenbruch der hiesigen Solarwirtschaft. China hat den Markt gern übernommen und bei uns verloren mehr Menschen ihre Arbeit, als im hochsubventionierten Braunkohletagebau beschäftigt sind.
Kommentar aus der Ausgabe 16/2024
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Das Bundeskanzleramt erinnert sich der Zukunftskommission, die es nach den Bauernprotesten von 2019 ins Leben rief. Obwohl sie ohne konkrete Ergebnisse blieben, liefen erste Gespräche zwischen Bundeskanzler Scholz und den Landwirten „besser als erwartet“.
Von Ralf Stephan
Eigentlich sollte sich die Zukunftskommission Landwirtschaft – wie es ihr Name vorgab – mit längerfristigen strategischen Zielen befassen. Inzwischen soll die ZKL Antworten auf die Fragen der Tagespolitik liefern, die die Ampelregierung nicht zu finden in der Lage scheint.
Immerhin wird das Gremium wieder vom Bundeskanzleramt wahrgenommen, auf dessen Initiative es im Spätherbst 2019 ins Leben gerufen worden war: Am Donnerstag (11.4.) traf sich Kanzler Olaf Scholz (SPD) mit ihm.
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Die ZKL empfahl der Bundesregierung, jetzt mit Nachdruck einen Kraftakt zur Reform der Agrar-Umweltpolitik anzustoßen, die langfristig ausgerichtet ist, fachliche Erfordernisse der Landwirtschaft anerkennt und die Konsenspotenziale des ZKL-Dialogs nutzt, berichtete Hubertus Paetow, der als Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) am Treffen teilnahm. Man habe erste Eckpunkte für neue Empfehlungen vorgelegt, an deren Finalisierung das Beratergremium derzeit noch arbeite.
Jedoch besteht dazu innerhalb der ZKL kein durchgängiger Konsens. Sowohl der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Holger Hennies, als auch der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt sprachen unabhängig voneinander von schwierigen Verhandlungen, die noch zu führen seien. Zwar habe man in einer Reihe von strittigen Fragen Einvernehmen. Es blieben jedoch noch „Knackpunkte“, für die Lösungen gefunden werden müssten.
Für Hennies ist ein einfacheres Düngerecht ebenso unerlässlich wie die spürbare Entlastung im steuerlichen Bereich und bei bürokratischen Auflagen. Bandt besteht auf konkreten Schritten, um den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel zu reduzieren. Auch für die Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) müsse es klare Signale geben.
Bandt und Hennies zeigten sich gleichwohl optimistisch, dass die Zukunftskommission Landwirtschaft einen Konsens finden werde. Ergebnisse seien für Anfang Mai zu erwarten. Der DBV-Vizepräsident zog ein positives Fazit der Gespräche mit dem Kanzler und anschließend mit den Vize-Vorsitzenden der Ampelfraktionen, Matthias Miersch (SPD), Julia Verlinden (Grüne) und Carina Konrad (FDP). Der Austausch sei insgesamt besser gelaufen als erwartet, so Hennies.
Die ZKL habe deutlich machen können, „wo Handlungsbedarf und Nachbesserungspotenzial besteht, um die Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft so zu gestalten, dass unsere Betriebe wettbewerbs- und zukunftsfähig sind“. Entscheidend sei, „dass ein Gesamtpaket geschnürt wird, das der Komplexität unserer Branche gerecht wird“, so Hennies. Er geht nicht davon aus, dass die Koalition die ZKL-Empfehlungen zu 100 % werde umsetzen können. Entscheidend sei, „dass die Richtung stimmt“.
Zufrieden über das Gespräch mit dem Bundeskanzler hat sich der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbands (DRV), Franz-Josef Holzenkamp, geäußert. Dem Regierungschef sei die Ernsthaftigkeit bewusst, mit der nun Entscheidungen getroffen werden müssen, betonte er. „Höhere Standards im Binnenmarkt müssen refinanziert werden“, stellte der DRV-Präsident klar.
Aus Sicht der Vorstandsvorsitzenden vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Tina Andres, komme es nun auch darauf an, für die ambitionierten Bio-Ziele der Koalition auch die notwendigen Ressourcen bereitzustellen. Mehr als 55.000 Biohöfe und -unternehmen bräuchten eine klare Perspektive.
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Nach der Pilotphase soll AgriGuide ab 2025 Landwirte online mit allen relevanten Daten für eine sachgerechte Anwendung von Pflanzenschutz-Mitteln versorgen. Ab sofort gibt es einen Test der App. Wie funktioniert das?
