Hof Repente bietet mehr als nur Landwirtschaft
Kamerunschafe namens Erbse oder Hermine, Wurstseminare und die barocke Reiterei: Der Hof Repente bei Rheinsberg (Brandenburg) hat sich mit Tiergesundheitszentrum, Ferienwohnungen, Pferdepension, Reitschule und Wurstseminaren vielfältig aufgestellt. Zu Besuch bei Familie Kreutzer:
„Komm mal, komm ….“ Ein kurzer Ruf genügt, schon taucht das erste Angusrind auf, gefolgt von weiteren Artgenossen mit dem typisch schwarzen Zottelfell. Mit einem zufriedenen Lächeln verfolgt Steffen Kreutzer, wie sich die Tiere über das soeben in den Trog gestreute Kraftfutter hermachen. „Lasst es euch schmecken!“ Keine zehn Sekunden später Bewegung auf dem anderen Teil der Weide. Es sind Kamerunschafe, die jetzt angelaufen kommen.
Antje Kreutzer öffnet die kleine Pforte und begrüßt die braunweiß gefleckten Vierbeiner, die auf Namen wie Hermine, Erbse oder Mathilde hören. „Ihr wollt natürlich auch was haben, ist doch klar!“ Im Nu sind die beiden Kreutzers umringt von den äußerst zutraulichen Tieren. Und nun gesellt sich auch noch Tochter Isabell hinzu. Doch das ist kein Zufall, schließlich sind wir verabredet. Wir wollen mehr erfahren über den Hof Repente, den die Kreutzers seit vielen Jahren bewirtschaften.

Verstecktes Juwel in Brandenburg: Die Geschichte des Hofes Repente
Die Bezeichnung Repente kommt aus dem Spanischen und bedeutet „plötzlich“. Antje Kreutzer meint, dass dieses Wort im Sprachgebrauch der Slawen auch für „Rübe“ stehe. Wie auch immer: Repente ist ein nur wenige Einwohner zählender Ortsteil von Luhme im brandenburgischen Landkreis Ostprignitz-Ruppin und liegt etwas versteckt zwischen Wäldern und Seen.
Bei einem Wanderritt vor fast drei Jahrzehnten hatten die Kreutzers, die zu dem Zeitpunkt in Berlin wohnten, den leerstehenden und ziemlich maroden Hof entdeckt. „Wir waren auf der Suche nach einem Wochenenddomizil“, erinnert sich Antje Kreutzer. „Auf einem Schild haben wir gelesen, dass das Anwesen zum Verkauf steht.“
Den Eigentümer herauszufinden, war nicht einfach, aber alles andere ging dann sehr schnell. Zwei Wochen später war der Kauf besiegelt und nun viel Einsatz gefragt. Für Steffen Kreutzer, der sich zusammen mit seinem Bruder um die Sanierung und Verwertung leerstehender Immobilien kümmerte, war das nicht die größte Herausforderung, für seine Frau als gelernte Restaurantfachfrau schon.“ Ich habe hier nahezu jeden Stein angefasst, verfugt und auch Fliesen verlegt.“
Die Sanierungsarbeiten brachten einen Balken mit der eingekerbten Jahreszahl 1720 zutage. Da wurde den beiden so richtig bewusst, dass sie ein Juwel gefunden hatten – ein Motivationsschub obendrein. Kurz vor der Jahrtausendwende zog die Familie, zu der inzwischen auch Tochter Isabell gehörte, von Berlin nach Luhme auf den Hof Repente um.
