Naturpatenschaften: Rechnet sich das?

Bei Beetle Banks (Insektenwälle) handelt es sich um wallartige Blüh- und Grünstreifen, die mitten in den Schlägen angelegt werden.
Betriebsführung
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Jan-Philipp Schulze hat in seiner Bachelorarbeit die Wirtschaftlichkeit von Naturpatenschaften am Beispiel der Floridus GbR in der Uckermark untersucht. Der Betrieb bietet Patenschaften für Beetle Banks, Blühwiesen und Streuobstwiesen.

Von Jan Philipp Schulze, Zernikow

Die Patenschaft für einen Quadratmeter Blühwiese oder Beetle Bank kostet den Paten bei der Floridus GbR in Zernikow nur einen Euro. In seiner Bachelorarbeit im Studiengang Agrarwirtschaft an der Hochschule Neubrandenburg hat Jan Philipp Schulze den Gewinn pro Hektar und Jahr mithilfe einer Vollkostenrechnung bestimmt. Danach sind Gewinne von circa 7.900 €/ha jährlich bei der Beetle Bank und 7.700 €/ha jährlich bei der Blühwiese möglich. Die Kosten für Pacht sowie Bodenvorbereitung, Saatgut und Pflege beziehungsweise Kontrolle der Flächen lagen bei der Beetle Bank bei circa. 700 €/ha und bei der Blühwiese bei knapp 900 €/ha. Im Unternehmen fielen zusätzlich Kosten für Vermarktung, für die Einrichtung einer Webseite, für die Gründung des Unternehmens und für die Bearbeitung von E-Mails der Kunden von etwa 1.380 € an. Somit liegen die endgültigen Kosten pro Hektar und Jahr der Beetle Bank bei circa 2.070 € und die der Blühwiese bei 2.270 €.

Auch der Gewinn der Streuobstwiese konnte mit etwa 800 €/ha im Vergleich zu anderen Feldfrüchten als noch relativ hoch beziffert werden. Hier lagen die jährlichen Kosten für Pacht, Flächenvorbereitung, Pflanzgut, Pflege und Kontrolle sowie für den Wildschutz bei etwa 3.100 €/ha. Dies führt addiert mit den obigen Vermarktungs-, Gründungs- und Bearbeitungskosten von 1.380 €/ha zu gesamten Kosten von circa 4.470 €/ha. Um einen jährlichen Wert zu erhalten, wurden die Kosten durch die Nutzungsdauer der Bäume geteilt wurde. Bei der Streuobstwiese wurde die Nutzungsdauer mit fünf Jahren beziffert, da das Unternehmen vorerst mindestens fünf Jahre bestehen soll. Die praktische Nutzungsdauer einer Streuobstwiese liegt jedoch weit höher. In Abbildung 1 wird dementsprechend auch gezeigt, welchen Einfluss die Nutzungsdauer auf die variablen Kosten und auf den Gewinn pro Hektar und Jahr der Streuobstwiese hat. Zum Beispiel sinken die variablen Kosten bereits um 1.000 € und der Gewinn erhöht sich folglich um 1.000 €, wenn man die Nutzungsdauer auf zehn Jahre verdoppelt.

Auf der Streuobstwiese wurden Apfel-, Kirsch- und Birnenbäume  gepfl anzt. Alles alte Sorten. Eine Obstbaumpatenschaft kostet 60 bis 80 €  pro Jahr.
Auf der Streuobstwiese wurden Apfel-, Kirsch- und Birnenbäume gepflanzt. Alles alte Sorten. Eine Obstbaumpatenschaft kostet 60 bis 80 € pro Jahr. (c) Jan Philipp Schulze

Naturpatenschaften: Bei hoher Nachfrage bleibt viel übrig

Die ermittelten Gewinne sind verglichen mit einem durchschnittlichen Gewinn pro Hektar eines konventionellen Landwirtschaftsbetriebes sehr hoch (Abb. 2) genauso wie die theoretischen, fünfmal höheren Erlöse bei der Beetle Bank und der Blühwiese im Vergleich zum Mittel der Erlöse von konventionellen Feldfrüchten. Jedoch wurde auch zur Vereinfachung und aufgrund einer noch nicht abschätzbaren Anzahl von Patenschaften angenommen, dass pro Hektar alle Patenschaften á 100 m2 bei der Beetle Bank und bei der Blühwiese für je 100 € verkauft werden. Auch bei den Obstbäumen wurde angenommen, dass alle 66 Bäume auf einem Hektar (pro Baum 80 €) verkauft werden. Mit so einer hohen nachgefragten Menge ist in der Praxis natürlich erst einmal nicht zu rechnen.

Anschließend sollte mit einer Szenarioanalyse bestimmt werden, wie viele Patenschaften pro Hektar verkauft werden müssen, um den mittleren Gewinn pro Hektar und Jahr des konventionellen Landwirtschaftsbetriebes „Axel Schulze Gut Zernikow“ zu erreichen. Die Analyse zeigte, dass dafür bei der Beetle Bank und der Blühwiese jeweils 17 Patenschaften zu je 100 m2 vermittelt werden müssen. Bei der Streuobstwiese sind es demensprechend 50 Bäume pro Hektar.

Für die Blühfläche wird regionales Saatgut mit einer Vielzahl an verschiedenen Pfl anzenarten verwendet.
Für die Blühfläche wird regionales Saatgut mit einer Vielzahl an verschiedenen Pflanzenarten verwendet. (c) Jan Philipp Schulze

Viel Zeit für Marketing und Kommunikation

Die berechneten Gewinne sind von vielen vereinfachten Annahmen abhängig. Vor allem hat die Nutzungsdauer bei der Streuobstwiese einen großen Einfluss. Die relativ geringen Kosten (im Vergleich zum Erlös) bei der Beetle Bank und bei der Blühwiese kommen unter anderem durch einen geringen Aufwand bei der Feldarbeit zustande. Auf der anderen Seite besteht jedoch ein hoher Zeitaufwand für die Geschäftsführung, für die Beantwortung von Kunden-E-Mails und für das Marketing. Da die „Floridus GbR“ ihre Produkte direkt an ihre Kunden verkaufen kann, ist sie gegenüber konventionellen Landwirtschafts-betrieben insofern im Vorteil, dass der Preis selbst bestimmt werden kann und keine Abhängigkeit zu einem nachgelagerten Unternehmen besteht. Somit ist sie jedoch auch von der Kaufbereitschaft der Konsumenten abhängig. Bisher sind die Patenschaften für die Streuobstwiese bei den Paten beliebter. Da das Unternehmen noch sehr jung ist, kann noch keine abschließende Aussage über die zukünftige Nachfrage getroffen werden. Der Erfolg von Naturpatenschaften hängt wahrscheinlich auch davon ab, wie sich das Thema Umweltschutz in der öffentlichen Meinung in den nächsten Jahren entwickelt.

FAZIT: Naturpatenschaften sind wirtschaftlich umsetzbar. Der Erfolg hängt stark vom Interesse der Konsumenten ab. Die Kunden können mit der Patenschaft ihre direkte und monetäre Unterstützung zum Umweltschutz ausdrücken. Naturpatenschaften können eine wirtschaftlichere Alternative zu ökologischen Vorrangflächen bieten und zur Verbesserung des Images eines Landwirtschaftsbetriebes beitragen.

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