ASP-Verdacht in Brandenburg bestätigt

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Das im Landkreis Spree-Neiße nahe der polnischen Grenze verendet aufgefundene Wildschwein war mit Afrikanischer Schweinepest infiziert.

Gestern noch war es ein amtlicher Verdacht, inzwischen aber steht fest: Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist in Deutschland angekommen. Die vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) in der zurückliegenden Nacht untersuchten drei Proben des im Südosten von Brandenburg gefundenen Wildschweinkadavers fielen positiv aus. Damit bestätigte das nationale Referenzlabor das Testergebnis aus dem Landeslabor Berlin-Brandenburg.

Nationaler Krisenstab nimmt Arbeit auf

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner informierte darüber am Donnerstagvormittag in einer Pressekonferenz. Zunächst wies sie darauf hin, dass es sich bislang um „einen einzelnen Fund in einem Landkreis“ handele und dass von der ASP keine Gefahr für Menschen ausgehe. Klöckner teilte mit, dass der Nationale Krisenstab seine Arbeit aufnehmen wird und die für solche Fälle vorgesehenen Maßnahmen aus der Nationalen Schweinepest-Verordnung umgesetzt werden. Aufgabe der zuständigen Landesbehörde in Brandenburg sei es zunächst, sich einen Überblick über die Seuchenlage vor Ort zu verschaffen und die weitere Verbreitung der Seuche aufzuhalten.

ASP: Intensive Suche nach weiteren Kadavern

FLI-Präsident Prof. Thomas Mettenleitner ergänzte, es komme jetzt darauf an, nach weiteren Kadavern im Umkreis des Fundortes zu suchen. Nach seinen Angaben befand sich der Kadaver bereits in einem fortgeschrittenen Stadium der Verwesung. Entsprechend wichtig sei es, sich einen Überblick über mögliche weitere Funde zu verschaffen. Die Vermutung, dass das Virus aus dem rund 30 Kilometer entfernten westpolnischen Seuchenherd stammt, konnte er noch nicht bestätigen. Dazu seien weitere Untersuchungen erforderlich, sagte er.

Ministerin Klöckner mahnte vor der Presse zur Besonnenheit. Noch seien die Ergebnisse ganz frisch. Man befinde sich in enger Abstimmung mit den Ländern, der EU-Kommission und der Welttiergesundheitsorganisation (OIE). Wegen möglicher Exporteinschränkungen befinde man sich ebenfalls bereits in Gesprächen mit China. Innerhalb der EU werde das Regionalprinzip akzeptiert, so dass Handelsverbote nur für die gesperrten Gebiete zu erwarten seien, sagte Klöckner. Noch wisse man jedoch nicht einmal, wie viele landwirtschaftliche Betriebe betroffen sein könnten. Dazu und zu weiteren Einzelheiten wird das Land Brandenburg am Donnerstag gegen Mittag informieren.

LBV: „Tierhalter mächtig unter Druck“

„Wir hatten befürchtet, dass die ASP keinen Bogen um Brandenburg machen würde. Jetzt ist sie da. Nun geht es darum, dass Schlimmste zu verhindern und die Hausschweine in unseren Ställen gesund zu halten“, erklärt der Präsident des Landesbauernverbandes Brandenburg (LBV), Henrik Wendorff, nach Bekanntwerden des ASP-Falls. Der zuständigen Behörde erwchse eine besondere Verantwortung. „Wir wünschen uns von den verantwortlichen Akteuren vor Ort Klarheit und einen reibungsarmen Kommunikationsfluss. Die betroffenen Tierhalter stehen mächtig unter Druck“, so der LBV-Präsident.

Alle Schweinehalter seien sensibilisiert, den Anweisungen der Behörden Folge zu leisten. Sie haben, so der Landesbauernverband, ein starkes Eigeninteresse daran, strikt auf die Biosicherheit in den Betrieben zu achten und diese täglich zu überprüfen. Als wichtigste Maßnahmen für den Schutz vor ASP im schweinehaltenden Betrieb ruft der Verband diese Maßnahmen in Erinnerung:

  1. direkte und indirekte Kontakte zu Wildschweinen verhindern;
  2. Einstreu vor Wildtieren geschützt lagern;
  3. Futter vor Wildtieren geschützt lagern;
  4. Zutritt nur für unvermeidliche Besucher;
  5. Verbot der Fütterung von Speiseabfällen;
  6. Regelmäßige Reinigung und Desinfektion von Stall und Gerätschaften;
  7. Schuh- und Kleiderwechsel beim Betreten des Stalls.

Rukwied fordert wildschweinfreie Zone

Der Deutsche Bauernverband (DBV) forderte Tierhalter, Behörden und Politik auf, die Vorsorge noch weiter zu verstärken. Es sei alles daranzusetzen, die Seuche ASP einzudämmen und wieder aus Deutschland zu verdrängen. „Dazu gehört weiter die konsequente Bejagung von Schwarzwild und ein stabiler Zaun. Wir brauchen zwingend eine wildschweinfreie Zone an der polnischen Grenze“, erklärte DBV-Präsident Rukwied.

Freie Bauern warnen vor ASP-Panikmache

Die Freie Bauern Brandenburg (Bauernbund) mahnten am Donnerstagmorgen in einer Pressemitteilung zu „Besonnenheit im Umgang mit der Seuche“. Ein Wildschwein sei kein Hausschwein, wird Vorstandsmitglied Thomas Kiesel aus Barsikow im Ruppiner Land zitiert. „Unsere Hausschweine-Bestände werden zu 99 Prozent in gut geschützten Ställen gehalten, und selbst wenn der Virus durch Unachtsamkeit eingeschleppt würde, kann er mit den normalen Methoden der Seuchenbekämpfung wirksam eingedämmt werden“, so Kiesel.

Sinnvoll sei es aus Sicht des Bauernbundes jetzt, den Jagddruck auf Wildschweine in der betroffenen Region massiv zu erhöhen. Überlegungen, im Umkreis des Wildschweinfundes Ackerfrüchte nicht mehr abzuernten und zu vernichten, hieße jedoch, „das Kind mit dem Bade auszuschütten“. Alle Maßnahmen sollten darauf ausgerichtet sein, den volkswirtschaftlichen Schaden so gering wie möglich zu halten. Vorrangig sollte die derzeit verängstigte Bevölkerung darüber aufgeklärt werden, dass ASP für den Menschen völlig ungefährlich sei und Schweinefleisch daher weiterhin unbedenklich verzehrt werden könne. red