Schorfheider Agrar-GmbH © Anja Nähring

Schorfheider Agrar-GmbH: Alles selbst gezogen

Unweit der Hauptstadt, nördlich von Berlin, liegt das brandenburgische Groß Schönebeck. Hier, am Rande des im Namen enthaltenen Biosphärenreservats, ackert die Schorfheider Agrar-GmbH (SAG) auf rund 2 500 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche und hält dazu 850 Mutterkühe zuzüglich der Masttiere.

von Anja Nährig

Mit den Worten: „Unser Unternehmen wirtschaftet nicht nur auf Gewinnmaximierung“, empfängt mich einer der zwei Geschäftsführer auf dem Hof. „Wir sind hier, um Arbeitsplätze zu erhalten und die Region zu stärken“, führt Olaf Pieper weiter aus. Der 36 Jahre junge Master der Agrarwirtschaft ist bereits vor fünf Jahren in die Führung der SAG eingestiegen und in direkter Nachbarschaft zum Landwirtschaftsbetrieb aufgewachsen. Er kennt sich hier aus.

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Schorfheider Agrar-GmbH: Zu den Anfängen

Auch seine Eltern haben seit jeher auf dem Betrieb gearbeitet, sein Vater als Traktorist und Tierpfleger, seine Mutter als ausgebildete Agraringenieurin und seit 1991 als Prokuristin. Zur Umwandlung der ehemaligen LPG Groß Schönebeck in die SAG wurden beide sogar Gesellschafter und formen den Agrarbetrieb bis heute mit. Olaf selbst entschied sich nach der zehnten Klasse vorerst für eine Landwirtschaftslehre im Oderbruch.

Doch dabei sollte es nicht bleiben. Er holte das Abitur nach und setze ein Masterstudium in Neubrandenburg obenauf. Mit dieser erstklassigen Qualifikation konnte er 2007 sofort als Assistent der Geschäftsführung in der SAG einsteigen und nur zwei Jahre später eigenständig die Tierproduktion leiten.

Obwohl er anfangs mehr der Pflanzenproduktion zugeneigt war, flammte sein Interesse für die „Dicken“ schnell auf. „Sicher, die Mutterkuhhaltung bei uns rechnet sich auch ohne die Rindermast“, weiß Olaf, „diese schafft jedoch weitere zehn Arbeitsplätze in unserer Gemeinde. Technik, Betreuung und Futterbereitung kosten natürlich Geld, doch decken bei einem durchdachten Management die Erlöse die Kosten.“ Wichtig sei es dabei, möglichst keine unnützen Ausgaben zu verursachen, so Olaf.

Die SAG vermarktet die Mastrinder im Alter von 19 bis 21 Monaten zu Jahresbeginn – dann, wenn die Preisnotierungen am höchsten sind. Resultierend aus dem Vermarktungszeitpunkt kalben die Kühe überwiegend im April und Mai auf den Weiden ab. Sicherlich könnte er den Termin noch etwas vorziehen, um die Weidesaison bestmöglich zu nutzen, doch das bringe ökonomisch keine Vorteile. Auch die Rinderpreise schwanken jährlich. Um keine bösen Überraschungen zum Jahresabschluss zu erleben, verkauft er die Tiere lieber im Januar und Februar. So lassen sich die Finanzen über das restliche Jahr deutlich sicherer planen.

Mutterkuhhaltung – Selber mästen

„Das Geld, das wir nicht ausgeben, müssen wir auch nicht verdienen.“

Nicht nur das Argument der Arbeitsplätze ist ein Grund dafür, warum die SAG, anders als viele andere Mutterkuhbetriebe in Brandenburg, ihre Absetzer nicht verkauft sondern selber mästet. Die Mutterkuhhaltung wurde 1994 etabliert, die Mast wurde kurz nach der Wende mit dem Standort Zerpenschleuse übernommen.

Stallplätze waren somit vorhanden. Der niederschlagsarme und leichte Sandstandort (Ø 23 Bodenpunkte) führte zu einer Erweiterung der Mutterkuhhaltung. Nach dem Wegfall der Roggenintervention 2004 war selbst dieses Getreide unwirtschaftlich geworden und das Land über weite Strecken nur noch über Ackergras und Rinder zu nutzen. So stehen heute die Kühe auf zirka 360 ha Weidefläche, deren Aufwuchs bei Futterüberschuss entsprechend ins Silo wandert.

Nach dem Absetzen bekommen die Rinder eine Mischration aus eigenem Grund- und Kraftfutter (Mais- und Grassilage, Triticale, Roggen und Erbsen als Eiweißkomponente). Hierbei werden betriebsinterne Stoffkreisläufe berücksichtigt, um möglichst nachhaltig zu wirtschaften.

Die Grassilage weist dabei einen Rohfaseranteil von fast 25 % und eine Energiedichte von 9,0 MJ ME auf. „Die Qualität der Grassilage muss der Quantität nachgeordnet werden“, erklärt Olaf, „denn bei unseren niederschlagsarmen Standorten müssen wir in erster Linie für ausreichend Futter sorgen.“ Mit einem Lebendgewicht von etwa 740 kg gehen die Masttiere an den Haken, die durchschnittliche Schlachtausbeute liegt bei 61 %.“

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Kälberaufzucht und Bullen

Neben den jährlich 550 Mastrindern ziehen die Schorfheider ihre Nachzucht selbst auf, egal ob weiblich oder männlich. Zirka 120 Färsen kalben jährlich ab. Olaf nutzt dabei ausgesuchte Färsen „vor“, denn nur die besten verbleiben als Mutterkuh im Bestand. Kennzahlen wie eine Reproduktionsrate von nur 10 % oder eine Absetzrate von 92 % machen ihn stolz.

Neue und hochwertige Genetik wird über die Bullenauktionen in Groß Kreutz und Karow eingekauft. Zusätzlich kommen ausgewählte, selbst gezogene Bullen zum Einsatz. Acht bunte Produktionsherden stehen auf den Wiesen von Zerpenschleuse bis hinter Klandorf und gestalten die Kulturlandschaft. Dazu kommen jeweils eine Limousin- und eine Uckermärkerherde, die reinrassig bleiben. Ziel ist es, nicht nur die Mastergebnisse allein zu verbessern, sondern die Effizienz des ganzen Produktionszweiges zu optimieren.

Nicht nur die tierische Nachzucht spielt in der SAG eine Rolle. Auch landwirtschaftliche Nachwuchskräfte werden im eigenen Betrieb großgezogen, je ein Auszubildender pro Lehrjahr. Dafür engagieren sich beide Geschäftsführer – Olaf Pieper im Tierbereich und Rainer Dickmann in der Pflanzenproduktion.

Das Engagement der beiden geht jedoch weit darüber hinaus: Sie wirken zum Beispiel bei der Brandenburger Landpartie in Groß Schönebeck mit, unterstützen die Feuerwehren und begleiten Schulprojekte. Die Umfeldarbeit spielt eben nicht nur für die eigene Verwurzelung in der Gegend eine Rolle, sie macht auch die Region attraktiv. Und ohne diese hätte das Unternehmen langfristig weniger gute Karten auf dem Arbeitsmarkt und in der lokalen Akzeptanz.


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