Erfolgreicher Führungswechsel

Lohnunternehmen Metzger: In zweiter Generation

© Detlef Finger
Junges Land
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Wie eine erfolgreiche Nachfolge in zweiter Generation erfolgen kann, zeigt der erfolgreiche Generationswechsel im Lohnunternehmen Metzger.

von Detlef Finger

Vor einem Jahr hat Michael Metzger die Geschäftsführung im Lohnunternehmen der Familie in Meßdorf im Landkreis Stendal (Sachsen-Anhalt) übernommen. Ein Jahr Chef sein, hat den jungen Mann gefordert, viel Kraft abverlangt, aber auch vorangebracht. „Jetzt kann ich meinen Vater in manchen Dingen besser verstehen“, sagt der 34-Jährige. Die Situation für den jungen Betriebsleiter indes war anders als noch vor 25 Jahren, als das Unternehmen 1991 in der Altmark gegründet wurde. Sein Vater Hardy Metzger fing allein mit einem Mähdrescher an und hatte mit seinem Bruder Klaus noch einen zweiten Chef im Unternehmen. Bis zur Nachfolge im vorigen Jahr wuchs die Mitarbeiterzahl auf 40 feste Kräfte, die Michael Metzger von einem Tag auf den anderen verantworten musste. Dass er irgendwann einmal die Firma übernehmen würde, hat er sich als Kind noch nicht träumen lassen.

Zwar wuchs er mit der Landwirtschaft auf, half immer mit und fuhr mit 16 seinen ersten Häcksler. Nach dem Schulabschluss war das Familienunternehmen aber erst einmal kein Thema. Ihn zog es nicht aufs Feld, er entschied sich für eine Banklehre. Im Anschluss folgte die Weiterbildung zum Bankbetriebswirt. Mit dieser Qualifikation in der Tasche blickte er mit neuen Augen auf den elterlichen Betrieb, der inzwischen stark gewachsen war. 2007 stieg er wieder mit ein, kümmerte sich fortan um den kaufmännischen Bereich. „Da habe ich niemandem einen Platz streitig gemacht“, sagt Metzger. Vor sechs Jahren gab es dann doch die ersten Gedanken, irgendwann das Lohnunternehmen zu übernehmen.

Externe Beratung zur vorbereitung

Um die Nachfolge gut vorzubereiten, holte sich die Familie Hilfe von außen, um zunächst das eigene Unternehmen komplett zu durchleuchten. „Das war eine wichtige Grundlage für die weiteren Schritte“, sagt der Jungunternehmer. Es ging dabei um die Belegschaft, die Kunden, das eigene Geschäft. Diese Bestandsaufnahme, unterlegt mit wirtschaftlichen Zahlen, bildete den Ausgangspunkt, um zwischen den Altunternehmern und dem Nachfolger eine Einigung zu finden. „Gerade bei größeren Strukturen wie den unseren war es wichtig, einen externen Berater an der Seite zu haben“, sagt Metzger. Das gibt beiden Seiten nicht nur einen Überblick über die Leistungen und deren Wirtschaftlichkeit, sondern auch über die Aufgaben der Mitarbeiter und ihre Kompetenzen.

Metzger Team

Neben der aktuellen Analyse ist es ebenso wichtig, sich Gedanken über die Zukunft zu machen. Erste Veränderungen gab es im Zuge der Übernahmevorbereitungen: Verantwortung wurde nun vom Chef auch Schritt für Schritt an Mitarbeiter übertragen. Zudem dürfe es keine Spezialisierung geben, jeder Mitarbeiter muss bei möglichen Ausfällen durch einen anderen ersetzt werden können. „Das sind Dinge, die für die Zukunftsfähigkeit wichtig sind“, schätzt Michael Metzger ein. Nach diesen Vorbereitungen auf dem Papier wurde es im Jahr 2015 langsam ernst. Bei der Untersuchung des Maschinenparks wurde deutlich, dass eine Übernahme auch mitten im Jahr durchaus Sinn macht. Die Beteiligten machten Nägel mit Köpfen und hatten nach zahlreichen Behördengängen, Besuchen bei Notaren und auch Bankterminen die Grundlage für einen Neuanfang gelegt. So wurde mit 15 Schleppern eine ganze Flotte ausgetauscht und schon in den Fuhrpark der neu gegründeten GmbH überführt. Es folgten auch ein gute Handvoll Häcksler und neue Mähdrescher, sodass Michael Metzger am 1. September 2015 als neuer Chef seine Arbeit aufnahm. „Es ist ganz wichtig, die Mitarbeiter und Kunden mitzunehmen“, sagt der Juniorchef. Das wurde im August mit einem Schreiben zunächst per Post vorbereitet und im persönlichen Gespräch nachgeholt. Über 300 Kunden in der Altmark und darüber hinaus galt es in Kenntnis zu setzen.