Urlaub auf dem Bauernhof in Brandenburg: Reiten, Erholen, Genießen
Was in den folgenden Jahren auf dem Hof Repente geschah, sei hier nur im Zeitraffer erklärt. Die Kreutzers konnten Weidefläche hinzukaufen und diese von ursprünglich drei Hektar auf 30 ha erweitern. Das geschah nicht nur den Pferden zuliebe, für die frühzeitig auch Isabell eine große Zuneigung entwickelte. Zu den edlen Vierbeinern gesellten sich Rinder, Schafe und Schweine. „Eigentlich hatten wir die Landwirtschaft gar nicht auf dem Schirm, doch das eine zog das andere nach sich.“
2008 wurde die Reithalle gebaut, in direkter Nachbarschaft zu den zahlreichen Boxen, in denen eigene, aber auch Pensionspferde stehen. Mit dem Kauf des gegenüberliegenden Hofes, der ebenfalls viele Jahre leer stand, bot sich die Gelegenheit, weitere Standbeine zu entwickeln. Hier, wo zu DDR-Zeiten Kühe untergebracht waren, wurden nach aufwendiger Sanierung drei Ferienwohnungen eingerichtet. Hinter den Klinkerwänden laden stilvoll eingerichtete Räume, mit Fußbodenheizung und Kaminöfen ausgestattet, zu einem Kurzurlaub ein, um die reizvolle Umgebung zu erkunden. An Ort und Stelle können Reitunterrichtsstunden gebucht werden. Mittlerweile gibt es eine Reihe von Stammkunden deutschlandweit.
Bildergalerie: Einblick in die Ferienwohnungen
Wurstseminare: Bratwurst einmal selber machen
Doch der Hof Repente wartet noch mit weiteren Angeboten auf, darunter den sogenannten Wurstseminaren. Antje Kreutzer: „Wir haben festgestellt, dass so mancher Verbraucher zwar die klassische Fleischtheke meidet, aber durchaus daran interessiert ist, mal eine Bratwurst aus dem Fleisch unserer Tiere selbst herzustellen.“ Dafür steht die vor drei Jahren nach strengsten Vorschriften eingerichtete Fleischerei zur Verfügung.
Doch zuallererst führt Antje Kreutzer, mit Fachwissen und Sachkundenachweisen zum Schlachten von Rindern und Schafen ausgestattet, die Seminarteilnehmer erst mal zu den Rindern und Schafen, demonstriert deren artgerechte Haltung mit großzügiger Weidefläche. Dann erfolgt eine Unterweisung, wie mit den Fleischpartien bei der weiteren Verarbeitung umzugehen und wann beispielsweise der dosierte Einsatz von Nitritpökelsalz geboten ist. „Bei den Gewürzen gebe ich gern Hinweise zur richtigen Mischung, lade aber auch zum Experimentieren ein.“ Ob Zwiebelmett- oder Leberwurst, Salami oder Bratwurst, sie alle werden ausschließlich aus Rindfleisch gefertigt.
Fleischpakete per App bestellen
Warum nicht aus Schweinefleisch? Im Praktikum habe sie als Schülerin mal in einem Schweinestall gearbeitet, berichtet Antje Kreutzer, seitdem habe sie keinen Appetit mehr darauf. Allerdings versorge sie ihre Kundschaft, zumeist aus Berlin, auch mit Fleisch vom Borstenvieh, das im Freiland gehalten wird. In der geräumigen Tiefkühlkammer lagern die abgepackten und vorbestellten Pakete, zu groß für den klassischen Kühlschrank. Per App melden sich die Abonnenten an, wann sie die Ware beziehen möchten.

Pro Jahr wechselt auf diese Weise eine Tonne des natürlich gewachsenen Fleisches seine Besitzer. Die Tiere werden derzeit in Steinhöfel im Landkreis Märkisch-Oderland geschlachtet, nachdem eine viel näher gelegene Schlachtstätte bei Fehrbellin geschlossen worden war. „Eine Hofschlachtung wäre die beste, weil tierschutzgerechte Variante“, räumt Isabell Kreutzer ein. „Doch dem stehen viele bürokratische Hindernisse entgegen.“ Sie habe bereits vor einiger Zeit den Sachkundenachweis in der Theorie absolviert, doch bisher konnte die Schulungsstätte noch keine praktische Prüfung organisieren.

Familienzusammenhalt in der Krise: Corona führte junge Familie zurück aufs Land
Die 32-Jährige hatte sich nach dem Abitur und mehreren Studiensemestern in Bayern zur Tiermedizinischen Fachangestellten ausbilden lassen, in den Tierkliniken der Universität München gearbeitet und sich dann auf Physiotherapie spezialisiert.
