Landessortenversuch

LSV Winterweizen: Kein großer Wurf in diesem Jahr

Dichte Bestände wiesen 2021 verbreitet Lager auf. (c) Martin Sacher
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Die Ergebnisse der ostdeutschen Landessortenversuche mit Winterweizen 2019–2021 zeigen, wie wichtig die Auswahl der passenden Sorten bei der innerbetrieblichen Verteilung des Anbaurisikos ist.

Von Martin Sacher (LfULG) , Christian Guddat (TLLLR), Dr. Volker Michel (LFA), Dr. Gert Barthelmes (LELF), Heiko Thomaschewski (LLG)

Der hohe Anbauumfang von Winterweizen stellt unter den verschiedensten Bedingungen komplexe Anforderungen an die betriebliche Sortenwahl. An erster Stelle ist eine hohe Ertragsstabilität und eine hohe Qualitätssicherheit zu nennen. Der betriebliche Schwerpunkt sollte auf mehrjährig erfolgreich geprüften Sorten liegen.

Die Ertrags- und Qualitätssicherheit ist eng mit weiteren Merkmalen verbunden. Zu nennen ist hierbei die Standfestigkeit, die unter den Bedingungen 2021 wieder stärker gefordert war. Regional waren die vorgesehenen Wachstumsreglermaßnahmen nicht zum optimalen Zeitpunkt möglich (eingeschränkte Wirksamkeit).

Hinzu kamen verbreitet hohe Bestandesdichten mit geringerer Halmstabilität und außerdem häufig eine verzögerte Ernte. Standfeste Sorten können hierbei Erträge und Qualitäten sichern. Der verstärkte Fokus in der Züchtung auf verbesserte Blatt-, Halmbasis- und Ährengesundheit gibt die Zielrichtung für die folgenden Jahre vor.

Einschränkungen im Pflanzenschutzmitteleinsatz durch politische Vorgaben, verminderte Wirksamkeit von Pflanzenschutzmitteln durch resistente Schaderreger sowie Witterungsextreme, die optimale Behandlungstermine verhindern, erfordern Sorten mit einem guten Resistenzprofil. Besonders sind die Gelbrost- und Fusariumresistenz bei der betrieblichen Sortenentscheidung zu berücksichtigen. Erhöhte DON-Gehalte im Erntegut können die Vermarktbarkeit von Weizenpartien gefährden. In Spätdruschgebieten herrschten in diesem Jahr besonders schwierige Reife- und Erntebedingungen. In diesen Regionen sind früher reifende Sorten mit guter Standfestigkeit und guter Fallzahlstabilität besonders gefragt.

Gegenwärtig besteht ein Spannungsfeld zwischen hohen Qualitätsanforderungen der Verarbeiter und Einschränkungen in der Stickstoffdüngung, was besonders für die sogenannten „Roten Gebiete“ zutrifft. Dieser Umstand erschwert die Qualitätsweizenproduktion. Sofern unter diesen Voraussetzungen Bedenken bei der Erzeugung sicherer E- und A-Qualitäten bestehen, ist der Umstieg auf ertragsstarke A-, B- oder ggf. C-Weizensorten mit geringeren Ansprüchen an die Qualität überlegenswert.

Andererseits können auch gezielt proteinstarke Sorten mit begrenztem Ertragsvermögen und geringem Spätdüngungsbedarf gewählt werden. Hierfür kommen unter anderem ertragsstarke Eliteweizensorten infrage, die genetisch einen höheren RP-Gehalt aufweisen, bei eingeschränkter N-Düngung allerdings auch Ertragseinbußen hinnehmen müssen. Wichtig ist hierbei eine sortenabhängig optimierte Düngung.

In der Vermarktung ist vorab zu klären, inwieweit Mindestproteingehalte gefordert werden. Da seit drei Jahren der Proteingehalt von Sorten nicht mehr für die Qualitätsgruppenzuordnung verwendet wird, ist die Qualitätsgruppe mittlerweile kein geeignetes Kriterium mehr für die Einschätzung der Proteinsicherheit von Sorten. Bezüglich der Qualitätssicherheit ist die Fallzahlstabilität, insbesondere bei verzögerter Ernte aufgrund häufiger Niederschläge in der Reifephase, von Bedeutung. Niedrige Fallzahlen führen zu Erlöseinbußen und Auswuchs kann die Keimfähigkeit von Erntegut aus Vermehrungsbeständen negativ beeinflussen.

