Der vierjährige Bock Echinops ist Teil der stolzen Ziegenherde von Dorothea Peter und ihrer Familie. © Sabine Rübensaat

Ziegenhof Peter: Erfolgsgeschichte mit Ziegenmilch

Mit der Zucht von Thüringer Wald Ziegen und ihren Milchprodukten ist der Familienbetrieb von Katja und Wolfgang Peter im Kyffhäuserkreis längst zu einer Marke geworden. Auch auf den Grünen Tagen Thüringen fehlen sie nicht.

Von Frank Hartmann

Der mittelalte Schnittkäse ist „Bückware“, der Trink-Joghurt seit mehr als zehn Jahren ein Renner, und das selbst kreierte frische Eis verteilen mittlerweile drei T-3-Bullis auf festen Dorfrouten nicht nur an Kinder: willkommen auf dem Ziegenhof Peter in Greußen im Kyffhäuserkreis.

Katja Peter (l.) im Offenstall der Ziegen.
Katja Peter im Offenstall der Ziegen © Sabine Rübensaat

Von der Steinfahrtsmühle zum Ziegenparadies

Unter dem Namen „Ziegen-Peter“ sind der Landwirtschaftsbetrieb und seine Produkte längst zur Marke in Thüringen geworden. Dabei blieben Katja und Wolfgang Peter, beide an der Uni in Halle studierte und promovierte Nutztierwissenschaftler – wo sie auch ein Paar wurden –, bis heute auf dem Boden.

Den bestellen sie seit Mitte der 1990er-Jahre auf dem wieder eingerichteten Betrieb von Wolfgang Peters Großeltern. Zu den rückübertragenen 50 ha ergatterten die damals blutjungen Uni-Absolventen die Steinfahrtsmühle am Rande von Greußen, eine einst mit Wasserkraft angetriebene Getreidemühle.

Der Vierseithof ist Betriebs- und Wohnstätte mit Maschinenhalle, Ziegenställen, Käserei und Hofladen. Drei Kinder haben Katja und Wolfgang Peter hier aufgezogen: Dorothea (25 Jahre) absolvierte an der Uni Halle das Studium der Agrarwissenschaften und arbeitet schon als Bodenkundlerin an der Uni Jena; Elisabeth (22) studiert in Berlin Veterinärmedizin und wird nach dem Abschluss Nutztiere betreuen; Ferdinand (15) büffelt noch an der Gemeinschaftsschule im heimatlichen Greußen.

Tochter Dorothea, die von Kindesbeinen den Ziegen verfallen ist, präsentiert hier die Produktvielfalt.
Tochter Dorothea, die von Kindesbeinen den Ziegen verfallen ist, präsentiert hier die Produktvielfalt. © Sabine Rübensaat

Engagement für die Landwirtschaft

Neben dem landwirtschaftlichen Geschäft engagiert sich das Paar für das landwirtschaftliche Gemeinwohl: Katja Peter sitzt seit gut 25 Jahren dem Landesverband Thüringer Ziegenzüchter vor. Sie gab stets Acht darauf, dass der kleine Verband eigenständig arbeitet – heute mit Nadine Jolk als hauptamtlicher Zuchtleiterin.

Katja Peter managt den bundesweiten Rassebeirat für die Thüringer Wald Ziege. Sie engagiert sich in der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH), wozu die Thüringer Wald Ziege zählt. Der Betrieb selbst ist ein Arche-Hof, „aber kein Zoo“, betont Katja Peter. Studierende in Halle kennen sie als Lehrbeauftragte für Ziegenhaltung und -zucht.

Neben den 330 ha, die der Betrieb bewirtschaftet, verantwortet Wolfgang Peter als Vorsitzender maßgeblich die Arbeit des Kreisbauernverbandes (KBV) im Kyffhäuserkreis. Als Fachausschussvorsitzender Familienbetriebe ist er zugleich Vorstandsmitglied im Thüringer Bauernverband (TBV). Das verlangt nicht selten nach energischer Interessenvertretung.

