Für die Prüfungen lernen oder demonstrieren gehen? Agrar-Studentin Marleen Koning aus Hertefeld im Landkreis Havelland in Brandenburg weiß Prioritäten zu setzen. Die junge Frau engagiert sich stark für ihre Heimat.
Das Gespräch führte Wolfgang Herklotz
Männer können nicht zuhören und Frauen nicht rückwärts einparken … von wegen! Marleen schnappt sich lächelnd den Zündschlüssel und steigt auf den Schlepper, ein 450-PS-Kraftpaket mit mannshohen Rädern. Der Diesel schüttelt sich nach der kalten Nacht und brummt ein wenig. Doch das nimmt die Zwanzigjährige gelassen hin. Sie drückt sanft aufs Gaspedal und bringt den Riesen in Schwung.
Routiniert dreht sie mit ihm eine Hofrunde, um den tonnenschweren Koloss dann rückwärts wieder unter das Schleppdach zu schieben. Das gelingt auf Anhieb, ein Nachlenken ist nicht nötig. Respekt! Marleen Koning winkt ab. „Routinesache!“
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Die junge Frau stand bei einer der jüngsten Demos vor dem Brandenburger Tor, zusammen mit ihrem Vater und vielen Landwirten, um gegen die geplante Absenkung der Steuerbegünstigung für Agrardiesel zu protestieren. „Ohne Zukunft keine Bauern, ohne Bauern keine Zukunft“ war auf einem der vielen Schilder an den Traktoren zu lesen.
Obwohl sie an diesem Tag eigentlich für die bevorstehenden Prüfungen lernen wollte, musste sie unbedingt mit nach Berlin. „Es geht auch um meine Zukunft“, meinte sie. Nun sitzen wir uns in der Wohnküche der Familie Koning im havelländischen Hertefeld gegenüber und sprechen darüber, was aktuell die Landwirte so umtreibt. Es ist jetzt mein Part, genau zuzuhören.
Wann hat denn Ihr Wecker an jenem Morgen geklingelt, um mit dem Schlepper nach Berlin zu fahren?
So gegen fünf Uhr morgens, weil wir uns vorher noch auf dem Gelände der Agrofarm Nauen treffen wollten. Danach ging es im Konvoi Richtung City.
Für eine Studentin hieß das, sehr früh aufzustehen …
So etwas stört mich überhaupt nicht. Wenn ich daheim beim Melken oder Füttern helfe, kann ich ja auch nicht die Kühe und Kälber warten lassen, bis ich ausgeschlafen bin. Da kann der Wecker auch schon mal gegen drei oder vier Uhr klingeln.
Haben die Demos, die sich ja dann im Januar fortsetzten, aus Ihrer Sicht etwas gebracht?
Ich meine schon. Die Ampelregierung musste sich ja vom ursprünglichen Plan der Kfz-Steuer für landwirtschaftliche Fahrzeuge verabschieden. Ohne den Druck durch unsere Demonstrationen und die damit verbundene Öffentlichkeit wäre das bestimmt nicht geschehen.
Haben Sie mal ausgerechnet, was das für den elterlichen Betrieb sonst bedeutet hätte?
Eine Summe im deutlich vierstelligen Bereich. Es geht ja nicht nur um Schlepper und Mähdrescher, sondern auch Radlader und weitere Technik, die für die Steuer herangezogen worden wäre. Eine zusätzliche Belastung zu den ohnehin kräftig angestiegenen Betriebskosten. Wenigstens das konnte abgewendet werden.
Beim Agrardiesel zeigt sich die Regierung aber nach wie vor nicht bereit, einzulenken.
Das ist mehr als bedauerlich und nicht zu verstehen. In dieser Situation stellt auch ein schrittweises Abschmelzen der Vergünstigung keinen vernünftigen Kompromiss dar. Denn die Wettbewerbsnachteile gegenüber Landwirten aus anderen Ländern werden dadurch auch nicht geringer. Das Hauptproblem besteht doch darin, dass die hiesige Landwirtschaft zur Kasse gebeten werden soll, ohne die Folgen zu berücksichtigen.
Kein Verständnis also für die Sparzwänge dieser Regierung?
Sie musste nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes reagieren, das steht außer Frage. Doch anstatt sich mit dem Berufsstand darüber zu verständigen, wo es Möglichkeiten zum Einsparen gibt, hat man sich für den einfachsten Weg entschieden, das Haushaltsloch mit mehr Steuern zu stopfen. Ich habe den Eindruck, dass man nicht im geringsten damit gerechnet hat, wie Landwirte darauf reagieren.
Wie fanden Sie die Rede des Finanzministers bei der Protestdemo am 22. Januar?
An dem Tag hatte ich eine Anatomieprüfung in Neubrandenburg, konnte am Abend nur am Fernsehen verfolgen, was da gelaufen war. Mein Eindruck war, dass sich Christian Lindner nicht wirklich der Diskussion stellen wollte. Dass er selbst mal beim Ausmisten eines Pferdestalls Hand angelegt hat, mag ja für ihn sprechen. Aber als Verständnis für die Sorgen der Landwirte reicht das nicht aus. Statt klarer Worte gab es nur allgemeine Erklärungen. Enttäuschend!
Welche Reaktionen der Bevölkerung haben Sie wahrgenommen, als Sie mit Ihrem Vater am Brandenburger Tor standen?
Die waren durchweg positiv. Es gab viele Leute am Straßenrand, die uns zuwinkten, aber auch jede Menge Likes und hochgestreckte Daumen in den sozialen Medien danach. Das setzte sich fort, als ich auf der Grünen Woche unterwegs war, diesmal aber von Amts wegen. Ich bin havelländische Erntekönigin und bei solchen Veranstaltungen immer mit dabei. Ich kam mit vielen Besuchern ins Gespräch und konnte feststellen, dass man unsere Aktionen sehr genau verfolgt und dafür Verständnis hat. Meistens jedenfalls, und wenn es daran mangelt, ist immer noch die Gelegenheit zum sachlichen Dialog. Das ist die Chance, die wir unbedingt weiter nutzen müssen.
Sie haben im Sommer vergangenen Jahres Ihr Abitur abgelegt und danach ein Studium der Agrarwirtschaft in Neubrandenburg aufgenommen. Hat das Ihre Schulfreundinnen und -freunde am Gymnasium überrascht?
Überhaupt nicht. Die wussten, wie eng ich mit dem elterlichen Betrieb in Hertefeld verbunden bin. Hab ja immer davon erzählt, dass ich im Stall und auf dem Feld mithelfe und mich beizeiten um ein eigenes Pony kümmerte. Rund um den Schulstandort Nauen gibt es viele Dörfer mit Landwirtschaftsbetrieben, da haben auch Jugendliche noch mehr Verständnis für den Agrarbereich. In der Stadt ist das etwas anders. Umso mehr habe ich mich gefreut, wie wir in Berlin empfangen wurden. Damit hatte ich eigentlich nicht gerechnet.
Finden Sie jetzt noch Zeit, auf dem Hof auszuhelfen?
