Agrarjugend Sachsen: Vom WhatsApp-Chat zum Netzwerk für junge Landwirte
Mit viel Rückenwind geht die Agrarjugend Sachsen ins neue Jahr. Der Zusammenschluss will junge Leute aus der Agrarbranche zusammenbringen und eine Plattform für den Austausch bieten.
Luisa, Mitte vorigen Jahres hat sich die Agrarjugend Sachsen gegründet. Wie kam es dazu, und wie hat sich das Vorhaben entwickelt?
Die Initiative ging von Paula Schultze aus, die von 2022 bis 2024 Sächsische Milchprinzessin war. Sie hatte über ihren WhatsApp-Status und Instagram angefragt, wer denn Lust hätte, sich in der Agrarbranche zu vernetzen. Das hat so eine große Resonanz bekommen, dass sie eine WhatsApp-Gruppe gegründet hat. Aktuell hat diese Gruppe 314 Mitglieder. Wir haben das dann aber schnell zu einer „Broadcast-Gruppe“ umgestellt, weil es mit dieser Teilnehmerzahl einfach den Rahmen sprengt, wenn jeder etwas veröffentlichen kann, und bald auch den Instagram-Account angelegt. Anfangs hatten wir gar nicht mit dieser Resonanz gerechnet.
Verstehen sich alle dieser 314 Gruppen-Mitglieder als Agrarjugend?
Es ist schwer zu sagen, wie stark sie sich mit der Agrarjugend identifizieren. Bei den Veranstaltungen, die wir bisher organisiert haben, waren jeweils zwischen 20 und 30 Leute dabei, zuletzt sogar 50. Das sind nicht immer die gleichen, sondern je nach Region, in der wir sind, verschiedene Teilnehmer. Wir sind ja noch recht jung, und vieles steckt noch in den Kinderschuhen.
Unterstützung durch den Sächsischen Landesbauernverband
Plant ihr, eine reguläre Mitgliedschaft einzuführen oder einen Verein zu gründen?
Momentan läuft alles über den Sächsischen Landesbauernverband. Der SLB ist sozusagen unser Träger, damit wir abgesichert sind. Wir diskutieren noch, wie sich alles entwickeln soll. Dabei greifen wir auch auf Erfahrungen in anderen Bundesländern zurück. Wir sind zum Beispiel mit Sarah Selig von der Junglandwirte-Initiative „Generation F1“ des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern im Austausch. Denn auch dort werden die Möglichkeiten einer zusätzlichen Junglandwirte-Mitgliedschaft aktuell geprüft.
Vom SLB bekommt ihr auch Unterstützung?
Das ist richtig. Wir haben zum Beispiel für zwei unserer Veranstaltungen finanzielle Unterstützung bekommen.
Jung und engagiert: Tobias Dressel verstärkt das Organisationsteam
Ging die Initiative für die Agrarjugend allein von Paula aus?
Die Hauptinitiative kam von ihr, ich habe mich als helfende Hand eingebracht. Seit Dezember gehört Tobias Dressel, der an der Berufsakademie in Dresden Agrarmanagement studiert und bei einer unserer Veranstaltungen einen Vortrag über die Studienreise in die USA hielt zum Organisationsteam. Dass Tobias dabei ist, ist wirklich ein Segen. Er ist sehr zielstrebig und kann gut strukturiert zur Umsetzung unserer Ideen beitragen.
Was habt ihr bisher auf die Beine gestellt?
Bisher gab es vier Veranstaltungen der Agrarjugend: Wir haben im September den Saatgutproduzenten Saatgut 2000 in Lichtenau und die Milchviehanlage in Ottendorf besichtigt. Anschließend waren wir auf dem Landeserntedankfest in Mittweida präsent. Im November besuchten acht unserer Mitglieder den Bauernball in Coswig. Im Dezember gab es zum einen eine Besichtigung der Agrargenossenschaft Langenchursdorf mit anschließendem Vortrag zur USA-Studienreise, zum anderen eine Besichtigung der Dresdener Mühle und einen anschließenden Besuch des Striezelmarktes.
Praxis statt Theorie: Besichtigungen und Veranstaltungen der Agrarjugend Sachsen
Der Besuch von Landwirtschafts- und Verarbeitungsbetrieben scheint ein Schwerpunkt eurer Veranstaltungen zu sein?
Wir überlegen uns, was uns und andere junge Menschen aus der Landwirtschaft interessieren würde, und planen auf dieser Grundlage die Veranstaltungen. Meist läuft das über Kontakte, die wir schon haben, zum Beispiel zu ehemaligen Kommilitonen. Manchmal kommen auch Betriebe auf uns zu. Bei den Veranstaltungen lernen wir immer wieder neue Leute kennen, die neue Ideen an uns herantragen und Kontakte vermitteln. Im März ist ein Besuch der Krabat Milchwelt in Wittichenau geplant, bei dem wahrscheinlich auch Leute von F1 aus Mecklenburg-Vorpommern dabei sein werden.
Ist dieser fachliche Austausch das Ziel eurer Arbeit als Agrarjugend?
Es ist einerseits ein Ziel, fachliche Veranstaltungen anzubieten, die die Junglandwirte interessieren. Es geht uns aber auch darum, dass sich junge Leute vernetzen können. Das ist wirklich wichtig, denn es hilft und stärkt, wenn man sich austauschen kann und sieht, dass andere vielleicht ähnliche Probleme hatten und dafür schon Lösungen gefunden haben. Darüber hinaus möchten wir uns auch in die Arbeit des SLB einbringen, um Anliegen der Junglandwirte Gehör zu verschaffen, und längerfristig auch zu einer Interessenvertretung für Junglandwirte werden.
Zukunftspläne: Wie geht es weiter mit der Agrarjugend Sachsen?
Was plant ihr in nächster Zeit?
Ende Januar soll es eine Besichtigung der Friweika geben. Für Februar planen wir derzeit ein Treffen mit der FDP-Bundestagsabgeordneten Ulrike Harzer. Das Gespräch soll auf einem Betrieb mit einer Biogasanlage stattfinden, und wir wollen in ruhiger Atmosphäre unter anderem die Probleme der Biogaserzeuger thematisieren, die von der Politik etwas stiefmütterlich behandelt werden. Auf jeden Fall sind wir erleichtert, dass die Idee Agrarjugend so gut ankommt, und freuen uns, sie auch in Zukunft zu gestalten.
Kontakt zur Agrarjugend über Instagram:
instagram.com/agrarjugend.sachsen
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