Agrofarm eG Lüssow: Drescher begeistert vor dem Erntestart
Während in anderen Regionen des Landes schon vereinzelt die Erntemaschinen auf den Straßen und Feldern unterwegs sind, stehen sie am 29. Juni bei der Agrofarm eG Lüssow noch still – allerdings nicht unbeachtet – in der dunklen Ecke. Denn einer der drei betriebseigenen Mähdrescher rückt trotzdem ins Rampenlicht.
Es ists ungewöhnlich laut und lebendig auf dem Betriebshof. Vorstandsvorsitzender Lars-Peter Loeck schaut schmunzelnd aus dem Fenster: „Wir haben Besuch. Heute sind zwei Schulklassen da. Und morgen kommt der Kindergarten.“ Draußen treffen wir auf die Kinder der 1. Klasse der Grundschule Lüssow sowie auf die Zweitklässler der Grundschule am Inselsee Güstrow. Schnell verteilen sie sich auf mehrere Stationen, an denen es Wissenswertes über Landwirtschaft zu erfahren gibt: Den Kälberstall gilt es zu entdecken – „Die sind aber süß“, ertönt es aus einem freudigen Stimmenwirrwarr. An einer langen Tafel werden verschiedene Getreidepflanzen und -körner unter die Lupe genommen. Die Schülerinnen und Schüler lernen, dass daraus Brot und Brötchen hergestellt werden.
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„Wenn ich groß bin, werde ich hier arbeiten“
Auch eine Hüpfburg aus Strohballen gibt es. Diese Einladung zum Toben nehmen die Kinder gerne an. Eines fesselt sie am meisten, denn der Mähdrescher hat es ihnen besonders angetan. Geduldig und vorsichtig unter Aufsicht von Wencke Ladwig, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Agrofarm, darf jeder einmal auf die Erntemaschine und in der Fahrerkabine Platz nehmen.
Von Angst bei den Kindern keine Spur, im Gegenteil. Die Augen von Tom Ingo leuchten. „Wenn ich groß bin, werde ich hier arbeiten. Ich möchte die großen Maschinen fahren“, sprudelt die Begeisterung aus dem Achtjährigen heraus. Loeck und Ladwig sind sich einig, dass sie sich für die kleinen Besucher gerne Zeit nehmen. Der 46-Jährige weiß, wie wichtig es ist, „Kindern die Nähe zur realen landwirtschaftlichen Praxis zu bieten, sie zu informieren“. Seine Kollegin ergänzt: „Unter ihnen sind vielleicht unsere künftigen Auszubildenden.“
Bildergalerie: Aktuelles von der Agrofarm eG Lüssow
Betriebsziel: Drei Ausbildungsplätze pro Jahr
Berufsnachwuchs wird in Lüssow großgeschrieben. Bisher wurden über 200 junge Menschen ausgebildet. Betriebsziel ist, jährlich drei Ausbildungsplätze als Land- bzw. Tierwirt zu besetzen und nach erfolgreichem Abschluss die Fachkräfte im Betrieb zu übernehmen. „Das klappt aber leider nicht mehr so gut“, beschreibt Lars-Peter Loeck die Situation, dass die Anzahl an Bewerbern in den vergangenen Jahren deutlich zurückging.
Für die Qualität der Ausbildung wird trotzdem alles getan. Fünf Mitarbeiter im Betrieb haben einen Ausbilderschein und zwei von ihnen sind sogar im Prüfungsausschuss tätig.
Ernte 2022: Leicht unterdurchschnittliche Ergebnisse erwartet
Der Vorstandsvorsitzende erwartet einen normalen zeitlichen Beginn der Ernte in der ersten Julihälfte und leicht unterdurchschnittliche Ergebnisse. Nachdem die Kulturen gut entwickelt aus dem Winter gekommen sind, folgte ein kühles und weitestgehend trockenes Frühjahr.
In Lüssow gab es in den vergangenen drei Monaten zwar ab und an etwas Regen. Aber nicht immer zur richtigen Zeit und in ausreichender Menge, damit sich die Pflanzen optimal entwickeln konnten. Beim Blick auf einen Gerstenschlag mit dichtem Bestand sind ausreichend viele ährentragende Halme zu erkennen. „Aber die Ährengröße ist deutlich unzureichend“, erklärt Loeck seine zurückhaltende Prognose. „Zur Kornfüllungsphase hatten wir Niederschlag. Daher hoffe ich, über Korngröße und Hektolitergewicht Ertrag zu generieren“, so der Landwirt weiter.
Um auf den Erntestart bestens vorbereitet zu sein, laufen noch einige Arbeiten auf Hochtouren. Die fünf eigenen Lagerhallen mit Belüftung und Trocknung erhalten den letzten Feinschliff. Der Drei-Schar-Pflug sowie die Wasserwagen für Brandschneisen bzw. Brandschutz werden überprüft. Nicht nur bei der aktuell sehr trockenen Witterung legen die Verantwortlichen der Agrofarm Lüssow darauf besonderen Wert. „Einige Mitarbeiter sind auch in der Freiwilligen Feuerwehr“, schätzt Lars-Peter Loeck den Vorteil, im Ernstfall kompetente Einsatzkräfte vor Ort zu haben. Die betriebseigenen Färsen, denen wir bei herrlichem Sonnenschein auf unserer Rundreise durch die Flur begegnen, bekommen von all dem Trubel nichts mit. Nicht nur sie freuen sich, dass bereits frische Heulage für 300 Ballen geerntet wurde. 1.000 sollen es insgesamt noch werden.