Bei weniger fallzahlstabilen Sorten sollte eine termingerechte Ernte eingeplant werden. Der Anteil dieser Sorten sollte betrieblich nicht überzogen werden. Entsprechende Sorten sollten zuerst geerntet werden. In die Bewertung der Fallzahlstabilität (Tab. 2) konnten Feldergebnisse bis 2017, dem letzten Jahr mit regional größeren Fallzahlstabilitätsproblemen, einbezogen werden. Jüngere Sorten wurden auf Grundlage von Fallzahlergebnissen der Jahre ab 2018 in Wertprüfungen eingestuft. Da in den Jahren 2018 bis 2020 kaum Fallzahlprobleme bestanden, wird eine Überprüfung und Anpassung dieser Bewertungen nach Vorliegen der Ergebnisse später geernteter Versuche aus 2021 erforderlich sein.

2021 wurden verbreitet niedrige Tausendkornmassen und Hektolitergewichte festgestellt. Die mangelhafte Kornausbildung ist vermutlich auf einen Komplex von Ursachen zurückzuführen. Die hohe Anzahl „angelegter Körner“ (Korndichte) auf Standorten mit reichlicher Wasserversorgung konnte durch die Hitze in der zweiten Junidekade und phasenweise deutlich geringerer Globalstrahlung im Jahresvergleich nicht bis zur normalen Größe ausgebildet werden. Sortenunterschiede im Hektolitergewicht sind genetisch stark fixiert und können bei der Sortenentscheidung berücksichtigt werden.

Zusammenfassend empfiehlt es sich, vor der Sortenwahl eine Prioritätenliste mit den betrieblich besonders wichtigen Anforderungen zu erstellen. Der Anbau von mehreren Sorten mit gegebenenfalls unterschiedlichen Eigenschaften vermindert Risiken. Sorten mit markanten Schwächen sind im Anbauumfang vorsichtig zu bemessen oder es sollte auf deren Anbau verzichtet werden (Winterfestigkeit, Fusariumanfälligkeit, Gelbrost).

Witterung und Wachstum 2020/21

Nach termingerechter Aussaat des Winterweizens etablierten sich bis zur Vegetationsruhe optisch gute Bestände. Der Winter war durch einen Wechsel aus wärmeren und kälteren Phasen gekennzeichnet. Eine Frostperiode Anfang Februar mit Temperaturen bis unter -20 °C führte aufgrund von Schneebedeckung zu keinen nennenswerten Frostschäden.

Kühle Bedingungen im April, mit häufigen Nachtfrösten und geringen Niederschlagsmengen sowie im Mai, auf den meisten Standorten mit verbreitet reichlicheren Niederschlägen, förderten vorerst ein verhaltenes, aber gleichmäßiges Wachstum. Blattseptoria war bereits frühzeitig auf den unteren Blattetagen festzustellen.

Ende Mai waren meist sehr gut entwickelte Weizenbestände mit häufig überdurchschnittlich hohen Bestandesdichten zu verzeichnen. Diese erreichten deutlich später als im Vorjahr das Stadium des Ährenschiebens und der Blüte. Der Entwicklungsrückstand wurde durch eine mehrtägige Hitzeperiode im Juni nahezu aufgeholt. Der Befall mit Blattkrankheiten nahm bei vorhandener Feuchtigkeit und steigenden Temperaturen zum Monatswechsel Mai/Juni vor allem auf den besseren Böden zu.

Dominierende Krankheit war 2021 meist Blattseptoria. Vereinzelt waren Mehltau und Gelbrost standort- und sortenabhängig von Bedeutung. Auch einzelne Praxisschläge zeigten Anfang Juni Gelbrostnester. Zum Zeitpunkt der Weizenblüte herrschten teilweise Infektionsbedingungen für Fusarium. Mitte Juni waren bereits auf Standorten mit Niederschlagsdefizit und Böden mit geringerem Wasserhaltevermögen deutlicher Trockenstress zu erkennen.

Zum Monatswechsel Juni/Juli begann eine wechselhafte Witterungsperiode mit mäßig warmen Bedingungen, die sich bis in den August hinzog. Niederschläge, zum Teil mit hoher Intensität, führten nun verbreitet zu Lager. Es kam zu einer verzögerten Ernte, die witterungsbedingt immer wieder unterbrochen werden musste. Einige Weizenflächen konnten erst Anfang September geerntet werden.

