Weihnachtsbaum mieten: Jungunternehmer Florian Wolf revolutioniert Baumschul-Branche
Auf Gut Rosengarten eröffnete Baumschulgärtner Florian Wolf einen neuen Standort auf Rügen (Mecklenburg-Vorpommern). Dort kann man seinen Weihnachtsbaum nicht nur kaufen, sondern umweltfreundlich auch mieten.
Einen wie ihn nennt man Shootingstar: Florian Wolf hat in vier Jahren eine geschäftliche Blitzkarriere hingelegt. Vor Beginn der Weihnachtsbaumsaison trafen wir den 26-Jährigen zur Eröffnungsfeier seines zweiten Wirtschaftsstandortes Gut Rosengarten auf Rügen (MV), wo künftig alle Gewächse seines Portfolios kultiviert werden, ergänzt von Schaugarten und Café.
Minister Backhaus topft mit
Ein frischer Oktoberabend. Die Gäste trudeln schwarmweise ein: Familie, Freunde, Mitarbeiter, Privat- und Firmenkunden von Florian Wolf. Kommunalvertreter sind auch dabei. Zahlenmäßig könnte ein ganzes Dorf angereist sein. Warm-up bei Aperol und Bier.
Als der A-Promi die Runde komplettiert, geht es zur Sache: Till Backhaus, Mecklenburg-Vorpommerns Minister für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt, wird zu einer Performance an die Topfmaschine gebeten: Topfen von Rispenhortensien ist angesagt. Der zögert nicht, Showeinlagen liegen ihm.
Läuft, aber am Tempo müsse man wohl noch etwas schrauben, flachst Gastgeber Florian Wolf: Die gängige Norm beläuft sich auf 2.000 Pflanzen pro Tag. Sportlich, staunen alle, die nicht vom Fach sind.
Eigene Hortensien-Sorte geplant
Im nächsten Jahr will Florian Wolf eine erste eigene Hortensiensorte auf den Markt bringen. Die Zierpflanze ist das erklärte Hobby des jungen Chefs, der bereits 40 Varietäten im Verkauf hat, von denen ab Herbst 25.000 Stück produziert werden sollen. Auch der Minister outet sich als Hortensien-Fan.
Vom Ein-Mann-Betrieb zur Baumschul-Erfolgsgeschichte
Ab geht’s in die zur Festlocation umfunktionierten neuen, in Rekordzeit von zehn Tagen gebauten Gewächshäuser. Grün in Schattierungen ist mit viel Symbolik die Farbe des Abends. Einzig die erwartete Nuance Polarlicht bleibt aus.
Florian Wolf ist in eine schrumpfende Branche eingestiegen. Er erinnert an die Anfänge seines Unternehmertums, die erst vier Jahre zurückliegen. Gestartet sei er als Ein-Mann-Betrieb im Nebenerwerb hinter seinem Elternhaus in Gingst mit einem 10 m2-Gewächshaus, das leider schnell Opfer einer heftigen Brise wurde. Ein böses Omen ist es nicht. An nämlichem Ort befindet sich heute seine „Baumschule Rügen“, wo mittlerweile jedes Jahr auf über vier Hektar rund 100.000 Heckenpflanzen, Bonsai, Gehölze, Stauden, Gräser, Sträucher kultiviert werden.
Zukunftsbäume für Mecklenburg-Vorpommern
Abnehmer seiner Produkte sind Baufirmen, etwa Deutschlands größtes Straßenbauunternehmen, Baumärkte, Privatkunden. 50 Prozent seines Umsatzes fließen laut Florian Wolf aus dem öffentlichen Sektor. Die Mittel stammen zum Beispiel aus dem Alleebaumfonds MV.
„Allein in den letzten drei Jahren konnten wir über 30.000 Bäume auf der Insel und im ganzen Bundesland pflanzen, die wir seit 2022 auf unserem Ursprungsstandort produzieren“, erläutert Florian Wolf. Vor allem sogenannte Zukunftsbäume, spezielle Arten, die klimaangepasst weniger Wasser als heimische benötigen, werden in die Erde gesetzt.
