Ein Landwirt aus MV berichtet

Ackerbau in ASP-Kernzone: „Den Acker weiträumig kaputtgefahren“

Rainer Hromada am ASP-Schutzzaun. Neun Zehntel seiner Flächen liegen in der Kernzone. © Birgitt Hamm
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Es wird leichter, wenn man darüber spricht: Ein Landwirt berichtet von notwendigen Maßnahmen in der ASP-Kernzone, vermeidbaren Schäden und fehlender Kommunikation im Zuge der ASP-Bekämpfung der Länder Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg.

Von Birgitt Hamm

„Bis zur Ernte habe ich alle Anträge gestellt“, sagt Landwirt Rainer Hromada und hofft, dass ihm nichts mehr passieren kann auf seinen Feldern. Er beteiligt sich am Landesprogramm „Vielfältige Kulturen“ und baut Roggen, Weizen, Gerste, Raps und Mais an sowie auf zehn Prozent der Fläche Erbsen. Sicher sein, dass ihm nichts passiert, kann der Chef der Hromada Agrar KG in Suckow, Landkreis Ludwigslust- Parchim, aber nicht. Und das nicht nur wegen des unberechenbaren Wetters, das jeder Ernte schaden kann. Oder aufgrund der nicht sehr homogenen Böden im Endmoränengebiet an der Grenze zum Land Brandenburg. Die größte Sorge bereitet ihm seit November des vergangenen Jahres die Afrikanische Schweinepest (ASP).

Ein Großteil der von ihm bewirtschafteten 1.500 ha Ackerfläche liegt in der Kernzone um den Seuchenherd. Was die Arbeit des Landwirts nicht gerade erleichtert. Vor allem, weil die Kommunikation des verantwortlichen Veterinäramtes im Landkreis zu den notwendigen Maßnahmen nicht nur zu wünschen übrig ließ, sondern gar nicht vorhanden war.

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Bildergalerie: Schäden auf dem Acker nach Kontrollen am ASP-Zaum

Schäden auf den Feldern: So sah es im Winter 2021 nach dem Bau des Schutzzauns und den Kontrollen aus

Schäden auf den Feldern: So sah es im Winter 2021 nach dem Bau des Schutzzauns und den Kontrollen aus. © Rainer Hromada

Schäden auf den Feldern: So sah es im Winter 2021 nach dem Bau des Schutzzauns und den Kontrollen

Schäden auf den Feldern: Im Sommer 2022 wächst hier wenig. © Rainer Hromada

ASP-Kontrollen: „Den Acker weiträumig kaputtgefahren“

Hromada schildert seine Erfahrungen: „Nachdem am 24. November 2021 bei einer Treibjagd ein infizierter Frischling entdeckt wurde, mussten die Verantwortlichen beim Landkreis natürlich handeln und rasch einen Elektrozaun bauen. Informiert wurden wir“, dabei bezieht er die anderen betroffenen Landwirte ein, „aber nicht. Die einzige Kommunikation war eine Anfrage des Revierförsters, ob und wo sie das Zaunmaterial lagern könnten.“ Das Land Brandenburg, in dem 50 ha des Betriebes liegen, schickte ihm wenigstens die betreffende Allgemeinverfügung zu. In MV konnte der Landwirt nur zuschauen, wie quer über seine Felder ein Schutzzaun gezogen wurde.

Dass diese Maßnahme notwendig war, stellt Hromada, dessen Flächen zu 90 % betroffen sind, gar nicht infrage. „Doch nach dem Bau wurden tägliche Kontrollen durchgeführt. Von Personen, die augenscheinlich nichts mit der Landwirtschaft zu tun haben. Statt in einer Spur zu bleiben, wurde der Acker weiträumig kaputtgefahren.“ Um dem entgegenzuwirken, sperrte er die Zufahrten zu seinen Äckern mit großen Feldsteinen. Am Ende kamen die Kontrolleure mit Mountainbikes.

Abstimmungsproblem bei den Ämtern

Informationen und Erläuterungen vom Amt blieben Fehlanzeige. Der Landwirt vermutet ein Abstimmungsproblem. Sein Betrieb ist nicht im für die ASP-Bekämpfung verantwortlichen Veterinäramt des Landkreises gelistet, da er seit 2016 keine Milchkühe mehr hält und nur noch Ackerbau betreibt. Für ihn ist das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt Westmecklenburg zuständig, das landkreisübergreifend agiert. „Erst Ende Dezember wurden auf unser Drängen alle betroffenen Bewirtschafter eingeladen“, sagt Landwirt Hromada. „Die einzige Aussage, die wir bekamen, war, dass alles entschädigt wird. In den Formularen dazu wurden aber Flurstücke abgefragt, während wir doch in Feldblöcken arbeiten, die im Geo-Portal des Landes einzusehen sind“, schüttelt er den Kopf.

Fallwildsuche in ASP-Kernzone richtet Schäden an

Inzwischen umschließt ein fester, 100 km langer Zaun die ASP-Kernzone. Die Pläne dafür wurden mit den Betroffenen abgesprochen. Auch alle Maßnahmen, die bei der Bestellung, Düngung oder beim Pflanzenschutz notwendig waren, wurden schnell und unbürokratisch genehmigt. Ärgerlich ist für den Landwirt die regelmäßige Fallwildsuche, bei der Personenketten über seine Felder laufen. „Unser Angebot, selbst zu suchen, wurde abgelehnt“, berichtet er. „Wenn wir zum Beispiel mit dem Traktor Dünger streuen, sehen wir auch alles, richten aber keinen Schaden an, weil wir in der Leitspur bleiben. Da hätte man sich doch abstimmen können.“

Der Landwirt dokumentiert alle Schäden, auch jene, die nicht durch Zaunbau und Kontrollen in der ASP-Kernzone entstanden sind. Er erwartet Restriktionen für das Erntegut, vor allem bei Gerste und Raps. Da die Wildschweine innerhalb der Zäune in Ruhe gelassen wurden, damit sie die ASP nicht verbreiten, sind auch höhere Wildschäden im Getreide vorgezeichnet. Wie genau dann die „Entnahme“ der Tiere erfolgen soll, weiß er nicht. Bei allem Verständnis für die Ämter und für die Probleme der Seuchenbekämpfung findet Rainer Hromada: „Schwere Entscheidungen werden leichter, wenn man mit den Betroffenen darüber spricht.“