Bäuerinnenforum 2025

Grüne Woche: Was ist Hype, Trend und Zukunft?

Nicht alles, das auf der Grünen Woche vorgestellt wird, übersteht den Test der Zeit. © Sabine Rübensaat
Grüne Woche

Bei der Internationalen Grünen Woche in Berlin präsentieren Aussteller die neuesten Trends. Was davon wirklich Zukunft hat oder doch nur kurzfristiger Hype, das wurde beim Bäuerinnen-Forum der Deutschen LandFrauenverband besprochen.

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Die Grüne Woche in Berlin gehört bekanntlich zu den beliebtesten kulinarischen Weltreisen, denn wo sonst werden Geschmackserlebnisse so kompakt aufgetischt. Von Eisbein-Sandwich mit Spreewälder Sauerkraut über geröstete Grillen in Pastasoße und finnische Pfifferlingsschokolade bis zu kubanischen Churros – rund 60 Länder präsentieren bekannte und neue Köstlichkeiten. Dabei wird auch auf dem weltgrößten gedeckten Tisch einmal mehr deutlich, dass sich die Ernährung global und regional im Wandel befindet. Doch was ist nur ein Hype oder ein Trend? Was hat Zukunft?

„Entwicklung braucht den Schulterschluss zwischen Politik, Wissenschaft und Gesellschaft“

Die Antworten mögen etwas von einem Blick in die Glaskugel haben. Doch Fakt ist: Ernährung ist ein wichtiges gesellschaftliches Thema, das nicht zuletzt bis in die Familien hinein heftig und emotional diskutiert wird. Denn es geht nicht mehr nur um den Verzehr von Lebensmitteln schlechthin. Ins Zentrum der Ernährung rücken mehr denn je Herkunft, ökologische Bilanz, Gesundheit und auch Ethik.

Podiumsfoto der Teilnehmer des Bäuerinnenforums 2025
Anja Kolbe-Nelde (3. v. l.) brennt für die Trüffel, die in Thüringen Tradition haben und dank ihrer Leidenschaft und ihres Engagements eine kultivierte Zukunft. Worauf sie dabei setzt, erläuterte sie auf dem Bäuerinnenforum in der Diskussionsrunde mit Dorthe Bährs, Christine Reitelshöfer, Dr. Jonas Finck und Maarten Heins (v. l.). © DLV/Lucas Adrian

Dieser Wandel ist für die Landwirtschaft herausfordernd. Und so stellt sich die Frage: Ist die Zukunft auf dem Teller auch die Zukunft der Landwirtschaft? Darüber diskutierten auf dem diesjährigen Bäuerinnenforum, das vom Deutschen LandFrauenverband auf der Grünen Woche organisiert wurde, neben Landfrauen auch Unternehmerinnen und Unternehmer aus verschiedenen Regionen Deutschlands.

Die Entwicklung in der Ernährung fordert landwirtschaftliche Betriebe heraus, sich neu auszurichten und anzupassen. Dabei gilt es für sie, „den Spagat zu schaffen zwischen wirtschaftlicher Rentabilität und der Verantwortung für Umwelt, Natur, Tierwohl“, so Landfrauenpräsidentin Petra Bentkämper und forderte: „Eine weitere Entwicklung braucht den Schulterschluss zwischen Politik, Wissenschaft und Gesellschaft.“

In einer Videobotschaft lobte Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, die Bildungsarbeit der Landfrauen in Kitas und Schulen und sieht in innovativen Projekten den Schlüssel für die Ernährung von morgen.

Landwirte sollten sich breiter aufstellen

Dafür wiederum braucht es Unternehmerinnen und Unternehmer, die bereit sind, sich diesem Wandel, diesen Herausforderungen der Zeit zu stellen und die mit Leidenschaft und mitunter auch Risikobereitschaft für ihre Produkte brennen – wie Anja Kolbe-Nelde, die ihr Heimatland Thüringen als Trüffelweltmeister sieht. Denn was natürlich vorkommt – Burgundertrüffel wurden in 21 Thüringer Landkreisen nachgewiesen –, kann auch angebaut werden. „Wir müssen es einfach nur machen“, so die gelernte Bankkauffrau.

Anja Kolbe-Nelde
Anja Kolbe-Nelde hat mit ihrer Trüffelplantage in Schönewerda den Ceres-Award 2024 gewonnen. © Claudia Duda

Und Anja Kolbe-Nelde hat es gemacht, erntet auf den Betriebsplantagen die ersten eigenen Trüffel, produziert im Jahr 60.000 Trüffelbäume und möchte vor allem auch Landwirte überzeugen, Trüffel anzubauen, um zum Beispiel Ausfälle in anderen Produktionsbereichen finanziell abfedern zu können, bietet ihnen dafür zudem Wissensvermittlung und Wissensaustausch (thüringer-trüffelanbau.de).

Ein anderer Unternehmer wie Dr. Jonas Finck aus Sachsen setzt auf Insekten für Dünger und Futter (madebymade.eu), Maarten Heins aus Niedersachsen auf die blaugrüne Mikroalge Spirulina als natürliches Nahrungsergänzungsmittel (jomaa-spirulina.de).

Landfrauen gehen mit Mut und Zuversicht voran

Doch Trüffel, Algen, Insekten sind (noch) Nischenprodukte. Hat auch Fleisch, das seit Jahrtausenden die Menschen ernährt, eine Zukunft? Hat es! Davon ist Dorthe Bährs aus Schleswig-Holstein absolut überzeugt. Nicht umsonst hat der Familienbetrieb mit Schäferei und Ferkelhof in einen Tierwohlstall für seine 350 Sauen investiert und setzt auf Deichschafhaltung mit Lammfleischproduktion in Direktvermarktung über den eigenen Hofladen – sowie auf Aufklärung und Wissensvermittlung (landwirtschaft-for-future.de).

Christine Reitelshöfer, Zweite Vizepräsidentin des Deutschen LandFrauenverbandes, appellierte zusammenfassend: „Das Bäuerinnenforum hat gezeigt, dass wir auch in Zukunft mit Mut und Zuversicht nach vorn gehen können. Aber es geht nicht ohne verlässliche Rahmenbedingungen für unsere Landwirtinnen und Landwirte. Dafür braucht es Förderprogramme und die stete Wertschätzung der Gesellschaft – auch in schwierigen Zeiten.“

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Der Bioland-Betrieb Mühlenhof Zepelin in Zepelin bei Rostock ist mit dem 1. Platz des Bundespreis Ökologischer Landbau 2025 auf der Grünen Woche in Berlin ausgezeichnet worden. © Sabine Rübensaat
Der Bioland-Betrieb Mühlenhof Zepelin in Zepelin bei Rostock ist mit dem 1. Platz des Bundespreis Ökologischer Landbau 2025 auf der Grünen Woche in Berlin ausgezeichnet worden. © Sabine Rübensaat