Die EU-Kommission plant, den Status des Wolfes zu ändern. Lesen Sie weiter, um zu erfahren, was diese Entscheidung für die Landwirtschaft bedeutet. (c) Sabine Rübensaat

Wölfe: So schnell schießen die Jäger nicht

EU reformiert den Wolfsschutz: Was kommt jetzt? Warum Bauern und Verbände mehr Schutz für ihre Tiere fordern und welche politischen Schritte notwendig sind, um die Situation zu verbessern, kommentiert Claudia Duda.

Ein Kommentar von Claudia Duda

Welches Leben ist mehr wert? Warum zählt das Leben eines Wolfes mehr als das eines Schafes, einer Kuh oder eines Pferdes? Diese Frage stellen sich Weidetierhalter seit Jahren. Genauso lange wird die Debatte um den Schutzstatus des Wolfes emotional geführt. ENDLICH gibt es Bewegung in der Diskussion. Und es sieht so aus, als würde dieses Mal nicht nur geredet, sondern auch gehandelt. Auf Vorschlag der EU-Kommission wollen die Mitgliedstaaten den Status des Wolfes von „streng geschützt“ auf „geschützt“ in der Berner Konvention absenken. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass der Wolf nicht länger im Anhang IV der europäischen FFH-Richtlinie gelistet wird.  

Schutzstatus Wolf: Zu viele Wölfe in Ostdeutschland

Die Verbände sind erleichtert und bleiben doch skeptisch. Vor allem in Ostdeutschland ist der Wolf längst keine gefährdete Art mehr. Die Zahl der Rudel, Paare und Einzeltiere wächst kontinuierlich – aber noch stärker wächst die Zahl der Weidetiere, die zu Tode oder zu Schaden gekommen sind. Annähernd 6.000 Risse hat es deutschlandweit im vorigen Jahr gegeben. Brandenburg ist mit fast 1.500 getöteten oder verletzten Tieren Spitzenreiter in der aktuellen Statistik. Auf diesen Spitzenplatz könnten die Brandenburger gern verzichten! Betroffene Tierhalter sind es leid, zu hören, sie würden den Schutz gegen Wölfe vernachlässigen. Diese Schuldzuweisungen sind für die meisten Betroffenen der blanke Hohn. Sie leiden mit jedem Tier – nicht nur um die toten und augenscheinlich verletzten. Nicht selten sind nach Wolfsangriffen ganze Herden traumatisiert. 

Echte Gefahr für Nutztiere

Dass Brüssel in Sachen Wolf aktiv wurde, war nicht zuletzt dem Druck von landwirtschaftlichen Verbänden und einzelnen Mitgliedstaaten geschuldet. Im vorigen Jahr sammelte Brüssel in zwei Runden Daten von Mitgliedstaaten, der Wissenschaft und allen am Thema Interessierten ein. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte im September 2023, dass die Konzentration von Wolfsrudeln in einigen europäischen Regionen „zu einer echten Gefahr für Nutztiere und potenziell auch für den Menschen geworden“ sei. Im Dezember 2023 erschien der Bericht zur Situation des Wolfes in der Europäischen Union. Der offenbarte unter anderem, dass es mehr als 20.000 Wölfe gibt, die etwa 65.000 Nutztiere im Jahr reißen. In etlichen europäischen Regionen bereitet die Hybridisierung durch Paarungen mit Haushunden Probleme. Vor allem führt der Bericht vor Augen, wie unterschiedlich in den Mitgliedstaaten mit der Regulierung der Bestände verfahren wird.

Schutzstatus Wolf: EU muss FFH-Richtlinie ändern

Doch trotz der Entscheidung: So schnell schießen die Jäger nicht! Bekanntlich mahlen die EU-Mühlen langsam. Zunächst müssen die europäischen Gremien den Status des Wolfes in der FFH-Richtlinie ändern – hier dürfte das EU-Parlament involviert sein. Danach muss nationales Recht angepasst werden. Dass das aus deutscher Sicht bis zur Bundestagswahl 2025 zu schaffen ist, darf bezweifelt werden. Deshalb ist es richtig, dass die Verbände sich nicht mit der Ankündigung zufriedengeben, sondern eine möglichst schnelle Umsetzung fordern. Wichtig ist, dass ein aktives Bestandsmanagement erarbeitet wird, bei dem die Interessen von allen berücksichtigt werden. Die Rückkehr des Wolfes ist ein dynamischer Prozess. Managementpläne müssen daher regelmäßig überprüft und an neue Entwicklungen angepasst werden. Nur so wird langfristig ein Zusammenleben von Menschen, Weidetieren und Wölfen möglich. 

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