Keine Kühe, keine Mühe: Ein Kommentar zum Stallbau
Schlechte Stimmung in der Landwirtschaft: Stallneubauten sind durch hohe Kosten und Bürokratie gefährdet. Aktuelle Zahlen zeigen, dass Landwirte und die Stallbaubranche unter Druck stehen. Welche Faktoren große Investitionen in die Tierhaltung erschweren:
Die Stimmung unter Landwirten und in der Stallbaubranche ist schlecht. Dies belegen die aktuellen Zahlen des Konjunkturbarometers Agrar des Bauernverbandes. Wegen des bürokratischen Aufwandes, hoher Zinsen und Energiekosten sind große Investitionen selten. Unsichere gesetzliche Rahmenbedingungen, eine Politik, die den Abbau der Tierbestände fördert und dazu die kritische Meinung zur Nutztierhaltung in Teilen der Gesellschaft, die über Bürgerbewegungen sogar den Bau von Bioställen blockiert, be- oder verhindern Stallneubauten. Nur vereinzelt werden Ställe gebaut. Wer neu- oder umbaut, beschäftigt sich intensiv mit Tierwohl, Arbeitsfreundlichkeit, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit.
Bis zu 18.000 Euro pro Platz
Ausgangspunkt der Stallkonzepte ist die seit 1. Juli 2024 geltende fünfstufige Klassifizierung der Tierwohl-Standards, und weitere Qualitätslabels. (S. 34) Die Krux: Die Emissionen sind zu reduziert, aber die Kühe sollen in offenen Ställen und mit Weidegang gehalten werden, sodass die Treibhausgase und Gerüche die Umwelt beeinflussen. Auch Hitzestress als klimatische Herausforderung ist zu beachten. Für mehr Kuhkomfort und Effizienz ist daher in Technologie zu investieren. Die Kosten für den Umbau im Laufstall variieren so von 4.300 € bis > 8.600 € je Kuh-Platz – bei Neubau sogar bis zu 18.000 €. Das muss die laktierende Kuh erwirtschaften.
Aber im Fünfjahresschnitt decken die Milchpreise nur 88 % der Produktionskosten. Bestehende Stallbauförderungen klären bisher nicht ausreichend, inwieweit die erhöhten Anforderungen in den Haltungsformen finanziell ausgeglichen werden. Statt Planungssicherheit und Bürokratieabbau, statt zu eruieren, welche Leistungen die Betriebe bereits erbringen und wie sie kontrolliert werden, stehen weitere Kontrollen und Dokumentationspflichten im Raum.
Der Tierbestandsabbau geht auch daher weiter. Viele Landwirte trennen sich von dem Betriebszweig. Gab es 2015 noch rund 75.000 Milchviehbetriebe mit ca. 4,3 Millionen Kühen, so sind es nur noch 49.452 mit 3,67 Millionen Kühen. Werden wir, wie vom Bürgerrat der Bundesregierung und von „Think Tanks“ gefordert, in zehn Jahren wirklich nur noch 15 % der heutigen Betriebe haben? Werden wir dann kaum noch Rindfleisch und Milch konsumieren? Oder diese Produkte mit schlechteren Qualitätsstandards importieren?
Kommende Bundesregierung muss Tierhalter schätzen
Vor- und nachgelagerte Lieferketten sind davon beeinflusst. Der Umsatz bei Stalltechnik geht zurück. Die Baukosten sind innerhalb von zehn Jahren um über 60 % gestiegen. Insbesondere trifft es aber die Milchverarbeitung und Schlachtung. Weiteren Schließungen von Schlachthäusern und Molkereien, die auch durch Steuergelder aufgebaut wurden, haben eine deutliche Verringerung der Wertschöpfung im ländlichen Raum zur Folge. Transportwege werden länger – und von den viel propagierten regionalen Kreisläufen bleibt nicht viel übrig.
Eine Bundesregierung, die die Tierhaltung als ein wichtiges Standbein im ländlichen Raum schätzen würde, könnte dem entgegenwirken. Daneben bleibt die Arbeitskräftesituation in der Tierhaltung schwierig. Junge Leute werden von vielen Branchen mit höheren Verdiensten umworben, der Druck aus dem Ausland steigt. So leidet auch die (Stall-)Bau- und Technikbranche unter Fachkräftemangel und der Landwirt steht bei der Stall(um)bauplanung vor der Frage: „Was kann in Eigenleistung erfolgen und gibt es gute Melker für den neuen Melkstand? Wenn ich mich für mehr Technik und Automatik beim Melken, Füttern und Entmisten entscheide, gibt es zuverlässigen Service?“ Beim Stallbau trifft man hunderte Entscheidungen. Es gilt, in die Zukunft zu investieren.
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