Eigentlich sah die gemeinsame Lebensplanung mit ihrem Mann Florian so gar nicht vor, dass sie eines Tages auf den elterlichen Hof zurückkehren würden. Doch dann kam Corona. Die Viruskrankheit brachte auch für den Hof Repente gravierende Einschränkungen mit sich. Vater Steffen hatte sich infiziert und nach der Genesung dann eine schwere Immunerkrankung des Rückenmarks zugezogen, dass sogar eine Querschnittslähmung drohte. „Auf dem Hof wurde jede Hand gebraucht, deshalb sind wir viele Wochenenden zwischen München und Luhme gependelt“, berichtet Isabell. Und vor anderthalb Jahren trafen die jungen Leute dann die Entscheidung, hier zu bleiben und sich eine neue Perspektive aufzubauen.
Tiergesundheitszentrum: Innovative Tiermedizin auf dem Land
Damit eng verbunden war nämlich die Idee, ein weiteres Standbein für den Hof Repente aufzubauen: ein Tiergesundheitszentrum. Das geräumige Anwesen bietet nach der Modernisierung ausreichend Platz, um erkrankte Vierbeiner zu behandeln und gar stationär zu betreuen.
Vierteljährlich ist Tierarzt Martin Grell für zwei Tage vor Ort, um spezielle Behandlungen vorzunehmen, zwischendurch kümmern sich Antje und Isabell Kreutzer um die Patienten, leisten Erste Hilfe, legen Verbände an. Sie kurieren zudem Atemwegserkrankungen, indem sie beispielsweise erhitzte Heuballen zum Inhalieren vorlegen oder eine Soletherapie veranlassen. „Manchmal reicht es aber schon, die erkrankten Tiere zu isolieren und ihnen genug Platz und Zeit zum Regenerieren zu geben“, erklärt Antje Kreutzer. Dazu gehöre, die anvertrauten Patienten genau zu beobachten und gegebenenfalls eine andere Einstreu zu verwenden oder das Futter umzustellen.

Schnelle Hilfe für Vierbeiner: Telemedizin schließt Versorgungslücke im ländlichen Raum
Tochter Isabell berichtet, dass demnächst das Projekt Telemedizin zum Einsatz kommt: Per Videokamera und großformatigem Bildschirm werden die vierbeinigen Patienten dem Tierarzt präsentiert, um gemeinsam eine Diagnose zu stellen und erste Behandlungshinweise zu bekommen. So kann per moderner Technik kurzfristig reagiert werden, zumal die veterinärmedizinische Betreuung im ländlichen Raum mit langen Wegen und Wartezeiten verbunden ist.
Beim Gespräch mit den Kreutzers wird deren Engagement und Leidenschaft deutlich. Sie verschweigen nicht, dass der Aufbau des Hofes viel Kraft, Zeit und auch Geld gekostet hat. „Es war unser Wunsch, selbstbestimmt wirtschaften zu können, und wir haben das nicht einen Tag lang bereut“, versichert Antje Kreutzer.
4-Sterne-Reitschule: Barocke Reiterei auf dem Hof Repente
Bevor wir uns verabschieden, müssen wir uns unbedingt noch die Reithalle ansehen, wo solche Veranstaltungen wie das Pferde-Kinder-Mitmach-Märchen mit glitzernden Kostümen stattfinden, aber auch die barocke Reiterei zelebriert wird. Bei diesem Thema kommt Antje Kreutzer ins Schwärmen. Für sie als Betreiberin einer 4-Sterne-Reitschule ist der respektvolle und vertrauensvolle Umgang mit den Vierbeinern das A und O. Das hatte wohl schon Isabell mit der Muttermilch mitbekommen und offensichtlich auch die erst einjährige Mia. Die Enkeltochter sitzt schon ziemlich gelassen auf dem Rücken des Fjordpferds Logan, von der Oma sicher geführt. Die nächste Generation ist am Start.
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