Landessortenversuche mit Hafer

Hafer: Ein Gefragter Bodenvorbereiter (c) Sabine Rübensaat
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Ideal für Pferd und Reiter Hafer bietet eine Vielzahl von Vorteilen in der Fruchtfolge. Die Ergebnisse der Landessortenversuche mit Sommerhafer 2019-2021 machen deutlich, dass seine Bedeutung aktuell gerade wieder stark zunimmt.

Von Christian Guddat, TLLLR, Martin Sacher, LfULG, Dr. Gert Barthelmes, LELF, Gabriele Pienz, LFA, Heiko Thomaschewski, LLG

Die Anbaufläche für Hafer war in den letzten Jahrzehnten in Deutschland durch einen drastischen Rückgang gekennzeichnet. Allein von 1991 bis 2016 verringerte sie sich um etwa zwei Drittel. Erst in den letzten Jahren stabilisierte sich die Anbaufläche. Für die Jahre 2020 und 2021 war sogar eine deutliche Ausweitung festzustellen. So wurde Hafer zur Ernte 2021 auf ca. 177.100 ha angebaut und der Zuwachs von 2016 zu 2021 betrug ca. 35 %. Dabei hat Hafer insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern einen vergleichsweise hohen Stellenwert. Hier stand aktuell etwa ein Drittel der bundesweiten Anbaufläche.

Die Gründe für diese Ausdehnung dürften vorrangig in pflanzenbaulichen und produktionstechnischen Aspekten zu suchen sein. Hafer bietet neben dem guten Vorfruchtwert weitere Vorteile in der Fruchtfolge durch die Erweiterung der Möglichkeiten beim Wechsel von Winterungen und Sommerungen und bei der Bekämpfung von Problemungräsern wie Ackerfuchsschwanz oder Windhalm. Darüber hinaus ist Hafer unter den aktuellen Rahmenbedingungen wegen des vergleichsweise geringen Stickstoff- und Pflanzenschutzmittelbedarfes eine interessante Kultur.

Unbefriedigend aus Sicht der Praxis sind die Preisdifferenzen von Hafer zu Weizen oder auch Braugerste. Hier hat sich die gestiegene Nachfrage noch nicht ausreichend in höheren Erlösen niedergeschlagen, welche die Attraktivität des Haferanbaus deutlich erhöhen würde. Von Vorteil können Anbauverträge mit Schälhafermühlen sein. Um die Wirtschaftlichkeit des Haferanbaus auch in verarbeitungsfernen Regionen zu verbessern, sind der Einsatz im betriebseigenen Futter sowie Direktvermarktung dafür Möglichkeiten.

Die richtige Sorte für jede Region

Bei der Sortenwahl sollte Wert auf eine regionale Anbaueignung gelegt werden. Dabei stehen Ertragsvermögen, Ertragsstabilität und Qualität, aber auch agrotechnische Eigenschaften wie Neigung zu Lager und Halmknicken im Vordergrund. Eine möglichst zügige Reife von Korn und Stroh ist vorteilhaft, um Ernteverzögerungen zu vermeiden und Erträge und Qualitäten zu sichern. Bei den Krankheiten kann die Widerstandsfähigkeit einer Sorte gegenüber Mehltau jahres- und standortspezifisch von Bedeutung sein.

Bei der Qualität steht zumeist das Hektolitergewicht im Mittelpunkt. Dieses lässt zwar kaum Rückschlüsse auf die eigentliche Haferqualität zu, wird aber als schnell und einfach bestimmbarer Parameter bevorzugt und ist zugleich als Transport- und Lagerkriterium von Bedeutung. Hier gelten je nach Abnehmer zumeist Mindestanforderungen von >50–54 kg/hl. Darüber hinaus werden in der Schälhafervermarktung in der Regel eine hohe Tausendkornmasse (>27 g), ein geringer Spelzenanteil (<26 %), eine gute Schälbarkeit (geringer Anteil nicht entspelzter Körner) und ein hoher Marktwareanteil (mindestens 90 % der Körner >2,0 mm) erwartet. Diese Anforderungen lassen sich, insbesondere im Hinblick auf Hektolitergewicht und Spelzenanteil, nicht in jedem Jahr und auf allen Standorten erfüllen. Die besten Voraussetzungen dafür bestehen in den kühleren und feuchteren Küstenregionen und Vorgebirgslagen sowie auf Lössböden mit einem guten Wasserspeichervermögen. Sorten für die Verarbeitung sollten möglichst vorab mit dem Vermarktungspartner abgestimmt werden.

