Gülleausbringung: Schleppschlauch oder Injektor?
Die Ablage von Gülle in Schlitzen im Bestand bringt mehr Ertrag beim Winterweizen als die streifenweise oberflächliche Gülleablage. Das ist das Ergebnis der Versuche einer ausgezeichneten Bachelorarbeit.
Von Theelke Wiltfang, Klein Schneen
Landwirte und Lohnunternehmer setzen zunehmend auf die Gülleinjektion. Marvin Kreye aus dem niedersächsischen Großenkneten hat mit den Versuchen für seine Bachelorarbeit herausgefunden, dass sich das echt lohnen kann. Die Erträge von Winterweizen steigen, wenn die Gärreste injiziert statt mit Schleppschläuchen oberflächlich ausgebracht werden. So können Gülle und Gärrest effizient und emissionsarm ausgebracht werden. Mit der Injektion können Landwirte weniger Mineraldünger einsetzen und trotzdem den Ertrag steigern.
Aufwendige Versuche
Marvin Kreye begann seine Arbeit im Herbst 2017. Der gelernte Landwirt arbeitete mit der plantus-GbR, einem auf Feldversuche spezialisierten privaten Unternehmen, zusammen. Dieses führt Feldversuche im Auftrag und zu eigenen Zwecken durch. Die Ergebnisse fließen in die hauseigene und selbstständige Pflanzenbauberatung mit ein.
Marvin Kreye
Marvin Kreye wurde zur Agritechnica 2019 mit dem ersten Platz in der Kategorie Pflanzenbau bei „Meister und Macher“ ausgezeichnet. Bei diesem Wettbewerb werden junge Agrarier für innovative und praxisnahe Abschlussarbeiten im Rahmen der Fachschul-, Meister- oder Hochschulausbildung ausgezeichnet.
Der damalige Student legte vier Versuchsstreifen auf einer 10 ha großen Fläche im Weizen an. Die Versuchsfläche befand sich auf einem für die Region Oldenburg typischen Sandstandort. Die Bewirtschaftung der Parzellen unterschied sich lediglich in Art und Zeitpunkt der organischen Düngung. Jeder Streifen erhielt 20 m3/ha Gärrest. Zu Vegetationsbeginn applizierte ein Lohnunternehmen den Gärrest auf zwei der vier Versuchsstreifen. Einmal als Gülleinjektion und zum anderen mittels Schleppschlauch. Die anderen beiden Gaben erfolgten während der Bestockung und zu Beginn des Schossens als Gülleinjektion.
Die Bestände benötigten ein bis zwei Wochen je nach Wetter und Wachstumsstadium, um sich nach dem Schlitzen wieder zu erholen. Das Schlitzen in BBCH 13 sah erst problematisch aus, nach zwei Wochen hatte sich dies aber gut verwachsen. Das Schlitzen in BBCH 23 ist unproblematisch, da sich der Bestand zu dieser Zeit im Wachstum befindet und dann gleich weiterwächst. Nach rund einer Woche war vom Schlitzen nicht mehr viel zu sehen.
Gülleinjektion: Deutliche Mehrerträge
Beim Literaturstudium stellte Marvin Kreye fest, dass solche Versuche schon anderswo in Europa durchgeführt wurden. Die Ergebnisse schwankten von kaum Ertragsunterschied bei unterschiedlichen Ausbringeverfahren bis zu signifikanten Mehrerträgen. „Das ist von vielen Faktoren abhängig, vor allem Boden, Zeitpunkt der Güllegabe und Wetter“, so der junge Mann. Kreye untersuchte auf den Parzellen den Effekt des Gärrests in Zusammenhang mit unterschiedlich hohen Mineraldüngergaben. Diese staffelten sich von 20 bis 80 kg N/ha. Auf der gesamten Fläche wurden einheitlich 30 kg Schwefel ausgebracht.
Nach der Ernte ermittelte Kreye Ertrag und Hektolitergewicht sowie den Stickstoff- und den Rohproteingehalt der Körner. Das Ergebnis: Die aus den Kornerträgen und N-Gehalten ermittelten N-Aufnahmen waren bei der frühen Gärrestinjektion zu Vegetationsbeginn mit über 100 kg Stickstoff je Hektar am höchsten. In diesem Stadium konnte Kreye 10 dt/ha mehr Ertrag feststellen. Bei der Gülleinjektion zu Vegetationsbeginn lagen die Gewinne zum Schluss um 100 €/ha höher als beim Schleppschlauchverfahren. Damit lassen sich in diesem Fall die höheren Kosten beim Einsatz von Injektionstechnik gegenüber Schleppschläuchen auffangen. Auch zeigte sich, dass sich hier eine reduzierte Mineraldüngergabe nicht negativ auf den Ertrag auswirkte.
Schlitzen in BBCH 23 (6.4.2018) (c) Marvin Kreye Schlitzen in BBCH 31 (3.5.2018) (c) Marvin Kreye
„Durch den Einsatz der Injektionstechnik können viele Betriebe ihre Erträge gegenüber der Ausbringung per Schleppschlauch steigern“, so Kreye. Zusätzlich lässt sich durch die verlustarme Technik der Mineraldüngereinsatz reduzieren, was die N-Bilanzen senkt und weitere Kosten einspart. „Allerdings war das Jahr 2018 sehr trocken. Dementsprechend war eine frühe Düngung generell besser“, ergänzt Kreye. Inzwischen arbeitet er bei der plantus-GbR. Das Versuchswesen begeistert ihn nachhaltig und durch die positive Resonanz seiner Arbeit will er weiter experimentieren und forschen.