Vom Land fürs Land: Kathrin Ahlers – hier auf ihrem Pferdehof – bringt als Landfrau gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen Schwung in die Landfrauenarbeit. Wichtig ist ihr dabei auch ein Netzwerk mit anderen Verbänden und Institutionen. © Bärbel Arlt

Landfrau des Jahres Kathrin Ahlers: „Es lohnt sich, hartnäckig zu sein“

Auf dem Deutschen Landfrauentag in Kiel wurde Kathrin Ahlers vom Fläminger LandFrauenverein für ihr Engagement im ländlichen Raum als Landfrau des Jahres geehrt. Ein Besuch auf dem Pferdehof der Familie in Sachsen-Anhalt.

Von Bärbel Arlt

Ganz am Ende von Schmilkendorf nahe der Lutherstadt Wittenberg in Sachsen-Anhalt befindet sich der Pferdehof von Kathrin Ahlers und ihrer Familie.

Klingeln braucht man nicht, die beiden Herdenhunde Susi und Hannibal kündigen jeden Besucher mit lautem Bellen an. „Die beiden haben wir zum Schutz unserer Pferde angeschafft“, sagt Kathrin Ahlers und streichelt den kuschligen Riesen übers Fell. Denn auch hier in den an die Koppeln angrenzenden Wäldern und einem ehemaligen Militärgelände seien die Wölfe sehr nahe und ein Angriff durchaus möglich. Zusätzlich schützen Elektrozäune die 30 Pensions- und neun eigenen Pferde.

Doch nicht der Wolf ist Grund für unseren Besuch. Denn Kathrin Ahlers ist eine von deutschlandweit drei Landfrauen, die auf dem Deutschen Landfrauentag in Kiel als Landfrau des Jahres 2024 ausgezeichnet wurde.

Landfrauen ausgezeichnet: Vorbild für ehrenamtliches Engagement

Diese Ehrung mache sie sehr stolz, sagt die studierte Landwirtin noch immer sichtlich gerührt und überwältigt. Immerhin gibt es deutschlandweit rund 450.000 Landfrauen, die sich ebenfalls ehrenamtlich für den ländlichen Raum engagieren.

Landfrauenpräsidentin Petra Bentkämper hat die besondere Ehre so begründet: „Diese Auszeichnung ist vor allem dafür da, das sichtbar zu machen, was sonst verborgen bliebe: ehrenamtliches Engagement vor Ort und das in einem außergewöhnlichen Maße.“ Die drei Frauen zeigten vorbildhaft, wie vielfältig, erfolgreich und gesellschaftlich relevant Landfrauenarbeit sei. „Damit sind sie eine Inspiration für alle engagierten LandFrauen.“

Auf dem Deutschen Landfrauentag in Kiel wurde Kathrin Ahlers vom Fläminger LandFrauenverein für ihr Engagement im ländlichen Raum als Landfrau des Jahres geehrt.
Auf dem Deutschen Landfrauentag in Kiel wurde Kathrin Ahlers vom Fläminger LandFrauenverein für ihr Engagement im ländlichen Raum als Landfrau des Jahres geehrt. © Bärbel Arlt

Bäuerin, Lehrerin, Landfrau und in vielen Vereinen aktiv

Kathrin Ahlers wurde inspiriert für die Landfrauenarbeit, so erzählt sie bei Kaffee und selbst gebackener, überaus köstlicher Rotkäppchentorte, von ihrer Schwiegermutter, zu Hause im niedersächsischen Landkreis Oldenburg. Sie war Bäuerin, Lehrerin, Landfrau und in zig Vereinen aktiv. „Dieses Gemeinschaftsgefühl, dieser Zusammenhalt, diese gegenseitige Unterstützung, die ich dort erlebt habe, haben mich fasziniert und infiziert.“

Doch im heimatlichen Schmilkendorf, wo sie aufgewachsen und wohin sie nach dem Agrarwissenschafts-Studium in Berlin zurückkehrte, war an ein Landfrauen-Netzwerk zunächst nicht zu denken. Für Kathrin Ahlers kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. Sie war Einzelmitglied im LandFrauenverband von Sachsen-Anhalt, ist seit 2006 im Vorstand, seit 2023 zweite stellvertretende Vorsitzende. Und 2022 erfüllte sich dann auch ihr Traum vom örtlichen LandFrauenverein, deren Vorsitzende sie ist.

