Auch 2020 massive Waldschäden
Ähnlich wie in den Vorjahren sind Sachsens und Thüringens Wälder stark beschädigt. Der Borkenkäferbefall ist dramatisch, das Schadholz-Aufkommen hoch. Doch die Nachfrage sinkt.
Sowohl in Sachsen als auch in Thüringen stellen sich die Forstbehörden und Waldbesitzer erneut auf massive Waldschäden ein. „Wir sehen einem weiteren Jahr mit dramatischem Borkenkäferbefall und katastrophalen Schäden entgegen“, erklärte Sachsens Agrarminister Wolfram Günther (Grüne) die Waldschäden in Sachsen. Laut Utz Hempfling, Geschäftsführer des Staatsbetriebes Sachsenforst, seien „derzeit mehr Borkenkäfer in den sächsischen Wäldern als wahrscheinlich jemals zuvor in der forstlichen Geschichte“ zu verzeichnen.
Borkenkäfer vermehrt sich auch in Thüringen stark
Auch beim Staatsbetrieb Thüringen Forst hieß es, dass die trockene und warme Witterung erneut gute Bedingungen für eine Massenvermehrung des Borkenkäfers bereithalten würde. Ähnlich wie im Vorjahr erhöhe der einsetzende frühe Schwarmflug die Gefahr, dass wieder drei Käfergenerationen heranwachsen. Das würde noch höhere Waldschäden verursachen.
In Sachsen haben Stürme, Trockenheit und Borkenkäfer in den vergangenen zwei Jahren rund 7 Mio. m³ Schadholz hinterlassen. In Thüringen summierte sich der Schadholzeinschlag 2018 und 2019 auf fast 4,3 Mio. m³. Allein 2019 entfielen von den 3,7 Mio. m³ Gesamteinschlag 71 % auf Schadholz.
Thüringens Waldbesitzer fordern Liquiditätshilfen
Alarm schlägt unterdessen Thüringens Waldbesitzerverband und fordert schnelle Liquiditätshilfen für die Betriebe. Eine Erhöhung aktueller Fördersätze oder die Schaffung neuer Projektfinanzierungen bringe keinen Erfolg mehr. In einem Schreiben an Thüringens Agrarminister Benjamin-Immanuel Hoff erklärte Verbandspräsident Jörg Göring, dass sämtliche Reserven des Sektors aufgebraucht, Mitarbeiter und Betriebe erschöpft seien: „Nach den Schäden durch klimawandelbedingte Extremwettereignisse trifft uns mit Corona nunmehr ein dritter Großschaden, von außerhalb unseres Sektors.“
Holznachfrage kommt zum Erliegen
Während der Holzexport nach Fernost bereits eingebrochen war, komme nunmehr „auch die heimische Holznachfrage in einem ohnehin übersättigten Marktumfeld zum Erliegen“, so Göring. Die von Absatzschwierigkeiten getroffene Sägeindustrie habe infolge der Corona-Krise die Kapazitäten weiter gedrosselt bzw. ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt.
In der privaten und kommunalen Forstwirtschaft bleibe die notwendige Wiederaufforstung aufgrund der Liquiditätskrise stecken. „Der Verband der Forstbaumschulen hat in einem dramatischen Notruf bereits darauf hingewiesen: Aktuell werden Jungpflanzenbestellungen LKW-Weise storniert. Wenn ausgeschulte Pflanzen nicht in die Erde gebracht werden können, müssen sie vernichtet werden.“
Vorschlag: Hilfsprogramm nach Tschechischem Modell
Der Thüringer Waldbesitzerverband schlägt vor, sich am von der EU notifizierten Hilfsprogramm für den Privatwald in der Tschechischen Republik zu orientieren. „Dort erfolgt für geschädigte Bestände, die aus Waldschutzgründen geräumt werden müssen, eine Ersatzleistung. Hierfür hat die tschechische Regierung im Schnitt 600 Euro pro Hektar Privatwald zur Verfügung gestellt.“
Daneben fordert der Verband, privaten Forstbetrieben die Möglichkeit zu geben wird, Exportholz, für das aktuell kein Absatz besteht, in staatliche Lager abgeben zu können. fh