Bewusste Entscheidung

Pferdehof Scholz im Vogtland: Ritt in die Selbstständigkeit

Kümmern sich gemeinsam um den Pferdehof: Uwe, Madlen und Lukas Scholz (v.l.) (c) Silvia Kölbel
Junges Land
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Bereits mit 21 Jahren hat Lukas Scholz den Betrieb seiner Eltern im Vogtland übernommen und sich damit trotz gesundheitlicher Einschränkungen bewusst für die Landwirtschaft entschieden.

Von Silvia Kölbel

Vor vier Jahren musste sich der damals 21-jährige Lukas Scholz aus Neustadt bei Falkenstein im sächsischen Vogtlandkreis entscheiden: Landwirtschaft oder Handel. Er entschied sich für Erstere und überführte den 2017 von den Eltern Uwe und Madlen Scholz im Nebenerwerb übernommenen Betrieb in den Haupterwerb. Gesundheitliche Einschränkungen zwangen den jungen Mann, eine Wahl zu treffen: „Beides habe ich nicht mehr geschafft. Ich entschied mich für den 1998 von meinen Eltern gegründeten Betrieb, den ich weiterführen möchte“, erklärt Lukas.

Ursprünglich wollte er eine Ausbildung zum Pferdewirt abschließen, eine Meisterausbildung anhängen und dann den Betrieb übernehmen. Eine lange unentdeckt gebliebene Borreliose-Infektion und ein Unfall warfen jedoch alle Pläne über den Haufen.

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Pferdehof Scholz im Vogtland: Eltern helfen weiter mit

„Ich musste meine Lehre abbrechen und nahm eine Stelle im Einzelhandel an. Ich war bei ungefähr 20 Ärzten und vier Mal im Krankenhaus, bis schließlich einem Heilpraktiker der Borreliose-Nachweis gelang. Jetzt habe ich die Krankheit im Griff und kann damit leben und auch arbeiten“, berichtet Lukas. Vater Uwe (57) arbeitet im Unternehmen mit. Mutter Madlen ist in der Altenpflege tätig und steht in ihrer Freizeit als weitere Unterstützung zur Seite.

20 Pferde und eine 15-köpfige Mutterkuhherde gehören derzeit zum Hof. Mit der Tierhaltung ist die gesamte Familie von klein auf engstens verbunden. „Ich halte seit 50 Jahren Pferde, außerdem verschiedene Kleintiere. Ich habe viele Jahre in der Landwirtschaft gearbeitet, aber auch im Forst und auf dem Bau“, erzählt Uwe Scholz. Seine Frau ist ebenfalls vielseitig aufgestellt, hat vier Berufsausbildungen durchlaufen und abgeschlossen. Sie ist Tischlerin, Bürokauffrau, Landwirtin und Altenpflegerin.

Lukas, der krankheitsbedingt seine Ausbildung nicht abschließen konnte, möchte einen neuen Anlauf nehmen und einen Meisterkurs in der Fachschule für Landwirtschaft in Zwickau belegen: „Dafür muss ich aber fünf Praxisjahre nachweisen, da mir der Lehrabschluss fehlt. Nächstes Jahr wäre es soweit.“ Die praktische Arbeit ist für ihn kein Problem. Er gibt Reitunterricht, bietet Kremser-und Schlittenfahrten an, steht als Dienstleister für Holzrückearbeiten zur Verfügung. „Was mir anfangs besonders schwer fiel, ist der wirtschaftliche Teil der Betriebsleitertätigkeit, den ich am Schreibtisch erledigen muss. Vieles musste ich mir selbst erarbeiten. Inzwischen klappt es ganz gut, aber ich lerne trotzdem ständig Neues dazu“, erklärt Lukas.

Mutterkuhherde vom Familienbetrieb Scholz
Zur Mutterkuhherde des Familienbetriebes gehören Kreuzungstiere von drei verschiedenen Fleischrinderrassen. (c) Silvia Kölbel

Fokus auf Reitunterricht

Holzrücken bei Familie Scholz
Teils mit eigener Technik erfolgt die Bewirtschaftung des Hofes und der dazugehörigen Flächen. (c) Silvia Kölbel

Seinen Lebensunterhalt verdiene er derzeit schwerpunktmäßig mit dem Erteilen von Reitunterricht. Das Holzrücken spiele eine untergeordnete Rolle. Es gebe nur wenige Aufträge. Zwar befrage der Staatsbetrieb Sachsenforst gerade private Pferdehalter nach der Anzahl der Rückepferde, weil die Tiere wohl wieder verstärkt zum Einsatz kommen sollen. Doch müssten sich Betriebe vor dem Einsatz im Staatsforst zertifizieren lassen. „Das kostet 500 Euro pro Jahr. Wir wissen aber gar nicht mit Sicherheit, ob wir dann genügend Aufträge bekommen, damit es sich rechnet“, ist Lukas im Moment noch skeptisch.

