Annemarie Paulsen: Von der Bauerntochter zur Bestseller-Autorin
Die bekannte Agri-Influencerin Annemarie Paulsen wirft in ihrem Buch „Alles büddn wild“ einen humorvollen und kritischen Blick auf Landwirtschaft, Traditionen und Zukunftsperspektiven. Eine Leseempfehlung:
Annemarie Paulsen ist mehr als „nur“ Landwirtin oder, wie sie sich selbst nennt, Bäuerin. Sie ist auch bald fünffache Mutter, Ehefrau, quirlige Bauerntochter, Schwiegertochter, kleine Schwester, Landfrau, Schnellsprecherin, bekannte Agri-Influencerin, gefragte Rednerin und jetzt auch noch Bestsellerautorin. Mit ihrem Buch „Alles büddn wild“ schaffte es Annemarie Paulsen schon kurz nach Erscheinen auf die Spiegel-Bestsellerliste für Sachbücher (Paperback, Platz 18 KW 50). Wer ihr auf Instagram oder TikTok folgt, fragt sich unweigerlich, woher die Anfang-Dreißigjährige die Zeit und vor allem die Energie für all die Dinge nimmt, die sie Tag für Tag anpackt. „Alles büddn wild“ könnte als Buchtitel da nicht passender sein.
Vom Dorfkind zur Influencerin
Mit ihrer ganz eigenen, offenen, humorvollen und sympathischen Art hat sich Annemarie Paulsen auf Instagram eine große Fangemeinde aufgebaut. Unter @biohof_paulsen teilt sie „lustige und schöne Momente aus der Landwirtschaft“ von ihrem ökologischen Familienbetrieb mit Milchviehhaltung und Ackerbau im Herzen der Uckermark (Brandenburg). Ihre Filme und Geschichten sind ein Fenster in die Welt der Landwirtschaft. Sie erklärt komplexe Themen so, dass Laien und Fachleute gleichermaßen angesprochen werden, entzaubert die Bauernhofidylle und macht Landwirtschaft transparent. Das kommt an. Mittlerweile folgen der Gewinnerin des Goldenen Blogger Award 2024 und des DLG Agri Influencer Award 2022 in der Kategorie Newcomer mehr als 150.000 Follower auf Instagram.
„Alles büddn wild“: Landleben, Landwirtschaft, Traditionen und ganz viel Humor
„Das Interesse am Leben auf dem Land und besonders auf einem Bauernhof ist riesig, da reichen die 30 Sekunden Videos auf Social Media nicht aus! Ich möchte authentisch erzählen – auch mit einem kritischem Blick- wie es ist, ein Leben lang im Dorf und auf einem Bauernhof zu leben“, verrät Annemarie ihre Motivation, ein Buch zu schreiben in der Werbung des Verlages.
Entstanden ist eine authentische und unterhaltsame Hommage an das Landleben, geschrieben von einer, die es wirklich lebt und vor allem liebt. Das Buch ist gefüllt mit humorvollen Anekdoten und autobiografischen Geschichten aus Annemaries Leben und dem Dorfalltag. Wer die Reels und Storys oder die Bäuerin gar von ihren Auftritten kennt, hat beim Lesen unweigerlich ihre Stimme im Ohr. So findet sich ihr Dialekt, der ihre Videos so lebendig macht, auch im Buch auf vielen Seiten wieder.
Auf rund 250 Seiten nimmt Annemarie ihre Leser in „Alles büddn wild“ mit in ihre stürmische Kindheit mit sechs nervigen wie heißgeliebten Brüdern, in den Melkstand, auf die Weide, auf den Traktor – kurz: in den Alltag einer jungen Bäuerin. Mit viel Witz und Selbstironie schildert sie die Bedeutung von Gemeinschaft, die alltäglichen Freuden, ebenso wie die Herausforderungen der modernen Landwirtschaft, die vielen Stunden harter Arbeit, den Lärm und den Schlamm sowie den ewigen Kampf mit der EU-Bürokratie, der für über 250.000 landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland Realität ist.
Von Schleswig-Holstein in die Uckermark
Dabei ist der oft beschriebene und gefilmte Bauernhof in der Uckermark erst seit 2021 das Zuhause von Annemarie. Als jüngstes von acht Kindern wuchs sie zwar auch auf einem Bauernhof auf, allerdings in Schleswig-Holstein. Nach einer Kindheit zwischen schweißtreibender Strohballenernte statt Urlaub in den Sommerferien und Ziegenmelken vor der Schule zog es sie in die weite Welt. Die Devise: möglichst weit weg vom elterlichen Hof.
