Nahrungsmittelversorgung sichern: Mehr Importe?
Bei einer Anhörung im Agrarausschuss der Bundesregierung war man sich einig, dass es weiterhin eine Nahrungsmittelsicherheit in Deutschland geben muss. Wie diese genau aussehen soll, sorgte für verschiedene Ansichten. Dabei spielten auch strittige Handelsabkommen, wie dass Mercosur-Abkommen eine Rolle.
Die Nahrungsmittelversorgung muss gesichert werden, darin waren sich am Montag (17.4.2023) in einer Anhörung des Agrarausschusses im Bundestag alle Sachverständigen einig. Wie der Weg dahin und das Ergebnis aussehen werden, darüber herrschte unter den acht Experten kein Einvernehmen.
Anlass für die öffentliche Anhörung war ein Antrag der Unionsfraktion, die Selbstversorgung mit Lebensmitteln in Deutschland und der EU zu erhalten.
Unsere Top-Themen
• Baumschulengärtner Florian Wolf
• Samenernte mit Bürsten
• Technik für Gülle und Mist
• Märkte und Preise
Nahrungsmittelversorgung sichern: Regionalität und Nährstoffkreisläufe
Benedikt Bösel, Geschäftsführer des Land- und Forstbetriebes „Gut&Bösel“ im ostbrandenburgischen Briesen, plädierte für einen möglichst hohen Selbstversorgungsgrad bei Lebensmitteln. Seit dem Ukraine-Krieg habe man erfahren, dass die deutsche Landwirtschaft zu stark von Importen abhängig sei, gerade bei Düngemitteln. Er warb für eine stärkere Ausrichtung zu einer regionalen, ökologischen Landwirtschaft, die Nährstoffkreisläufe schließe und Biodiversität fördere.
Auch Kerstin Pezda, Geschäftsführerin der Agrargenossenschaft Dollenchen/Lieskau, einer der größten Agrarbetriebe in Südostbrandenburg, warb für diese Ziele. Damit der ländliche Bereich weiterhin Arbeitsplätze schaffen könne, forderte sie für ihre 80 Mitarbeiter und deren Familien „umsetzbare Rahmenbedingungen und mehr Planungssicherheit“. Die Menge an Auflagenstelle auch für große Betriebe Herausforderungen dar, bei denen viele nicht mehr konkurrenzfähig seien. Statt zu mehr regionaler Produktion komme es seit Jahren zu mehr Importen, Handelsabkommen wie Mercosur würden dies noch verschärfen.
Import: Mercosur-Abkommen
Dem schloss sich Richard Fuchs, Klimaforscher am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), an. Mit dem Mercosur-Abkommen würden die Importraten noch weiter steigen. Die einheimische Produktion von Lebensmitteln sollte erhöht, die Landwirtschaft jedoch auf „Praktiken einer nachhaltigen Intensivierung“ umsteuern. Dazu sei der Einsatz von Technologien wie Crispr-Cas sinnvoll. Auch die Verbraucher müssten sich umorientieren und weniger Fleisch und Milchprodukte zu sich nehmen.
Gegen eine Intensivierung argumentierte Peter Röhrig vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). Es bestehe die doppelte Verantwortung, für ausreichende Ernährung zu sorgen, aber auch Boden, Artenvielfalt, sauberes Wasser und ein ausgeglichenes Klima zu sichern. Das sei mit heutigen Produktionsweisen nicht zu erreichen. Nötig sei dafür, den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel zu reduzieren.