Wenn ich übers Wochenende von Neubrandenburg nach Hause komme, frage ich immer erst, was anliegt. Die Zeit dafür nehme ich mir, wenn nicht gerade Prüfungen anstehen. Neben dem Melken und Kälberfüttern bin ich im Sommer auch gern dabei, wenn Heu zu ernten oder Grassilage zu bereiten ist. Am liebsten bin ich mit dem Schwader unterwegs, aber auch mit der Kettenscheibenegge. Die Gärreste, die auf dem Hof reichlich anfallen, müssen nach dem Stoppelsturz ordentlich eingearbeitet werden. Wenn es bei Vorlesungen um Kreislaufwirtschaft geht, kann ich das gut nachvollziehen.
Sehen Sie manche der Abläufe daheim auch schon mal kritisch, wenn Sie diese mit dem vergleichen, was auf der Fachhochschule vermittelt wird?
So weit bin ich ja noch nicht. Unser Betrieb ist ein sehr moderner und gut aufgestellt, wirtschaftet auf rund 2.000 Hektar mit 600 Milchkühen und einer Biogasanlage, die auch Haushalte in Hertefeld mit Strom und Wärme versorgt. Der Betrieb wird sich weiterentwickeln, da bin ich mir sicher. Wenn es mal irgendetwas kritisch zu diskutieren geben sollte, dann sind meine Eltern garantiert offen dafür.
Wie sind Ihre Pläne für die Zeit nach dem Studium?
Darüber habe ich noch nicht so intensiv nachgedacht. Zunächst geht es ja erst mal darum, die Zeit in Neubrandenburg gut zu nutzen und einen ordentlichen Abschluss hinzulegen. Vielleicht schließt sich danach ja ein Auslandseinsatz an. Ob ich mal daheim in Hertefeld einsteige oder in einen anderen Betrieb in Brandenburg, mal sehen. Mein Vater hat von Anfang an klargemacht, dass er jede meiner Entscheidungen akzeptiert.
Nach Holland zurückzugehen, wo Sie geboren wurden, steht außer Frage?
Ich bin hier aufgewachsen, hier ist meine Heimat. Auch wenn wir Niederländisch sprechen, wenn unsere Familie am Kaffeetisch sitzt.
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Es winkt ein Preisgeld in Höhe von 20.000 Euro für den Landwirt des Jahres 2024. Bis 31. März können Landwirte und Landwirtinnen sich für den Ceres-Award bewerben. Mit dem Preisträger 2023 aus Wermsdorf führte die Bauernzeitung ein Interview – Keule, Brust und Daunen?
Von der Redaktion der Bauernzeitung
Bewerbungen um den Ceres-Award und den Titel „Landwirt des Jahres 2024“ sind noch bis zum 31. März möglich. Die renommierte Auszeichnung wird seit 2014 alljährlich von der Redaktion „agrarheute“ im dlv Deutscher Landwirtschaftsverlag vergeben. Als Gewinn winkt der Landwirtin oder dem Landwirt des Jahres ein Preisgeld in Höhe von 20.000 Euro.
Bis Mitte Juni 2024 werden die Finalisten durch eine unabhängige Expertenjury aus der agrarheute-Redaktion, Mitgliedern von Branchenorganisationen und Führungskräften aus der Wirtschaft.
Wer teilnehmen möchte, füllt einen Fragebogen aus, der neben weiteren Informationen zum Wettbewerb unter www.ceresaward.de zu finden ist. In den 7 Kategorien:
werden 21 Kandidaten für die Shortlist ermittelt.
Die Preise werden am 30. Oktober in Berlin verliehen.
Der Landwirt des Jahres 2023 war Martin Stiegler aus Cadolzburg in Bayern. Er gewann den Hauptpreis. Gleichzeitig siegte er in der Kategorie Junglandwirt des Jahres. Gewinner 2023 war auch Lorenz Eskildsen, aus Grimma OT Mutzschen in Sachsen. Er wurde in der Kategorie Geflügelhalter prämiert. Sein Unternehmen produziert die Hälfte aller deutschen Gänseküken, am Standort Wermsdorf vereint er Produktion mit Vermarktung und Erlebnis. Die Bauernzeitung sprach mit dem preisgekrönten Gänsezüchter.
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Alle 33 Zuchtbulllen der ersten Thüringer Auktion des Jahres fanden einen neuen Besitzer. Erwartungsgemäß dominierte die Rasse Fleckvieh-Fleisch. Für die beiden Spitzentiere fiel der Hammer bei 4.800 Euro.
Markt komplett beräumt: So hieß es am Ende der ersten Bullenauktion dieses Jahres in Laasdorf. 29 auf der Dornburger Station geprüfte sowie vier führige, feldgeprüfte Zuchtbullen wechselten am Mittwoch der Vorwoche für einen Durchschnittspreis von 3.579 Euro den Besitzer.
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Zwei Fleckvieh-Simmental-Bullen gingen als teuerste Tiere an diesem Tag für jeweils 4.800 Euro weg: Hagrid (Katalognummer 18), ein Harro-Sohn, war Körsieger (9/9/8) und wurde von der Agrargenossenschaft „Hörseltal“ in Burla gezogen. Aus der Zucht von Familie Petzenberger aus Eckardts stammte der Jaguar-PP-Sohn Jakob.
Mit 4.600 Euro folgte im Preisranking Aron, ein Alvaro-Sohn, den Annette Müller aus Windischleuba gezogen hat, die in Laasdorf Auktions-Premiere feiern durfte. Der Titel des „Mr. Dornburg“ im Prüfdurchgang ging an den Bullen Inka. Mit 2.237 Gramm, den höchsten Tageszunahmen, holte sich der Indianer-Sohn den Titel. Den Präsentkorb nahm Frank Schumann, Vorstandschef der Agrargenossenschaft Großenstein, persönlich entgegen. 4.400 Euro war der Bulle wert.
Für die 28 Fleckviehbullen der Auktion konnten ihre Züchter im Durchschnitt 3.639 Euro erzielen. Die zwei aufgetriebenen Angus-Bullen waren Käufern im Mittel 3.350 Euro wert. Für die zwei angebotenen Limousin-Bullen lag der Durchschnittspreis bei 3.250 Euro. Für den einzigen Charolais-Bullen fiel der Auktionshammer bei 3.000 Euro.
Alle Bullen wurden während der Auktion, die auch Online-Bietern offen stand, gefilmt. Die kurzen Videos sind auf YouTube zu finden.
Die nächste Auktion im Zucht- und Vermaktungszentrum Laasdorf für das Thüringer Zuchtgebiet der Qnetics GmbH findet am 25. April als reine Präsenzauktion statt. Auch dann sind wieder überwiegend stationsgeprüfte Tiere im Angebot.
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Ein Mehrertrag lässt sich auf Weiden oft allein durch intelligentes Management erzielen, ist Manuel Winter überzeugt. In einem Webinar gab er Tipps zu Weideverfahren und trockenheitstoleranten Pflanzenarten.
