Kommentar

Direktvermarktung: Die Marge selbst erwirtschaften

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Klaus Meyer
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Der Umbruch der Landwirtschaft ist nicht mehr aufzuhalten. Wo in vielen Bereichen die Preise wegbrechen, so sind andere vom Umdenken der Verbraucher betroffen. Der Wandel geschieht unaufhaltsam. Die Direktvermarktung könnte für so manchen landwirtschaftlichen Betrieb ein zusätzliches Standbein werden.

Es kommentiert Klaus Meyer

Nach Jahren schlechter Erzeugerpreise und mauer Ernten hat die Landwirtschaft zusätzlich mit der Coronakrise zu kämpfen – etwa durch den Wegfall des Absatzmarktes Gastronomie oder die Folgen des sogenannten Schweinestaus. Nicht zu vergessen sind die Folgekosten höherer Hygieneauflagen.

Die seit Kurzem ungeahnte Höhen erklimmenden Preise für Getreide- und Ölsaaten sind ein Lichtblick für viele Marktfruchtbetriebe. Auf der anderen Seite werden wahrscheinlich die Gewinne vieler Milchvieh- und Veredlungsbetriebe aufgrund überproportional steigender Futter- und Betriebsmittelpreise drastisch einbrechen.

Qualität vor Quantität

Redakteur Klaus Meyer
Klaus Meyer – Redakteur der Bauernzeitung für Betriebsführung und Ausbildung

Gleichzeitig steht der Nutztierhaltung ein gravierender Umbruch bevor. Bisher hieß es „Wachsen oder Weichen“. Der Strukturwandel wird sicher weitergehen, aber die Zeiten des Größenwachstums sind für viele Betriebe vorüber.

Verbraucher essen weniger Fleisch und wünschen sich eine tierfreundlichere Landwirtschaft. Deshalb wird in Zukunft Qualität vor Quantität stehen, vor allem in der Tierhaltung. Der Mengenumsatz wird zurückgehen. Daher muss der Gewinn je Einheit gesteigert werden.

Die aktive Vermarktung spielt dabei eine wichtige Rolle, hat bisher jedoch eine viel zu geringe Bedeutung. Der Berufsstand demonstriert für faire Preise und Anerkennung. Doch wer diktiert größtenteils die Preise?

In der Landwirtschaft steht bei Massenprodukten wie Körnerfrüchten und Fleisch einer großen Zahl von Anbietern eine geringe Zahl von Nachfragern gegenüber – in der Wirtschaftslehre Nachfrageoligopol genannt. Bei Zuckerrüben und Milch zum Beispiel liefert man erst das Produkt ab und bekommt hinterher den Preis von der Zuckerfabrik oder der Molkerei mitgeteilt.

Viel besser sieht es bei Getreide oder Fleisch auch nicht aus. Man hat zwar eine größere Auswahl bei der abnehmenden Hand, doch so groß unterscheiden sich die Preise zwischen den Händlern nicht. Die folgenden Zwischenstufen (Händler, Verarbeiter) befinden sich in einer ähnlichen Position gegenüber den paar dominanten Größen des Lebensmitteleinzelhandels (LEH). Auf dem Weg vom Produzenten zum Verbraucher benötigen alle Beteiligten ihre Marge, um zu überleben, und den Kürzeren ziehen dabei die Landwirte.

Der Weg in die direktvermarktung

Die Kooperation wäre ein Weg, etwas mehr vom Kuchen abzubekommen. Mehrere Landwirte könnten gemeinsam mit einer regionalen Mühle ihr Getreide als heimisches Markenmehl verkaufen. Warum nicht als Direktvermarkter die Marge selbst erwirtschaften, die gewöhnlich Viehhandel, Schlachtunternehmen oder LEH einnehmen?

Lebensmittel aus der Region mit nachvollziehbarer Herkunft und Frische sind für viele Menschen ein wichtiger Grund, direkt beim Bauern einzukaufen. Der Anteil der Direktvermarktung von Lebensmitteln am Gesamtumsatz bewegt sich noch auf einem sehr niedrigen Niveau. Potenzial wäre also gegeben. Natürlich kann und soll nicht jeder Landwirt zum Direktvermarkter werden. Persönlich muss einem der Verkauf liegen, und die Infrastruktur muss passen, denn wie bei Immobilien zählen hier: Lage, Lage, Lage – außer der Verkauf erfolgt online.

Die hofeigene Verarbeitung und der direkte Absatz können für so manchen landwirtschaftlichen Betrieb ein zusätzliches Standbein werden. Gleichzeitig macht diese betriebliche Diversifizierung unabhängiger von den stark schwankenden Märkten.