Von der Redaktion der Bauernzeitung
Rund 30 Landwirte und landwirtschaftliche Berater in Deutschland testen ab sofort in einem Pilotprojekt die neue Pflanzenschutz-App AgriGuide. Zu der Anwendung, die der europäische Pflanzenschutzverband CropLife Europe in Zusammenarbeit mit dem Industrieverband Agrar (IVA) entwickelt hat, gehören eine Smartphone-App und ein Internetangebot.
In Form eines „digitalen Etiketts“ bündelt AgriGuide alle Informationen für den Landwirt, die für die sachgerechte und nachhaltige Anwendung von Pflanzenschutzmitteln zu beachten sind. Ab 2025 sollen die AgriGuide-App und das Webtool allen Landwirten in Deutschland zur Verfügung stehen.
Landwirte stehen heute beim Pflanzenschutz vor einer Vielzahl an komplexen Herausforderungen. Die Anwendung hängt nicht zuletzt von der Situation am Feld ab, beispielsweise von anliegenden Gewässern oder den aktuellen Windverhältnissen. Viele Zulassungsdaten liegen heute noch nicht online maschinenlesbar und tagesaktuell in einer Datenbank vor. Dies erfordert ein aufmerksames Lesen des Produktetiketts vor einer Anwendung.
Ergänzend sind außerdem die Hinweise des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) oder die jeweiligen Produktseiten der Hersteller auf Aktualität der Zulassungsdaten zu prüfen. Dies soll sich mit AgriGuide ändern.
„Digitalisierung im Pflanzenschutz bedeutet mehr Nachhaltigkeit bei der Anwendung. Die Industrie baut eine europaweite Datenbank auf, damit für Landwirte zukünftig unnötiger Papierkram entfällt und Pflanzenschutzmittel einfacher, sicher und in Übereinstimmung mit den Anwendungsbestimmungen angewendet und dokumentiert werden.
Zukünftig sollen Landwirte per App bequem alle Informationen zur sachgerechten Anwendung einsehen und auf dem Feld digital gestützt rechtliche Vorgaben einhalten können. Zeitgleich sinkt der Dokumentationsaufwand dank digitaler Erfassung. Das Eigentum der Daten verbleibt beim Landwirt“, betonte IVA-Hauptgeschäftsführer Frank Gemmer.
Und so funktioniert AgriGuide: Zunächst sollen landwirtschaftliche Anwender in der ersten Ausbaustufe alle relevanten Pflanzenschutz-Anwendungsinformationen über digital lesbare Etiketten, z. B. durch Scannen des Produktetiketts, erfassen.
In weiteren Ausbaustufen soll AgriGuide zusätzlich situationsspezifische Anwendungsanleitungen liefern. Dabei erhält der Anwender für sein Feld Hinweise, unter welchen Auflagen das gewählte Pflanzenschutzmittel ausgebracht werden darf. Darüber hinaus soll AgriGuide zukünftig die Erfassung von PS-Maßnahmen und damit die von der EU-Kommission geforderte „elektronische Aufzeichnung“ der Pflanzenschutzmittel-Anwendung unterstützen. Hierzu soll über eine Schnittstelle die Interoperabilität mit Farm Management Informationssystemen (FMIS) und Maschinen hergestellt werden können.
Alle erfassten Daten bleiben jedoch Eigentum des Landwirts. Die Verwendung von AgriGuide ist kostenfrei und wird ab nächstem Jahr allen Interessierten zur Verfügung stehen. Ab Ende April 2024 sind alle Informationen zur Initiative gebündelt auf der AgriGuide-Webseite zu finden.
Weitere Informationen bietet ein Einführungsvideo zu AgriGuide: https://vimeo.com/thelikeminded/review/926220088/6af76a5b8f.
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Welche Perspektiven haben Mädchen und junge Frauen in den männlich dominierten, grünen Berufen? Auf dem Bäuerinnenstammtisch der agra 2024 wurde darüber vielschichtig diskutiert. Influencerin Annemarie Paulsen bekam Inspiration für eine neue Sketch-Idee.
Von Bärbel Arlt
Sie kam zum Bäuerinnen-Stammtisch nicht in Latzhose, Gummistiefeln und Mütze, wie sie viele von ihrem Instagram-Account her kennen. Agrar-Influencerin Annemarie Paulsen vom Biohof Paulsen in Zollchow (Uckermark) im Nordosten Brandenburgs kam im grünen Pullover, in Jeans und Turnschuhen – und wie man es von ihr gewohnt ist – supergut gelaunt.
Sie finde es unglaublich toll, Frauen eine solche Bühne zu geben und deshalb sei sie auch der Einladung der agra gefolgt, sagt sie zu Beginn der Veranstaltung am Sonnabend, 13.4., gegenüber der Bauernzeitung. Am Abend zuvor war sie noch beim mdr in der Sendung „Riverboat“ zu sehen.
