Jahresrückblick auf 2020
Das Jahr 2020 ist mit Sicherheit eines, das lange in Erinnerung bleiben wird. Versucht man die positiven Ereignisse zu betrachten, bleiben vor allem die Selbstorganisation der Landwirte, Zusammenhalt und Veränderung im Gedächtnis.
Hier ist das letzte Kommentar eines Jahres, an das viele von uns möglichst schnell einen Haken machen möchten. Das ist nur allzu gut zu verstehen. Was war das aber auch für ein Jahr! Alle Plagen aufzuzählen, denen wir alle und die Landwirtschaft im Besonderen zwölf scheinbar ewige Monate lang ausgesetzt waren, erspare ich mir und Ihnen. Es reicht tatsächlich.
Selbstorganisation von Landwirten
In Ruhe auf 2020 zurückzublicken, lohnt sich aber dennoch. Nicht etwa, um schlechte Laune zu verbreiten, im Gegenteil. Denn man mag es kaum glauben, aber selbst in diesem vermaledeiten Jahr ist viel Gutes geschehen. Das meiste deshalb, weil es sich Landwirtinnen und Landwirte selbst organisiert haben – im eigenen Betrieb oder mit anderen im und für das Dorf. Obwohl es deutlich mehr „Aufregerthemen“ gab als sonst, überwogen auf unseren Seiten bei Weitem die Berichte über positive Anstöße in der Krise, kluge Reaktionen auf Probleme, pfiffige Geschäftsideen in scheinbar festgefahrenen Märkten und mutige Entscheidungen für Neues. Und das ist gut so. Denn es bestätigt, dass man es auf dem Land nach wie vor versteht, mit Schwierigkeiten umzugehen und Krisen vor allem als Herausforderungen anzusehen, aus denen sich für die Zukunft lernen lässt.
Das Virus schränkt auch uns in unseren Arbeitsmöglichkeiten erheblich ein. Viel seltener als in anderen Jahren konnten wir Sie, unsere Leserinnen und Leser, bei Veranstaltungen treffen oder in den Betrieben besuchen. Dafür eröffneten sich in den digitalen Kanälen plötzlich neue Möglichkeiten, Anregungen für Themen aufzunehmen. Allen Betriebsleiterinnen und -leitern, die sich trotz allem die Zeit für uns nahmen, möchten wir ebenso wie ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dafür danken. Zum einen haben sie uns geholfen, eine interessante Fachzeitschrift anbieten zu können. Zum anderen ließen sie sich zumindest ein bisschen in die Karten gucken, damit ihre Berufskolleginnen und -kollegen über uns an ihren Erfahrungen teilhaben. Es ist sicher nicht übertrieben, darin auch ein Stück Zusammenhalt, ja, Solidarität zu sehen. Denn letztendlich tragen solche Erfahrungsberichte dazu bei, anderen Mut zu machen oder ihnen mehr Informationen für eigene Entscheidungen an die Hand zu geben.
Zusammenhalt und Veränderung
Zusammenhalt war eines der großen Worte dieses Jahres. Gefühlt traten alle paar Wochen neue Akteure auf die politische Bühne. Und auch wieder ab. Die spontanen Bauernproteste vor den Lagern des Handels sind dafür ein anschauliches Beispiel. Wer gerade wo aktiv ist, bleibt teilweise undurchsichtig. Die Zersplitterung ist offenkundig, für solche Zeiten aber auch nicht untypisch. Ihre Unberechenbarkeit erweist sich mitunter sogar als Stärke. Die oft zitierte „Einheit der Vielfalt“ kann dies auf Dauer jedoch nicht ersetzen. Sie ist nötiger denn je.
Veränderung lautete das zweite wichtige Wort des Jahres. Es könnte künftig verstärkt für das Gemeinsame stehen. Landwirtschaft stellt sich schließlich seit jeher der Veränderung, getrieben von Wetter, technischem Fortschritt und Politik. Wo bloß modischer Zeitgeist der Treiber ist und wo tatsächlich ein Bedarf der Gesellschaft drängt, das gilt es genauer als bisher zu unterscheiden. In Krisen trennt sich die Spreu in der Regel rasch vom Weizen. Vielleicht hatte 2020 auch in dieser Hinsicht sein Gutes.