Kartellbehörden gefordert: Arla-Fusion gefährdet Wettbewerb & Existenz der Milchbauern?
Mega-Molkerei Arla: Wird die Fusion von DMK und Arla den Wettbewerb im Milchmarkt ersticken? Und was bedeutet der Zusammenschluss für die Milchwirtschaft in Ostdeutschland? Ein Kommentar von Christoph Feyer.
Die aktuellen Absatzzahlen stimmen, der Konsumrückgang bei Milch hat sich abgeschwächt, die großen Zuwächse von Hafermilch und ähnlichen Ersatzprodukten sind laut Milchindustrieverband (MIV) nur noch abgeschwächt erkennbar. Vor allem die Käsenachfrage hat kräftig zugelegt. Und da gut die Hälfte der deutschen Milch zu Käse wird, ist die Branche laut MIV recht zuversichtlich gestimmt.
Denn auch wenn Trinkmilch heute seltener ins Glas kommt als früher, seien Milchprodukte den Absatzzahlen zufolge auch unter Jüngeren beliebt, vor allem in Form von Trinkmahlzeiten, Ayran und sogenannten High-Protein-Produkten. Der Milchmarkt scheint also intakt, aber wie lange noch? Denn ein wahres Schwergewicht will sich demnächst im Molkereisektor platzieren. Und das kann durchaus unangenehme Folgen haben – für Verbraucher und Erzeuger.
Arla-Fusion: 12.000 Milchbauern vereint
Der neue Branchenriese soll Arla heißen. Entstehen soll er durch die Fusion der Deutschen Molkereigenossenschaft DMK Group mit dem dänisch-schwedischen Branchenriesen Arla Foods. Sein Ziel ist ein Jahresumsatz von fast 20 Mrd. €. Wie beide Unternehmen in ihrem „Memorandum Of Understanding“ (Absichtserklärung) verkündeten, sollen mit diesem Zusammenschluss mehr als 12.000 Milchbauern vereint und zur „leistungsstärksten Molkereigenossenschaft Europas“ werden. Diese könnte jährlich mehr als 15 Mrd. l Milch verarbeiten und eine Marktposition einnehmen, die signifikanten Einfluss auf die Milchströme in Europa und der Welt hätte.
DMK-Übernahme: Kartellbehörden entscheiden
Und auch wenn die DMK-Übernahme zunächst noch der Prüfung durch die zuständigen Wettbewerbsbehörden unterliegt – mit einer Entscheidung der Kartellbehörden rechnet man nicht vor dem ersten Quartal 2026 – warnen Milcherzeuger, ihre Interessenvertreter und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten bereits eindringlich vor der neuen Megamolkerei.
Landwirte: Sorge um die Preise
Solche Fusionen hätten Landwirten bisher nur geschadet, hieß es z. B. von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft. „Bisher haben neue Molkereiriesen ihre Monopolstellung weniger dafür genutzt, um bei ihren Abnehmern höhere Preise im Sinne ihrer Genossenschaftsmitglieder durchzusetzen“, erklärte sie gegenüber der Presse. Kritisch äußerte sich auch der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter: „Was hier als Vereinigung gemeinsamer Werte und Stärken verkauft wird, ist in Wahrheit eine Machtkonzentration, die den Wettbewerb um Roh- milch weiter einschränkt und die Abhängigkeit der Milchviehhalter von wenigen Großkonzernen verstärkt.“
Molkereien im Osten werden weniger
Viele im Osten befürchten zudem, dass sich das Netz von Molkereien weiter ausdünnt und die Wege für Milch-Lkw immer länger werden. So wird Dargun, einer der letzten DMK-Standorte in Mecklenburg-Vorpommern, Ende Juni geschlossen. Fusionen bedeuten immer auch Rationalisierungen, aber jede Standortschließung befeuert den langsamen Tod der Milchwirtschaft im Osten weiter.
Kartellbehörden müssen kritisch prüfen
Die Kartellbehörden müssen die Fusion jetzt sehr kritisch prüfen. Sollen künftig nicht noch mehr Milchbauern aufhören, brauchen wir eine verbindliche Vertragspflicht, wie sie EU-Agrarkommissar Christophe Hansen, zusammen mit praktischen Vorschlägen, bereits angeregt hat. Die heute noch bestehenden Ausschließlichkeitsbindungen und nachträglichen Preisfestlegungen sind angesichts dieser Entwicklung für die Erzeuger nicht mehr hinnehmbar.

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