Mehr Lichtblicke wären schön
Nitratgebiete, Dürre, Insektenschutzprogramm. Aber auch die größten Bauernproteste, die es in diesem Land jemals gegeben hat. 2019 war für Landwirte ein bewegtes Jahr. Wir haben daher einen Wunsch für 2020.
Von Ralf Stephan
Was war das nur für ein Jahr? Wird es uns wegen der Diskussionen um Düngeverordnung und Insektenschutzprogramm, wegen der Dürre und der drohenden Afrikanischen Schweinepest, wegen mancher Wahlausgänge und Politikerwechsel als durchweg enttäuschend in Erinnerung bleiben? Oder werden wir uns später gern daran erinnern, wie wir die Stärke der Gemeinschaft spürten, als Tausende Landwirte in den Städten eindrucksvoll auf ihre Anliegen aufmerksam machten? Oder daran, wie in Betrieben trotz aller Schwierigkeiten mit Wetter und Politik immer wieder Großartiges geleistet wurde, um die Tagesaufgaben anzugehen? Und dass wir beobachten konnten, wie gut sich der Berufsnachwuchs dabei schlägt?
Zwar neigt der Mensch zum Glück dazu, das Unangenehme mit der Zeit zu verdrängen. Doch bei einem Jahr wie diesem wird es eine Weile dauern, bis seine Härten in der Erinnerung verschwimmen. Wenn in den kommenden, hoffentlich ruhigeren Tagen Bilanz des Arbeits- und Lebensjahres zu ziehen ist, wird es Lichtblicke geben und Anlässe, Mut zu schöpfen. Es gibt sie, auch wenn sie einem in solchen Jahren nicht gerade in Scharen zufliegen. Auch wir haben uns gefragt, wie wir unsere letzte Ausgabe des Jahres 2019 gestalten wollen. Niemand in der Redaktion verspürte nämlich besondere Lust darauf, statt eines besinnlichen Jahresausklangs nun noch einmal die Ärgernisse und Tiefschläge der vergangenen zwölf Monate aufzulisten.
Die Chronistenpflicht zu erfüllen, fällt schon deshalb nicht leicht, weil vieles, was uns im Frühjahr noch wichtig schien, später in diesem hektischen Jahr schon gar keine Rolle mehr spielte. Natürlich wollten wir nicht auf die Bilder des Jahres aus unseren fünf Bundesländern verzichten. Aber ebenso bewegte uns die Frage, wie es wohl jenen Leserinnen und Lesern ergangen ist, die wir im Laufe des Jahres auf ihren Betrieben besucht haben. Wir sprachen auch über ihre Sorgen, aber hauptsächlich über ihre Pläne. Was wird daraus, wenn sich die Umstände so rasch ändern, wie es im Moment den Anschein hat? Deshalb haben wir in den letzten Tagen bei den Akteuren unserer Betriebsreportagen, bei den Menschen von unseren Titelseiten nachgefragt: Wie ging es nach unserem Besuch weiter? Was erwarten Sie vom nächsten Jahr? Was wünschen Sie sich, damit es ein besseres wird als 2019?
Die Antworten haben wir in unserer gedruckten Ausgabe in der Rubrik „Das war – das kommt“ gesammelt und werden diese in den nächsten Tagen nach und nach auch online veröffentlichen. Sie geben Einblick, wie in den Betrieben jetzt geplant und entschieden wird. Aber sie verraten noch viel mehr. Die überwiegend kurzen Texte dieses besonderen Rückblicks machen vor allem eines deutlich: Die Flinte vorschnell ins Korn zu werfen, ist nicht Bauernsache.
Nun ist es aber Zeit, allen jenen ganz herzlich zu danken, die uns im Laufe dieses Jahres auf ihren Betrieben mit offenen Armen empfangen haben. Sich kostbare Zeit nahmen, um über die Bauernzeitung die Berufskollgen an ihren Erfahrungen teilhaben zu lassen. Auch das ist heute nicht mehr selbstverständlich. Deshalb wissen wir die Offenheit wie auch die Gastfreundschaft zu schätzen, die wir wieder in so vielen verschiedenen Regionen erfahren haben.
Unsere Wünsche für das nächste Jahr? Natürlich alles das, was sich unsere Leser wünschen. Vor allem aber, dass die Lichtblicke wieder mehr werden und dass sich die Landwirtschaft stets ihrer Stärken bewusst ist. Wenn dann alle einen kühlen Kopf bewahren, kann keine Aufgabe so groß, keine Veränderung so umwälzend sein, dass man sie nicht gemeinsam bewältigen könnte.
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