Wachstum und Erträge in den LSV 2021

Im Anbaujahr 2021 wurden in den Landessortenversuchen (LSV) auf Diluvial- (D) sowie auf Löss- und Verwitterungsböden (Lö/V) jeweils sieben Sorten geprüft.

Die Aussaat der Haferversuche erstreckte sich in Abhängigkeit von Region und Standortbedingungen über einen längeren Zeitraum von Ende Februar bis Anfang April.

Aufgrund des kühlen Frühjahrs verlief die Jugendentwicklung des Hafers zögerlich. Mit der Wärme im Juni kam es zu einem Wachstumsschub. Während es in Sachsen und Thüringen im Mai und Juni mittlere bis überdurchschnittliche Niederschlagsmengen gab, war es in Teilen der drei anderen Bundesländer vor allem im Juni deutlich zu trocken. Diese standortspezifischen Bedingungen wirkten sich unter anderem auf die Bestandeshöhe aus.

Auch der Krankheitsbefall, bei dem es sich im Wesentlichen um Mehltau handelte, trat vorrangig in den feuchteren Regionen auf. Ab Ende Juni nahmen die Niederschlagsereignisse in Häufigkeit und Intensität zu, vor allem in Sachsen und Thüringen. Dadurch kam es in einigen Versuchen zu Lager, bedingt durch Unwetter zum Teil auch zu Totallager. Zudem reifte das Stroh zumeist stark verzögert. Je nach Standort erfolgte die Ernte unter oft schwierigen Bedingungen bei teils hoher Kornfeuchte zwischen Ende Juli und Anfang September.

In der Stufe ohne Fungizid- und Wachstumsreglereinsatz wurden auf den Diluvialstandorten (D) durchschnittlich 50,5 dt/ha und auf den Löss- und Verwitterungsstandorten (Lö/V) im Versuchsmittel 63,8 dt/ha Hafer geerntet. Die Kornerträge lagen damit in beiden Anbaugebieten etwa 4 bis 5 dt/ha unter dem Vorjahresniveau. Die Ertragsunterschiede zwischen den Versuchsorten waren in beiden Anbaugebieten hoch und betrugen in Abhängigkeit der Standort- und Jahresbedingungen im Maximum bis zu 25 dt/ha. Während auf leichten Diluvialböden im Mittel kaum ein Effekt des Fungizid- und Wachstumsreglereinsatzes festzustellen war, lag dieser auf Löss- und Verwitterungsstandorten im Durchschnitt bei 4,8 dt/ha. Im Hektolitergewicht und in der Korngrößensortierung wurde zumeist nicht das hohe Niveau des Vorjahres erreicht.

Das waren die Sorten im letzen Jahr

Alle zur Ernte 2021 geprüften Sorten sind Gelbhafer.

Apollon (Gelbhafer) erzielte mehrjährig mittlere Kornerträge in beiden Intensitätsstufen, wobei tendenziell in der Stufe 1 (ohne Fungizid- und ohne bzw. mit reduziertem Wachstumsreglereinsatz) die im Sortenvergleich höheren Ertragsleistungen zu verzeichnen waren. Apollon zeichnet sich durch eine sehr gute Korngrößensortierung und eine sehr hohe Tausendkornmasse aus. Bei mittlerem bis hohem Hektolitergewicht verfügt er bezüglich Spelzenanteil und Anteil nicht entspelzter Körner über gute Verarbeitungseigenschaften für die Schälhafererzeugung. Trotz des längeren Strohs zählt die Sorte zu den standfesteren Züchtungen bei mittlerer Neigung zu Halmknicken. Für Mehltau besteht eine starke Anfälligkeit.

Lion (Gelbhafer) brachte in drei Prüfjahren insgesamt knapp mittlere Kornerträge. Zum Teil schwankten die Ergebnisse zwischen den Einzelorten dabei stärker. Die Sorte hebt sich mit einem hohen Hektolitergewicht sowie sehr günstigen Einstufungen im Spelzenanteil und Anteil nicht entspelzter Körner hervor und bietet somit sehr gute Voraussetzungen für die Schälhafererzeugung. In der Korngrößensortierung wird nicht das hohe Niveau von Apollon erreicht. Die Tausendkornmasse liegt im mittleren Bereich. Lion kennzeichnen eine mittlere bis gute Standfestigkeit und mittlere Neigung zu Halmknicken. Zu beachten ist die starke Anfälligkeit für Mehltau.

