150.000-Liter-Kuh: Rekordleistung im Milchviehbetrieb Wehner
Bei Leistung und auch Tiergesundheit spielt die Wehner GbR aus Meuselwitz ganz vorn mit. Für seine erste 150.000-Liter-Kuh Gabriella erhielt der Familienbetrieb jetzt eine Auszeichnung des Landeskontrollverbandes.
Freude am Beruf zu haben, ist eigentlich ganz einfach. „Es macht Spaß, wenn vieles gelingt“, sagt Klaus Wehner (65) und lacht. Gemeinsam mit seinem Sohn Peter (37) betreibt der Landwirt einen Milchviehbetrieb im Colditzer Ortsteil Meuselwitz – und tatsächlich gelingt den beiden viel. Sowohl bei der Leistung als auch bei der Gesundheit und Robustheit ihrer Rinder spielt die Wehner GbR in Sachsen ganz vorn mit. Und jetzt gab es auch noch eine Auszeichnung des Sächsischen Landeskontrollverbandes (LKV) für die erste 150.000-Liter-Kuh des Betriebes.
150.000-Liter-Kuh „zum Roboter geschoben“
Gabriella heißt die Holsteinkuh, die mit der besten Lebensleistung eines Einzeltiers in die Geschichte des Hofes eingeht. Die Gibor-Tochter kam 2009 einen Tag vor Heiligabend auf die Welt. Bis zu ihrem Abgang am 21. Januar dieses Jahres gab sie 150.149 kg Milch, davon 10.010 Fett-Eiweiß-Kilo. Besonders auffällig sei sie nie gewesen, sagt Peter Wehner. „Manchmal musste man sie nur zum Melkroboter schieben.“ In Erinnerung blieb den Wehners, dass sich Gabriella beim ersten Kalben eine klaffende Wunde am Bein zuzog, weil sie offenbar in Panik geriet und gegen eine Mauer rannte. Trotz des holprigen Starts erreichte sie schließlich die Rekord-Leistungsmarke und wurde 150.000-Liter-Kuh. Eine andere Kuh des Betriebes, die auf dem besten Weg dahin war, schaffte „nur“ etwas mehr als 148.000 kg, bevor sie im Stall verstarb.
Hohe Lebensleistung im Milchviehbetrieb Wehner
Eine hohe Lebensleistung ist bei den Kühen der Wehner GbR keine Seltenheit. Als Abgangsleistung vermerkt der Sächsische Landeskontrollverband für den Betrieb im abgelaufenen Milchwirtschaftsjahr 2023/24 eine Zahl von 51.749 kg und eine Nutzungsdauer von 50,5 Monaten. Die durchschnittliche Leistung je Kuh betrug 13.675 kg bei 3,83 % Fett und 3,35 % Eiweiß.

Im Stall, den der Betrieb 2012/13 errichten ließ, stehen rund 250 Milchkühe. Platz wäre für 300, doch die leichte Unterbelegung wirke sich positiv auf das Befinden der Tiere aus, meinen die Betriebsinhaber. Das Melken erfolgt mittels vier Melkrobotern des Herstellers Lely, was im Vergleich zu vorher die Arbeit sehr erleichtere, wie Klaus Wehner betont. Die für die Zucht vorgesehenen Jungrinder sind im alten Milchkuhstall untergebracht, der nach der Wende entstanden war. Der Betrieb bewirtschaftet 280 ha Fläche, davon 70 ha Grünland. Eine 75-kW-Biogasanlage ist 2014 in Betrieb genommen worden und läuft fast vollständig auf Güllebasis. Auf den Dächern ist eine Photovoltaik-Anlage installiert.
Was ist das Geheimnis für die erfolgreiche Milchproduktion im Betrieb? „Wir lernen aus unseren Fehlern“, sagt Peter Wehner. Man bilde sich fort und vergleiche sich unter anderem im Masterrind-Benchmark sowie im direkten Austausch mit Berufskollegen, um etwas zu lernen und besser zu werden. Der Betrieb ist Mitglied im Rinderzuchtverein „Regio“ Leipzig, dessen Vorsitzender Peter Wehner ist. Auch mithilfe der Daten, die von den Melkrobotern gewonnen und im Herdenmanagementprogramm ausgewertet werden, lasse sich viel beeinflussen.
Erfolgreiche Milchproduktion fängt beim Kalb an
„Die Tiergesundheit ist das A und O“, ergänzt sein Vater Klaus. Das fange beim Kalb an. Man habe die Erfahrung gemacht, dass sich die Kälber, nachdem sie nach den ersten vier Wochen in den Großraumiglu umgezogen sind, bei Fütterung mit Vollmilch aus dem Milchtaxi besser entwickeln. Auch Produktion hochwertigen Futters sei eine entscheidende Stellschraube. Durch die Anpaarung bester Bullen mit den besten Kühen auf Grundlage der genomischen Zuchtwertschätzung versuche man, züchterisch das Bestmögliche herauszuholen. Und nicht zuletzt komme es auch auf das Personal an, meint Klaus Wehner.
Ihre Milch vermarktet die Wehner GbR über die Erzeugergemeinschaft „Milchquelle“ Chemnitz. Mit dem Milchpreis sei man zufrieden, auch wenn nach dem Auftreten der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg viele Molkereien Schwierigkeiten im internationalen Geschäft bekamen und der gute Preis etwas Federn lassen musste.
Dass die Milcherzeugung auch in Sachsen in den vergangenen Jahren rückläufig ist und etliche Betriebe aufhören, können Klaus und Peter Wehner durchaus nachvollziehen. „Das ist eine Folge jahrelangen Investitionsstaus“, sagt der Senior-Chef. Ein neuer Stall koste Millionen. Insbesondere nach Generationswechseln in den Betrieben stehe die Milch daher schnell in Frage. Hinzu kämen die Auflagen, die für kleinere Betriebe schwer zu bewältigen seien. Und auch der Fachkräftemangel sei ein Problem.
150.000-Liter-Kuh: Personal ist ein Schlüssel zu Erfolg
Dieses Thema stellt sich in dem Meuselwitzer Milchviehbetrieb glücklicherweise nicht. Wehners beschäftigen neben aktuell einem Landwirtauszubildenden und einer Tierwirtsauszubildenden drei Mitarbeiter. Und dies schon seit Jahren. Auch das trägt zum Erfolg bei, denn Zuverlässigkeit und Kontinuität seien wichtig. „Wir sind ein eingespieltes Team, jeder weiß, worauf es ankommt“, erklärt Klaus Wehner. „Und natürlich muss auch den Mitarbeitern die Arbeit Spaß machen.“

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