Fachkräftemangel + hohe Kosten = ungewisse Zukunft
Milchviehhaltung in Brandenburg am Scheideweg: Hohe Investitionen und unsichere Zukunft belasten die Milchwirtschaft. Warum immer mehr Milchbauern in Ostdeutschland aufgeben. Ein Kommentar von Claudia Duda.
Die Hiobsbotschaften aus Brandenburg reißen nicht ab: Die Brandenburger Wildtiere GmbH gibt das Milchvieh auf. Das Ökodorf Brodowin trennt sich ebenfalls von den Milchkühen und auch der Ökohof Kuhhorst stoppt laut Medienberichten nach 35 Jahren die Milchproduktion. Es sind immer dieselben Gründe, die für die Aufgabe der Milchwirtschaft genannt werden: Die Haltungs- und Produktionskosten sind zu hoch, und darüber hinaus fehlt es an Arbeitskräften. Wer als Milchbauer deshalb auf Melkroboter umstellen will, muss hohe Investitionskosten stemmen, denn meist muss dafür auch der Stall erweitert oder gar neu gebaut werden. Oft wird eine solche Investition zum Risiko.
Milchbauern: Sorge um ländlichen Raum
Dass Milcherzeuger aufgeben, war daher auch Thema auf dem Verbandstag des Bauernverbandes Südbrandenburg. Dort wurde die Sorge geäußert, dass der Rückgang der Tierwirtschaft negative Auswirkungen auf die sozialen Strukturen im ländlichen Raum hat. Zwar sind die Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt heiß begehrt und werden vermutlich sofort außerhalb beschäftigt.
Maßnahmenplan zur Rettung der Nutztierhaltung gefordert
Aber der Verlust der Arbeitsplätze vor Ort hat auch eine Schwächung der Dorfgemeinschaft zur Folge. In vielen ostdeutschen Dörfern sind die Mitarbeiter der landwirtschaftlichen Betriebe die letzten wackeren Mitglieder der freiwilligen Feuerwehren, die tatsächlich da sind, wenn’s brennt. Auch Schlachtereien und Molkereien sind vom Rückgang der tierischen Erzeugung betroffen. Selbst wenn der Großraum Berlin-Brandenburg einen riesigen Bedarf an regionalen Produkten hat, kann der kaum noch gedeckt werden. So wurde auf dem Verbandstag ein Maßnahmenplan zur Rettung der Nutztierhaltung in Brandenburg gefordert.
Milchwirtschaft: Immer weniger Milchkühe
Denn die Zahlen sind ernüchternd: Der Bestand an Milchkühen verringert sich in Deutschland immer weiter. 2024 waren bundesweit fast 100.000 Tiere weniger in der Milchkontrolle. In Ostdeutschland sank die Menge an konventioneller Kuhmilch laut BLE um mehr als 50.000 Tonnen. Vor allem Sachsen-Anhalt war betroffen, allein hier betrug das Minus fast 39.000 Tonnen. Nur in Mecklenburg-Vorpommern konnte die Produktion 2024 um 5.300 Tonnen gesteigert werden.
Milchforum: Planungssicherheit fehlt
Das Paradoxe an der Situation: Selten waren die Milchpreise so gut wie in den vergangenen drei Jahren. Das 15. Berliner Milchforum hat sich vorige Woche mit den Problemen der Milchwirtschaft beschäftigt. Der Branchentreff mit Teilnehmenden aus Praxis, Wirtschaft und Wissenschaft hat eine klare Botschaft ausgesendet: Fehlende Planungssicherheit bremst Milcherzeuger und Molkereien aus. Deshalb müsse sich die neue Bundesregierung zur Nutztierhaltung in Deutschland bekennen und den bürokratischen Aufwand verringern.
Milchbauern: Kritik an Artikel 148 und GMO
Ob die Reform der Gemeinsamen Marktorganisation (GMO) samt Artikel 148 tatsächlich eine Verbesserung der Lage der Milchwirtschaft bringt, wird von vielen bezweifelt. Der Artikel 148 regelt die Beziehungen zwischen Milchbauern und Molkereien. Letztere sollen künftig für ihre Rohmilchlieferungen zu schriftlichen Verträgen verpflichtet werden, die Bestimmungen unter anderem zu Preis und Menge enthalten. Doch auch der Vorsitzende des Milchindustrie-Verbandes (MIV), Detlef Latka, meint, eine Vertragspflicht bringt nichts. Es gäbe dadurch keine besseren Erzeugerpreise und auch keinen faireren Wettbewerb. Die größte Befürchtung ist jedoch, dass die Kontrolle zur Einhaltung der Verträge den Verwaltungsaufwand noch vergrößert. Und dabei sollte die Bürokratie doch kleiner werden?!

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