Max (Gelbhafer) kam 2021 auf knapp mittlere Kornerträge und lag damit etwas unter den Leistungen der Vorjahre. Dies war zum Teil auf Standorte zurückzuführen, an denen die Witterungsbedingungen hohe Ansprüche an die Strohstabilität stellten. Hier weist die etwas früher reifende Sorte vor allem in der Standfestigkeit, aber auch in der Widerstandsfähigkeit gegen Halmknicken Defizite auf. Ein Wachstumsreglereinsatz kann deshalb in Abhängigkeit von den örtlichen Bedingungen gerechtfertigt sein. Von Vorteil ist die gleichmäßigere Abreife von Korn und Stroh. Max ist eine von der Verarbeitungsindustrie akzeptierte Sorte. Hervorzuheben ist neben dem niedrigen Spelzenanteil und geringeren Anteil nicht entspelzter Körner das hohe Hektolitergewicht. Dagegen liegen Korngrößensortierung und TKM unter dem Sortimentsmittel. Auch Max zeigt eine vergleichsweise starke Mehltauanfälligkeit.

Hafer auf einem Acker
Aufgrund des kühlen Frühjahrsverlief die Jugendentwicklung des Hafers zögerlich. © Sabine Rübensaat

Delfin (Gelbhafer) erreichte auf Lö/V mehrjährig in beiden Intensitätsstufen die höchsten Kornerträge und zählte auch 2021 zu den ertragreichsten Sorten. Auf D wurden mittlere Kornerträge erzielt. In den Qualitätseigenschaften ist Delfin mit mittleren bis hohen Werten im Hektolitergewicht und in der Tausendkornmasse einzuschätzen. In der Korngrößensortierung erreicht Delfin nicht das hohe Niveau von Apollon. Bei geringem bis mittlerem Spelzenanteil und mittlerem Anteil nicht entspelzter Körner ist mit der Verarbeitungsindustrie die Möglichkeit einer Vermarktung als Schälhafer abzuklären. Delfin vereint mit guter Standfestigkeit, geringerer Neigung zu Halmknicken und sehr hoher Widerstandsfähigkeit gegen Mehltau günstige Eigenschaften, sodass ein Anbau mit reduziertem Pflanzenschutzmitteleinsatz in Betracht kommt. Der Unterschied zwischen Korn- und Strohreife ist stärker ausgeprägt.

Die Sorten Magellan, Fritz und Rex wurden im Dezember 2020 in Deutschland zugelassen und erstmals in den LSV geprüft.

Magellan (Gelbhafer) präsentierte sich in beiden Intensitätsstufen als ertragsstärkste Sorte und zeigte dabei eine gute Ertragsstabilität. Er verfügt über ein mittleres bis hohes Hektolitergewicht, eine mittlere bis hohe Tausendkornmasse und ist mit geringerem Anteil an Spelzen und nicht entspelzten Körnern eingestuft. Die Werte in der Korngrößensortierung liegen bei dieser Züchtung unter dem Sortenmittel und sind in etwa mit der Sorte Max vergleichbar. Magellan ist eine im Stroh etwas längere Sorte mit durchschnittlicher Standfestigkeit und mittlerer Neigung zu Halmknicken. Auf Infektionen mit Mehltau ist zu achten, da eine stärkere Anfälligkeit besteht.

Fritz und Rex (beide Gelbhafer) konnten im ersten LSV-Prüfjahr ihr hohes Ertragspotenzial noch nicht überall unter Beweis stellen. Ähnlich wie bei der Sorte Max hatten dabei Standorte mit hohen Niederschlagsmengen ursächlichen Einfluss. Hier wirkten sich die deutlichen Schwächen in der Standfestigkeit und beim Halmknicken negativ auf die Ertragsleistungen aus. Der Absicherung der Strohstabilität durch Wachstumsregler kommt unter solchen Voraussetzungen eine größere Bedeutung zu.

Fritz reift etwas früher und weist mit einem hohen Hektolitergewicht, hoher Tausendkornmasse und einer überdurchschnittlichen Korngrößensortierung sowie geringerem Spelzenanteil und geringerem Anteil an nicht entspelzten Körnern durchaus günstige Qualitätseinstufungen auf. Für Mehltau besteht bereits eine stärkere Anfälligkeit.

Rex verfügt über ein mittleres bis hohes Hektolitergewicht. Zudem weist die Sorte eine mittlere bis hohe Tausendkornmasse und eine ansprechende Korngrößensortierung auf. Während der Spelzenanteil als sehr gering bis gering beschrieben wird, beinhaltet die Qualitätseinstufung des Bundessortenamtes einen mittleren bis hohen Anteil nicht entspelzter Körner. Er ist mittellang im Wuchs und mittel anfällig für Mehltau.

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