Top-Figur: Formgehölze schneiden – so geht´s
Ob als Kugel, Würfel oder Spalier – Formgehölze bringen Atmosphäre in den Garten. Durch spezielle Schnitttechniken wird ihnen ein architektonisches und figürliches Aussehen gegeben.
Von Florian Wolf, Baumschule Rügen
Die Anfänge dieser Gartenkunst reichen bis in das alte Rom zurück. Heute erfreuen sich Formgehölze wieder größerer Beliebtheit. Kein Wunder, denn mit ihren individuellen Erscheinungsformen setzen sie entscheidende Akzente in Gärten und Parkanlagen. Je nach Schnitt erzeugt diese Pflanzenform zum Beispiel Ruhe oder Bewegung. Klassische geometrische Figuren wie Kegel und Quader wirken statisch. Spiralen, Wellen und kurvig angelegte Hecken strahlen dagegen Dynamik aus.
Moderne Fantasieformen wiederum geben Raum für Ideen, dabei sind der Gestaltung keine Grenzen gesetzt. Die Urform des Formschnitts ist der Heckenschnitt. Laubabwerfende Pflanzen eignen sich als Heckenpflanze genauso gut wie immergrüne Koniferen.
Folgende Gehölze sind besonders empfehlenswert:
- Gemeine Eibe (Taxus baccata)
- Hain- und Rotbuchen (Carpinus betulus und Fagus sylvatica)
- Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus)
- Feldahorn (Acer campestre)
- Liguster (Ligustrum vulgare bzw. ovalifolium)
- Lebensbaum (Thuja occidentalis)
Spalier für Obst und Sichtschutz
Am besten geeignet für Formschnitte jeglicher Art sind sehr dicht wachsende Gehölze, welche auch sehr gut schnittverträglich sind. Am beliebtesten in deutschen Gärten war lange Zeit der Buchsbaum (Buxus sempervirens). Viele Hobbygärtner verabschieden sich allerdings von ihrem immergrünen Liebling. Dies hat vor allem zwei Gründe:
Der Schädling Buchsbaumzünsler und das sogenannte Triebstreben, eine Pilzerkrankung, machen dem Strauch das Leben schwer. Zwar lassen sich Eindringling und Pilz in einigen Fällen bekämpfen, aber der Aufwand ist hoch. Aus diesem Grund wird mittlerweile häufig auf Alternativen zurückgegriffen, welche dem Buchsbaum in nichts nachstehen. Am besten geeignet sind die Gemeine Eibe (Taxus baccata) oder verschiedene Sorten des Berg-Ilex (Ilex crenata) wie ́Glorie Dwarf ́ oder ́Convexa ́. Beide Pflanzengattungen sind ideal geeignet für größere Kugeln oder kleinere Figuren.
Neben den klassischen Formen wie Kugel, Würfel oder Kegel gibt es auch noch unzählige weitere Zierformen verschiedener Gehölze. Auch Großbäume und sogar Obstbäume können mit gärtnerischem Geschick zum Beispiel als Spalier gezogen werden. Dabei wird zwischen verschiedenen Spalierformen unterschieden.
Das Klassische ist das Etagenspalier. Hierbei wurde bereits beim jungen Baum jeder Seitentrieb nach links und rechts an einem Gitter befestigt, welches zum Beispiel aus Bambusstäben geformt ist. Interessant ist diese Form bei Obstbäumen. Hier ist es nun ganz einfach, reife Früchte zu ernten, ohne auf eine Leiter steigen zu müssen.
Oftmals dienen Spaliere jedoch noch einem ganz anderen Zweck. Grundstücksbesitzer pflanzen sich zum Beispiel Hochstammspaliere als Sichtschutz zum Nachbarn. Diese besitzen eine Stammhöhe von zwei Metern, bevor das eigentliche Spalier beginnt, und schützen vor ungewollten Blicken. Sogar einen Pavillon mit einem geschlossenen Blätterdach kann man sich in den eigenen Garten pflanzen. Bestehend aus mehreren einzelnen Pflanzen, wird an Draht ein Pavillon gezogen.
Möchte jemand diesen nun in seinen Garten verpflanzt haben, werden die einzelnen Elemente mit einem Ballenstecher in der Baumschule aus dem Boden „gestochen“ und aneinander am Bestimmungsort eingepflanzt. Es gibt jedoch auch Formgehölze, die von Natur aus schon eine gewissen Form einnehmen, also nicht jährlich rund oder kegelförmig beschnitten werden müssen wie der Kugeltrompetenbaum oder der Kugelahorn.
Kostspielige Bonsais
Eine weitere besondere Form der Pflanzenauswahl sind Gartenbonsais. Diese sind nicht nur wesentlicher Bestandteil japanischer Gärten, sondern finden sich oft auch an Hofeinfahrten wieder. Typisch sind dabei organische Formen, die Ruhe und Ausgewogenheit darstellen sollen. Klassisch werden Koniferen wie die Waldkiefer (Pinus sylvestris), Japanische Eibe (Taxus cuspidata) oder Himalayazeder (Cedrus deodora) für die Bonsaiformen genutzt. Neben den traditionellen Nadelträgern sieht man heutzutage auch Laubgehölze wie die Hainbuche (Carpinus betulus) in dieser Funktion.
