Futtermittel

Was ist das eigene Grobfutter wert?

Ganzpflanzensilage liefert in dem Beispiel die höchste futterkostenfreie Leistung. (c) Werkbild
Betriebsführung
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Der Preis eines Futtermittels und sein Futterwert sind zwei Seiten einer Medaille. Der Kurs 2020/22 der Fachschule für Landwirtschaft in Löbau hat Fruchtfolgen und Futterbaustrategien unter betriebswirtschaftlichen Aspekten an einer beispielhaften Futterplanung aufgeschlüsselt.

KURS 2020/22 der Fachschule für Landwirtschaft, Löbau

Der Betrieb Hansen verliert in Kürze neben Ackerland auch 60 ha Grünland. Die entsprechenden Pachtverträge wurden nicht verlängert. Ein Ersatz ist nicht in Sicht und einen Zukauf von Grobfuttermitteln zur Versorgung der 200 Milchkühe mit Nachzucht lehnen Hansens ab. Folglich muss künftig mehr Grobfutter vom Ackerland erzeugt werden. Bisher war der Silomais das einzige Ackerfutter. Der Anbau von Silomais ist jedoch aufgrund der Erosionsgefährdung vieler Schläge im Betrieb nicht erweiterbar.

Hansens überlegen, ob sie die Grobfutterlücke künftig mit dem Anbau von Luzerne, Rotkleegras oder mit Triticale-Ganzpflanzensilage füllen können. Die betrieblichen Bodenverhältnisse, die klimatischen Bedingungen, die Möglichkeiten zur Eingliederung in die bestehende Fruchtfolge und vieles mehr sprechen für diese Fruchtarten. In der Produktionstechnik der genannten Kulturen und der Erzeugung von Qualitätssilage kennt sich das Betriebsleiterehepaar gut aus.

grobfutter: Alternativen für den Silomais

Die Einsatzmöglichkeiten von Luzernesilage, Kleegrassilage und Ganzpflanzensilage in der Rinderfütterung sind ihnen ebenfalls bekannt. Diese Grobfuttermittel sollen in den Rationen der laktierenden Kühe künftig das fehlende Futteraufkommen an Grassilage ersetzen. Die Rationen für Kälber, Jungrinder und Trockensteher bleiben hingegen gleich.

Aus dem veränderten Futteraufkommen und dem Grobfutterbedarf dieser Tiergruppen lässt sich das für die Milchkühe verfügbare Aufkommen an Grassilage und Maissilage ermitteln. Diese Angaben sind für die später durchzuführende Rationsberechnung und Futterbilanzierung bedeutsam.

Mindestpreise für Grobfuttermittel

Nach Abschluss der Prüfung der landwirtschaftlich fachlichen Aspekte wurde schnell klar, dass der Dreh- und Angelpunkt für den Vergleich der drei untersuchten Grobfuttermittel letztlich deren Wirtschaftlichkeit ist.

Wie die meisten Betriebe haben auch Hansens eine breite Produktpalette. Als erfahrene Betriebsleiter und Unternehmer geben sie sich nicht damit zufrieden, dass der Produktmix einen ausreichend hohen Gesamtdeckungsbeitrag und damit Gewinn abwirft. Ihnen sind die Unterschiede in der Wirtschaftlichkeit wichtig.

Sie nutzen die Kosten-Leistungsrechnung und führen bis auf begründete Ausnahmen nur solche Produktionsverfahren dauerhaft durch, bei denen wenigstens auf lange Sicht alle Faktorkosten erwirtschaftet werden können. Jeder Zweig muss sich auf lange Sicht rechnen, Quersubventionierungen sind zu vermeiden. Das bedeutet beispielsweise, dass aus Sicht des Pflanzenbaus der innerbetriebliche Verrechnungspreis für das Ackerfutter so kalkuliert wird, dass dieser Bereich nicht schlechter dasteht als vor der Umstellung des Anbauplanes.

Für die Milcherzeugung ist zu prüfen, welches der drei zur Auswahl stehenden Futtermittel am besten in die Rationen passt und die höchste futterkostenfreie Leistung verspricht. Die futterkostenfreie Leistung errechnet sich aus dem Milcherlös pro Kuh und Tag abzüglich der Kosten für Kraftfutter, Grobfutter und Zusatzfuttermittel. Dieser Betrag steht zur Deckung aller anderen Kosten der Milchproduktion zur Verfügung, ist also eine Form eines Deckungsbeitrages.

Innerbetriebliche Verrechnungspreis

Aus Sicht der Pflanzenproduktion muss der innerbetriebliche Verrechnungspreis sämtliche Faktorkosten der Silage-Erzeugung abdecken. Das sind zunächst die Direktkosten, die man ohne rechnerische Umwege sofort jedem Hektar Futterfläche verursachungsgemäß zuordnen kann. Sie fallen beispielsweise für Saatgut, Düngemittel, Pflanzenschutzmittel und Siliermittel an.

