Interview

Sieger im Berufswettbewerb: Junglandwirt Christian Braune

Hat den Wettbewerb zum besten Azubi Brandenburgs gewonnen: Christian Braune (c) Sabine Rübensaat
Junges Land
Artikel teilen

Der angehende Landwirt Christian Braune ist der diesjährige Gewinner im Berufswettbewerb der Brandenburger Landjugend. Wir haben den jungen Pflanzenbauer bei der Arbeit besucht.

Interview: David Benzin

Auf einem Acker nahe Saarmund im Brandenburger Landkreis Potsdam-Mittelmark klappt Christian Braune das 30 m breite Gestänge seines heutigen Arbeitsgerätes – einer Amazone Pflanzenschutzspritze – aus. Bei der Agro Saarmund e. G. ist er Auszubildender zum Landwirt im dritten Lehrjahr. Als wir auf dem 47 ha großen Schlag „Silo Fahlhorst“ ankommen, misst Christian noch die Windgeschwindigkeit …

Hallo Christian, herzlichen Glückwunsch zum ersten Platz beim Berufswettbewerb der Brandenburger Landjugend! Kannst du die geplante Pflanzenschutzmaßnahme durchführen? Was zeigt das Windmessgerät an?
Hallo! Vielen Dank für die Glückwünsche. Ja, wir können nachher mit der Herbizidmaßnahme loslegen. Der Wind weht gerade mit guten 11 km/h, aber ich nutze abdriftmindernde Düsen, die eine Anwendung bei Windgeschwindigkeiten von bis zu 18 km/h zulassen. Aber vorher werfen wir noch einmal einen Blick auf den Weizen und den Unkrautbesatz. Vor allem Ackerstiefmütterchen, Storchschnabel und Kamille machen auf dieser Fläche Probleme.

Wirksamkeit erhalten und die Umwelt schonen

Welches Mittel setzt du ein, um den Weizen sauber zu bekommen? Und wie oft warst du schon mit einem Herbizid auf diesem Schlag?
Ich habe eine Tankmischung mit 130 g/ha Broadway und 0,2 l/ha CCC angesetzt. Außerdem sind noch ein Netzmittel und Bor mit eingemischt, um die Aufnahme des Sprühfilms zu verbessern. Die Herbizidmaßnahme im letzten Herbst haben wir nicht durchgeführt und uns nur auf die Frühjahrsbehandlung konzentriert. So schonen wir die Umwelt und erhalten die Wirkstoffwirksamkeit. Wir bauen insgesamt auf 306 ha Weizen an und die Nachhaltigkeit liegt mir dabei besonders am Herzen.

Das klingt nach guter fachlicher Praxis. Aber der Weizen macht doch einen ganz vernünftigen Eindruck – trotz der Trockenheit.
Ja, es könnte schlimmer sein, auf diesem Acker zumindest. Wir wirtschaften hier auf einem leicht schluffigen Sandboden. Die Wasserreserven halten sich also in Grenzen, und das sieht man auch deutlich am Bodenprofil, wenn man den Spaten einmal einsticht. Aber aktuell ist noch etwas Restfeuchte vorhanden. Und sogar ein paar Regenwürmer sind da (lacht). Wir haben auch etwas Besatz mit Ackerschachtelhalm auf dieser Fläche. Das deutet auf stellenweise Bodenverdichtungen hin.

Die Bestockungsphase ist ja nun fast beendet. Was meinst du, wie viele ährentragende Halme könnten es am Ende werden?
Nehmen wir einmal diese Weizenpflanze als Beispiel: Vier bis fünf Halme werden zur Ernte je eine Ähre tragen, denke ich. Die restlichen zwei werden es aber nicht schaffen. Aber wenn es witterungsmäßig so bleibt und bald auch wieder etwas Regen fällt, wäre damit das ackerbauliche Ziel schon erreicht …

„Man sollte in der Landwirtschaft nicht nur auf besseres Wetter hoffen.“

… wenn es so bleibt. Der Deutsche Wetterdienst hat vor Kurzem bereits die Möglichkeit eines erneuten Dürresommers in Betracht gezogen.
Das hoffe ich natürlich nicht, dass es wieder so trocken wird. Aber aktuell gehen die Tendenzen schon wieder in eine ähnliche Richtung. In den letzten fünf Wochen hatten wir in Saarmund nur 27 Liter Regen. Das gibt mir schon zu denken. Man sollte in der Landwirtschaft nicht nur auf besseres Wetter hoffen, sondern sich auch an neue Bedingungen anpassen.

Und wie könnte das aussehen?
Na ja, ich denke da zum Beispiel an breitere, dem Klima angepasste Fruchtfolgen. Besonders auf den Anbau wassersparender und bodenfruchtbarkeitsfördernder Kulturen sollte Wert gelegt werden. Wir haben bei der Agro Saarmund unter anderem Sonnenblumen, Luzerne und Ackergras in der Fruchtfolge. Auf Dauer macht sich das bezahlt. Ressourcen zu schonen wird eines der Hauptthemen der Zukunft sein, denke ich. Und auch bei der Sortenzüchtung gibt es viel Potenzial, um auf Klimaereignisse der Zukunft besser vorbereitet zu sein. Das hoffe ich zumindest.