Doch die Liebe zur Landwirtschaft und zum Landleben führte die spätere Agri-Influencerin zurück zu ihren Wurzeln und zum Studium der Agrarwissenschaften. Was zugegebenermaßen ein wenig nach kitschigem Stoff für seichte TV-Vorabendserien klingt, wird durch die Kennenlerngeschichte mit ihrem Mann Martin noch getoppt – und hat sich tatsächlich so zugetragen. Denn der war einst ihr Lehrling im Doppel-10er-Melkstand auf einem kleinen Hof in Schleswig-Holstein. Inzwischen hat er Annemarie traditionsgemäß geheiratet und den elterlichen Hof in der Uckermark übernommen – auch so will es die Tradition.
Von Generation zu Generation: Landwirtschaft als Lebensaufgabe
„Tradition“ ist ein wesentlicher Teil des Stoffes, aus dem das Buch, das nicht umsonst den Untertitel: „Eine echte Bäuerin über Landwirtschaft, Tradition und Tüddelband“, trägt, gemacht ist. Da sind zum einen die Traditionen, die die Bäuerin mit Leidenschaft und ohne Bedenken an ihre Kinder weitergeben mag:
„Mein Mann und ich, meine Eltern, wie auch meine Schwiegereltern verstehen die Arbeit auf dem Hof als Leben. Wir möchten unseren Kindern auch zeigen, dass Arbeit etwas Herausforderndes und Sinnerfüllendes sein kann. Ich will die Arbeit auf dem Hof nicht romantisieren, sie ist schwer, tagtäglich und wiederholend. Dennoch bietet dieses Leben so viel Schönheit und Verbundenheit. Man lebt und arbeitet mit der Natur. Jedes Frühjahr ist man ergriffen vom Erblühen der Natur, spürt die Stärke der Vegetation im Sommer und geht (etwas) zur Ruh im Winter. Die Arbeit als Bauer und Bäuerin ist für uns Leben und das würden wir gerne an die nächste Generation weitergeben.“ (Ankündigung des Verlages)
Traditionen: Altes bewahren, Neues wagen
„Büddn wild“ wird es allerdings, wenn althergebrachte Traditionen und Werte unreflektiert der nächsten Generation und dem modernen Landleben 2.0 übergestülpt werden sollen. Neben ihren humorvollen Einblicken in das Landleben stellt Annemarie Paulsen im Buch deshalb auch die ernste Frage: „Wo wollen wir eigentlich hin mit unseren Traditionen, ist da genug Raum für uns junge Landwirte?“
Annemarie erzählt von alten Bräuchen und bewährten Methoden. Sie zeigt aber auch, wie wichtig Innovation und Nachhaltigkeit für die Landwirtschaft der Zukunft sind. Dabei scheut sie sich nicht, alte, festgefahrene Strukturen, vor allem für Frauen auf dem Land, in Frage zu stellen, aufzubrechen, eigene Wege zu denken und zu gehen und frischen Wind hineinzubringen.
„Alles büddn wild“ ist nicht nur eine unterhaltsame Lektüre. Es ist auch ein ermutigendes Plädoyer für eine neue Wertschätzung der täglichen Arbeit der Bäuerinnen und Bauern. Das Buch hat das Potenzial, jung wie alt zu inspirieren und zu zeigen, dass die Landwirtschaft ein komplexes, sich ständig wandelndes System ist. Und dass sie eine spannende und zukunftsorientierte Branche ist und bleiben muss.
Arbeit als „Urlaub für´s Gehirn“
Wer das Buch von Annemarie Paulsen liest, wird viel schmunzeln, manchmal laut lachen, viel lernen und ermutigt werden, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Er wird sich in vielem verstanden fühlen und gleichzeitig verstehen, woher diese junge Frau all ihre Energie und Kraft nimmt. Es ist ihre Arbeit als Bäuerin:
Bei der Stallarbeit kann sich „mein Geist komplett frei entfalten. Urlaub-fürs-Gehirn nenne ich das gerne. Für mich ist die Arbeit als Bäuerin ein Privileg. Ich ziehe viel Kraft aus der Arbeit, die für mich absolut erfüllend ist“. (Ankündigung des Verlages)
Und da die Arbeit auf einem Bauernhof bekanntlich nie ausgeht, dürfen sich die Fans von Annemarie Paulsen sicherlich auf viele weitere Sketche in den sozialen Medien und vielleicht auch Bücher freuen.
„Alles büddn wild – Eine echte Bäuerin über Landwirtschaft, Tradition und Tüddelband“
EMF Verlag; 1. Edition (4. November 2024)
ISBN-10 : 3745924673
ISBN-13 : 978-3745924671
16,00 Euro
Noch mehr Einblicke? Hier geht es zum „Mit Vergnügen“-Podcast mit Annemarie.
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