Von Katja Brudermann, Freiburg
Nicht wenige Weideviehhalter haben in den letzten Jahren ihre Tierbestände reduziert. Aufgrund langer Dürreperioden reichte das Futter für die gewohnte Tierzahl nicht mehr aus. Während diese Thematik in unseren Breitengraden noch verhältnismäßig neu ist, ist sie in trockeneren Gebieten unseres Planeten, beispielsweise in Australien und Argentinien, schon deutlich älter. Entsprechend ist im Ausland ein reicher Erfahrungsschatz vorhanden – sowohl was die Degenerierung von Flächen angeht, auf denen über Jahrzehnte kein standortangepasstes Weidemanagement umgesetzt wurde, als auch hinsichtlich der Erfolge, die ein solches auch auf armen und trockenen Standorten erzielen kann.
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Die Grundzüge eines intelligenten Weidemanagements hat der französische Biochemiker und Landwirt André Voisin 1958 beschrieben, und sie haben bis heute nicht an Aktualität eingebüßt:
Der Regenerationszeitraum von 28–33 Tagen ist als Orientierungshilfe und nicht als starre Regel zu sehen. Jeder gute Weide-Manager muss lernen, seine Flächen zu beobachten und daraus den optimalen Zeitpunkt der Beweidung für seinen Standort unter den aktuellen Witterungsbedingungen ableiten.
Folgende Aspekte sind dabei wichtig:
Mit einem Zollstock – oder auch mit einem fachkundigen Blick – lässt sich erkennen, wie schnell die Weidepflanzen wachsen. Dabei zeigt sich: Sie wachsen unmittelbar nach einer Beweidung recht langsam, dann für eine Weile ziemlich schnell, um sich dann wieder einem Null-Wachstum anzunähern. Die Phase des schnellsten Wachstums ist die optimale für eine Beweidung. Je früher man innerhalb dieser Phase wieder beweidet, desto geringer ist der Ertrag und umso höher der Proteingehalt. Je mehr sich das Wachstum wieder der Nulllinie und der Bewuchs seiner Überständigkeit annähert, umso höher wird der Masseertrag, dafür sinken Futterqualität und Proteingehalt.
Im Labor lässt sich der Zuckergehalt in den Pflanzen messen. Dieser nimmt zum Beispiel unmittelbar nach einer Beweidung ab, da das neue Wachstum zunächst aus den eingelagerten Inhaltsstoffen der Pflanze erfolgt – bis sie sich hinreichend von der vorigen Beweidung erholt hat und wieder ausreichend Zucker aus ihrer Photosynthese produziert. Wenn der Zuckergehalt wieder ansteigt, ist die Pflanze ohne Ertragseinbußen für die nächste Beweidung verfügbar.
Welche Weidesysteme eignen sich, wenn man die Grundsätze von André Voisin beherzigt?
Lust weiterzulesen? Das erwartet Sie weiter im Artikel der Ausgabe 09/2024 auf Seite 32-33
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Drescher fahren beim Auslandspraktikum in Australien: Ein Betrieb aus der Börde fördert mit attraktiven Angeboten seine Nachwuchskräfte und wirbt bei der jungen Generation zugleich um Fachleute für die Branche.
Von Barbara Ilse
Früher gab es Auszeichnungsreisen ins Ausland für verdiente Mitarbeiter. Einen solchen positiven Impuls durch ein Auslandspraktikum möchte Dr. Klaus Nehring nun seinen Auszubildenden mitgeben.
Tüchtige junge Leute sollen in seinem Unternehmen, dem Landwirtschafts- und Dienstleistungsbetrieb Nehring-Isermeyer-Bückner Service GbR (NIB) in Beckendorf, eine attraktive Ausbildung erhalten. Und so hat der Betriebsleiter seine eigenen, langjährigen Auslandserfahrungen genutzt, Kontakte bis heute gehalten und neue geknüpft.
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Mit dieser Idee passt sich Nehring den veränderten Bedingungen der Berufsfindung an und macht jungen Menschen Ausbildung in der Landwirtschaft, in seinem Betrieb, schmackhafter.
Der promovierte Landwirt macht Nägel mit Köpfen: „In den vergangenen Wochen befand sich eine unserer engagierten Praktikantinnen, Johanna Karches, auf einer Farm im Süden Westaustraliens. Sie ist Teil der ersten Delegation von Erntehelfern aus dem Team von NIB Beckendorf. Dieses Programm ist ein Meilenstein in unserer Bestrebung, eine enge Kooperation mit landwirtschaftlichen Betrieben vor Ort zu etablieren.“
Eine Zusammenarbeit mit Australien ergäbe insbesondere aufgrund der saisonalen Verschiebung Sinn, ergänzt Nehring und fährt fort: „Ernte in der australischen Sonne, während es bei uns kalt und nass ist. Diese Möglichkeit bietet unseren jungen Talenten eine Plattform, um Auslandserfahrungen zu sammeln, ihre erlernten Fähigkeiten in einem neuen Umfeld anzuwenden und internationale Freundschaften zu knüpfen.“
Zudem, fügt er an, sei dies eine ausgezeichnete Chance zur sprachlichen Weiterentwicklung und ein idealer Start in eine professionelle landwirtschaftliche Karriere mit unersetzbaren Eindrücken als „topping“.
Johanna Karches schreibt aus Australien: „Durch mein duales Landwirtschaftsstudium an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf hatte ich im Sommer 2022 die Möglichkeit, einen Teil meiner betrieblichen Ausbildung auf dem Betrieb NIB in Beckendorf zu absolvieren. Ein weiterer praktischer Teil des Studiums ist das fünfte Semester. Weil das ein Wintersemester ist, war das der perfekte Zeitpunkt, um nach Australien zu gehen.
Es war schon immer mein Traum, Landwirtschaft außerhalb von Deutschland zu sehen. Deshalb nutzte ich die Gelegenheit. Dr. Klaus Nehring hat mich dabei mit seinen Kontakten vor Ort bei der Vorbereitung und der Suche eines Betriebes in Australien sehr unterstützt. Die gesamte Erntesaison war ich nun auf einem Ackerbaubetrieb in Westaustralien als Drescherfahrerin zur Getreideernte und bin von meinen Erfahrungen hier begeistert.
Ich finde es toll, dass Dr. Nehring versucht, seinen Auszubildenden so eine Erfahrung zu ermöglichen. Gerade Australien eignet sich hier optimal, weil während des australischen Sommers in Deutschland Winter ist und die Betriebe hier auf gut ausgebildete Saisonkräfte angewiesen sind.“
Die junge Frau fährt dort einen Mähdrescher mit 60 ft (Foot) breitem Schneidwerk. Das sind umgerechnet 18,30 m. Für die angehende Landwirtin hat Klaus Nehring eine Farm bei Esperance an der Südküste des Bundesstaates Western Australia gewählt, damit sie ihre Freizeit am Strand in der Nähe einer schönen Kleinstadt verbringen kann. Johanna Karches surft gern. Da die Verdienstmöglichkeiten auf der Farm sehr ordentlich sind, kann sie sich das dort gut leisten. Kost und Logis sind für die Erntehelfer frei.
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Unser Praxispartner agrafrisch in Brandenburg unterstützt junge Landwirte und setzt innovative Lösungen in der Milchviehhaltung um. Die Firma trotzt dem demografischen Wandel. Wie hoch ist das Durchschnittsalter?
