EuroTier-Euphorie trügt: Schweinehalter geben auf, Bürokratie bremst Innovation

Landwirt Torsten Roder aus Mecklenburg-Vorpommern hält Strohschweine. (Symbolbild) Doch er gibt die Schweinehaltung auf. (c) Countrypixel/stock.adobe.com
Meinung

Die EuroTier zeigt Innovation, aber die Realität sieht anders aus: Bürokratie und hohe Kosten treiben Schweinehalter zur Aufgabe. Trotz hoher Investitionen in Tierwohl fehlt die Rentabilität. Ein Kommentar von Claudia Duda.

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Wer in der vergangenen Woche die EuroTier in Hannover besucht hat, sah eine äußerst innovative und auf das Tierwohl bedachte Branche. Zahlreiche Neuerungen für den Ressourcen- und Klimaschutz wurden mit einem Innovation-Award in Silber oder Gold ausgezeichnet, in den Hallen und auf den Foren diskutierten Fachbesucher über die Zukunft der Landwirtschaft – mit durchaus positiver Grundstimmung. Doch der Alltag sieht anders aus.

Mecklenburger Strohschweine: Roder gibt auf

Wie jetzt bekannt wurde, muss Torsten Roder seine „Mecklenburger Strohschweine“ im Landkreis Rostock aufgeben. Dabei war Roder erst 2020 mit dem Ceres Award als bester Schweinehalter Deutschlands ausgezeichnet worden.

Er gibt die Schweinehaltung auf, weil die Rahmenbedingungen für Tierhalter immer unsicherer und vor allem unrentabel werden. Nicht nur, dass Züchter wie Mäster noch immer unter den finanziellen Folgen von Corona und der Kostensteigerung durch den Ukraine-Krieg leiden – vor allem die Unsicherheiten durch ständig steigende Tierwohl-Kriterien sowie das Hin und Her von Förderprogrammen zwischen Bund und Ländern führen dazu, dass Betriebe die notwendigen Investitionen scheuen.

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Ceres Award-Gewinner Torsten Roder (r.) mit Sohn Gino
Die Haltungsbedingungen der „Mecklenburger Strohschweine“ überzeugten 2020 die Fachjury des Ceres Awards. Torsten Roder (r.) mit Sohn Gino. (c) Timo Jaworr/agrarheute

Umbau der Tierhaltung

Das kritisiert auch die Interessenvereinigung der Schweinehalter Deutschlands. Sie hat erst im April festgestellt, dass mit dem Start der Bundesförderung zum Umbau der Tierhaltung verschiedene Landesförderprogramme in den Bundesländern eingestellt oder reduziert werden. Das betreffe beispielsweise auch Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen. Zwar steht im Rahmen des Bundesprogramms zur Förderung des Umbaus der Tierhaltung für die Schweinehaltung eine Milliarde Euro über den Bundeshaushalt zur Verfügung. Konventionell wirtschaftende Betriebe erhalten jedoch keinen Anreiz zur Weiterentwicklung in höhere Haltungsformen.

Kosten beim Stallbau sind zu hoch

Dazu kommt, dass sich die Investitionskosten beispielsweise beim Stallbau in den vergangenen Jahren verdoppelt haben. Einen nicht unerheblichen Anteil nehmen dabei die Bauneben- sowie die Genehmigungskosten ein.

Kein Wunder also, dass die Investitionsbereitschaft der Landwirtinnen und Landwirte in der Tierhaltung immer mehr sinkt und Betriebe stattdessen sogar aufgeben. Allein in Mecklenburg-Vorpommern hat sich die Zahl der Schweinhaltungsbetriebe seit 2020 um ein Drittel verringert, erklärt die Fachkoordinatorin Schweinehaltung/Betriebswirtschaft von der LMS Agrarberatung.

Positive Bilanz der EuroTier – aber was dann?

Insofern mag die positive Bilanz der EuroTier zwar den Veranstalter freuen – aber es bleibt die Frage: Was kommt von den vielen innovativen Ideen in den Ställen an? Wer stemmt die Investitionskosten, um das Tierwohl und die Nachhaltigkeit des eigenen Betriebes zu erhöhen – nur für das gute Gefühl? Es muss sich auch rechnen! Es geht um pragmatische Lösungen, die eine Tierhaltung in Deutschland sichern und bei den Bauern für Verlässlichkeit und Sicherheit sorgen.

Was nützt es der Umwelt, wenn die ausufernde Bürokratie und immer schärfere Vorschriften dafür sorgen, dass die Tierproduktion hier immer mehr zurückgeht und eine Verlagerung ins Ausland stattfindet? Wenn Fleisch aus Osteuropa, Südamerika oder Asien importiert wird, sind die Tierwohlkriterien kaum überprüfbar. Dazu kommen noch die langen Transportwege. Das können weder Tierschützer noch die Politik wirklich wollen.

Claudia-Duda-Chefredakteurin Bauernzeitung
Chefredakteurin Claudia Duda kommentiert. (c) Sabine Rübensaat
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