Regionalität: Das Gute liegt so nah!
Die Wertigkeit von Lebensmitteln ist zuletzt stärker in den Fokus der Gesellschaft gerückt. Durch Knappheit von Waren oder Auflagen im Supermarkt kehrt so mancher Kunde demselben aber den Rücken. Wochenmärkte hingegen verzeichnen Kundenzuwächse.
Ist Ihnen auch die Lust am Einkaufen in den Supermärkten und Discountern vergangen? Als erstes kann es passieren, dass man sich am Ende einer Schlange wiederfindet, weil nur eine begrenzte Anzahl Menschen den Einkaufstempel betreten darf. Oft kommt man ohne Händedesinfektion und Einkaufswagen gar nicht hinein. Die obligatorische Maske muss jeder aufsetzen. Und ist man endlich am Ziel, besteht immer noch die Gefahr, dass man nicht erhält, was man sich wünscht. Da kommt beim Shoppen schnell mehr Frust als Lust auf.
Kein Wunder also, dass viele Verbraucher sich wieder auf den
guten alten Wochenmarkt besinnen oder online einkaufen und
die Ware nach Hause liefern lassen. Es gibt keine Einkaufswagen. Die Maske kann, muss aber nicht dank Freiluftshopping, und
der Käufer kann sich direkt erkundigen, wie und wo Gemüse,
Eier und Fleisch produziert wurden.
Direktvermarkter profitieren von der Krise
Direktvermarkter verzeichnen in Coronazeiten Umsatzzuwächse und können auch viele Neukunden begrüßen. Das ist gut so, denn in den letzten Jahrzehnten hat die Konkurrenz der großen Discounter den Direktvermarktern das Leben ziemlich schwer gemacht. Es gilt, die positive Stimmung zu nutzen, denn ein Hofladen oder eine Onlinevermarktung können eine Chance für einen landwirtschaftlichen Betrieb sein. Es können höhere Verkaufserlöse für die eigenen Erzeugnisse erzielt werden, die Einnahmen sichern die wirtschaftliche Grundlage des Betriebes und der Aufbau eines weiteren Einkommensstandbeins, also die Diversifikation, ist Risikovorsorge für schlechte Zeiten.
Regionalität ist der Trend 2020
Direktvermarktung bedeuted Regionalität. Und das ist aus Sicht des Handels im Jahr 2020 der spannendste Foodtrend. Mehr Aufmerksamkeit erregen zwar Lebensmittel aus Insekten oder Algen, doch rund 71 % der befragten 150 Händler in Deutschland gaben an, in regionalen Produkten den interessantesten Trend bei Nahrungsmitteln zu sehen, gefolgt von Bioprodukten und zuckerfreien beziehungsweise zuckerreduzierten Lebensmitteln mit jeweils 55 %.
Die Zeichen der Zeit hat auch die Politik erkannt. Die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, besuchte jüngst einen regionalen Wochenmarkt im Speckgürtel von Berlin, um zu verdeutlichen, wie systemrelevant die regionale Erzeugung und Vermarktung von Lebensmitteln gerade in Zeiten der Pandemie ist. Die gestiegene Wertschätzung für frische, regional erzeugte, hochwertige Lebensmittel in der Bevölkerung spiegelt eine aktuelle Umfrage wider, wonach für mehr als jeden Dritten die heimische Landwirtschaft deutlich an Bedeutung gewonnen habe. Bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen war es sogar fast die Hälfte. Die gestiegene Wertschätzung müsse sich auch in höherer Wertschöpfung niederschlagen, betonte die Ministerin.
Die regionalität in der verarbeitung fehlt
Besonders in Ostdeutschland fehlen aber für eine höhere lokale Wertschöpfung die Verarbeitungsstrukturen. Das Gros der hierzulande erzeugten landwirtschaftlichen Rohstoffe (Milch, Getreide, Ölsaaten, Fleisch) wird im Rest der Republik zu hochwertigen Produkten veredelt, um später wieder bei uns im Regal zu landen. Das muss sich ändern. Genauso wie unsere Außenhandelspolitik. Freihandelsabkommen zum Beispiel, mit denen Nicht-EU-Ware in unseren vollen Fleischmarkt fließen, lassen das Fass schnell überlaufen und sind damit eher kontraproduktiv.