Bildergalerie: Ziegenhof Peter

Junge Helferin auf dem Hof: Valentina absolviert auf dem Ziegenhof Peter ihr Pflichtpraktikum. © Sabine Rübensaat

Junge Helferin auf dem Hof: Valentina absolviert auf dem Ziegenhof Peter ihr Pflichtpraktikum. © Sabine Rübensaat

Zweimal täglich wird gemolken. Der Melkstand ist zum Teil eine Eigenkonstruktion; das Melkzeug ist ein griechisches Fabrikat. © Sabine Rübensaat

Zweimal täglich wird gemolken. Der Melkstand ist zum Teil eine Eigenkonstruktion; das Melkzeug ist ein griechisches Fabrikat. © Sabine Rübensaat

In der Käserei: Mitarbeiterin Iris Heinze, die schon länger zum Team gehört, verschöpft Frischkäse. Verschiedene Schnitt-, Frisch- und Weichkäse zählen zu den Klassikern der Hof-Käserei. © Sabine Rübensaat

In der Käserei: Mitarbeiterin Iris Heinze, die schon länger zum Team gehört, verschöpft Frischkäse. Verschiedene Schnitt-, Frisch- und Weichkäse zählen zu den Klassikern der Hof-Käserei. © Sabine Rübensaat

Die Fränkischen Landgänse erhält der Arche-Hof durch Nutzung, wie andere Nutztiere auch. © Sabine Rübensaat

Die Fränkischen Landgänse erhält der Arche-Hof durch Nutzung, wie andere Nutztiere auch. © Sabine Rübensaat

Zum Hof gehört eine alte, wassergetriebene Getreidemühle, die heute Strom erzeugt. © Sabine Rübensaat

Zum Hof gehört eine alte, wassergetriebene Getreidemühle, die heute Strom erzeugt. © Sabine Rübensaat

Nachwuchsförderung: Praktika und Freiwilliges Ökologisches Jahr

Als die Bauernzeitung Ende August den Ziegenhof Peter besucht, sind Silvia, Valentina und Selina auf dem Hof. Die drei Österreicherinnen absolvierten gerade ein 14-wöchiges Pflichtpraktikum im Ausland. Sie sind Schülerinnen an der Höheren Bundeslehranstalt für Landwirtschaft in Elmberg, wo in fünf Jahren ein Berufsabschluss mit Abitur erworben werden kann.

Der Ziegenhof Peter hatte schon etliche Male Praktikanten dieser Schule zu Gast, weshalb er bei den EU-weiten Praktikumsbetrieben der Schule gelistet ist. Mit den drei 16-Jährigen absolviert Lena aus dem Kreis Sömmerda ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) auf dem Betrieb. Sie suchte eine berufliche Orientierung – und fand sie hier. Im Anschluss, so erzählt Lena, studiert sie Ernährungswissenschaften an der Uni Halle.

Junge Helferinnen auf dem Hof (oben, v. l.): Lena absolviert ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr; Silvia, Selina und
Valentina kennen von ihren Heimat-Höfen in Österreich vor allem Rinder- und Schweinehaltung. Für ein Auslands-
praktikum im Rahmen ihrer Berufsausbildung sind sie zu Gast bei Familie Peter. © Sabine Rübensaat
Junge Helferinnen auf dem Hof (v. l.): Lena absolviert ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr; Silvia, Selina und Valentina kennen von ihren Heimat-Höfen in Österreich vor allem Rinder- und Schweinehaltung. Für ein Auslandspraktikum im Rahmen ihrer Berufsausbildung sind sie zu Gast bei Familie Peter. © Sabine Rübensaat

Familienbetrieb mit Tradition: Wie die Peters zur Ziege kamen

Dass Katja und Wolfgang Peter einmal Ziegen halten werden, stand zur Betriebsgründung in den 1990er-Jahren auf keinem Papier: „Wir wollten Tierhaltung betreiben und eine Nische ausfüllen“, erinnert sich Wolfgang Peter: „Die Hofstelle bot für rund 60 Milchkühe Platz, was keine wirtschaftliche Grundlage gewesen wäre. Geflügel war nicht unsere Tierart. Und so stießen wir bei unserer Suche auf Ziegen.“