Die Erträge in den LSV verfehlten mit 69,7 dt/ha auf den D-Süd-Standorten, 92,4 dt/ha auf den Löss- und 85,4 dt/ha auf den Verwitterungsstandorten jeweils deutlich das Niveau des Vorjahres. Bei verspätet geernteten Beständen ist von sinkenden Fallzahlen auszugehen.

Es ist zu beachten, dass die Winterfestigkeit der jüngeren Sorten vor allem auf Grundlage von Provokationsversuchen bewertet wurde. Weitere Ergebnisse zu den Fallzahlen 2021 werden möglicherweise eine Anpassung der bisherigen Bewertungen zur Fallzahlstabilität, insbesondere bei jüngeren Sorten, erforderlich machen.

Eliteweizen (E)Sorten mit hohen bis sehr hohen Proteingehalten

Moschus erreichte in den letzten zwei Jahren eliteweizentypische Kornerträge. 2018 und 2019 ist die Sorte gut mit Trockenheit zurechtgekommen. Moschus zählt zur qualitativen Spitze im aktuellen E-Segment. Die Proteingehalte liegen meist leicht über Ponticus. Die Fallzahlstabilität ist sehr gut. Moschus besitzt eine recht gute Standfestigkeit, eine mittlere bis gute Blattgesundheit sowie ein geringes Ährenfusariumrisiko. Die Sorte ist deshalb für den Anbau nach Mais geeignet. Die Winterfestigkeit kann mit gut eingeschätzt werden. Ponticus kommt auf mittlere oder etwas unterdurchschnittliche Ertragsleistungen. Die Proteingehalte sind ebenso wie die Fallzahlstabilität überdurchschnittlich.

Ponticus ist eine Sorte mit hoher Qualitätssicherheit im Eliteweizensegment. Positiv sind die gute Winterfestigkeit sowie die sehr gute Standfestigkeit zu bewerten. In der Blattgesundheit ist die mittlerweile hohe Blattseptoriaanfälligkeit zu beachten. Aufgrund der mittleren Fusariumanfälligkeit wird ein Anbau nach Mais nicht empfohlen. Ponticus ermöglicht auch unter Früh- und Spätsaatbedingungen meist annähernd mittlere Relativerträge.

Sorten mit mittleren bzw. hohen Proteingehalten

KWS Emerick erzielt als Eliteweizen meist Erträge wie qualitätsbetonte A-Weizensorten. Die Züchtung hat sich in den Trockenjahren 2018 und 2019 mit hohen Erträgen gezeigt. Die Proteingehalte von KWS Emerick liegen meist etwas unterhalb von Ponticus, die Fallzahlstabilität ist mit gut zu bewerten. Bei recht guter Standfestigkeit ist die Winterfestigkeit von KWS Emerick sehr gut. Die geringe Gelbrostanfälligkeit ist positiv zu nennen. Aufgrund des Proteinniveaus der Sorte kann diese auf Standorten mit höheren Erträgen auch für die gezielte Produktion von A-Weizenqualität genutzt werden. In Frühsaat- und Stoppelweizenversuchen zeigte die Sorte in ersten Versuchen gute Ergebnisse.

Chaplin verbucht dreijährig auf den Löss- und Verwitterungsstandorten ähnliche Ertragsleis-tungen wie KWS Emerick. Zu beachten sind die nur mittleren Proteingehalte, was einem deutlich unterdurchschnittlichen Niveau innerhalb des E-Segmentes entspricht. E-Qualität kann aus dem Blickwinkel der geringeren Proteingehalte nicht sicher erzeugt werden. Aufgrund der Ertragsstärke und der Proteinausprägung kann mit der Sorte A-Weizenqualität gezielt angestrebt werden. Sie weist eine recht gute Standfestigkeit, gute Winterfestigkeit und mittlere bis gute Blattgesundheit auf.

Komponist, eine Züchtung mit Resistenz gegenüber der Orange-roten Weizengallmücke, sowie SY Koniko konnten im 2. LSV-Jahr ertraglich nicht überzeugen. SY Koniko wurde im Proteingehalt mit hoch eingestuft, Komponist mit mittel bis hoch.