Zu den Faktorkosten zählen aber auch die Kosten der Arbeitserledigung für den Einsatz von Personal und Maschinen sowie die Nutzungskosten der Ackerfläche. Nutzungskosten entstehen, weil das Ackerfutter gewinnbringende Marktfrüchte verdrängt. Der Gewinnbeitrag der Marktfruchtfolge beträgt in unserem Beispiel 241 €/ha Ackerland.

Die geänderte Anbauplanung hat aber auch geldwerte positive Auswirkungen. Der vermehrte Ackerfutterbau erweitert die Fruchtfolge und führt zu längeren Anbaupausen der einzelnen Fruchtarten. Insbesondere die mehrjährigen Futterleguminosen senken den Unkraut-, Krankheits- sowie Schädlingsdruck, reichern den Boden mit Stickstoff sowie Humus an und verbessern die Bodenstruktur. Vor allem beim Raps und beim Winterweizen wird mit Ertragssteigerungen gerechnet. Einsparungen bei der Bodenbearbeitung sind ebenfalls denkbar. Alle diese Effekte können betriebsbezogen geschätzt und mit einem Vorfruchtwert beziffert werden. Der positive Vorfruchtwert der Ackerfutterpflanzen mindert deren Verrechnungspreise.

Tabelle 1 zeigt die innerbetrieblichen Verrechnungspreise für Luzernesilage, Kleegrassilage und Ganzpflanzensilage im Beispiel. Diese Preise decken sämtliche Faktorkosten. Weil die Grobfuttermittel für die eigene Tierhaltung erzeugt werden und Innenumsatz darstellen, enthalten sie aber keinen Gewinnanteil, wie er im Handel mit fremden Dritten üblich ist.

Futterwert hat viele Facetten

Die in der Tabelle 1 angegebenen Werte sind jedoch nur die halbe Wahrheit. Erst die Rationsberechnungen zeigen den wahren Wert der Futtermittel für die Tierproduktion. Hansens wollten hier keine Kompromisse eingehen. Um die Vergleichbarkeit der untersuchten Silagen zu sichern, sollen die Rationen beispielsweise hinsichtlich der Strukturwirksamkeit, des Mindestanteils an Trockenmasse aus Grobfutter und der ruminalen N-Bilanz einheitliche Vorgaben erfüllen. Die Anteile an Maissilage und Grassilage müssen entsprechend dem Futteraufkommen begrenzt werden.

Der Einsatzumfang der neu einzuführenden Silage aus Ackerfutter und die Kraftfuttermittel sind so zu wählen, dass die oben angesprochenen Orientierungswerte eingehalten werden und eine möglichst hohe futterkostenfreie Leistung erwirtschaftet werden kann.

Für die Rationsberechnung und Futterbilanzierung wurde ein Optimierungsprogramm verwendet, um möglichst objektive Bewertungen der Futtermittel zu erhalten. Die Tabelle 2 zeigt die Ergebnisse einschließlich der futterkostenfreien Leistungen.

Aus den Angaben in Tabelle 2 geht hervor, dass der Preis eines Futtermittels nicht das alleinige Entscheidungskriterium sein kann. Letztlich kommt es darauf an, in welchem Maße es zu wiederkäuergerechten, leistungsfördernden und zugleich wirtschaftlichen Rationen beiträgt. Hier gibt es deutliche Unterschiede zwischen den untersuchten Silagen.

Den Lösungsberichten der Optimierung (hier aus Platzgründen nicht beigefügt) ist aber auch zu entnehmen, dass die nur begrenzt verfügbare Maissilage allen anderen Silagen unter futterwirtschaftlichen Gesichtspunkten klar überlegen ist. Der innerbetriebliche Verrechnungspreis beträgt 4,00 €/dt Frischmasse. Hansens könnten, so die Aussagen der Lösungsberichte, für den Zukauf von Maissilage deutlich höhere Preise zahlen.

Grobfutter: ein Fazit

Rinder sind für eine ungestörte Pansenfermentation auf Grobfuttermittel angewiesen. Eine kontinuierliche Grobfutterversorgung muss auch in Jahren mit ausgeprägter Trockenheit oder, wie in unserem Fall, bei einem Verlust von Futterflächen infolge des Auslaufens von Grünlandpachtverträgen gesichert werden. Fast jeder Betriebsleiter hat schon einmal überlegt, welche Ackerfutterpflanzen dann neben dem Silomais angebaut werden können. Hier sind beispielsweise Kleegras, Luzerne und die Ganzpflanzensilage durchaus eine Überlegung wert.

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