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Brandenburger Landwirte gehen in die Offensive

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Zukunftsperspektiven will der Landesbauernverband Brandenburg (LBV) mit dem gewählten Strategiepapier „Der neue Brandenburger Weg“ liefern. Doch ob dieses alle Punkte berücksichtigt und effektiv ist, wird sich wohl erst in der nächsten Zeit herausstellen.

Es kommentiert Heike Mildner

Der Druck auf Landwirte wächst seit Jahren. Sie sind in der Zange: Auf der einen Seite verlangt die Gesellschaft mehr Naturschutz und Tierwohl, auf der anderen Seite der Markt immer mehr Effizienz. Nicht einmal europaweit werden Normen einheitlich gemessen und durchgesetzt, weltweit schon gar nicht. Der Markt ist aber für alle derselbe, und dieser Widerspruch scheint nicht lösbar zu sein.

Ziel ist nachhaltige, regionale versorgung

Gibt es einen Ausweg, der nicht mit Protest und Blockaden einhergeht? Der Landesbauernverband Brandenburg (LBV) ist seit November 2018 intensiv auf der Suche. Ein externer Berater wurde beauftragt, ein Strategiepapier entwickelt und in den Regional- und Kreisverbänden zum Teil heftig diskutiert. Lesen sich doch manche der 29 Vorschläge, als hätte dabei ein grüner Minister persönlich Pate gestanden: Verhaltenskodex für Tierhalter, reduzierter Antibiotikaeinsatz, weniger Pflanzenschutzmittel etc.

Autorin Heike Mildner.

Nach außen hielt sich der LBV lange bedeckt. Im März sollte die Verbandsbasis auf dem Landesbauerntag abstimmen, ob für die Mehrheit „Der neue Brandenburger Weg“ eine Orientierung sein kann und sie die „Zukunftsperspektiven für die Landwirtschaft 2030“ teilt. Dann kam Corona, dann kam die ASP. Beide lieferten neue Gründe für mehr Regionalität. Am 26. November stimmten die Delegierten des digitalen Landesbauerntages mit 93 Prozent für das Strategiepapier. Es versteht sich als Angebot an die Gesellschaft in Berlin und Brandenburg und besagt: Reden allein genügt nicht, wenn wir eine nachhaltige, regionale Versorgung mit Lebensmitteln wollen, können wir das nur gemeinsam schaffen, wir stellen uns das so und so vor …

Mehr Brandenburger Produkte nach berlin

„Der neue Brandenburger Weg“ beschreibt auf 48 Seiten, wie im Zusammenklang von Berlin und Brandenburg regionale Lieferketten mit definierten Qualitätsmerkmalen entstehen könnten, die den gesellschaftlichen Erwartungen gerecht werden und Landwirten – und damit zumindest teilweise auch dem ländlichen Raum – auf lange Sicht die Existenz sichern.

In zehn Jahren werden 6,3 Millionen Menschen in der Region Berlin-Brandenburg leben. Derzeit landen nur etwa 30 Prozent der landwirtschaftlichen Produkte aus Brandenburg in der Metropolregion. Dieser Anteil soll größer werden, und zwar durch Lebensmittel, die nach definierten Kriterien nachhaltig in Brandenburg produziert wurden: Brandenburger Milch, Schweinefleisch aus dem Brandenburger Tierwohlstall, dazu Ackerbau mit mehr Teilflächendüngung, Gewässerschutz etc. Die Produkte sollen erkennbar sein und die zusätzlichen Bemühungen der Landwirte fair honorieren – nicht nur über das ein oder andere Projekt, sondern landesweit und generationsübergreifend.

Ein erster Vorschlag

Das Strategiepapier mag zu dick, einiges sperrig formuliert sein. Vielleicht wurde auch noch nicht an jeden gedacht, der in der Metropolregion Lebensmittel produziert. Aber es ist ein Vorschlag, über den zu reden sich lohnt. Verbände, Ernährungsstrategen und -beiräte, Senat und Landesregierung sind eingeladen, die Vorschläge zu diskutieren. Vom Dialog und seinen Konsequenzen wird abhängen, ob sich der „Neue Brandenburger Weg“ als Trampelpfad, Landes- oder sogar Bundesstraße erweist. Das Ziel, eine europäische Modellregion mit hohem nachhaltig produzierten Selbstversorgungsanteil, wäre die Mühe wert. Der erste Schritt ist getan.