Beruf Herdenmanager: In Führung gehen
Esther Achler, Projektleiterin des DLG-Herdenmanagers Milchvieh in der Akademie der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, erläutert, worauf es beim Beruf des Herdenmanagers ankommt. Die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt ist groß.
Das Interview führte Anja Nährig
Können Sie unseren Lesern kurz die Arbeiten eines Herdenmanagers erläutern?
Für das Berufsbild „Herdenmanager“ gibt es an sich keine einheitlich geltende Definition, da es nicht zu den klassischen Ausbildungsberufen zählt. Allgemein ist ein Herdenmanager im Betrieb dafür verantwortlich, dass das genetische Leistungspotenzial der Herde ausgeschöpft und dabei das Wohlergehen und die Gesundheit der Tiere gesichert werden.
Er ist für die Organisation, Durchführung, Überwachung und Kontrolle der im Milchviehstall relevanten Tätigkeiten zuständig. In diesem Zusammenhang erhebt und wertet er Daten und Kennzahlen aus, leitet darauf basierend Maßnahmen ab, trifft die notwendigen Entscheidungen und übernimmt zum Teil Schlüsselaufgaben direkt am Tier.
Der Herdenmanager muss nicht nur einen geschulten Blick für seine Herde, sondern auch für seine Mitarbeiter haben. In größeren Betrieben nimmt der Herdenmanager unter anderem beim Delegieren von Aufgaben und der Erstellung von Arbeitsplänen auch Führungsaufgaben wahr.
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Beruf Herdenmanager: Aus- und Weiterbildung
Wo werden heute Herdenmanager ausgebildet?
Herdenmanagerkurse werden u. a. von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG-Herdenmanager), der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (Echemer-Herdenmanager) und der Fachzeitschrift Elite (Elite-Herdenmanager) angeboten. Bei der Landvolkbildung Thüringen ist es möglich eine Zusatzausbildung als Fachagrarwirt Herdenmanagement mit der Spezialisierung Rind zu absolvieren.
Welche Gründe sprechen für die Fortbildung?
Das theoretische als auch praktische Wissen, das in der landwirtschaftlichen Ausbildung oder im Studium erworben wurde, sollte weiter vertieft und speziell für den Bereich des praktischen Herdenmanagements anwendungsorientiert ausgebaut werden. Wir haben in den letzten Jahren die Erfahrung gemacht, dass vor allem junge Nachwuchskräfte in ihrer Tätigkeit als Herdenmanager oft an ihre körperlichen und psychischen Grenzen stoßen.
Die Themen Arbeitsorganisation und Mitarbeiterführung, Controlling und Management sind in der klassischen Ausbildung wenig bis gar nicht verankert, und es fehlen deshalb Kenntnisse darüber im Berufseinstig bzw. -alltag. Herdenmanagerkurse bieten die Möglichkeit sich neben den produktionstechnischen und biologischen Themen, auch in Managementfragen weiterzubilden.
Für das Absolvieren eines mehrwöchigen Kurses spricht außerdem der enge Kontakt zu Berufskollegen aus dem gesamten Bundesgebiet. Die Teilnehmer bauen sich ein Netzwerk auf, von dem sie auch später noch profitieren.
Herdenmanager gesucht
Sehen Sie einen Trend, dass es zu wenige Herdenmanager gibt und dass diese zukünftig vermehrt gesucht werden?
Den Trend, dass es am Markt zu wenige Herdenmanager gibt, können wir beobachten. Der Mangel ist groß, betrachtet man die wachsende Nachfrage nach Herdenmanagerkursen sowie die Stellenanzeigen, die regelmäßig in Onlineportalen und Fachzeitschriften geschaltet werden.
Und auch die Frage, ob Herdenmanager zukünftig vermehrt gesucht werden, kann mit einem klaren „Ja“ beantwortet werden. Die Betriebe sind in den letzten Jahren stark gewachsen und damit zunehmend auf der Suche nach qualifizierten Arbeitskräften. Ab einer bestimmten Herdengröße ist es sinnvoll, eine weitere Führungsebene im Stall, sprich den Herdenmanager, einzubeziehen, da das tägliche Geschäft rund um die Herde vom Betriebsleiter allein nicht mehr zu leisten ist. Hierbei gilt jedoch, dass die erbrachten Leistungen des Herdenmanagers, die mit einer hohen Verantwortung verknüpft sind, auch entsprechend entlohnt werden.
Welchen Einfluss hat die Automatisierung der Milchproduktion auf die Berufsausbildung?
Trotz des Einsatzes hoch entwickelter Technik ist es wichtig, dass das Basiswissen über Anatomie und Physiologie der Tiere bei der Ausbildung nicht vernachlässigt wird. Die Technik ist nur ein Werkzeug. Sie kann das geschulte Auge des Menschen und die notwendigen Entscheidungen am Tier nicht ersetzen. Gleichwohl sollten bei der Ausbildung die Grundlagen des modernen Technik- und Sensoreinsatzes verstärkt vermittelt werden. Das ist wichtig, da die zunehmende Automatisierung viel Kompetenz und Flexibilität bei der täglichen Betreuung der Milchviehherde erfordert.