Deutscher Bauerntag 2024: Was Landwirte von dem Treffen in Cottbus erwarten
Mit Schönwetterreden oder Vertröstungen werden sich die Delegierten in Cottbus nicht zufriedengeben. Vor dem Deutschen Bauerntag in Brandenburg ist der Unmut nicht nur bei den Gastgebern groß, sagt LBV-Präsident Henrik Wendorff im Interview.
Das Gespräch führte Ralf Stephan
In Cottbus fand 1999 schon einmal ein Deutscher Bauerntag statt. Auch damals ging es ums Sparen, war die Stimmung aufgeheizt. Wie wird es dieses Mal sein?
Wir freuen uns zunächst einmal sehr, dass wir den Deutschen Bauerntag in Brandenburg nach 1999 im Land haben. Wir sehen dabei, dass sich viele Themen derzeit auch nach 25 Jahren wiederholen: eine Agrardieseldebatte, Diskussion um den Bundeshaushalt, eine Kanzlerpartei, die Partei des Landwirtschaftsministeriums und krasse Sparpläne.
Ich glaube, die Stimmung selbst ist nicht weniger gereizt als vor 25 Jahren, allerdings haben wir jetzt bereits ein halbes Jahr Diskussionen und auch große Proteste hinter uns. Ich erwarte deutliche Worte unseres Präsidenten, Joachim Rukwied, und auch klare Botschaften aus den Reihen der Delegierten, denn Politik hat in den letzten 25 Jahren sehr wenig geliefert.
Viele Themen sind gleich. Hier müssen endlich praktikable Lösungen her, ansonsten könnte der Deutsche Bauerntag am Anfang von weiteren Protesten stehen. Ob jetzt oder später, das kann ich noch nicht sagen – aber in der Branche herrscht nach wie vor großer Unmut.
Rückblick auf den Deutschen Bauerntag 1999 in Cottbus
Seinerzeit übergaben Bauern dem SPD-Kanzler Schröder ihr letztes Hemd. Sind solche Aktionen wieder geplant?
Es würde doch ein wenig die Spannung herausnehmen, wenn dies jetzt schon bekannt wäre. Für den Fall der Fälle werden wir aber ganz bestimmt alle saubere Unterhemden tragen. Seinerzeit waren es ja die bayerischen Kollegen. Wir wollen alle hoffen, dass niemand einem nackten Mann in die Tasche greifen will, um das Bild weiterzudenken.
Erwartungen an den Deutschen Bauerntag 2024
Welche Botschaften erwartet der Landesbauernverband Brandenburg vom Bauerntag?
Zunächst haben wir eine Vorstandswahl beim DBV. Die großen Überraschungen oder eine Verjüngung werden sicherlich ausbleiben, aber ich gehe trotzdem davon aus, dass der Vorstand mit neuem Schwung in die nächste Wahlperiode gehen wird. Diesen wird er auch brauchen, da wir schon fast wieder im Vorwahlkampf zur Bundestagswahl 2025 sind. Auf dem Weg dorthin wird sich der Bauernverband wie immer intensiv in die Regierungsprogrammtiken einbringen.
Darüber hinaus erwarte ich von Minister Özdemir nicht wieder nur Schönwetterreden und Schuldzuweisungen an andere, sondern endlich klare Antworten, wie die Bundesregierung ihre Agrarpolitik neu ausrichten will. Auch wollen wir wissen, wie die Bundesregierung die Fragen der eigenen Regierungsfraktionen beantwortet, die bereits Anfang des Jahres gestellt wurden. Vertröstungen gab es bekanntlich schon viele.
Hoffen auf positive Überraschungen in Cottbus
Wann ist der Bauerntag für Sie als Gastgeber eine gelungene Veranstaltung gewesen?
Cottbus und Brandenburg sind ein toller Landstrich und ein innovativer Agrarstandort. Wir wollen den Delegierten zeigen, was sich seit 1999 bei uns getan hat. Wenn am Ende die Menschen auch nach dem Bauerntag wieder mal zu uns kommen wollen, dann haben wir ganze Arbeit geleistet und Werbung für unser Land gemacht.
Aber mal ehrlich: Ich würde den Bauerntag für vollumfänglich gelungen erklären, wenn wir am Ende wüssten, dass der Agrardiesel bleibt, die steuerfreie Risikorücklage kommt und der Bürokratieaufwand mit ganz konkreten Vorschlägen abgebaut wird.
Am Ende halte ich es wie der Fußball-Trainer Hans Meyer: Man kann gar nicht alt genug werden, um alle Überraschungen, die die Agrarpolitik so parat hat, verkraften zu können. Hoffen wir also, dass sie dann wenigstens positiv für uns sind.
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