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ASP: Warntage für den Seuchenschutz

(c) imago images / Steinach
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Die Afrikanische Schweinepest breitet sich auch im Osten Brandenburgs weiter aus. Mit fehlendem Zaun, verspäteten Warnschildern und der Größe des Seuchengebietes, sinkt die Zuversicht der Landwirte.

Es kommentiert Ralf Stephan

Für Spott und Häme sorgte kürzlich der bundesweite Warntag. Als um elf Uhr überall die Sirenen heulen sollten, blieb es auffällig still. „Also wir haben nix gehört“, twitterte selbst der Gehörlosenverband launig. Ein Spaß mit ernstem Hintergrund, denn die für Hörgeschädigte wichtigen Warn-Apps auf dem Handy versagten ebenfalls kläglich. Abgestimmtes Handeln zwischen Bund, Ländern, Landkreisen und Kommunen gehört offenkundig nicht zu den Stärken unserer Behörden. Zum Glück war es nur ein Test. Und Tests sollen helfen, Schwachstellen aufzuspüren.

Kein Zaun, keine Zuversicht

Ralf Stephan, Chefredakteur der Bauernzeitung (c) Sabine Rübensaat

Keinen Test absolvierten an diesem Tag bereits die für Tierseuchen zuständigen Behörden. Seit dem Nachmittag des Vortages gab es einen amtlichen Verdacht auf Afrikanische Schweinepest (ASP) im Osten Brandenburgs, der sich nur Stunden vor dem erwarteten Sirenengeheul bestätigte. Zwar löste die Meldung zunächst Erschrecken und Enttäuschung darüber aus, dass der Kelch nun doch nicht an uns vorbeigeht. Doch irgendwie herrschte die Zuversicht, gut vorbereitet zu sein. Schließlich stand die ASP seit Jahren vor der Haustür. Und im letzten November hatte sie quasi schon angeklopft, als sich die Ausbrüche auf polnischer Seite dicht an die deutsche Grenze schoben.

Diese Zuversicht aber schwand zusehends. Als erstes kam die Frage auf, warum zehn Monate nicht reichten, den an der Oder-Neiße-Linie geplanten Zaun zu bauen. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner schob noch in ihrer ASP-Pressekonferenz den Schwarzen Peter vorsorglich nach Warschau. Das jedoch ist nur zum Teil berechtigt. Zwar zogen sich die Polen aus dem Vorhaben zurück, beiderseits der Grenze eine wildschweinfreie „weiße Zone“ zu schaffen.

Was aber hätte den Bund gehindert, umso entschlossener wenigstens auf unserer Seite einen Zaun zu bauen, der den Namen auch verdient? Statt dessen ließ man Länder und Landkreise mit den Kosten allein. Und mit der Durchführung. So konnte sich Brandenburg mal wieder ganz preußisch geben: Vor dem Einstecken von Zaunpfählen wurden die seit Kriegsende rege genutzten Dämme erst einmal nach Munition abgesucht. Dummerweise wartete die ASP das nicht ab.


Wildschweine als Überträger der Afrikanischen Schweinepest (ASP)

++ ASP-Newsticker: Bund und Länder sind solidarisch, aber unkonkret ++

In Deutschland wurde die Afrikanische Schweinepest bei Wildschweinen in Brandenburg nachgewiesen. Fortlaufend aktualisierte Infos dazu können Sie in unserem ASP-Newsticker verfolgen. mehr


Landwirte fühlen sich schlecht informiert

Ob die parteipolitisch motivierte Ansiedlung des Tierseuchenschutzes beim Gesundheitsministerium für die erst im November gebildete Landesregierung von Vorteil war, scheint dabei noch nicht einmal den Ausschlag zu geben. Denn gerade vor Ort, in den Landkreisen, hakt es. Erste Warnschilder wurden erst am zweiten Tag nach dem Verdacht angebracht; als der mobile Zaun um den Neuzeller Fundort dann stand, fehlten noch Stromgeräte. Ein besonderes Dilemma: Das Seuchengebiet erstreckt sich über drei Landkreise. Landwirte dort fühlen sich schlecht informiert, vermissen abgestimmtes Handeln der Verwaltungen.

Warntage für Behörden noch nicht betroffener Kreise? Hoffentlich. Denn es reicht offenbar nicht aus, Krisenpläne zu schreiben. Wie viel Personal nötig ist, um schnell einen Zaun aufzustellen, sollte man nicht erst im Ernstfall bemerken. Ob die Theorie in der Praxis funktioniert, muss erprobt werden.