Und dann auch noch die Bauernzeitung! Ausgesprochen wird der Satz nicht, wir sind schließlich verabredet, aber manchmal kommt es eben wirklich dicke. Nicht nur, dass vergangenen Donnerstag (22.2.) bei den Milchkühen in Sachen Klauenpflege der Bestandsschnitt ansteht, jetzt ist auch noch Herdenmanagerin Jaqueline Brock krank geworden und eine Auszubildende hat verschlafen. Und wie kommt man ohne Auto und Führerschein die acht Kilometer von Fürstenwalde nach Buchholz? Genau, mit dem Fahrrad.
Wäre die Altersstruktur in Deutschland wie bei agrafrisch in der Milchviehhaltung, müssten wir uns um den demografischen Faktor nicht sorgen. Der Durchschnitt dürfte bei unter 30 Jahren liegen. Die drei jüngsten im Team wollen wir Ihnen in dieser ersten Ausgabe im Monat, die ja immer dem Jungen Land gewidmet ist, vorstellen.
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Lisa-Sophie Musial ist gerade 18 geworden und hat schon einen zweijährigen Sohn. Geplant war das nicht, aber sie sei sehr glücklich mit ihrem Leben, erzählt die junge Frau. Die Ausbildung zur Tierwirtin in Buchholz hat sie im Sommer 2022 begonnen. In Kürze stehen die Zwischenprüfungen an. Aufgeregt ist sie nicht deshalb. Sie weiß, dass sie schon viel weiß, Kuhverstand besitzt und auch schon eine Menge Erfahrung in der Tierhaltung hat. Nicht nur, dass sie mit Pferden, Schafen, Esel und Schweinen groß geworden ist.
Gemeinsam mit ihrer Mama betreute Lisa- Sophie bis vor etwa anderthalb Jahren eine Mutterkuhherde, eine Mischung aus Limousin, Charolais und Fleckvieh. Damals habe sie bei agrafrisch ab und an mal Stroh geholt oder etwas Kolostrum für ihre Kälber, erzählt sie, da habe sie auch Betriebsleiter Benjamin Meise kennengelernt.
Die Geschichte mit den Mutterkühen hätte eine gute werden sollen, endete aber aus Gründen, die mit Besitz und Vertrauen zu tun haben, für Lisa und ihre Mutter mit dem Verlust der Tiere. Sie hätten einen Schlussstrich gezogen und schauen nach vorn, fasst Lisa diese schmerzliche Erfahrung zusammen. Ab September wird ihr Sohn in die Kita gehen. Bis dahin bekommt sie große Unterstützung von ihrer Mutter, die ihr den Rücken freihält, damit sie ihre Ausbildung machen kann.
An Tagen wie diesen, wenn aus oben genannten Gründen Stress aufkommt, schaffe sie es, die nötige Ruhe auszustrahlen, sagt Lisa. Die Kühe merken, wenn ihre Betreuer Aufregung verbreiten, würden aber dadurch nicht schneller: „Sie verstehen eben unsere Menschen-Sprache nicht, nur Körpersprache.“
Gemeinsam mit Tinke, die wir gleich noch kennenlernen, treibt sie heute die Kühe zum Gang, der an der Arbeitsstation der Klauenpfleger endet. Die arbeiten schnell und routiniert an vier Füßen zu-gleich, ein Tier in zwei Minuten. „150 wollen sie heute schaffen“, sagt Lisa. Die Klauenpfleger vom Familienbetrieb Bernd Golze aus Luckau erledigen zwei-, dreimal im Jahr im mitgebrachten Klauenpflegestand den Bestandsschnitt.
Eine andere Kuhgruppe muss vom Vorwartehof in den Melkstand getrieben werden. Dort treffen wir Jolina Zeising bei den üblichen Handgriffen. Die letzten Kühe werden gemolken, heute mit fast einer Stunde Verspätung. „Normalerweise sind wir um 12 Uhr durch, bis 13 Uhr wird gekärchert“, erzählt die junge Frau. Aber da sie es war, die heute Morgen mit dem Fahrrad nachgerückt ist, macht sie einfach weiter, nimmt den Mistschieber und reinigt den Gang.
Auch sie bereitet sich gerade auf die Zwischenprüfungen vor, auch sie ist mit Tieren aufgewachsen: nicht mit Kühen, sondern Hasen, Hühnern und einem Pferd. Das sei vor acht Jahren gestorben und bis dahin ein treuer Begleiter gewesen, erzählt sie, noch immer käme es ihr wie Verrat vor, sich ein neues Pferd zu wünschen.
Jolina ist 26. Die Ausbildung zur Tierwirtin ist ihr dritter Anlauf. Verkäuferin und Einzelhandelskauffrau waren die ersten beiden, mit denen sie aber nicht glücklich geworden sei. Die Umstellung auf die Tierhaltung habe sie sehr gefordert, vor allem körperlich, dabei sei sie sportlich sehr aktiv.
Zwei, drei Wochen brauche es für den Muskelaufbau, egal wie viel Sport man vorher gemacht habe. Auch jetzt gerade, nach vier Wochen Urlaub und zwei Wochen Berufsschule, spüre sie wieder, wie die Arbeit im Melkstand und überhaupt mit den Tieren, sie körperlich fordert.
Inzwischen versorgt Lisa-Sophie, unterstützt von Tinke ein neu geborenes Kälbchen. Gemeinsam heben sie das rund 40 Kilo schwere Tier in eine Karre, besprühen den Nabel mit einer Jodlösung, Lisa spritzt ihm Kälberbooster ins Mäulchen, zieht die Ohrmarken ein und karrt es hinüber zu seiner neuen Bleibe, ein Kälberiglu mit frischem Stroh ausgestreut.
Mit dem Saufen aus dem Kälbereimer will es noch nicht so recht klappen, das Tier muss sich erst noch an die Welt und seine Rolle darin gewöhnen. Melken, Treiben – alles ok, aber die Arbeit mit den Kälbern macht Lisa am meisten Spaß. Noch mehr: auf dem Traktor mitzufahren. Da wird keine Gelegenheit ausgelassen. Auch zur Demo nach Berlin habe sie mitgedurft …
Tinke Peters ist wie die anderen zwei aus Fürstenwalde, hatte aber bis vor einem halben Jahr nicht viel mit Tieren zu tun, schon gar nicht mit so großen wie Milchkühen. Sie habe ihr Abi vergeigt und nutze die Möglichkeit, bei agrafrisch ein einjähriges „gelenktes Praktikum“ zu absolvieren, um auf dem Weg eine vollständige Fachhochschulreife zu bekommen.
„Komm einfach vorbei“, hatte Benjamin Meise gesagt, dessen Frau mit Tinkes Mutter bekannt ist. Aus dem Zufall wurde für Tinke eine echte Perspektive. Ihr macht die Arbeit Spaß, sie hat schon alles mitgemacht – außer füttern, das sei zu speziell, sagt sie. Eine Freundin von ihr arbeite im Krankenhaus. Sie hätten verglichen und festgestellt: Im Grunde machen sie das gleiche – die eine mit Menschen, die andere mit Milchkühen.
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Ab diesem Frühjahr startet die Aussetzung von Luchsen in Sachsen. Das Vorhaben soll die verstreuten Vorkommen in Mitteleuropa miteinander verbinden. Halter von Schafen sind skeptisch.
