Amerikanische Roteiche: Klimaresistent – aber umstritten

Die Roteiche (Quercus rubra) ist Baum des Jahres 2025. Die einen sehen in ihr großes Potenzial mit Blick auf den Klimawandel, bei anderen ruft die Auswahl der „Baum des Jahres - Dr. Silvius Wodarz Stiftung“ Kritik hervor.
Roteiche, lateinisch Quercus rubra, auch Amerikanische Spitzeiche genannt, ist Baum des Jahres 2025. (c) Peter Oetelshofen/stock.adobe.com

Die Amerikanische Roteiche (Quercus rubra) ist Baum des Jahres 2025. Das hat die „Baum des Jahres – Dr. Silvius Wodarz Stiftung“ am 25. Oktober bekanntgegeben. Die leuchtend orange bis rote Färbung im Herbst ist ihr Markenzeichen: Zum Titel haben ihr jedoch, wie die Stiftung erklärt, ihre weiteren besonderen Eigenschaften verholfen, die dem Baum besonders in Zeiten des Klimawandels Bedeutung verleihen.

Georg Schirmbeck, Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates und Schirmherr des Baum des Jahres 2025 erklärte dazu: „Ihre Fähigkeit, auch auf trockenen Standorten zu gedeihen, macht sie zu einem wichtigen Bestandteil der deutschen Wälder. Sie steht für Resilienz und nachhaltige Forstwirtschaft.“

Positive Eigenschaften

Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) beschreibt die Roteiche als schnellwachsende Baumart, die sowohl resistent gegen Schädlinge als auch schattenverträglich ist. Vor mehr als 400 Jahren kam die bis zu 35 Meter hohe Roteiche aus dem östlichen Nordamerika nach Europa. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wird sie wegen Fraßschäden als Ersatz für heimische Eichen angepflanzt. Die SDW verweist auf die Nutzung als fremdländische Baumart in Rein- oder Mischbeständen mit Buche in weiten Teilen Europas. Aufgrund ihrer besonderen Herbstfärbung und attraktiven Blattform hat die Roteiche in vielen Parks einen Platz gefunden. In Kiefernbeständen sollen Pflanzstreifen mit Roteichen als sogenannte Feuerriegel das flächige Waldbrandrisiko minimieren: Die Blätter der Roteiche sind nur schwer entzündlich.

Klein_Roteiche-Blatt-Samen
Ursprünglich stammt die Roteiche aus Nordamerika. (c) SDW

Trotz der positiven Eigenschaften ruft die Entscheidung des Baum des Jahres Kuratoriums Kritik hervor, denn als durchsetzungsstarker Neophyt ist die Roteiche aus ökologischer Sicht umstritten. Der Bund deutscher Forstleute (BDF) ist der Meinung, mit der Auswahl provoziere das Kuratorium eine polarisierende Diskussion. Der Bundesvorsitzende Dirk Schäfer ist sich sicher: „Naturschützer werden die Roteiche wegen ihrer schlechten ökologischen Eigenschaften scharf kritisieren. Forstbetriebe sehen ihr Zuwachspotenzial und die Stresserträgnis im Klimawandel auf den nicht so gut nährstoffversorgten Böden. Die Holzwirtschaft wird ihre Holzqualität und die Verwertungsmöglichkeiten loben.“

Dabei nehme die Roteiche bisher nur eine geringe Waldfläche ein. Gemäß der aktuellen Bundeswaldinventur wachsen die acht Gastbaumarten aus Nordamerika und Japan insgesamt nur auf fünf Prozent der Waldfläche. Die Niedersächsischen Landesforsten planen laut der Veröffentlichung „Klimaangepasste Baumartenwahl in den Niedersächsischen Landesforsten“ aus dem Jahr 2019 den Anteil der Roteiche bis 2055 auf ein Prozent der Waldfläche auszuweiten. Dabei gehe es stets um eine Mischung mit heimischer Buche und weiteren Begleitbaumarten.

Roteiche: Chancen und Risiken

Wie Schäfer erklärt, sei die Roteiche für den BDF mit Blick auf den Klimawandel und die Wiederbewaldung vieler Kalamitätsflächen durchaus interessant. Er betont jedoch: „Wir sehen die Herausforderung, die Roteiche sinnvoll in Mischwaldstrukturen zusammen mit heimischen Baumarten zu integrieren.“ Es gehe darum die ökologischen Risiken der Roteiche genauer auszuleuchten und Chancen für CO2-Speicherung und Holzzuwachs zu erkennen.

Prof. Andreas Bitter, Präsident der AGDW – Die Waldbesitzer begrüßt die Wahl der Baum des Jahres Stiftung: „Mit der Entscheidung für die Roteiche ist die Wahl auf eine waldbaulich wie ästhetisch attraktive Baumart gefallen, die zugleich im Klimawandel ein großes Potenzial bietet.“ Mit ihrer Sturmfestigkeit und relativ hohen Trockentoleranz sei die Roteiche angesichts zunehmender Wetterextreme eine vielversprechende Baumart. Er sieht die Wahl der Roteiche als wichtigen Fingerzeig, dass das Spektrum der Baumarten für den Wald der Zukunft erweitert werden muss.

Der Baum des Jahres wird seit 1989 gekürt. Das heute 34 Mitglieder umfassende Kuratorium Baum des Jahres gibt es seit 1991. Die Mitglieder stammen aus den Bereichen Forstwirtschaft, Naturschutz, Dendrologie und Gartenbau. Zu den 34 Bäumen des Jahres gehören bisher nur vier Gastbaumarten: die Rosskastanie, die Walnuss, die Esskastanie und die Robinie. Alle diese Arten sind allerdings schon lange eingebürgert.

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Von Sachsen nach Chicago: Studierende der BA Sachsen haben in Iowa und Wisconsin die US-amerikansische Landwirtschaft kennengelernt. © Berufsakademie Sachsen
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