Qualitätsweizen (A)Sorten mit mittleren bis höheren Proteingehalten

Patras erzielt meist knapp mittlere Kornerträge in beiden Intensitätsstufen auf den Löss-Standorten. Die Sorte zeigte ansprechende Leistungen unter den trockenen Bedingungen 2018 und 2019. Die Züchtung ist durch eine sehr gute Winterfestigkeit gekennzeichnet. In dieser Eigenschaft ist sie eine der besten Sorten. Es werden meist etwas über dem Mittel liegende Proteingehalte im Vergleich der Qualitätsweizensorten erzielt. Die Fallzahlen von Patras sind hoch bis sehr hoch, aber nicht immer ausreichend stabil. Eine rechtzeitige Beerntung sollte eingeplant werden. Das höhere Lagerrisiko erfordert eine ausreichende Absicherung der Standfestigkeit. Die Blattseptoria- und Braunrostanfälligkeit sind zu beachten. Patras gehört zu den Züchtungen mit Eignung auch für frühere und spätere Saattermine.

Lemmy ist aktuell eine der frühesten geprüften Sorten und verbucht nach den letzten drei Prüfjahren annähernd mittlere Kornerträge in der höheren Intensitätsstufe. Die Proteingehalte liegen meist im überdurchschnittlichen Bereich. Die Fallzahlstabilität wurde durch das Bundessortenamt mit mittel eingestuft. Zu beachten sind mit Ausnahme von Gelbrost die Schwächen in der Blattgesundheit, die bei höherem Infektionsdruck einen entsprechenden Pflanzenschutzaufwand erfordern. Die Winterfestigkeit kann bisher mit gut eingestuft werden. Die Sorte verfügt über eine Resistenz gegen die orangerote Weizengallmücke.

Findus erreicht bei mehrjähriger Betrachtung meist nicht das Ertragsniveau der anderen A-Weizensorten. Die Sorte zeigte unter den Bedingungen des Niederschlagsdefizites in den Vorjahren jedoch gute Ertragsleistungen. Vorteilhafte Eigenschaften von Findus sind die sehr gute Winterfestigkeit, die leicht überdurchschnittlichen Proteingehalte und die geringe Fusariumanfälligkeit. Die Schwächen in der Fallzahlstabilität erfordern eine rechtzeitige Beerntung. Das höhere Lagerrisiko ist zu beachten. Die Blattgesundheit ist mittel bis gut. Findus kommt besonders für den Anbau bei erhöhtem Fusariumrisiko und als Stoppelweizen infrage und ist für frühere Saattermine geeignet.

Sorten mit mittleren Protein-gehalten

KWS Universum kommt nach zwei Prüfjahren in beiden Intensitätsstufen auf annähernd mittlere Ertragsleistungen auf den Löss- und Verwitterungsstandorten. Im ersten Prüfjahr auf den D-Süd-Standorten waren die Kornerträge enttäuschend. Bei mittelspäter Reife besteht eine mittlere bis höhere Lageranfälligkeit. Die Mehltauresistenz der Sorte ist gut, hingegen kann Gelbrost etwas stärker auftreten. Hervorzuheben sind tendenziell höhere RP-Gehalte innerhalb des Qualitätsweizensegmentes. Bisherige Daten sprechen für eine gute Winterfestigkeit.

Sorten mit mittleren bis geringeren Proteingehalten

Asory erzielt meist überdurchschnittliche Ertragsleistungen in allen drei Anbaugebieten und beiden Intensitätsstufen und gehört im Sortenvergleich zu den ertragsstärksten mehrjährig geprüften Qualitätsweizensorten. Asory zeigte 2018 und 2019 eine gute Trockentoleranz. Die Züchtung reift mittel bis mittelspät. Schwächen in der Standfestigkeit erfordern eine angemessene Wachstumsregulierung. In der Blattgesundheit sind die guten Resistenzen gegenüber Braunrost und Mehltau hervorzuheben, die Blattseptoria- und DTR-Anfälligkeit ist höher. Die mittlere Gelbrostanfälligkeit erfordert eine regelmäßige Kontrolle der Bestände. In drei Versuchsjahren wurden leicht unterdurchschnittliche Proteingehalte festgestellt. Durch das Bundessortenamt wurde im Backvolumen die höchste Einstufung (APS „9“) vergeben. Aktuell ist von einer guten Winterfestigkeit auszugehen. Erste Ergebnisse sprechen für eine gute Früh-, Spätsaat- und Stoppelweizeneignung.