Doch worum ging es beim zweistündigen Stammtisch mit 35 Landwirtinnen, weiblichen Fachkräften und Multiplikatoren? Um „Perspektiven in den männlich dominierten, grünen Berufen für Mädchen und junge Frauen“, also um die Rolle von Frauen in der Landwirtschaft. Kein wirklich neues Thema, aber eben (leider) noch immer hochaktuell.
Und so fielen in der Diskussion auch bekannte Aufforderungen wie „Trau dich!“, „Wenn du etwas willst, kümmere dich, und pack es an!“, „Wir müssen mitreden und mit dabei sein“, „Zusammen kommen wir weiter, nicht gegeneinander.“ Ja, alles richtig. Doch immer wieder schwingt da eben auch der Kampf Frau gegen Mann mit. Sie muss sich behaupten, hartnäckig sein, sich durchboxen und das vor allem, wenn es um Führungspositionen geht.
„Doch müssen wir denn so führen wollen wie Männer?“, fragt Annemarie Paulsen und wirft in die Runde: „Wenn wir Frauen so führen wie Männer, dann behalten wir vielleicht ihr System bei. Also müssen wir hervorheben, dass wir anders führen können und wollen, müssen Gewicht auf unsere weiblichen Fähigkeiten legen.“ Zudem habe sie als vierfache Mutter das Glück einen Mann zu haben, der hinter ihr stehe und sie komplett unterstütze.
Dass Frauen eine andere Führungskultur haben und dadurch landwirtschaftliche Betriebe enorm bereichern können, bestätigt auch die sächsische Staatssekretärin für Landwirtschaft Gisela Reetz.
Und Luisa Hochstein, ehemalige sächsische Milchkönigin und Initiatorin der Porträtreihe „Frauen in der Landwirtschaft“, appelliert an die Ausbildungsbetriebe: Um junge Frauen fit für die beruflichen Herausforderungen zu machen, müssen sie umfassend ausgebildet werden und die Vielfalt in der Landwirtschaft kennenlernen.
Doch Führungsrolle hin, Führungsrolle her. Wibke Frotscher vom Landvolk Niedersachen und ebenfalls Initiatorin der Porträtreihe „Frauen in der Landwirtschaft“ meint: Ja, Frauen nach vorn, wenn sie es selbst wollen. Aber es braucht auch Frauen in der Fläche, im Ehrenamt, und da sind die Verbände gefragt. Und Frauen sollten, so wie Annemarie und Luisa es in den sozialen Medien tun, mehr darüber reden, was sie draufhaben, weil es sonst keiner macht.
Das sieht auch Sachsens Bauernpräsident Torsten Krawzcyk so, übrigens der einzige Mann am Stammtisch. Frauen hätten, so sagt er, viel mehr Selbstreflektion: Werde ich der Rolle gerecht, kann ich den Job mit der Familie vereinbaren? Bei Männern werde über ein Scheitern gar nicht erst nachgedacht.
Doch er sehe auch Unterschiede zwischen Ost und West. „Im Osten waren wir da schon weiter.“ Hier hätten die Frauen ein anderes Leitbild von Verantwortung und Unternehmerinnensein und würden, so sein persönliches Empfinden, jetzt in der Gleichstellung etwas ausgebremst.
Die Schirmherrin der Veranstaltung, Sachsens Justizministerin Katja Meier, hob die Bedeutung der Plattform hervor, um aktiv einen Gleichstellungsprozess auch in der Landwirtschaft anzuregen und mehr junge Frauen für die grünen Berufe zu gewinnen.
„Es ist notwendig, jungen Frauen neue Perspektiven zu ermöglichen, unentdeckte Talente zu fördern und Vorbilder zu präsentieren. Nur so können sie ihr Berufspotential voll ausschöpfen.“ Bei strukturellen Schwierigkeiten kommen Politik und Verwaltung ins Spiel. Sie müssten die Stellschrauben entsprechend drehen, so die Ministerin.
„Das war spannend“, resümiert Influencerin Annemarie Paulsen, die für den bereichernden Input gern den Stall gegen die Messehalle getauscht hat. Und auch oder gerade, weil viele Probleme nicht neu sind, „müssen wir mehr darüber reden, mehr sichtbar sein und die Probleme nach vorn bringen“.
Dafür nimmt sie für ihren Influencer-Account vom Bäuerinnenstammtisch auch gleich eine neue Sketch-Idee mit auf den Hof: Oma, Mutter, Tochter – es wird ein Spiel mit den Generationen sein, so viel sei schon mal verraten. Wir dürfen gespannt sein.
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