Von der Idee zum Verein: Wie Frauen Großes erreichen

Das Feuer dafür entzündet hatten wohl zum einen der Aktionstag „Hereinspaziert in lebendige Dörfer“ 2019, verbunden mit einem Dorffest in Schmilkendorf, den viele ortsansässige Frauen mit organisierten und gestalteten, und zum zweiten vor allem auch die Coronazeit mit der großen Sehnsucht nach Gemeinsamkeit.

Inzwischen zählt der Fläminger LandFrauenverein 21 Frauen im Alter von 21 bis 75 Jahren – und hat sich im Landkreis mit vielen Ideen, Angeboten und Aktivitäten Gehör verschafft. Kathrin Ahlers schwärmt zum Beispiel von Projekten wie dem Ernährungsführerschein in Grundschulen, vom Speeddating mit regionalen Parteien vor der Europawahl. Sie scheut sich auch nicht, in zuständigen Landesministerien und vorm Landtag um Förderungen zu kämpfen und Forderungen durchzusetzen. „Ja, es lohnt sich, zu hartnäckig zu sein. Wir Frauen müssen uns trauen, wir müssen lauter und selbstbewusster werden. Dann können wir viel erreichen, werden wahr- und ernstgenommen.“

Traditionen bewahren und Zukunft gestalten

Und als Mitarbeiterin im Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten und Landwirtin, die seit 2000 gemeinsam mit der Familie im Nebenerwerb einen Betrieb für Pferdezucht und -haltung betreibt, weiß sie natürlich ganz genau, was die Landwirte und die Landwirtschaft umtreibt. Sie versteht Sorgen und Nöte, kennt die Probleme. Doch es ärgert sie maßlos, wenn sich aufgrund von Bürokratie Ideen nicht umsetzen lassen und regionale Projekte auf die lange Bank geschoben werden. „Da müssen wir Landfrauen energisch gegensteuern und dranbleiben.“

Bei all den harten Themen ist Landfrauenarbeit natürlich auch mit viel Spaß und Leidenschaft verbunden. Und selbstverständlich wird die Pflege von Traditionen und Bräuchen großgeschrieben. Dabei werden die Fläminger LandFrauen durchaus auch gern mal Klischees gerecht. „Ja, wir backen gern Kuchen, reißen gern die Daunen von den Gänsekielen und binden gern Erntekronen und -kränze.“ Für den diesjährigen Erntekranz hängen bereits die ersten Gerste- und Triticalebündel zum Trocknen im ehemaligen LPG-Kuhstall, der heute Pferdepension ist und in dem auch viele Schwalben zu Hause sind.

Kathrin Ahlers: „Ohne Familie geht nichts“

Der Pferdehof mit 30 ha Grünland, der Job im Amt, Mutter, Oma und Landfrau – das alles muss unter einen Hut gebracht werden. „Du musst dafür blühen und mit dem Herzen dabei sein. Und ganz wichtig: Die Familie muss unbedingt mitziehen und dahinterstehen. Ohne ihr Verständnis, ihre Unterstützung wäre das alles nicht mach- und schaffbar“, so Kathrin Ahlers, die noch viel zu erzählen hätte über das, was den Landfrauen noch so auf den Nägeln brennt – wie fehlende Radwege für Schüler, die Einbeziehung der Dörfer in die Wittenberger Landesgartenschau 2027. Doch die Enkeltochter muss zur Physiotherapie. Und die ist wie vieles auf dem Land nun mal nicht gleich um die Ecke.

Dennoch eine letzte Frage: Wofür werden die 1.000 Euro Preisgeld, die es für Ehrung zur Landfrau des Jahres gab, verwendet? Kathrin Ahlers denkt an eine Futterkrippe vor dem Dorf­­backofen, wo man gemütlich zusammensitzen und neue Ideen schmieden kann. „Das aber entscheiden wir Fläminger Landfrauen alle gemeinsam.“

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Engagierte Landfrauen: Elfi Fischer (r.) und Manuela Scheil © Sabine Rübensaat
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