Hört sich schon mal vielversprechend an. Aber kommen wir einmal auf den Anlass unseres Besuchs zurück. Wie hast du dich gefühlt, als du von deiner Platzierung erfahren hast?
Im ersten Moment habe ich mich natürlich sehr darüber gefreut und war auch etwas stolz auf mich. Immerhin gibt es mehrere Hundert Azubis zum Landwirt in ganz Brandenburg. Außerdem bin ich sehr froh, in diesem Jahr meine Ausbildung zu beenden. Ansonsten hätte ich nicht am Berufswettberwerb teilnehmen können, da dieser nur alle zwei Jahre ausgetragen wird. Zudem empfand ich die Organisation des Berufswettbewerbs durch den Landesbauernverband beziehungsweise durch den Bildungsverein der Landwirtschaft als sehr gut. Rundum war der Wettbewerb für alle Beteiligten ein schöner Tag, denke ich.

Berufswettbewerb: In vielen Bereichen fit sein

Und welche Aufgaben waren von den Teilnehmern zu bewältigen?
Die Disziplinen stammten aus verschiedenen Bereichen der Landwirtschaft, aber auch das Allgemeinwissen war gefragt. In einem schriftlichen Theorietest wurden Allgemein- und Fachwissen gleichermaßen auf die Probe gestellt. Beispielsweise wurde das Wissen in Politik und Geografie, aber auch Fachliches zu Getreidekrankheiten und deren Übertragungsmöglichkeiten geprüft. Man musste also in vielen Bereichen fit sein, um beim Theorietest gut abzuschneiden.

Wie ging es danach weiter?
Neben dem Theorieteil sollte eine Präsentation zu einem aktuellen Thema vorbereitet werden. Mein Thema war die Bürgerinitiative „Uns stinkts“. Dabei war mein Anliegen, die Bürgerinitiative über die Ausbringung organischer Wirtschaftsdünger nach guter fachlicher Praxis aufzuklären.

Öffentlichkeitsarbeit gehörte also auch dazu. Und was wurde in Bezug auf die landwirtschaftliche Praxis gefordert?
Das waren drei Aufgaben. Zum einen sollte eine Feldbonitur gemacht und ein Bestand auf Entwicklungszustand, Krankheitssymptome und andere Auffälligkeiten geprüft werden. Außerdem stand eine Tierbeurteilung von zwei Holstein-Friesian-Kühen an. Im Bereich Technik sollten wir in Teamarbeit einen Anhänger rückwärts in eine Querstraße im 90-Grad-Winkel hineinmanövrieren sowie die Abfahrbereitschaft von Traktor und Anhänger überprüfen.

„Die Technikaufgabe war keine Hürde“

Eine Mischung aus allem also. Was fiel dir leicht, was nicht?
Eindeutig die Feldbonitur, aber auch der Allgemeinwissenstest und die Technikaufgabe waren keine Hürde. Damit habe ich täglich zu tun und  deshalb sitze ich dort fest im Sattel. Die Tierbeurteilung war dagegen schon etwas schwieriger für mich.

Anfang Juni findet der Bundesentscheid des Berufswettbewerbs bei München statt. Wie schätzt du dort deine Chancen ein?
Das ist schwer vorauszusehen, da Teilnehmer aus ganz Deutschland antreten und alle sehr gut sind, wie sie ja bereits bewiesen haben. Ich gebe mein Bestes und wenn dann eine Platzierung im Mittelfeld oder besser dabei herauskommt, wäre das schon super.

Ausbildung zum Agrarbetriebswirt

Wir drücken dir die Daumen. Und wie sehen deine Zukunftspläne nach der Ausbildung aus?
Ab Ende September beginne ich die Ausbildung zum Agrarbetriebswirt an der Fachschule für Agrarwirtschaft in Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern. Was danach kommt, kann ich noch nicht so genau sagen. Aber ich bin eher der Praktiker und könnte mir gut eine Zukunft in einer leitenden Position auf einem landwirtschaftlichen Betrieb vorstellen. Doch eins nach dem anderen. Allerdings bin ich noch auf der Suche nach einem Betrieb, der mich auf dem Weg zum Agrarbetriebswirt unterstützt und auf dem ich währenddessen auch mitarbeiten kann.

Da findet sich sicher ein Betrieb aus unserem Leserkreis. Aber den Rücken kehrst du deiner brandenburgischen Heimat ja auch nicht. Du stellst dich am 26. Mai zur Wahl in der Gemeindevertretung Nuthetal.
Richtig. Und ich würde gern Mitglied im Ortsbeirat meines Heimatortes Philippsthal werden.

Warum kandidierst du für diese Ehrenämter?
Ich möchte mich in der Gemeinde beteiligen und auch für die Interessen der kleineren Ortsteile einstehen. Auch junge Leute sollten sich aktiv in die Entwicklung des ländlichen Raumes einbringen. Dafür setze ich mich ein.