Nach dem Kontakt mit einem Südthüringer Züchter der Thüringer Wald Ziege begann das Abenteuer mit neun Ziegen. 1999 war in einer Ein-Raum-Käserei der erste Käse geboren. Mit dem Leader-Programm ab 2002 gelang es, in eine professionelle Käserei zu investieren. Mit Qualität und Zuverlässigkeit konnte der Hof über die Jahre seine Produkte nicht nur über andere Hofläden, sondern auch über den Lebensmitteleinzelhandel und die Gastronomie vermarkten.

Mehr als nur Käse: Vom Ziegenjoghurt bis zum Ziegeneis

Heute beliefert der Ziegenhof Peter mehrere Dutzend Lebensmittelmärkte in Thüringen direkt. Mit neuen Kreationen, allen voran dem Trink-Joghurt „Zickolo“, eine eingetragene Marke, schuf sich der Ziegenhof Alleinstellungsmerkmale. Die „Heiße Ziege“, ein Ziegengrillkäse, gehört neben dem frischen Ziegeneis zu den jüngsten Produktideen, die rege nachgefragt sind.

Heute basiert das Ziegenmilchgeschäft auf rund 100 melkenden Ziegen. Drei Teilzeit- und eine Vollzeitkraft sind angestellt. Wurde, als die Kinder noch klein waren, die Herde trockengestellt und pausierte so die Milchproduktion für mehrere Monate im Jahr, geben die Ziegen heute als Dauermelker das ganze Jahr Milch. Die jährliche Leistung von 800 kg pro Jahr und Ziege im Mittel sei keine Spitzenleistung.

Es gebe freilich auch Tiere mit über 1.000 kg Jahresleistung. „Bei der Zucht richte ich den Blick vor allem auf den Erhalt aller Mutterlinien für eine genetische Breite. Somit bleiben auch mal leistungsschwächere Tiere in der Herde“, erklärt Katja Peter. Die Zuchtböcke vom Ziegenhof sind international gefragt.

Die Milchleistung der Tiere fußt auf dem Grundfutter. Und das ist zuallererst Rotklee: „Der erste Schnitt ist für die Silage. Mit dem zweiten Schnitt ernte ich Saatgut“, erläutert Wolfgang Peter. Luzerne und Stroh ergänzen die Rationen.

„Die Ziegen sorgen dafür, dass wir eine weite Fruchtfolge haben. Wir können so geschickt Koppelprodukte nutzen und verwerten.“ Neben klassischen Getreidearten stehen Zuckerrüben und Raps im Feld, aber auch Erbsen, Rotklee, Luzerne, Gras und Senf für die Saatguterzeugung.

Wolfgang Peter mit dem zweiten Rotklee-Schnitt, der Mitte August als Saatware gedroschen wird.
Wolfgang Peter mit dem zweiten Rotklee-Schnitt, der Mitte August als Saatware gedroschen wird.
© Sabine Rübensaat

Ziegenkäse selber machen auf den Grünen Tagen Thüringen

Wenn die Grünen Tage am 27. September ihre Tore öffnen, ist Katja Peter mit sechs Ziegen präsent – im Übrigen allesamt gegen Blauzungenkrankheit geimpft. Und wie bei allen Grünen Tagen der Vorjahre wird die Landwirtin mit den kleinsten Messebesuchern wieder Ziegenweichkäse herstellen. Dafür stellt der Verband für handwerkliche Milchverarbeitung das Werkzeug bereit. Eine Atempause gönnt sich Katja Peter kaum. Sie bereitet für den 9. und 10. November eine Tagung des Bundesverbandes der deutschen Ziegenhalter in Thüringen vor.

Ziegenweichkäse wird Katja Peter, wie schon 2014, wieder auf der Erfurter Messe mit den Jüngsten herstellen.
Ziegenweichkäse wird Katja Peter, wie schon 2014, wieder auf der Erfurter Messe mit den Jüngsten herstellen. © Frank Hartmann
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