Nach dem Wolf soll ein zweiter großer Beutegreifer nach Sachsen zurückkehren – oder besser: aktiv angesiedelt werden. Ab diesem Frühjahr will das Projekt RELynx damit beginnen, Luchse im Erzgebirge und im Elbsandsteingebirge auszusetzen. Bis zu 20 der Großkatzen mit den charakteristischen Pinsel-Ohren werden es sein, die bis 2027 in Sachsen, aber auch im angrenzenden Tschechien eine Heimat finden sollen.
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Die Wiederansiedlung soll dazu beitragen, die Karpaten-Population des Eurasischen Luchses mit den verstreuten Insel-Populationen in Mitteleuropa zu verbinden. „Diese Inselvorkommen sind besonders gefährdet“, sagt Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (Grüne). Internationale Abkommen und nationale Pläne seien die Grundlage für den Schutz dieser Art. „Prädatoren haben im Artensystem Funktionen“, so der Minister. Diese gingen verloren, wenn die jeweilige Art ausgerottet wurde. In Sachsen wurde der letzte Luchs der autochthonen Population im Jahr 1743 bei Hinterhermsdorf erlegt.
Alle westmitteleuropäischen Vorkommen des Luchses gehen auf Wiederansiedlungsprojekte zurück die in den Siebzigerjahren begannen. Schwerpunkte der Verbreitung sind die Schweiz, der Pfälzerwald, der Bayerische und der Böhmerwald sowie der Harz. Einwandernde Einzeltiere gab es in Sachsen immer wieder. Von 2013 bis 2019 hatte ein Kuder – so werden die männlichen Luchse genannt – sein Revier im Westerzgebirge. 2020 waren drei besenderte Luchse aus einem polnischen Auswilderungsgebiet in Sachsen unterwegs. Im Winter 2017/18 streifte ein Kuder im Gebiet des Braunkohletagebaus Welzow im sächsisch-brandenburgischen Grenzgebiet. Er stammte aus dem Harz.
Für die Wiederansiedlung in Sachsen will das Projekt zum einen auf Wildfänge aus der Schweiz zurückgreifen. Zum anderen ziehen die Beteiligten Tiere in Erwägung, die als Waisentiere gefunden und in einer Artenschutzstation in Sachsenhagen (Niedersachsen) menschenfern aufgezogen wurden. Auch genetisch geeignete Zuchttiere aus Gehegen sollen genutzt werden. Sie werden zuvor in Koordinierungsgehegen für die Auswilderung trainiert.
Für die scheuen und einzelgängerischen Tiere stünden in Sachsen etwa 1.900 km2 geeigneter Fläche zur Verfügung, sagt Dr. Ulrich Zöhpel, Artenschutzreferent im Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Dies biete zwischen 20 und 56 Luchsen Lebensraum. Auf tschechischer Seite gebe es noch einmal so viel geeignete Flächen. Rund 100 Luchse könnte das entstehende sächsisch-tschechische Vorkommen irgendwann einmal umfassen.
Bleibt das ohne Folgen für Nutztierhaltung oder den Bestand an Niederwild? Auf Nachfrage beim Sächsischen Schaf- und Ziegenzuchtverband bekommt man auf Nachfrage ein gewisses Maß an Resignation zu spüren. Man habe alle Hände voll mit dem Wolf zu tun, heißt es da. „Und der Luchs frisst ja auch keinen Salat“, sagt Dr. Regina Walther vom Vorstand.
Die Begeisterung unter den Haltern dürfte sich in Grenzen halten. „Wir haben beim Wolf noch keines der Probleme gelöst. Der Umgang mit Problemwölfen ist noch immer nicht sicher geklärt“, sagte sie. Dennoch siedele man das nächste Groß-Raubtier in Sachsen an.
Auch im Landesjagdverband ist man offenkundig über die Luchs-Aussetzung nicht erfreut. Im vorigen Herbst, als die Pläne bekannt wurden, teilte der Verband mit, man sorge sich um das Niederwild. Besonders das Birkhuhn, um dessen Schutz im Erzgebirge sich der Freistaat ebenfalls bemüht, werde durch die Wiederansiedlung des Luchses bedroht.
Ulrich Zöhpel teilt diese Sorgen ebenso wie Catriona Blum-Rérat vom Senckenberg Museum nicht. Für die Luchse stünde ausreichend Reh- und junges Rotwild in sächsischen Wäldern als Beute zur Verfügung. Die Schalenwildbestände seien nach wie vor historisch hoch. Nutztier- oder Gatterwildrisse spielten den Erfahrungen aus anderen Ländern zufolge eine sehr geringe Rolle und entsprächen weniger dem Verhalten des Luchses als Überraschungsjäger.
„Der Luchs ist nicht der Wolf“, sagt Catriona Blum-Rérat. Belegt sei überdies, dass Luchse auch Raubwild wie Marder und Füchse als Beute schlagen. Die Fuchspopulation werde durch die Großkatzen niedrig gehalten, was dem Niederwild nütze.
Nicht nur in Sachsen, auch in zwei anderen Projekten in Deutschland laufen aktuell Wiederansiedlungsprojekte. Im Schwarzwald wurde in diesem Winter ein erstes Tier ausgesetzt. Bis zu zehn sollen insgesamt freigelassen werden. In Thüringen startet ebenfalls ab diesem Frühjahr die Wiederansiedlung. Insgesamt 20 Tiere werden es hier sein.
In dem Projekt RELynx arbeitet das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) mit weiteren Partnern zusammen an der Wiederansiedlung des Luchses in Sachsen. Partner sind das Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz, die TU Dresden, Professur für Zoologie, und der Staatsbetrieb Sachsenforst. Mit der tschechischen Seite arbeitet man in Form von Informationsaustausch und Öffentlichkeitsarbeit zusammen.
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Bleiben Sie informiert über das Intel-Projekt in Magdeburg. Erfahren Sie, wie Sie Ihre Einwendungen gegen die Chipfabrik einreichen können, wann der Erörterungstermin zum Projekt stattfindet und was es kostet.
Für den vom US-amerikanischen Chiphersteller Intel geplanten Bau und Betrieb zweier Halbleiterfabriken in einem Industriegebiet bei Magdeburg hat vorigen Freitag (23.2.) die Öffentlichkeitsbeteiligung im Zuge des immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahres begonnen. Wie das Landesverwaltungsamt (LVwA) in Halle dazu mitteilte, erfolgt die öffentliche Auslegung der Antragsunterlagen bis einschließlich 22. März 2024.
Die Dokumente sind digital auf der Internetseite des LVwA zugänglich unter kurzelinks.de/Intel-BImSch. Sie können zudem bei der Stadt Magdeburg, der Gemeinde Sülzetal, der Stadt Wanzleben-Börde und dem LVwA zu den Behördenzeiten eingesehen werden.
Einwendungen gegen das Vorhaben können bis 22. März 2024 elektronisch per Mail (TOEB.Antrag@lvwa.sachsen-anhalt.de) oder schriftlich bei den vorgenannten Stellen erhoben werden.
Der Erörterungstermin zum Projekt findet laut LVwA voraussichtlich am 29. Mai 2024 (wenn nötig noch am Folgetag) in der Magdeburger Johanniskirche statt.
