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Die Landwirtschaft „nebenher“ nicht gering schätzen

Seine kleine Schafherde stellt Volkmar Schwarz gerade von Fleischschafen auf Rhönschafe um. (c) Silvia Kölbel
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Die Nebenerwerbslandwirtschaft wird häufig unterschätzt. Dabei kann ihr ein großer Wert in Betracht auf die vielfältige Landbewirtschaftung und der Aufwertung von ländlichen Regionen zugesprochen werden. Eine Online-Umfrage soll nun weitere Informationen liefern.

Es kommentiert Detlef Finger

Nebenerwerbslandwirtschaft wird in ihrer Bedeutung mitunter verkannt. Das sicherlich auch und gerade im Osten Deutschlands, wo die haupterwerblich geführten Betriebe deutlich größer sind als im Altbundesgebiet. Dabei werden zwischen Rügen und Vogtland immerhin knapp 40 Prozent aller landwirtschaftlichen Unternehmen im Nebenberuf geführt.

Vielfältige landbewirtschaftung

Detlef Finger, Landesredakteur Sachsen-Anhalt
Detlef Finger, Landesredakteur Sachsen-Anhalt (c) Sabine Rübensaat

Demgegenüber ist der von ihnen bewirtschaftete Flächenanteil vergleichsweise gering. Mag damit auch der ökonomische Beitrag zur Gesamtwertschöpfung der Branche bescheiden ausfallen, so zählen doch ebenso ökologische Leistungen. Nebenerwerbsbauern bewirtschaften verhältnismäßig viel Grünland. Ackerbaulich nutzen sie oftmals Splitterflächen, selbst auf schlechteren Standorten, und sichern damit eine vielfältige, flächendeckende Landbewirtschaftung. Nicht selten haben sie Streuobstwiesen in ihrem Bestand, die als sprichwörtliche Hotspots der Artenvielfalt bekannt sind. Nebenerwerbsbetriebe widmen sich außerdem oft bedrohten alten Nutzviehrassen und erhalten damit auch tiergenetische Ressourcen.

Generell ist Viehhaltung im Nebenerwerb weit verbreitet, wenngleich die Herden meist klein sind. Dafür ist die Vielfalt der betreuten Rassen umso größer. Höhere Anteile am Gesamttierbestand werden bei „Landschaftspflegern“ wie Schafen, Ziegen, Fleischrindern, Pferden und Gatterwild erreicht. Die wenigen Schweine und das Geflügel dienen meist der Eigenversorgung.

Aufwertung der ländlichen regionen

Während Letzteres vor allem junge Neueinsteiger im Blick haben, ist für ältere Semester die Arbeit als Bauer nach Feierabend oft ein Ausgleich zum Bürojob. Die Nebenerwerbslandwirtschaft kann aber auch Sprungbrett in den Haupterwerb sein. Und selbst rüstige Pensionäre halten am eigenen Hof fest, um die Tradition zu pflegen und das Ererbte zu erhalten.

Wenngleich der finanzielle Ertrag des Hofes „nebenher“ oft gering ist, so tut das dem Engagement dieser Landwirte keinen Abbruch. Sie erhalten alte Bauernhöfe, die das Bild der Dörfer prägen, und helfen dabei, ländliche Regionen lebenswert zu erhalten. Nicht selten sind sie der letzte Landwirt überhaupt im Ort. Trotz ihrer beruflichen Doppelbelastung sind sie darüber hinaus in Gemeinderäten und Vereinen, bei Arbeitseinsätzen und Dorffesten aktiv.

online-Umfrage für informationsgewinn

Andererseits drücken die Nebenerwerbsbetriebe ganz spezielle Probleme: Sie bleiben von der Agrarpolitik oftmals unbeachtet, sind durch hohe Mindestsummen von investiver Förderung quasi ausgeschlossen und mit unsicheren Hofnachfolgen zahlenmäßig stärker konfrontiert als ihre hauptberuflichen Kollegen.

Insofern ist es wichtig, ein wirklichkeitsnahes, präzises Bild dieser Höfe zu zeichnen, das über agrarstatistische Erhebungen hinausgeht. Das ist auch Anliegen einer Online-Befragung der Hochschule Neubrandenburg, die detailliertere Informationen über ostdeutsche Nebenerwerbsbetriebe zusammentragen möchte. Auf dieser Grundlage ließe sich dann auch besser über den wirklichen Stellenwert der Nebenerwerbslandwirtschaft und ihre Zukunft diskutieren. Hinweise zur Online-Umfrage finden sich in der Rubrik „Nebenerwerbslandwirtschaft“. An dieser Stelle gibt die Bauernzeitung den unzähligen nebenberuflichen Praktikern im Osten seit vielen Jahren Gesicht und Stimme.