RGT Reform zeigte sich langjährig sehr ertragsstabil, wird aber mittlerweile von jüngeren A-Weizensorten im Ertrag übertroffen. Besonders auf den V-Standorten fallen die Erträge etwas ab. Die Proteingehalte sind im A-Segment unterdurchschnittlich, sodass bei hohen Erträgen nicht sicher 13 % erreicht werden. Kennzeichnend sind sehr stabile Fallzahlen. Die Winterfestigkeit der mittel bis mittelspät reifenden Sorte ist sehr gut, die Standfestigkeit ist mittel zu bewerten. In der Blattgesundheit ist auf die höhere Gelbrost- und Blattseptoriaanfälligkeit zu achten. RGT Reform hat in zahlreichen Versuchen auch unter Frühsaat-, Spätsaat- und Stoppelweizenbedingungen ein akzeptables Leistungsniveau nachgewiesen.

LG Initial, eine Sorte mit Resistenz gegen die orangerote Weizengallmücke, erreicht in der Stufe II auf den Löss- und Verwitterungsstandorten leicht überdurchschnittliche Kornerträge. Auf D-Süd liegt die Sorte auf annähernd mittlerem Ertragsniveau. LG Initial ist durch eine mittelspäte Reife, eine gute Standfestigkeit und gute Resistenzen bei Gelbrost und Mehltau gekennzeichnet. Die Braunrostanfälligkeit ist hoch. Qualitativ werden überwiegend niedrige Proteingehalte festgestellt. Diese sind mit einem hohen Backvolumen kombiniert. Bisherige Ergebnisse deuten auf eine mittlere Winterfestigkeit hin.

RGT Depot zählte zu den Sorten mit geringfügig über dem Mittel liegenden Kornerträgen. Die Züchtung hat 2018 und 2019 eine gute Trockenstresstoleranz nach-gewiesen. Bei mittelspäter Reife und recht guter Standfestigkeit sind die günstige Gelbrost- und Mehltauresistenz positiv zu nennen. Die höhere Blattseptoria-, Braunrost- sowie DTR-Anfälligkeit sind bei der Bestandesführung zu beachten. Qualitativ bringt die Sorte meist niedrige Proteingehalte im Vergleich der Qualitätsweizensorten bei akzeptablem Backvolumen. Die Winterfestigkeit ist gegenwärtig mit mittel zu bewerten.

Pep kommt nach dreijähriger Prüfung auf Ertragsleistungen, die auf ähnlichem Niveau wie bei LG Initial und RGT Depot liegen. Bei mittlerer bis guter Standfestigkeit sind bereits deutliche Schwächen in der Blattgesundheit erkennbar. Die hohe Braunrost- und Mehltauanfälligkeit sind bei der Bestandesführung zu beachten. Positiv ist die gute Gelbrostresistenz. Pep ist unter den mittel reifenden Sorten eine der etwas früheren Züchtungen. Die Proteingehalte sind mit mittel bis gering eingestuft und erreichten zweijährig ein knapp mittleres Niveau. Die Fallzahlstabilität wurde bisher mit sehr gut bewertet. Die Sorte bringt niedrige Hektolitergewichte und weist eine schwächere Winterfestigkeit auf.

Kashmir bestätigt auch 2021 das hohe Ertragsvermögen in der Stufe mit Fungizideinsatz. Die Ertragsstärke ist mit deutlichen Anbau- und Vermarktungsrisiken kombiniert. Zu nennen sind die hohe Gelbrostanfälligkeit, die geringere Winterfestigkeit sowie unterdurchschnittliche Proteingehalte. Der Anbau der Sorte mit etwas früherer Reife erfordert eine intensive Bestandesführung. Bei höherer Lagerneigung und Schwächen in der Blattgesundheit sind entsprechende Wachstumsregler- und Fungizidmaßnahmen einzuplanen, um das hohe Ertragspotenzial der Sorte ausschöpfen zu können. Kashmir kommt auch auf überdurchschnittliche Ertragsleistungen bei späteren Saatterminen.