Bei der Erziehung von Gartenbonsais gilt es, einen Leitfaden zu beachten: Der Stamm kann gebogen, gerade oder mehrstämmig gestaltet sein. Statt einer perfekten Rundung werden eher ovale Formen bevorzugt. Die Krone kann in Form von ovalen oder elliptischen Kugeln unterschiedlicher Größe, in Form von Stufen oder Muscheln gestaltet werden. Charakteristisch ist eine markante Silhouette als Ergebnis.
Ilex-Kugeln wie die Sorte ´Glorie Dwarf´ sind idealer Ersatz für die häufig von Schaderregern befallenen Buchsbaumpflanzen. Gartenbonsais wie die Hainbuche benötigen viel Erziehungszeit. Diese Buchsbaumkugeln wurden mit Schnitten im April und Juli wieder in Form gebracht.
Gartenbonsais sollten in Einzelstellung besonders exklusiv in Szene gesetzt werden, zum Beispiel im Vorgarten, neben der Terrasse oder direkt an Wegen. In Gesellschaft mit blühenden Begleitpflanzen wie Bauernhortensien, Schwertlilien oder Chrysanthemen im Herbst kommt der Kontrast zum dunklen Grün besonders gut zur Geltung. In jahrelanger Arbeit werden diese Unikate kultiviert. Das macht sich auch im Preis bemerkbar, der je nach Größe oft bei mehreren Tausend Euro liegt.
Florian Wolf
Florian Wolf von der Baumschule Rügen, gibt einmal im Monat in der Bauernzeitung Tipps rund um das Thema Garten.
Instagram: @baumschule.ruegen
Formgehölze beschneiden: Schnittzeitpunkt ist entscheidend
Generell können Formgehölzen von Ende April bis in den August beschnitten werden. Das ist auch dringend nötig, um eine dichte Pflanzenform zu erhalten. Zu empfehlen ist das Schneiden zwei Mal jährlich, einmal Ende Mai/Anfang Juni und einmal im August. Es sollte keinesfalls später zur Schere gegriffen werden, da es ansonsten zum Zurückfrieren der noch nicht verholzten Triebe im Oktober kommen könnte. Starkwüchsige Pflanzen wie der Liguster können sogar noch öfter in Form gebracht werden. Es ist zu empfehlen, nicht in der prallen Sonne zu schneiden, da einige Gehölze anfällig für Sonnenbrand sind. Dabei geht es vor allem um die unteren Schattenblätter, welche sich nach dem Schnitt erst noch an das direkte Sonnenlicht gewöhnen müssen.
Die Art des Schnittes unter-scheidet sich. Wurden die Pflanzen zum Beispiel erst vor kurzer Zeit gepflanzt und sollen noch größer werden, sollten immer nur die äußeren Triebe leicht eingekürzt werden. Um die Pflanzenform zu erhalten, werden bei älteren Pflanzen jedes Mal alle Triebe entfernt, die aus der Form herauswachsen.
Als Equipment ist in jedem Fall eine sogenannte Buchsbaumschere zu empfehlen, mit der man natürlich auch andere Formgehölze beschneiden kann. Für Gartenbesitzer mit besonders zu pflegenden Elementen ist der Kauf einer Akkuformierschere sinnvoll, da auf Dauer die Hände sehr belastet werden. Ungeübte sollten behutsam beim Schneiden vorgehen und sich die Pflanze währenddessen immer wieder von Weitem anschauen, damit kein ungewolltes Ergebnis zustande kommt. Ein grober Fehler kann erst beim nächsten Schnitt einige Monate später wieder ausgebessert werden.
Atemberaubende Blüte mit Laubschmuck
Auf den ersten Blick erinnert die Eichenblatthortensie ́Munchkin ́ (Hydrangea quercifolia) eher an eine Mischung aus Eiche und Ahorn. Wenn dann aber im Juli ihre bis zu 30 cm großen Blütenrispen erscheinen, verstummt jeglicher Zweifel. Es handelt sich um eine Pflanze aus der Gattung der Hortensien.
Doch nicht nur ihre wunderschönen Blüten, auch ihre großen Blätter beeindrucken, die sich im Herbst burgunderrot färben. Die Sorte ́Munchkin ́ gilt als kleineres Exemplar ihrer Art und ist somit auch für kleinere Gärten geeignet. Ein humoser und durchlässiger Boden wird bevorzugt. Bei der Standortwahl ist die Pflanze genügsam, von Halbschatten bis volle Sonne wird alles toleriert.
Formgehölze beschneiden: Niemals ins alte Holz schneiden
Sollte eine Formpflanze wie zum Beispiel eine Buchsbaumkugel mehrere Jahre nicht geschnitten worden sein, sollte der erste Schnitt bereits im April etwas tiefer bis zu den letzten grünen Blättern erfolgen, jedoch niemals bis ins alte Holz. Ansonsten sieht die Pflanze einige Jahre recht unschön aus, weil der Neuaustrieb aus dem alten Holz sehr lange dauert. Nach dem ersten und direkt nach dem zweiten Schnitt sollte die Pflanze mit einem mineralischen Volldünger, der alle wichtigen Haupt- und Spurenelemente enthält, sowie einem organischen Dünger versorgt werden, damit die verschiedensten Formen auch weiterhin vital bleiben.