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Film-Tipp „Könige des Sommers“: Landleben auf der Leinwand

Totone und seine Freunde unterwegs zum Hof von Marie-Lise – echte junge Leute aus der Region, die überzeugend in Szene setzen, was Regisseurin Louise Courvoisier (r.) zu erzählen hat. © PANDORA FILM/LAURENT LE CRAB
Landleben

Vom Traktorverkauf zum Käsewettbewerb und ein Stück Sommerurlaub mitten im Winter: Der Film „Könige des Sommers“ ist die Liebeserklärung einer jungen Regisseurin aus Frankreich an die Region, in der sie aufgewachsen ist und an das Leben auf dem Land in all seiner Fülle.

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Wir folgen mit der Kamera einem Mann mit fadenscheinigem Vollachselhemd, der etwas Schweres durch ein sonnengeflutetes Festgetümmel trägt. Es geht vorbei an gefitteten Kühen, Korbflechter und Schmied, Grillpfannen und Festzelten, Kunstreiterin und alter Landtechnik. Es könnte auf der BraLa sein oder bei einem mittelgroßen, sommerlichen Treckertreff mit Bauernmarkt. Am Ende der Kamerafahrt stemmt der Mann ein Bierfass auf den Tresen, auf das Totone und seine Freunde schon ungeduldig gewartet haben. Angefeuert von Freunden und dörflicher Gemeinschaft entledigt sich Totone seiner Kleider. Er tanzt den „Limousine“ und einer regionalen Tradition entsprechend am Ende nackt – umjubelt von den anderen auf dem Tresen.

Kinoplakat "Könige des Sommers"
© PANDORA FILM/LAURENT LE CRAB

Ein kraftvolles Porträt über das Erwachsenwerden auf dem Land

Spätestens hier sind wir nicht mehr im ländlichen Brandenburg oder Thüringen. Dort gäbe es so eine Szene allenfalls schambehaftet nach Sonnenuntergang zum Auftakt eines Tatorts.

Der Film „Könige des Sommers“ entführt uns in die Heimat der jungen Regisseurin Louise Courvoisier, Jahrgang 1994, ins französische Jura, genauer in die Region Franche-Comté. In Orgelet und Umgebung erzählt sie mit durchweg überzeugenden Laiendarstellern eine kraftstrotzende Geschichte vom Erwachsenwerden auf dem Lande. Wie bei uns ist auch im ländlichen Frankreich wenig los – im Sinne von vorgefertigten Angeboten – Shopping, Clubs, Kinos. Man nimmt, was da ist, um sich beim Erwachsenwerden nicht zu langweilen: für ein Stockcarrennen trainieren, an Mopeds schrauben, mit Freunden abhängen, womöglich Sex haben.

Regisseurin Louise Courvoisier © PANDORA FILM/LAURENT LE CRAB
Regisseurin Louise Courvoisier © PANDORA FILM/LAURENT LE CRAB

Comté-Käse als Herausforderung: Wie Totone um 30.000 Euro kämpft

Held und Antiheld des Films ist Totone (Clément Favreau). Er ist 18, unbekümmert, egoistisch und unreif, bevor er plötzlich Verantwortung für seine kleine Schwester und den elterlichen Hof übernehmen muss. Bisher hat ihn das alles nicht interessiert. Er hat von nichts eine Ahnung und verkauft erstmal den Traktor, um Geld fürs tägliche Leben zu haben. Und er beschließt, sich ein Preisgeld von 30.000 Euro für den besten Comté-Käse zu holen. Schließlich hat er einen alten Kupferkessel gefunden, und so schwer kann es ja wohl nicht sein, diesen Käse herzustellen. Ist es aber doch, und nur mit Unterstützung seiner Kumpels, seiner Schwester und der Jungbäuerin Marie-Lise – die auch im wirklichen Leben Bäuerin ist – kommt er seinem Ziel näher.

Totone mit Käse auf dem Weg zur Jury. Wie er hier auf dem Moped sind im Film fast immer alle unterwegs.
Totone mit Käse auf dem Weg zur Jury. Wie er hier auf dem Moped sind im Film fast immer alle unterwegs. © PANDORA FILM/LAURENT LE CRAB

Marie-Lise (Maïwène Barthelemy) trägt schon länger Verantwortung für ihren Hof, wirkt reifer, ist verwurzelt mit dem Land, den Bergwiesen, auf denen ihre Montbéliard-Kühe stehen, die sie ernähren. Und sie ist nachsichtig mit Totone, der sich in sie verliebt.

Echte Bäuerin: Marie-Lise (Maïwène Barthelemy) steht mit beiden Beinen im Landleben und hilft nicht nur im Film Kälbchen auf die Welt.
Echte Bäuerin: Marie-Lise (Maïwène Barthelemy) steht mit beiden Beinen im Landleben und hilft nicht nur im Film Kälbchen auf die Welt.
© PANDORA FILM/LAURENT LE CRAB

Kinofilm mit Laiendarstellern: Was den Film „Könige des Sommers“ so überzeugend macht

„Könige des Sommers“ ist keine Komödie, kein Drama, kein Western, keine Dokumentation, kein Road-Movie, hat aber Elemente von allem und macht daraus etwas neues Ganzes. Ein Autorenfilm, der ganz normale Leute auf die große Leinwand holt, die absolut überzeugend agieren. Sie habe einen Film mit der Region, machen wollen, nicht über die Region, sagt Louise Courvoisier, und das ist ihr richtig gut gelungen. Unbedingt anschauen, wenn sich die Gelegenheit bietet. 

Trailer: „Könige des Sommers“

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