AfD in Ostdeutschland: So viele Stimmen holt die Partei auf dem Land
Abgehängt oder einfach anders? So wählen ländliche Gebiete in Ostdeutschland: Die spannenden Erkenntnisse des Thünen-Instituts über das Wahlverhalten in ländlichen Räumen, die AfD und die Ursachen der Unzufriedenheit.
Die Unzufriedenheit der Menschen auf dem Land wächst – das schlägt sich auch in den Wahlergebnissen nieder. Dieser Ansicht ist Prof. Andreas Klärner. Der Wissenschaftler forscht am Thünen-Institut für Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen, wo zurzeit die Ergebnisse der Bundestagswahl vom 23. Februar ausgewertet werden. Von der Unzufriedenheit profitiert vor allem die Alternative für Deutschland (AfD).
Laut Thünen-Institut trifft die AfD gerade in ländlichen Gebieten in Ostdeutschland auf Zustimmung.
AfD im Osten: Bis zu 40 Prozent auf dem Land
Demnach ist die rechtsextreme Partei in ländlichen Gebieten im Osten mit 37–38 % der Stimmen absoluter Spitzenreiter. In Westdeutschland kam die AfD dagegen auf dem Land nur auf etwa 20 %, dort konnten CDU/CSU mit etwas über 30 % die meisten Stimmen verbuchen.
Thünen-Institut: Gefühl des Abgehängtseins
Bereits seit 2018 beschäftigt sich ein Forschungsprojekt des Thünen-Instituts mit der Frage: Wählt die Bevölkerung in ländlichen Räumen anders als in den Städten? Dabei werden Wahlergebnisse kleinräumig differenziert quantitativ analysiert. Hintergrund ist auch die Frage, inwieweit Gefühle des Abgehängtseins in ländlichen Räumen die Ursache von Unzufriedenheit sind. „Wenn Läden und Schulen schließen, wenn Verwaltungen nicht mehr präsent sind und der Leerstand zunimmt, entsteht schnell ein Gefühl des Abgehängtseins, aus dem sich Politikverdrossenheit und Ressentiments entwickeln können“, hatte bereits 2017 der damalige Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) formuliert.
AfD in Ostdeutschland profitiert von Wahlbeteiligung
Eine wesentliche Ursache für die schlechte Stimmung sieht Andreas Klärner darin, dass jahrzehntelang Investitionen in die Infrastruktur unterblieben oder nicht hinreichend getätigt worden seien. Die Folgen seien mittlerweile für jedermann spürbar.
Keine nennenswerten Auswirkungen auf das Wahlverhalten der ländlichen Bevölkerung hat dem Wissenschaftler zufolge allerdings die Lage der Landwirtschaft. Klärner hebt hervor, dass die AfD ihre Stellung in ländlichen Gebieten gefestigt hat. Während bei früheren Wahlen vor allem Protestwähler im Mittelpunkt standen, verzeichnete die Partei nun einen signifikanten Anteil an treuen Wählern. Die AfD habe zudem von der hohen Wahlbeteiligung in diesem Jahr profitiert und es in erheblichem Maße geschafft, bisherige Nicht-Wähler zu mobilisieren.
Bundesweit habe die Union ihre Vormachtstellung zwar behaupten können, so die ersten Ergebnisse der Thünen-Auswertung. Doch der Vorsprung gegenüber der AfD in Ostdeutschland sei kleiner geworden. Danach kommen die Unionsparteien in ländlichen Gebieten im bundesweiten Schnitt auf rund 30 % der Zweitstimmen. Die AfD landet knapp unter 24 %. Mit einigem Abstand dahinter liegt die SPD mit rund 15 %, gefolgt von den Grünen mit 10 % und der Linken mit 7 bis 8 %. Die FDP liegt auf dem Land bei gut 4 %, das BSW erreicht in etwa die 5-Prozent-Marke.
Ostdeutschland: Linke und BSW stärker
Interessant in der Thünen-Analyse ist auch, dass die etablierten Parteien insgesamt im Osten deutlich schwächer sind – und dafür Linke und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) stärker abschneiden. So erreichen die Linken in ländlichen Gebieten um die 10–12 % und damit sogar etwas mehr als das BSW mit 10 %. Aus ostdeutscher Perspektive hätte das BSW damit definitiv die 5-Prozent-Hürde geknackt und wäre im Bundestag vertreten.

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