Körner, Stroh, Mais: alles trocken
Früherer Abschluss der Getreideernte mit akzeptablem Roggenbetrag, aber düstere Aussichten für den Mais: zu Besuch bei unserem Praxispartner in Brandenburg, der Agrargenossenschaft Ranzig.
Ende Juli wurde in der Agrargenossenschaft Ranzig der letzte Roggen des Jahres geerntet. „Früher haben wir für den Abschluss der Getreideernte immer den 20. August angepeilt“, erzählt Pflanzenbauleiter Thomas Kläber. Am 20. August habe der frühere Mähdrescherfahrer Geburtstag gehabt, der viele Jahre in Ranzig die Erntemaschine lenkte. Bis zu dem Tag wollte man fertig sein.
In diesem Jahr ist mit der Getreideernte, die am 2. Juli begonnen hat, schon am 29. Juli Schluss. Klar, der frühere Vegetationsbeginn. Doch hinzu kam, dass es kaum Unterbrechungen durch Niederschläge gegeben hat, sagt Thomas Kläber.
Unsere Top-Themen
• Weihnachten im Schafstall
• Sortenversuche Sommerbraugerste
• Landmaschinen mit KI
• Märkte und Preise
Gerste überraschte positiv
Für den Mais war das eine Katastrophe. Die Getreideernte schätzt der Pflanzenbauleiter als durchschnittlich ein. Die Gerste habe ihn mit 58 dt/ha positiv überrascht. Die 44 ha Weizen waren mit genau 44 dt/ha dabei.
Beim Roggen hat die Genossenschaft in diesem Jahr zuerst die schlechteren Bestände vom Halm geholt. Der Durchwuchs in den schütteren Beständen sei stärker als dort, wo der Roggen dicht gewachsen ist, erläutert Kläber. Je geringer der Anteil von Beikraut, desto höher die Qualität des Roggenstrohs, das zur Fütterung eingesetzt wird.
Auf den abgeernteten Feldern ist deutlich zu erkennen, wie differenziert das Bild schon auf einem einzelnen Schlag ist. Stichwort: teilflächenspezifische Bearbeitung. Wo weniger gedüngt wurde, mischt sich Grün ins Strohblond der Stoppeln. Auf dem Schlag bei Ranzig, wo tags zuvor noch die Strohpresse zugange war, werden die Quaderballen geborgen, herangefahren und gestapelt. Darüber kommt ein Vlies. Das wurde früher mit zwei, drei Strohballen beschwert. In diesem Jahr sollen dafür alte Reifen genommen werden. Das Stroh ist zu wertvoll, um als Gewicht zu verwittern.
Bildergalerie: Getreideernte 2022 bei der Agrargenossenschaft Ranzig
Neue Strohpresse für bessere Futteraufnahme
Die Strohpresse, eine nagelneue Quadrant 5300 Evolution mit Fine-Cut-Schneidwerk, ist heute in Neubrück auf dem Acker des Nachbarbetriebes im Einsatz. Am Horizont ist dessen Mähdrescher auszumachen, die frischen Schwaden pressen sich die Ranziger. Schon in den vergangenen Jahren haben sie bei Nachbars Stroh zugekauft.
Olaf Worm, der sonst mit einem Kollegen die Mutterkuhherde betreut, hat sich mit der neuen Maschine angefreundet. Die nimmt die Schwaden auf, schneidet die Halme mit 51 Messern klein und presst das Schnittgut. Die Ballen von 120x90x90 cm Größe wandern auf den Quadro Pac V und werden jeweils zu dritt abgelegt. Thomas Kläber und Olaf Worm schauen sich die Quader an. Noch sind zu lange Halme dabei, die die Kühe selektieren würden.
Abgesehen davon, dass die alte Strohpresse hinüber war, versprechen sich die Ranziger von der neuen eine bessere Futteraufnahme. Hilft nur, doch noch etwas langsamer zu fahren und auf drei Stundenkilometer herunterzugehen. Was den Laien verblüfft: Die 51 Messer der Hightech-Presse werden von Olaf Worm in der Strohernte täglich geschliffen— mit einer handelsüblichen Schrubbscheibe am Trennschleifer. Drei Messersätze sind im Einsatz, die jeden Tag gewechselt werden.
Akzeptabler Roggenbetrag für Ranziger Bodenverhältnisse
Zurück in Ranzig: Der Claas Lexikon 750 erntet den letzten Roggen der Saison. Am Steuer: Robin Schmidt, den wir zuletzt bei der Landpartie getroffen haben. Es ist sein erstes Jahr auf dem Mähdrescher. Abfahrer und Störche begleiten das Ernteschlachtschiff, das in aller Ruhe den Roggen abgrast. Der Roggenertrag der diesjährigen Getreideernte liegt bei der Agrargenossenschaft Ranzig — je nach Bodengüte und Glück oder Pech beim Regenschauerroulette — in diesem Jahr zwischen 26 und 61 dt/ha. Akzeptabel für Ranzig mit durchschnittlich 26 Bodenpunkten.
Schlechteste Maisernte
Ganz und gar nicht akzeptabel ist in diesem Jahr der Mais, und doch müssen sich Menschen und Tiere darauf einstellen. Es werde die schlechteste Maisernte, seit er denken kann, sagt Thomas Kläber. Schon im vergangenen Jahr war es bei 400 l Jahresniederschlag keine gute Ernte. In diesem Jahr sind bisher nur 233,2 l auf den eh schon trockenen Boden gefallen. Der Mais ist vertrocknet, die Kolben sind kümmerlich. Beim kniehohen Zweitfruchtmais sieht es noch schlimmer aus.
Und auch die Flächen mit Luzerne sehen aus, als würde sich ein dritter Schnitt kaum lohnen – zumal, wenn man die Dieselpreise ansieht. Die Pflanzen sind vertrocknet und Regen nicht in Sicht. Tierproduktionsleiter Christian Rußig passt schon jetzt die Fütterung an, reduziert die Maissilage und mischt Biertreber und Kartoffelpulpe in die Rationen. Außerdem müssen sich auch die laktierenden Tiere an Stroh in der Ration gewöhnen.
Praxispartner in Brandenburg
Agrargenossenschaft Ranzig
Lesen Sie alle Artikel über unseren Praxispartner in Brandenburg … mehr
Neues Lüftungskonzept: 100.000 Euro für mehr Tierwohl
Ausgleichende Gerechtigkeit für die Schmalkost: viel Frischluft und demnächst auch eine Sprenkleranlage. Um die 100.000 Euro investiert die Agrargenossenschaft in die Umsetzung eines neuen Lüftungskonzepts. 25 leistungsstarke Turbinenlüfter wer-den gerade nach und nach installiert. Die alten Lüfter, die seit 2003 im Dienst sind, wandern in die Außenbereiche der Ställe. Das ganze System wird letztlich per App vom Handy aus gesteuert. Wie das genau funktioniert, schauen wir uns bei einem der nächsten Besuche an, wenn alles fertig und absehbar ist, wie sich der neue Kuhkomfort auf die Tiere auswirkt.
Investitionen in Kuhkomfort rechnen sich immer
10 – 15 % Milchleistungsverlust durch die Sommerhitze sollen durch die Anlage ausgeglichen werden, verspricht sich die Agrargenossenschaft. Und: Investitionen in Kuhkomfort rechnen sich immer, ist Rußig überzeugt. Ihm machen aber in diesem dritten trockenen Jahr in Folge auch die Mutterkühe Sorgen, die auf trockener Weide stehen und nicht so unaufwendig wie sonst durch den Sommer kommen.