Acht der aktuell 15 Mitarbeiter sind ausschließlich mit Pflanzung und Pflege beschäftigt. Till Backhaus wird später einen Fördermittelbescheid über 140.000 Euro aus genanntem Fonds für Alleebaum-Nachpflanzungen übergeben.
Nachhaltigkeit im Fokus: Pfandsystem und Weihnachtsbaum zur Miete
2023 hat Florian Wolf ein Pfandsystem auf seine Pflanztöpfe eingeführt. Plastikmüll einsparen, damit befassen sich, mal mehr, mal weniger erfolgreich, seit einigen Jahren mehrere Pionier-Unternehmen der Branche.
Noch zum Thema Nachhaltigkeit: Bei Florian Wolf, der auch Baumschnittkurse anbietet, kann man seinen Weihnachtsbaum nicht nur kaufen, sondern auch mieten. Ein Zeichen gegen die Wegwerfmentalität, das inzwischen landauf, landab etliche Kollegen setzen. Einen Weihnachtsbaum zu mieten, macht jedoch nur Sinn, wenn man sich regional bewegt. Andernfalls tilgen etwa die (doppelten) Transportkosten den Positiveffekt.
Wer einen Weihnachtsbaum mieten möchte, bekommt hier weitere Informationen.
Florian Wolf: Junger Unternehmer mit großen, grünen Visionen
Florian Wolf? Bei Bauernzeitungslesern klingelt da mit Sicherheit etwas. Regelmäßig hatte er aus Australien berichtet, wo er, 18-jährig, ein halbes Jahr arbeitete. Später stammen Tipps für Gartenfreunde aus seiner Feder.
Aus Down Under zurück absolvierte er eine Fachausbildung als Baumschulgärtner in Schleswig-Holstein und wurde dann wieder sesshaft, wo seine Wurzeln sind.
An diesem Abend steht Florian Wolfs neuer Standort im Mittelpunkt, die „Rügener Produktionsbaumschulen“ auf dem Gut Rosengarten. Sein bescheidenes Ziel: Die ehemalige Sechs-Hektar-Biogärtnerei, vor Jahren aufgegeben, zur modernsten Baumschulproduktionsstätte in Norddeutschland zu machen.
Gut Rosengarten: Florian Wolf eröffnet neuen Standort
Glück muss man sich auch erarbeiten: Der Besitzer des Gutes hatte von Florian Wolfs unternehmerischem Elan gehört (Florians Medienpräsenz tat ein Übriges) und bot ihm eine Riesenchance.
Die wichtigsten Grundstrukturen für einen Gartenbaubetrieb – eine Bewässerungsanlage neueren Standards, ein umzäuntes Gelände – waren vorhanden, warteten auf Florians Ideen, seine Tatkraft. Der Pachtzins ist moderat. Ein Vertrauensvorschuss. Hier soll die reine Produktion von Pflanzen und Gehölzen stattfinden. Ab Mai 2025 wird es dort einen Werksverkauf am Wochenende geben, komplettiert von einem bereits vorhandenen Gemüsegarten und dem ebenfalls schon existierenden kleinen Hofcafé. (Montag bis Freitag kann man Pflanzen und Gehölze wie gewohnt am Ursprungsstandort in Gingst erwerben.)
Neuer Schaugarten auf Gut Rosengarten geplant
Weiteres Potenzial birgt die 1,5 ha große Parkanlage mit über 50 Baumarten, die, künftig mit Info-Tafeln versehen, zu einem Schaugarten werden soll. Einerseits ein Mehrwert für die Umweltbildung: Hier sollen ab kommendem Frühjahr Führungen und Workshops angeboten werden, um insbesondere Kinder und Jugendliche für die Pflanzenwelt zu sensibilisieren. „Der Schaugarten wird aber auch unseren Großkunden helfen, unser Produkt besser zu verstehen. Sie sehen, was aus den Jungbäumen, die gleich nebenan erworben werden können, im Erwachsenenstadium wird.“
Die Neu- und Umgestaltung des „Rosengartens“ in seiner ersten Etappe hat Florian Wolf im Ferrari-Tempo absolviert („so richtig losgelegt haben wir erst vor drei Monaten“): mit Fulltime-Engagement, auch seiner Angestellten.