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Das Planungsgebiet geht indes über das Areal für die Intel-Chipfabrik hinaus, die rund 400 Hektar im Industriegebiet „Eulenberg“ belegen soll. Für den weiteren Ausbau und das Ansiedeln von Zulieferern ist die Inanspruchnahme von insgesamt rund 1.100 ha Bördeboden im sogenannten High-Tech-Park Sachsen-Anhalt vorgesehen.
Dessen Entwicklung liegt in der Hand einer neu gegründeten, gleichnamigen GmbH. Diese führt seit dem 8. Januar 2024 in Personalunion der Geschäftsführer der Landgesellschaft Sachsen-Anhalt mbH (LGSA), Frank Ribbe. Die Gesellschaft soll mit dem Team der LGSA auch die in den Gemarkungen Sülzetal und Wanzleben-Börde liegenden Flächen erwerben und erschließen. Das Finanzministerium Sachsen-Anhalt hat dazu einen Kredit über 250 Mio. Euro aufgenommen und als Einlage in die High-Tech-Park Sachsen-Anhalt GmbH eingebracht. Das Geld soll über die Erlöse aus dem Grundstücksverkauf an die Unternehmen refinanziert werden.
Ribbe sprach gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung von Kaufpreisen bis 25 €/m2, das wäre eine Viertelmillion Euro pro Hektar. Hintergrund sei das Anliegen des Landes, schnell über die Flächen verfügen zu können. Bei Verkehrswertverkäufen wurden 2022 laut der Grundstücksmarktstatistik im Landkreis Börde im Durchschnitt knapp 29.900 €/ha für Agrarland erlöst.
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Nicht nur polnische Bauern sind besorgt über den Preisdruck wegen der Getreideexporte aus der Ukraine. Auch Landwirte aus anderen Nachbarländern kämpfen mit den wirtschaftlichen Auswirkungen. Warum jetzt Regeln gefordert werden, das kommentiert Ralf Stephan.
Polens Bauern sind seit Monaten besonders wütend auf die Brüsseler Agrar- und Handelspolitik. Als unmittelbare Nachbarn der vom Krieg betroffenen Ukraine spüren sie das Fehlen der von Russland aufgekündigten Schwarzmeerroute für Getreideexporte am direktesten. Ware, die nun auf dem Landweg eigentlich in Drittländer durchgeleitet werden soll, gelangt oft auf den polnischen Markt. Dort sorgt sie für entsprechenden Preisdruck.
Seltener hört man ähnliche Klagen von den anderen Ukraine-Anrainern, was aber nicht heißt, dass die dort kleineren Mengen auf auch viel kleineren Märkten keinen Schaden anrichten würden. Ungarn kündigte kürzlich an, die Grenzen so lange geschlossen zu halten, bis eine gemeinsame europäische Lösung gefunden ist. Dass diese nationale Einfuhrsperre gegen EU-Recht verstößt, aber geduldet wird, zeigt die Vielschichtigkeit des Problems.
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Außerordentlich heikel ist das Ganze nicht nur deshalb, weil die Europäische Union die auf Agrarexporte extrem angewiesene Ukraine natürlich unterstützen will. Dafür sieht sie eine Mehrheit hinter sich. Auch unter den hiesigen Landwirten fehlt es ja nicht an Verständnis dafür, dass ihre unter denkbar schwierigsten Bedingungen wirtschaftenden Berufskollegen eine Chance am Markt bekommen müssen. Und obwohl die verfügbaren Statistiken nicht unbedingt erkennen lassen, dass auch der deutsche Markt mit ukrainischer Ware überschwemmt wird, breitet sich das Gefühl aus, nicht mehr weit von einer Schmerzgrenze entfernt zu sein. Das kann daran liegen, dass die Dunkelziffer höher ist, als man sich eingestehen will.
Anzeichen dafür, dass ukrainisches Getreide umdeklariert zu uns gelangt, gibt es nicht nur in sozialen Netzwerken. Die Regierung in Kiew selbst hatte letzten November eingeräumt, dass es einen Schattenmarkt für illegale Ausfuhren gibt. Sie kündigte an, ein staatliches Agrarregister anzulegen, in das sich Exporteure eintragen und dazu ihre Steuerzahlerbescheinigung vorlegen müssen. Dagegen gab es umgehend Proteste aus der Handelsbranche. Über Fortschritte bei der Umsetzung ist seitdem nichts bekannt.
Druck auf die Kommission kommt nicht nur aus der Ukraine. Vertreter der dortigen Milchbranche beklagten Anfang des Jahres zunehmende Handelsbeschränkungen einiger EU-Staaten. Zur Seite springen ihnen (ausgerechnet) polnische Molkereien, die angesichts der andauernden Trecker-Blockaden um ihr Geschäft mit der ukrainischen Seite fürchten.
Nicht anders sehen hiesige Süßwarenhersteller die Lage: Sie fordern, den ungehinderten Zustrom an Zucker aus dem östlichen EU-Anrainer bloß nicht einzuschränken. Die Aussicht, an billigen Rohstoff zu kommen, lässt nachhaltige regionale Erzeugung offenbar ganz plötzlich unwichtig erscheinen.
Bevor die von Brüssel nach dem russischen Angriff gewährten Handelserleichterungen für ukrainische Waren ohne Einschränkungen verlängert werden können, müssen also dringend ein paar Regeln aufgestellt werden. Ausreichend Transparenz entlang der Handelswege und konsequentes Vorgehen gegen illegale Geschäfte sind dabei die Mindestanforderungen.
Werden sie eingehalten, haben nicht nur die Landwirte in der EU etwas davon, sondern letztendlich auch ihre ukrainischen Kollegen und das unter dem Krieg leidende Volk – jene also, denen man eigentlich helfen will und sollte.
Kommentar aus der Ausgabe 09/2024
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Mit der Einbringung der „Änderung des Thüringer Tierische Nebenprodukte-Beseitigungsgesetzes“ in den Landtag ist eine Reduzierung der Gebühren für die Tierkörperbeseitigung auf den Weg gebracht worden – Tierhalter sollen entlastet werden. Es folgt noch eine Anhörung. Wie ist der aktuelle Stand und wie geht es weiter?
Das Sozialministerium hatte den rot-rot-grünen Regierungsfraktionen eine „Formulierungshilfe“ für die Gesetzesänderung vorgelegt. Vertreter aller Fraktionen unterstützten in der Plenardebatte Anfang Februar die Wiedereinführung der Drittelbeteiligung des Freistaates an den Kosten. 2011 war diese dem Sparwillen (Bauernzeitung 27/2023, S.19) der seinerzeitigen großen Koalition zum Opfer gefallen. Seither tragen die Kommunen ein Drittel und die Landwirte zwei Drittel der Kosten.
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Die große Einigkeit, Tierhalter zu entlasten, fußt auf den 2023 um das Dreifache angehobenen Gebühren, die bundesweit zu den höchsten zählen. Als Grund für die Kostenexplosion gelten die enorm gestiegenen Energiepreise für das in Elxleben ansässige Entsorgungsunternehmen.
