Reportage

Kreuterey – die Aromagärtnerei im Havelland

© Sabine Rübensaat
Reportage
Artikel teilen

Udo Schäfer aus dem brandenburgischen Wolsier hat sich auf den Anbau verschiedener Heil-, Gewürz- und Aromapflanzen spezialisiert. Doch eine Pflanze steht in der Kreuterey besonders im Rampenlicht – Basilikum.

Von Achim Werner, GartenFlora

Die Kreuterey stand schon seit Jahren auf meiner Liste lohnender Reiseziele. Der Besitzer Udo Schäfer, ursprünglich Chemielaborant, zudem engagierter Hobbygärtner und Orchideenfan, hat dort sein Hobby zum Beruf gemacht. Den Gärtnermeister kannte ich von diversen Besuchen auf dem Berliner Staudenmarkt. Dort bietet er vor allem Jungpflanzen von Paprika über Chili, Auber ginen bis Tomaten feil – erzeugt nach Demeter- Richtlinien. Allerdings gab es in diesem Jahr aufgrund von Corona lediglich einen kleinen Hofverkauf auf der Wiese der Kreuterey. Auch weitere Gärtner, Handwerker und Künstler aus der Region nahmen teil.

Aktuelle Ausgabe
Bauernzeitung Ausgabe 51/2024

Unsere Top-Themen

• Weihnachten im Schafstall
Sortenversuche Sommerbraugerste
• Landmaschinen mit KI
• Märkte und Preise

Zur aktuellen Ausgabe

Video: Kreuterey die Aromagärtnerei im Havelland

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen
Video © Sabine Rübensaat

Sortenvielfalt der Kreuterey: AUberginen, Tomaten, Chili und mehr

Angeboten werden in der Kreuterey kräftige Jungpflanzen – gut zehn Sorten Auberginen, ein Dutzend Tomatensorten sowie Chili und Paprika in über sechzig Züchtungen und Auslesen. Da rüber hinaus von Salat, Melone, Kürbis, Gurke sowie gut hundert Arten und Sorten von Küchenkräutern – und Basilikum in unterschiedlichsten Sorten und Arten. Zugegeben, in den ersten Jahren habe ich Letztere völlig zugunsten meiner Lieblingsgemüsearten Tomate und Chili ignoriert, bis ich im Gespräch mit Udo Schäfer erfuhr, was es mit seinen ganz speziellen Basilikumsorten auf sich hat. Viele aus seinem Angebot hat er selbst gezüchtet, dabei unterschiedliche Arten miteinander gekreuzt. Die ausgelesenen Nachkommen sind daher allesamt steril, können also trotz Blüten keine Samen bilden.

Es war ein jahrelanger Weg, bis seine fünfzehn Sorten ausgelesen waren. Als Kreuzungspartner kamen nur wüchsige Sorten oder Arten infrage, die sich gut verzweigten und nach dem Schnitt schnell wieder nachwuchsen. Krankheitstoleranz, Zierwert und nicht zuletzt Aroma waren weitere Auswahlkriterien. Aus Tausenden von Sämlingen hielten häufig nur eine Handvoll dem Urteil des Gärtnermeisters stand, von anderen Kreuzungen auch gar keine. Nur die besten wurden weiter verkreuzt, bis schließlich die Besten der Besten, sogenannte Elitepflanzen, zum Aufbau von Mutterpflanzenbeständen vermehrt wurden.

Basilikum in der Kreuterey
25 Basilikumsorten wachsen in der Gärtnerei von Udo Schäfer, viele können nur über Stecklinge vermehrt werden. © Sabine Rübensaat
Blühstreifen der Kreuterey
Ein breiter Blühstreifen am Rand der Beete sorgt für eine Vielfalt an Nützlingen, die schnell in die Kulturen einwandern und damit jeglichen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln überflüssig machen. © Udo Schäfer

Aber warum diesen Aufwand treiben und die anschließende Vermehrung über Stecklinge in Kauf nehmen, wenn es doch so viel einfacher ist, etwa ‚Genoveser‘ auszusäen und das reichlich angesetzte, zudem über Jahre haltbare Saatgut kühl und trocken aufzubewahren? Gärtnermeister Schäfer pflichtet mir bei, gibt jedoch zu bedenken: „Das ist aber auch ein wesentlicher Nachteil samenvermehrbarer Basilikumsorten. Sobald sie Saatgut an setzen, bilden sie kaum noch Blätter und müssen nachgesät werden.“ Klingt logisch. Ich hake dennoch nach: „Wenn die Pflanzen so üppig blühen, geht dann nicht zu viel Energie in die Blüte anstatt ins begehrte Laub?“ Udo Schäfer beruhigt mich. „Es werden trotzdem ständig neue Blätter gebildet, denn die Pflanzen streben an, Samen zu bilden. Deshalb wachsen ständig neue Triebe. Außerdem: Was haben Sie gegen Blüten? Die sind nicht nur hübsch, sondern auch eine gute Nektarquelle für Wild- und Honigbienen, die über Monate bis in den Herbst hinein sprudelt.“ Da hat er recht. Zudem ließen sich damit Salate optisch und kulinarisch bedeutend aufwerten, was mich restlos überzeugt.

Fehlt nur noch, dass Basilikum den Boden verbessert, auf dem es kultiviert wird. „Das tut es wohl nicht mehr als andere Pflanzenarten. Aber den Inhaltsstoffen des Königskrauts werden zahlreiche medizinische Wirkungen nachgesagt. „Entzündungshemmende sowie antimikrobielle Eigenschaften der enthaltenen ätherischen Öle sind schon seit längerem wissenschaftlich nachgewiesen.“ Mehr braucht Udo Schäfer nicht zu sagen: Ab dieser Saison wird das eine oder andere Basilikum aus seiner Züchtung in meinem Küchengarten wachsen. Am liebsten würde ich sofort einige Setzlinge erbitten, doch im Sommer stehen keine zum Verkauf. Zudem habe ich es auf mindestens eine Jungpflanze der Chilisorte ‚Caja Purple‘ abgesehen, die außer bei der Kreuterey nur schwer zu bekommen ist.

Udo Schäfer von der Kreuterey mit Basilikum
Udo Schäfer mit Basilikum aus seiner Kreurerey. © Sabine Rübensaat

25 Sorten Basilikum Wachsen in der Kreuterey

25 Basilikumsorten nennt Udo Schäfer sein Eigen, darunter ‚Wild Magic‘ und ‚Schneewittchen‘. Die Mutterpflanzen erreichen locker 60 Zentimeter Durchmesser und sind während der gesamten Saison mit Hunderten Blüten übersät. Zu kompakteren Laub- und Blütenkugeln in Medizinballgröße wächst sich zum Beispiel ‚Ajaka‘ aus. Andere wie der zweifarbige ‚Harlekin‘ setzen erst sehr spät Blüten an oder in kurzen Sommern überhaupt nicht. Wenige, etwa ‚Green Ball‘, blühen gar nicht. Die Mutterpflanzen überwintern im Gewächshaus. Das rechtfertigt den etwas höheren Preis für eine Jungpflanze, die übrigens mehrjährig ist und sich nach jedem Winter prächtiger entwickelt. Und prächtig ist das Westhavelland sowieso mit seinen bezaubernden und wasserreichen Landschaften. Und Städter sehen hier im Sternenpark an einem der zehn Beobachtungsplätze bei klarem Nachthimmel vielleicht zum ersten Mal die Milchstraße.



Weitere Nachrichten aus den Bundesländern