Apostel, 2021 auf den V-Standorten geprüft, kam wieder auf hohe Ertragsleistungen, während 2020 die Relativerträge niedriger ausfielen. Apostel brachte akzeptable Leistungen in den Trockenjahren 2018 und 2019. Die Ertragsvorteile ohne Fungizideinsatz sind auf die mittlere bis gute Blattgesundheit zurückzuführen. Hervorzuheben ist die gute Gelbrostresistenz. Die Winterfestigkeit der Sorte mit etwas früherer Reife ist sehr gut. Qualitativ wird ein knappes A-Niveau erzielt. Dies ist bei der Vermarktungsstrategie zu berücksichtigen. Bei unterdurchschnittlichen Proteingehalten und Sedimentationswerten wird eine gute Volumenausbeute erreicht. Schwächen in der Fallzahlstabilität machen eine rechtzeitige Beerntung erforderlich. Bisher wurden günstige Erträge unter Früh- und Spätsaatbedingungen erreicht.

LG Akkurat erzielt dreijährig annähernd mittlere Ertragsleistungen. Die mittelspät reifende Sorte weist eine mittlere bis gute Standfestigkeit auf. Die Blattgesundheit ist überwiegend mittel, bei etwas höherer Gelbrostanfälligkeit. Niedrigere Proteingehalte sind mit akzeptablen Sedimentationswerten, mittleren Fallzahlen und guter Fallzahlstabilität kombiniert.

Mit den Sorten LG Character (mit Resistenz gegen orangerote Weizengallmücke), der begrannten Züchtung Foxx, SU Habanero und SU Aventinus wurden weitere Kandidaten mit mittleren bis geringeren Proteingehalten im zweiten LSV-Jahr geprüft. Im zweijährigen Vergleich erreichen diese Sorten annähernd das Ertragsniveau von LG Initial, RGT Depot und Pep.

Hyvega wurde 2020 als A-Weizenhybridsorte zugelassen, die im Proteingehalt mit gering (APS „3“) vom Bundessortenamt eingestuft wurde, was auch die Ergebnisse der LSV 2020 bestätigen. Auf D-Süd und den Verwitterungsstandorten stellte Hyvega 2020 und 2021 unter den A-Sorten die Ertragsspitze dar. Wenn aus betrieblicher Sicht eine A-Hybride angebaut werden soll, kann Hyvega eine Option sein. Zu beachten ist die stärkere Lagerneigung.

Weitere A-Sorten (SU Jonte, KWS Imperium, Attribut, RGT Kilimanjaro – mit EU-Zulassung, Akzent, Sinatra und Jubilo) wurden 2021 erstmalig in den LSV geprüft. Entsprechend der unterschiedlichen Proteineinstufung (RGT Kilimanjaro = APS „5“; SU Jonte, Attribut, Jubilo je APS „4“; Akzent, KWS Imperium und Sinatra je APS „3“) bestehen unterschiedliche Ansprüche an die zu erwartenden Kornerträge, die meist im mittleren Bereich lagen. Sinatra besitzt eine Resistenz gegen die orangerote Weizengallmücke.

Brotweizen (B)

Informer ist ein ertragsstarker und –stabiler B-Weizen mit Vorteilen auf den Verwitterungs- und Löss-Standorten. Die Sorte weist bezüglich der Einstufungen eine mittlere B-Qualität mit geringen Proteingehalten (APS „3“) auf. Die Züchtung zählt zu den späteren im aktuellen Prüfsortiment, besitzt eine recht gute Standfestigkeit und ist hinsichtlich der Winterfestigkeit sehr günstig zu bewerten. Kennzeichnend ist eine mittlere bis sehr gute Blattgesundheit. Hervorzuheben sind gute Resistenzen bei Gelbrost und Mehltau. Die Fusariumanfälligkeit ist mittel, weshalb ein Anbau nach Mais mit Risiken behaftet ist.

Chevignon kommt in allen vier Anbaugebieten und beiden Intensitätsstufen nach zwei Prüfjahren auf sehr hohe Ertragsleistungen. Die frühere Reife der Sorte ist kombiniert mit mittleren Bewertungen bei Stand- und Winterfestigkeit. In der Blattgesundheit ist die gute Gelbrostresistenz hervorzuheben, Mehltau und DTR können hingegen stärker auftreten. Bei mittlerer Einstufung in der Fusariumanfälligkeit (APS 5) sind im Prüfzeitraum jahres- und standortbedingt sehr unterschiedliche Ergebnisse zum Fusariumbefall (DON-Gehalt) festgestellt worden, weshalb bei Infektionsbedingungen eine Ährenbehandlung eingeplant werden sollte. Ebenso sollte auf den Anbau nach Mais verzichtet werden.