Die Pferde sind bei Familie Scholz Allrounder. Sie werden geritten, gefahren und vier von ihnen beherrschen auch das Holzrücken. Gut werden auch die Kremserfahrten angenommen. Die Schlittenfahrten im Winter waren stets ausgebucht. Zwischen 50 bis 70 Reitschüler, vom Kleinkind bis zum Senior, lassen sich an sechs Tagen in der Woche von dem jungen Mann in die Details der Freizeitreiterei einweisen. Da der Reiterhof über keine Reithalle verfügt, findet der Reitunterricht ganzjährig im Freien statt. „Wenn es doch mal stark regnet, widmen wir uns im Stall der Theorie“, sagt Lukas.

Kaltblüter auf der Weide
Die Kaltblüter stehen auf einer separaten Weide, getrennt von den Haflingern. (c) Silvia Kölbel

Stallumbau und geplante Erweiterungen

Der Stall, ein Holzbau aus dem Jahr 1957, wurde ursprünglich für die Jungrinderaufzucht errichtet. Der Nachwende-Besitzer baute ihn für die Pferdehaltung um. Die gesamte Inneneinrichtung, inklusive des Bodens, besteht aus Holz. Ein Umstand, den Familie Scholz zu schätzen weiß und keinesfalls missen möchte. „Wir müssen nur darauf achten, dass regelmäßig ausgemistet wird, sonst greift die Feuchtigkeit das Holz an“, erklärt Vater Uwe Scholz. Im Winter beansprucht diese Handarbeit zwei bis drei Stunden.

Nur im Rinderstall, der zurzeit aus einem Weidezelt besteht, kann mit dem Traktor gemistet werden. Das Weidezelt wollen Vater und Sohn demnächst durch einen Massivbau ersetzen. „Wir wollten schon voriges Jahr mit dem Bau beginnen, aber das Antragsverfahren hat sich bis heute hingezogen. Ich hoffe, dass wir im Laufe des Sommers eine Baugenehmigung erhalten und beginnen können“, berichtet Lukas.

Geplant sei noch ein zweiter Anbau zum Unterstellen der Kutschen, Planwagen, des Schlittens, zur Heulagerung und zur Erweiterung der Boxen, denn: „Der Betrieb soll wachsen. Allerdings ist es schwierig, Flächen zu bekommen“, sagt der junge Betriebsleiter, der 13 ha Grünland, davon 3 ha Eigentum, bewirtschaftet. Hinzu kommen noch ein paar Flächen, die ein größerer benachbarter Betrieb dem Pferdehof zur Verfügung stellt.

Familie Scholz im Pferdestall
Die Familie im Pferdestall. In diesem sind sowohl das Dach als auch die Boxen und der Fußboden aus Holz, was gut für das Stallklima ist. (c) Silvia Kölbel

Stroh von nebenan

Nachbarschaftshilfe wird in Neustadt generell großgeschrieben. „Von unserem Nachbarbetrieb kaufen wir das Stroh. Auch zu den anderen kleineren Höfen in der Umgebung haben wir ein gutes Verhältnis und helfen uns gegenseitig. Dasselbe kann ich von meinen Reitschülern sagen. Wir sind hier wie eine große Familie. Das ist es auch, was viele an diesem Betrieb schätzen – die familiäre, freundschaftliche Atmosphäre“, sagt Lukas stolz.

Mitte Juni, beim Hofbesuch, waren die Pferde – neun Rheinisch-Deutsche Kaltblüter, fünf Haflinger, vier Shetlandponys und die beiden Pensionspferde – auf der Weide, ebenso die Mutterkuhherde aus Kreuzungstieren der Rassen Blauweiße Belgier, Pinzgauer und Fleckvieh. Geschlachtet und direktvermarktet wird ausschließlich zwei Mal im Winterhalbjahr.

Scholzens sind Mitglied im Pferdezuchtverband Sachsen-Thüringen. Die Elterntiere der Haflinger und der Kaltblüter sind beim Verband eingetragen. Wenn, dann verkauft die Familie Absetzer. Alle Pferde für den eigenen Betrieb bildet man selbst aus. Um die Präsentation des Hofes nach außen kümmert sich Lukas. Er ist in den sozialen Medien aktiv und filmt für seinen eigenen YouTube-Kanal.

Video: Pferdehof Scholz im Vogtland – Ernte in vollem Gange

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