Fielen in Thüringen für die Beseitigung im Mittel der Jahre 2018–2022 konstant 3,15 Mio. Euro/Jahr Gesamtkosten an, kalkulierte der Zweckverband Tierkörperbeseitigung für 2023 rund 9 Mio. Euro ein. Im laufenden Jahr geht der Verband, dem die Landkreise und kreisfreien Städte angehören, von rund 8,2 Mio. Euro Gesamtkosten aus. Der Gesetzentwurf beziffert die Landesbeteiligung mit 2,734 Mio. Euro pro Jahr. In gleicher Höhe würden sich künftig jeweils Zweckverband und Landwirte beteiligen.
Mit der Überweisung des Gesetzentwurfes in den Sozialausschuss des Landtags muss zunächst noch eine Anhörung des Zweckverbandes und der berufsständischen Verbände erfolgen. Im Plenum machte die CDU-Fraktion klar, dass sie die im Entwurf vorgesehene Befristung der Drittelbeteiligung bis 2026 nicht mittragen und eine Entfristung will. Hier signalisierte die SPD-Fraktion bereits Entgegenkommen.
Eine zügige Anhörung und Beschlussfassung im Ausschuss vorausgesetzt, könnte das Gesetz Ende April, wahrscheinlicher aber erst Anfang Juni vom Landtag verabschiedet werden. Hiernach muss der Zweckverband dann noch die Gebührensatzung ändern, was wohl erst nach dem Sommer passieren wird. Weil dem Gesetzentwurf zufolge die Landesbeteiligung ab dem 1. Januar gelten 2024 soll, dürfen die Landwirte später im Jahr mit einer Rückzahlung rechnen.
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Im Ergebnis der Kampagne 2023/24 im Werk Könnern ließen sich gute Rübenerträge und -erlöse bei allerdings historisch niedrigen Zuckergehalten konstatieren, hieß es auf der Winterversammlung des Anbauerverbandes.
Rübenanbau lohnt wieder. Nach dem Wegfall wesentlicher Elemente der Zuckermarktordnung im Jahr 2017 und schlechten Ernten in den darauffolgenden Dürrejahren erlebte die Kultur zuletzt eine Renaissance. Das wurde auch auf der Winterversammlung des Zuckerrübenanbauerverbandes (ZRAV) Könnern am vorigen Donnerstag (15.2.) in Großpaschleben deutlich.
In Kombination von Ertrag und Preis konnte die Rübe ihre Anbauwürdigkeit festigen, sagte Verbandsvorsitzender Dr. Björn Küstermann mit Blick auf die wenige Tage zuvor beendete Kampagne in Könnern.
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Dr. Hermann Sch47mitz, Leiter Landwirtschaft bei Pfeifer & Langen (P&L), Köln, legte die gerade ausgehandelten 2023er-Preise vor. Die Lieferanten erhalten je Tonne reine Rüben Grunderlöse (bei 16 % Polarisation) im Flexpreismodell von 56,50 Euro, im Sicherheitsmodell von 33,50 Euro und für Überrüben (ab 115 % Erfüllung) von 30 Euro. Inklusive Zuckergehaltszuschlag sowie Früh-/Spätlieferprämie liegen die vom Zuckergehalt beeinflussten Preise bei 60,13 €/t, 36,35 €/t bzw. 32,73 €/t (abzüglich individueller Transportkostenbeteiligung von ca. 2,30 €/t).
Schmitz hob hervor, dass die volle Bezahlung bis 115 % der vertraglichen Liefermenge durch das Zuckerunternehmen „einmalig“ sei. Zugleich appellierte er an die Landwirte, ihre Anbauplanungen nicht auf diesen Wert auszurichten, sondern auf 100 % Erfüllung, um das System stabil zu halten, das auf der Nachfrage der Kunden nach Weißzucker basiere. Die Kontrahierung von Rüben für 2024 sei beendet und für 2025 nahezu abgeschlossen, sagte Schmitz.
Die Eckwerte zu den Erträgen lieferte Stephan Randel, bei P&L verantwortlich für die Region Könnern. Ihm zufolge wurden im Schnitt 68,6 t/ha Rüben (+33 % zu Ø 2018–2022) mit einem historisch niedrigen Zuckergehalt von 16,48 % (-10 %) geerntet, was einem Zuckerertrag von 11,3 t/ha (+22 %) entspreche. Im fünfjährigen Mittel stünden 18,3 % Zuckergehalt zu Buche. Der Gesamtabzug lag, bedingt durch die ungünstigen Rodebedingungen, bei 9,5 % (+16 %).
Verbandsgeschäftsführer Andre Laue steuerte Zahlen zur Einordnung der Kampagne bei. Das mehrjährige Ertragsniveau im Bereich Könnern betrage demnach im Mittel der Jahre 2013–2017 rund 68 t/ha Rüben, für 2018–2023 54 t/ha und für 2013–2023 60 t/ha. Dies verdeutliche die zuletzt höheren jährlichen Schwankungen. Laue zufolge stellt der ZRAV drei Prozent der Rübenanbauer bundesweit, aber neun Prozent der Anbaufläche. Je Betrieb würden hier im Mittel 50 Hektar Rüben angebaut. In einem Gespräch mit dieser Zeitung hatte Laue bereits die herausfordernden Bedingungen der zurückliegenden Kampagne erläutert (Bauernzeitung 5/2024, S. 14).
Kristin Schwabe, Dezernentin für Pflanzenschutz an der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau, informierte in ihrem Vortrag über die von Schilfglasflügel- und anderen Zikadenarten übertragenen Erreger von SBR (Syndrom des niedrigen Zuckergehalts) und Stolbur, die sie in einem Fachartikel schon in dieser Zeitung thematisiert hatte (Bauernzeitung 50/2023, S. 24/25).
Den Erstnachweis von SBR gab es demnach in Sachsen-Anhalt im Jahr 2017 in der Elbaue (Landkreis Wittenberg), seitdem hätten sich Hauptvektor und Erreger auf weitere Landkreise, insbesondere Anhalt-Bitterfeld, Jerichower Land sowie Börde-, Saale-, Salzland- und Burgenlandkreis, ausgebreitet, ebenso in weiteren Bundesländern. Seit 2018 erfolge hierzu ein Monitoring, 2023 sei ein Drittel der Landesfläche betroffen gewesen.
Das Schadpotenzial der Erreger bezifferte Schwabe mit bis zu -25 % beim Rübenertrag (Frischmasse) bzw. bis -5 % beim Zuckergehalt (bei SBR-Starkbefall). Bekämpfungsansätze sieht sie aufgrund fehlender Insektizide in einer frühzeitigen Rodung befallener Rübenbestände, intensiver Bodenbearbeitung (am besten Pflugeinsatz und längere Schwarzbrache), dem Anbau toleranter Sorten (bislang nur gegen SBR) und einer angepassten Fruchtfolge (Sommerung nach Rüben). In Freilandversuchen habe sich der Erfolg der Maßnahmen gezeigt.
Alexander Matthies, Landwirt in Prödel im Jerichower Land, berichtete aus Praktikersicht über das Auftreten von Stolbur, das auch die Kartoffel befällt. Er bezifferte die Verluste bei den „Gummirüben“ auf etwa 20 % des Gewichts durch die Lagerung und drei Prozent beim Zuckergehalt. In der Summe entstünden Erlösausfälle von etwa 1.000 €/ha.