Complice, ein Grannenweizen, kann ähnlich wie Chevignon ertraglich auf D-Süd und Löss über-zeugen. Auf den Verwitterungsstandorten sind die Ertragsleistungen im Vergleich der B-Weizen schwächer. Complice reift recht früh, ist mittel standfest und schwächer in der Winterfestigkeit zu bewerten. Auf Blattseptoria- und Mehltaubefall ist zu achten. Der Proteingehalt ist wie bei Informer und Chevignon mit APS „3“ vom Bundessortenamt eingestuft worden.

Campesino erreicht nach zwei Prüfjahren auf den Löss- und Verwitterungsstandorten annähernd das Ertragsniveau von Chevignon, während die Leistungen auf D-Süd-Standorten schwächer blieben. Bei mittelfrüher bis mittlerer Reife sind sehr niedrige Proteingehalte kennzeichnend (APS „1“). Die Standfestigkeit ist recht gut, die Winterfestigkeit auf mittlerem Niveau. Die Widerstandfähigkeit gegenüber Braunrost und Mehltau sind überdurchschnittlich. Nach Mais sollte Campesino aufgrund der mittleren Fusariumanfälligkeit nicht angebaut werden.

KWS Donovan, mit Resistenz gegenüber der orangeroten Weizengallmücke, ist eine weitere sehr ertragsstarke B-Weizensorte auf den Löss- und Verwitterungsstandorten. Auf den D-Süd-Standorten sind die Relativerträge niedriger. Bei einer Proteineinstufung auf geringem bis mittlerem Niveau (APS „4“) sind für die Sorte eine recht gute Standfestigkeit, aber schwächere Winterfestigkeit charakteristisch. Braunrost und Mehltau können bei KWS Donovan stark auftreten. Ein Anbau nach Mais ist aufgrund der mittleren Fusariumanfälligkeit nicht empfehlenswert.

Knut wurde 2021 im ersten LSV-Jahr auf den Verwitterungsstand orten geprüft. In diesem Anbaugebiet konnte die Züchtung akzeptable Ertragsleistungen wie Informer in der Stufe II erreichen. In der Stufe I ohne Fungizideinsatz erreichte Knut annähernd das Ertragsniveau der zuvor aufgeführten vier B-Sorten. Die Proteingehalte sind mit gering (APS „3“) eingestuft worden. Die Standfestigkeit von Knut ist recht gut, die Winterfestigkeit kann gegenwärtig mit mittel bewertet werden. In der Blattgesundheit wird Knut aktuell am besten eingestuft. Die Fusariumanfälligkeit ist mittel, weshalb ein Anbau nach Mais vermieden werden sollte. Die Sorte besitzt eine Resistenz gegen die orangerote Weizengallmücke.

C-Weizensorten

KWS Keitum, mit Resistenz gegenüber der orangeroten Weizengallmücke, wurde auf den V-Standorten im zweiten LSV-Jahr geprüft und erreichte wieder Spitzenerträge in beiden Intensitätsstufen. KWS Keitum ist durch sehr niedrige Proteingehalte gekennzeichnet. In der Blattgesundheit sind die guten Resistenzen gegenüber Gelbrost und Mehltau hervorzuheben. Die Sorte ist nicht immer ausreichend standfest. In Provokationsversuchen zeigte KWS Keitum deutliche Schwächen in der Winterfestigkeit, weshalb die Sorte für auswinterungsgefährdete Standorte nicht infrage kommt bzw. der Anbauumfang begrenzt werden sollte. KWS Keitum ist für die Nutzung als Brauweizen interessant.

Fazit

Es empfiehlt sich, vor der Sortenwahl eine Prioritätenliste mit den betrieblich besonders wichtigen Anforderungen zu erstellen. Der Anbau von mehreren Sorten mit unterschiedlichen Eigenschaften vermindert Risiken. Sorten mit markanten Schwächen sind im Anbauumfang vorsichtig zu bemessen oder es sollte auf deren Anbau verzichtet werden (Winterfestigkeit, Fusariumanfälligkeit, Gelbrost).

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