Von Wirtschaftsdünger und Klimaschutz
Um die Landwirtschaft zukunftsfähig zu gestalten, ist das Schließen der Stoffkreisläufe essenziell. Besonders die Wirtschaftsdünger sollten in diesen Kreislauf intelligent eingebunden werden, um so zum Klimaschutz beizutragen.
Das Potenzial ist enorm, liegt aber zu einem Großteil brach: Von den 1,5 Mio. t Gülle, die pro Jahr deutschlandweit anfallen, wird nur rund ein Drittel in Biogasanlagen genutzt. Noch schlechter sieht es bei den jährlich anfallenden 20 Mio. t Festmist aus. Was der energetisch genutzte Wirtschaftsdünger aber leistet, ist dennoch erstaunlich. Laut dem Deutschen Biomasse-Forschungsinstitut werden aus diesen kostenlosen Substraten jährlich schon jetzt über 4 Mrd. kWh Strom erzeugt. Das spart allein durch die Vermeidung der Methanemissionen jährlich über 2 Mio. t CO2 ein, hat das Hauptstadtbüro Bioenergie errechnet. Und würde man auch nur die Hälfte der noch insgesamt verfügbaren Güllemengen ebenfalls in Biogasanlagen nutzen, ließe sich diese Ersparnis sogar verdoppeln. Zu diesem Ergebnis kam das vom Umweltbundesamt beauftragte Forschungsprojekt „Aktuelle Entwicklung und Perspektiven der Biogas-Produktion aus Gülle und Bioabfall“.
Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft
Warum das wichtig ist, zeigt ein Blick auf die Treibhausgasemissionen, die man der Landwirtschaft zuschreibt. Sie werden mit knapp 65 Mio. t CO2-Äquivalent beziffert, wovon rund 32 Mio. t auf Methan entfallen. Als Hauptquellen gelten die Wiederkäuerverdauung sowie die Lagerung von Gülle und Mist. Biogasanlagen, die diesen Wirtschaftsdünger vergären, fangen das sonst bei der Lagerung anfallende Methan auf und stellen damit einen effizienten Weg dar, landwirtschaftliche (und energetische) Treibhausgasemissionen spürbar zu reduzieren.
Nun zugegeben, ganz neu ist diese Erkenntnis nicht und auch die Bundesregierung hat den Ausbau der Güllevergärung als eine Maßnahme zur Erreichung der 2030er-Klimaziele im Landwirtschaftssektor vorgesehen. Im § 88b des EEG 2021 wurde daher auch per Verordnung eine Anschlussregelung für kleinere Biogasanlagen, die primär Gülle als Einsatzstoff nutzen, der Legislative ins Pflichtenheft geschrieben. Diese Anschlussregelung lässt aber noch immer auf sich warten, sodass die Bioenergieverbände mittlerweile Vorschläge veröffentlicht haben, die eine Anschlussregelung mit Sondervergütungsklassen für neue Güllekleinanlagen umfasst.
negatives image der biogasbranche
Aber nicht nur Anlagen mit einer Obergrenze von 150 kW installierter Leistung sollten ihre Klimaschutzbemühungen durch Güllenutzung honoriert bekommen. Vor allem in Ostdeutschland hat sich die Vergärung von Wirtschaftsdüngern, die mit nur wenigen nachwachsenden Rohstoffen als Substrat ergänzt werden, fest etabliert. In Thüringen beispielsweise setzen über 85 Prozent der Biogasanlagen fast nur Wirtschaftsdünger ein. In den Regionen mit deutlich überhöhtem Tierbesatz von > 2 GV/ha sieht es anders aus. Dort macht der Wirtschaftsdüngeranteil selten mehr aus als die 30 Prozent, die der Güllebonus erfordert. Die Folgen sind Probleme bei der Nährstoffverwertung, Flächenkonkurrenz, ein negatives Image der Biogasbranche und letztlich die entsprechenden politischen Reaktionen.
Wie es anders geht, zeigt das Beispiel aus unserer Titelreportage im südlichen Brandenburg. Dort erfuhren wir, wie nachhaltige Energieerzeugung dazu beiträgt, Stoffkreisläufe zu schließen und Nahrungsmittel mit viel Verantwortung für Mensch, Tier und Natur zu erzeugen. Allerdings funktioniert so etwas nur, wenn es auch noch Tierhaltung in der Region gibt. Die Verantwortlichen täten also gut daran, nicht nur das EEG 2021 entsprechend auszurichten.