Sein Vater ist immer noch im Unternehmen und kümmert sich um den Wissenstransfer. Seine Hauptaufgabe, die Disposition, wurde in neue Hände gegeben. Dass die neue Führungskraft in dieser Funktion nicht wie gewünscht aufging und inzwischen eine andere Stelle im Unternehmen hat, zeigte einmal mehr, dass nicht alles nach Plan verlaufen kann. „Er hatte die fachliche Eignung, aber eben auch gemerkt, dass er mit dem hohen Stresslevel nicht so gut umgehen konnte. Auch daraus haben wir gelernt und unsere Auswahlverfahren noch weiter verfeinert“, berichtet der Juniorchef.

Seniorchef des Lohnunternehmens Metzger erleichtert

„Die Übergabe ist für mich eine Erleichterung. Ich hatte mir schon viel früher vorgenommen, kürzer zu treten, aber wenn man in seinem Trott drin ist, funktioniert das nicht so einfach“, sagt Vater Hardy Metzger. Sein Handy hat inzwischen Disponent André Gaska (32) aus Bismark. Auch das entlastet den langjährigen Unternehmer, der nun auch öfter mal an sich denken kann. Natürlich gebe es zwischen den Generationen immer Unterschiede bei der Herangehensweise, aber bei guter Vorbereitung kann eine Nachfolge gut funktionieren. Die nächsten Monate wird er weiterhin Teil der Firma sein und dem neuen Disponenten über die Schulter schauen. Nur so könne das über Jahre erlangte Wissen weitergegeben werden. Immerhin gebe es viele Feinheiten. So müssten Kunden stets informiert sein, wenn es aufgrund der Witterung mal wieder nicht nach Plan laufe. Auch die Koordination des Fuhrparks ist nicht so einfach. Darüber hinaus gebe es den Mitarbeitern noch das Gefühl, dass der alte Chef nicht weg ist.

Für die Zukunft ist Hardy Metzger grundsätzlich optimistisch: „Im Großen und Ganzen läuft es, ich habe aber trotzdem den kritischen Blick auf die Zukunft. Die Milchpreise sind im Keller und es gibt schlechte Konditionen im Getreidesektor. Da ist es für Dienstleister wie uns nicht einfacher, sondern es kann passieren, dass einige Bauern die Feldarbeiten wieder selbst machen.“ Der Junior sieht die Sache jedoch etwas leichter. Natürlich dürfe man sich nicht auf dem ausruhen, was seine Vorgänger in 25 Jahren aufgebaut haben. Für ihn sind die Stammkunden ein wichtiges Pfund, dennoch müssen auch er und sein Führungsteam ihre Hausaufgaben machen. „Die Landwirtschaft ist vom Weltmarkt abhängig und der reicht bis nach Meßdorf“, sagt Michael Metzger. Das bezieht sich nicht nur auf die Rohstoffpreise, sondern auch auf Konditionen für Maschinen und Verbrauchsmaterialien.

Zudem sei sein Unternehmen nicht das einzige in der Branche, welches das Thema Nachfolge umtreibt. Die größte Herausforderung für den Juniorchef ist, mit kurzErfoler Vorbereitung für 40 Mitarbeiter verantwortlich zu sein. Doch das erste Jahr habe gezeigt, dass er seine Hausaufgaben gemacht hat.