Stille Helden landauf, landab

(c) imago images / Sabine Gudath
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Das Coronavirus stellt uns auf die Probe. Doch es sind Zeiten wie diese, die zeigen, in welcher Gesellschaft wir leben. Und wo wir die Helden des Alltags finden – es gibt sie an vielen Orten.

Es kommentiert Bärbel Arlt

Es war im vergangenen Jahr an einem schönen Sommerabend. Die Familie saß beim Grillen zusammen. Plötzlich öffnete unsere Tochter eine Flasche Sekt und erzählte uns überglücklich, dass ihr Freund ihr einen Heiratsantrag gemacht hat. Nur wenige Wochen später die nächste wunderschöne Nachricht: „Wir werden Eltern und ihr Großeltern“, verkündete unser Sohn freudestrahlend.

Und fortan wurde sich gefreut, geplant, vorbereitet. Alles war so wunderbar – bis vor wenigen Wochen. Dann kam Corona und hat von heute auf morgen alles verändert. Zum Glück ist bisher niemand erkrankt. Und das soll auch so bleiben. Doch in die große Vorfreude haben sich viele Ängste gemischt. Der kleine Junge kommt in diesen Tagen zur Welt, und die für Mai geplante Hochzeit steht in den Sternen.

Warum erzähle ich Ihnen das?

Weil sich in das Große und Ganze dieser Zeit auch viele persönlichen Schicksale mischen. Da helfen keine Millionen Euro, keine Förderprogramme, keine Kredite. Doch es helfen Zusammenhalt, füreinander da sein und einfach nur ein paar aufmunternde Worte. Überall hat sich ein solidarisches Netz der Nachbarschaftshilfe entwickelt. Ich denke dabei an die vielen selbstlosen Helfer, die für andere da sind, vor allem auch in den Dörfern. Sie gehen einkaufen und erledigen Botendienste, ortsansässige Betriebe beliefern Senioren weiterhin mit Mittagessen.


Redakteurin Bärbel Arlt
Bärbel Arlt ist Redakteurin im Ressort Dorf und Familie/Landleben. (c) Sabine Rübensaat

Und landauf, landab lassen Landfrauen die Nähmaschinen rattern, um helfende Gesichtsmasken zu nähen – für die Familie, fürs Dorf, für soziale Einrichtungen und Krankenhäuser. Sie alle tun das ganz selbstlos und wollen keine großen Worte darüber verlieren – „weil das selbstverständlich ist und wir das einfach gern machen“, sagte mir eine Landfrau aus Sachsen am Telefon. Ja, es sind diese stillen, bescheidenen ehrenamtlichen Helden des Alltags, ohne die wir diese Coronakrise nicht bewältigen können. Und dafür gebührt jedem einzelnen Dank und Anerkennung.

Wir erleben in diesen Tagen, wie sich das Leben auf dem Land, in den Dörfern verändert, sich aber auch neugestaltet. Menschen rücken wieder zusammen, vertrauen und verlassen sich aufeinander. Es ist eine neue Kultur des Wertschätzens und Miteinanders entstanden. Das macht Mut, gibt Hoffnung. Und ist das nicht ein schönes Gemeinschaftsgefühl! Bleibt zu hoffen, dass es nach der Krise nicht einfach wieder verloren geht.

„Du musst zuversichtlich sein“

„Du musst zuversichtlich sein“, sagte mir meine Mutter am Telefon. „Ich habe als kleines Mädchen den Krieg erlebt, ich habe in der DDR oft vor leeren Regalen gestanden. Kind, das wird schon wieder alles.“ Ich möchte die 83-Jährige in den Arm nehmen – doch das geht leider nicht, ist sie doch 160 Kilometer entfernt. Doch ich werde sie wieder in den Arm nehmen können – und dann sehr viel intensiver als bisher. Auch mein Enkelkind werde ich knuddeln und die Hochzeit wird es auch geben – irgendwann.

Übrigens: Im Erzgebirge haben die Menschen die Schwibbögen, die sonst nur zur Weihnachtszeit leuchten, wieder in die Fenster gestellt, und in der Oberlausitz leuchten die Herrnhuter Sterne. In Aue spielen Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr auf der Drehleiter das Steigerlied, die Hymne des Erzgebirges. Ein junger Pfarrer spielt im kleinen südbrandenburgischen Prösen im Kirchturm auf der Trompete Kinderlieder.

Auch Helden brauchen mal eine Pause

Das alles sind Zeichen der Zuversicht, des sich gegenseitigen Mutmachens. Und genau das sollte auch das Osterfest sein, wenngleich es trotz aller Einschränkungen und Regeln kein Fest wie sonst sein wird. Machen wir es uns trotzdem angenehm! Färben Sie mit Ihren Kindern Ostereier, kochen Sie gemeinsam und lassen Sie mit Kreativität und Phantasie alte Bräuche wieder aufleben.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Osterfest und bleiben Sie gesund!