„Vorzeigeunternehmen für Nachhaltigkeit, Innovation und regionale Verantwortung“
Wir hören uns – diskret – unter den Gästen um. Wie schaut wer auf so ein stürmisches Unternehmertum? Da sind Anerkennung und Begeisterung für seinen Einfallsreichtum, seine Visionen, seinen Mut, seine Fähigkeiten, seinen Fleiß, sein Durchsetzungsvermögen. Da ist viel lobendes Feedback seitens der Kunden in puncto Produktqualität. Und da ist Respekt, gemischt mit Skepsis. Mancher unter denen, die Florian an diesem Tag feiern, weiß bereits, was der 26-Jährige noch nicht weiß, kennt Rückschläge, die Mühen der Ebene auf dem Weg zu stabiler Prosperität.
Till Backhaus nennt Florian Wolfs Betrieb „ein Vorzeigeunternehmen für Nachhaltigkeit, Innovation und regionale Verantwortung“, die sich auch im sozialen Engagement des Jungunternehmers ausdrückt. Ein Beleg: die enge Zusammenarbeit mit dem SOS-Kinderdorf Hohenwieden: In der dortigen Dorfgemeinschaft stellen Menschen mit geistiger Beeinträchtigung für ihn Pflanzkübel aus Holz in Handarbeit her. Von jedem verkauften Stück fließen 10 Euro in soziale Projekte der Einrichtung. An die 60 Exemplare sind bereits vorbestellt; Florian Wolf ist stolz.
Mut machende Worte von Minister Backhaus
Till Backhaus stärkt dem Jungunternehmer an diesem Abend fast euphorisch den Rücken. „Verrückte Typen wie dich braucht das Land, die Ideen haben und innovativ sind. Auf solche wie dich setze ich, sie verdienen es, unterstützt zu werden“, zitieren wir den Minister.
Seit man zusammen den ersten Alleebaum in die Erde gesetzt habe, stehe man in Kontakt. Er halte, so Backhaus sinnbildlich, schützend die Hand über den jungen Firmenchef, hat zugleich ein paar mahnende Worte für ihn, die beinahe väterliche Gefühle nahelegen. „Lass es gemäßigt wachsen, vernachlässige die Kundenpflege nicht, schau auf den wirtschaftlichen Kontext, setze auf die eigene Wertschöpfungskette und verliere nie die Bodenhaftung!“, lautet das Coaching-ABC des Ministers.
Ausgelassene Stimmung: Wenn der Minister tanzt
Später, das Partyvolk hat die Kunst eines mecklenburgischen Spitzenkochs sowie ein, zwei Getränke genossen, wird Backhaus unter dem Seefahrer-Mitsinge-Hit „Aloha heja“ die (Tanz-)Planken entern. Wenn das kein Regierender zum Anfassen ist – mögen manche auch an Populismus pur denken. (Eines Ex-Kanzlers „Haste mal ‘n Bier …“ sitzt eben noch tief.) Wie auch immer: Nahbarkeit und ermutigend-warmherzige Worte für den Jungunternehmer füllen das Karma-Konto des Ministers an diesem Abend weiter auf. Er soll sogar als Letzter das Licht ausgemacht haben. Das muss aber unter uns bleiben.
Für 2025/2026 hat Jungunternehmer Florian Wolf, wen wunderts, bereits sehr konkrete, vielversprechende Pläne. „Von dir wird man noch hören. Ich werde dich im Auge behalten“, hatte Till Backhaus charmant-drohend versprochen. Wir tun es auch.
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