Am stärksten sei der Rückgang auf Flächen in Nachbarschaft zu Schlägen gewesen, auf denen Winterweizen nach Rüben folgte. Bei Nachfrucht Sommergerste oder Mais seien die Folgen weniger stark. Er empfahl deshalb, die Fruchtfolgeaspekte zu beachten und betriebswirtschaftlich die Gesamtfruchtfolge zu betrachten.
Sophie Radmacher von der Schweizer Firma Ecorobotix stellte hiernach die Präzisionsfeldspritze ARA mit 6 Meter Arbeitsbreite und bis 4 Hektar Stundenleistung für den Einsatz von Herbiziden, Fungiziden, Insektiziden und Flüssigdüngern in derzeit 15 Kulturen vor. Durch selektive Einzelpflanzenbehandlung mittels punktgenauer Applikation (Genauigkeit von 6×6 cm) lasse sich mit dem Anhängegerät der Produktmittelaufwand bis zu 95 % reduzieren.
Hermann-Josef Keutmann gab abschließend Hinweise zur Zulassungssituation von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen, ferner Empfehlungen zur Insektizid-, Fungizid- und Herbizidstrategie im Rübenanbau. Letztere bleibe unverändert, doch hinterlasse der Wegfall von Triflusulfuron eine Lücke.
Er verwies auf das Funktionieren des Conviso-One-Systems zur Unkrautbekämpfung, das aber Auswirkungen auf den Einsatz von ALS-Hemmern in der Nachfrucht Getreide habe (Resistenzmanagement) und nicht in SBR-Regionen angewandt werden sollte. Der Anbauberater mahnte eine ordnungsgemäße Rodung (möglichst bis 10. November) und Mietenpflege (für nach dem 6. Dezember abzufahrende Rüben) an, um die Rübenqualität zu erhalten.
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Regen und Hochwasser verzögern die Aussaat. In Thüringen gibt es momentan zu wenig Saatgut – insbesondere bei den Sommerungen. Die Betriebe müssen für das Frühjahr neu planen. Was der Saatgutverband berichtet.
Allein in Norddeutschland konnten im vorigen Herbst geschätzt 190.000 ha aufgrund der Witterung nicht bestellt werden. Während in Sachsen nur geringfügig weniger Winterweizen (-3.400 ha oder -1,8%) gedrillt wurde, ist in Thüringen laut der ersten (vorläufigen) Anbauprognose der Agrarstatistiker von Ende Dezember auf fast 20.000 ha (10 %) Winterweizen nicht in den Boden gekommen.
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„Es gibt bei der Saatgutverfügbarkeit für Sommerungen eine Kalamität, nicht nur in Deutschland“, beschreibt der Vorsitzende des Saatbauverbandes Sachsen/Thüringen, Jens Bauersfeld (Agrarproduktion Zorgeland GmbH, Windehausen), die Lage. Neben den verwaisten Herbstsaaten kämen Schäden an Winterkulturen durch Hochwasser und womöglich infolge von Auswinterung hinzu. Auf die Aussaat für derart große Flächen sei der gewöhnlich „überschaubare Markt“ für Sommersaatgut nicht eingestellt.
Selbst von Überschwemmungen durch die Zorge betroffen, sei sein Betrieb noch glimpflich davongekommen, sagt Bauersfeld. 25 ha Winterraps müssen wohl ersetzt werden; das Wintergetreide raffte sich nach dem Hochwasser wieder auf: „Ich hatte mehr Sorge vor den drei Tagen mit strengem Frost.“
Mittlerweile habe das Bundesagrarministerium bei der EU-Kommission einen Antrag auf Herabsetzung der Mindestkeimfähigkeit für Saatgut von Sommergerste und Hafer von 85 % auf 75 % sowie von Nackthafer von 75 % auf 65 % für zahlreiche Sorten als befristete Notmaßnahme für eine überschaubare Menge gestellt. Auch Ackerbohnen betrifft das. Ob dies die Lücke schließen kann, müsse sich noch zeigen. Bei Mais- und Zuckerrübensaatgut gebe es keine Not.
Wie die Auswertungen der Saatenanerkennungsstellen der Landesämter in Sachsen und Thüringen, die Dr. Hannes Hegewald (LfULG) und Lutz Rödiger (TLLLR) Anfang Februar bei der 9. Saatbaukonferenz des Verbandes in Groitzsch bei Meißen vorstellten, zeigen, gingen die schwierigen Erntebedingungen im Sommer 2023 nicht spurlos an den Vermehrungsbetrieben vorbei. Die Vermehrungsfläche in Sachsen (ohne Kartoffeln) bewegte sich bei rund 18.000 ha, wobei die Gräser mit einem Minus von 2.500 ha herausstachen. In Thüringen summierte sich die Fläche auf fast 13.500 ha und zeigte sich stabil.
In beiden Ländern lagen sowohl im Feld- als auch in der Beschaffenheitsprüfung die Aberkennungen beim Wintergetreide auf niedrigem Niveau; Winterweizen wies eine sehr gute Keimfähigkeit auf. Bei den Sommerungen zeigte mitunter der Hafer bei der Feldbestandsprüfung Probleme. Die Beschaffenheitsprüfung der Sommerungen ermittelte zum Teil gravierende Mängel. So gab es bei der Sommergerste in Sachsen für fast ein Viertel der Partien Aberkennungen, zumeist aufgrund von geringerer Keimfähigkeit.
Auffällig waren die großkörnigen Leguminosen: In Thüringen erfuhr knapp über die Hälfte der eingereichten Ackerbohnen und etwa 20 % der Erbsen bei der Beschaffenheitsprüfung Aberkennungen, vor allem aufgrund der Keimfähigkeit. In Sachsen betraf dies bis Anfang Februar ein Drittel der Ackerbohnen und 12 % der Futtererbsen – hingegen konnten 1.247 t Weiße Lupinen ohne Einschränkungen anerkannt werden.
Was die Saatgutverfügbarkeit für großkörnige Leguminosen angeht, wagt Bauersfeld noch keine abschließende Prognose. Die Nachfrage werde auch davon bestimmt, wie die angekündigte Lockerung der Stilllegungsverpflichtung in Deutschland geregelt wird. Anders als bei Ackerbohnen könnte Erbsensaatgut verfügbar sein. Auch Sojabohnen dürften kein Problem sein, wobei hier die Standortfrage den Ausbau einschränke.
Anlässlich der Saatbaukonferenz warb Bauersfeld um neue Verbandsmitglieder. 240 Betriebe sind stabil dabei. Es gehe nicht nur um eine starke Gemeinschaft für den Saatbau. Der Verband kümmert sich etwa um Weiterbildungen oder einzelbetriebliche Genehmigungen nach § 22 Pflanzenschutzgesetz.
Für die Feldbestandsprüfung suchen die Anerkennungsstellen in Nossen und Jena Unterstützung. Interessenten wenden sich bitte an akst.lfulg@smekul.sachsen.de bzw. anerkennungsstelle@tlllr.thueringen.de.
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