BayWa-Krise: Schließung von Standorten – ist der Osten betroffen?
Standortschließungen bei BayWa: Welche Orte in Deutschland betroffen sind. Müssen Landwirte jetzt weitere Wege in Kauf nehmen? Die Hintergründe der BayWa-Krise und wie es weitergeht.
Der Agrarhandelskonzern BayWa will aufgrund seiner angespannten finanziellen Lage bis zum Ende dieses Jahres zehn seiner Agrarhandelsstandorte in Bayern und Baden-Württemberg schließen. Diese Maßnahme ist Teil eines umfassenderen Sanierungskonzepts, das bereits die Schließung von insgesamt 26 Standorten vorsieht. „In der Fläche wurde das bestehende Standortnetz auf Nachfrage und Profitabilität überprüft. Die Analyse hat ergeben, dass 26 der derzeit gut 400 Standorte langfristig nicht wirtschaftlich betrieben werden können und deshalb bis Ende 2027 geschlossen werden“, erklärte ein Unternehmenssprecher gegenüber der Bauernzeitung.
Wie das Unternehmen jetzt mitteilte, sollen die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter größtenteils an anderen BayWa-Standorten weiterbeschäftigt werden. Einige Mitarbeiter gingen in Rente und „es gibt auch einige wenige betriebsbedingte Kündigungen“, bestätigte der Unternehmenssprecher. Die Verhandlungen mit dem Betriebsrat seien abgeschlossen.
Weitere Schließungen nicht ausgeschlossen
Nach derzeitigem Stand sollen 120 Agrarstandorte im Netzwerk der BayWa erhalten bleiben. Allerdings deutet das Unternehmen an, dass diese Zahl in Zukunft noch sinken könnte. Unternehmenskreise berichten, dass man die weitere wirtschaftliche Entwicklung abwarten wolle, bevor über zusätzliche Schließungen entschieden werde.
Längere Wege für Landwirte
Für die Landwirte in den betroffenen Regionen bedeutet die BayWa-Krise und damit die Schließung der Standorte, dass sie künftig längere Wege zu den verbleibenden BayWa-Lagerhäusern in Kauf nehmen müssen.
Es ist wichtig zu betonen, dass die angekündigte Schließungswelle laut einem Unternehmenssprecher keine Agrartechnikstandorte mit Werkstätten betrifft. Allerdings sind auch Baustoff-Handel-Standorte betroffen.
Diese Agrarhandel-Standorte schließen
Altensteig (Baden-Württemberg, 31.05.2025)
Rothenfeld (Bayern, 30.6.2025)
Gars (Bayern, 30.6.2025)
Triftern (Bayern, 30.6.2025)
Schwandorf (Bayern, 31.12.2025)
Gangkofen (Bayern, 31.12.2025)
Niederstotzingen (Baden-Württemberg, 31.12.2025)
Thiersheim (Bayern, 31.12.2025)
Velden (Bayern, 31.12.2025)
Kronach (Bayern, 31.12.2025)
Neuenmarkt (Bayern, 31.12.2025)
Diese Baustoffhandel-Standorte schließen bis zum 30. April 2025:
Mittelneufnach (Bayern)
Scheßlitz (Bayern)
Ehingen (Baden-Württemberg)
Neu-Ulm (Bayern)
Obertraubling (Bayern)
Insolvenz: Wo steht die BayWa zurzeit?
Die aktuelle BayWa-Krise ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. Dazu zählen unter anderem ein schwieriges Marktumfeld, gestiegene Kosten und möglicherweise auch strategische Fehlentscheidungen in der Vergangenheit. Der Konzern hatte bereits in den letzten Monaten mit rückläufigen Ergebnissen zu kämpfen und sieht sich nun gezwungen, durch Standortschließungen und andere Maßnahmen Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern, um wieder auf einen nachhaltigen Wachstumskurs zurückzufinden.
Aktuell befindet sich die BayWa nicht in einem Insolvenzverfahren im herkömmlichen Sinne. Stattdessen hat das Unternehmen Ende Januar 2025 ein sogenanntes StaRUG-Verfahren (Unternehmensstabilisierungs- und Restrukturierungsgesetz) beim Amtsgericht München beantragt und dieses wurde auch eröffnet.
Sanierungsplan der Baywa
Dieses Verfahren zielt darauf ab, eine Sanierung des Unternehmens außerhalb eines regulären Insolvenzverfahrens zu ermöglichen. Es soll der BayWa helfen, ihren Sanierungsplan, dem bereits über 95 Prozent der Gläubiger zustimmen, rechtssicher umzusetzen – auch gegen den möglichen Widerstand einzelner Gläubiger. Die BayWa strebt an, dieses Verfahren innerhalb weniger Monate abzuschließen.
BayWa-Krise: Ursachen der finanziellen Schwierigkeiten
Riskante Expansionsstrategie: Unter dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Klaus Josef Lutz verfolgte die BayWa einen aggressiven Wachstumskurs, der stark durch kurzfristige Kredite finanziert wurde und auch internationale Zukäufe umfasste.
Zinsanstieg: Die Niedrigzinsphase, die diese Expansion begünstigte, endete mit dem deutlichen Anstieg der Zinsen ab 2021/2022. Dadurch vervielfachten sich die Zinskosten für die BayWa erheblich und belasteten die Gewinne massiv.
Probleme in einzelnen Geschäftsbereichen:
Erneuerbare Energien (insbesondere Solar): Ein Überangebot an Solartechnik aus China führte zu einem Preisverfall und zu Verlusten in diesem Bereich. Zudem gestaltete sich der Verkauf von entwickelten Wind- und Solarparks nach der Zinswende schwieriger, wodurch Kapital länger gebunden war.
Landwirtschaft: Schlechte Ernten in einigen Regionen und ein Preisrückgang bei Düngemitteln trugen zu Umsatzrückgängen bei.
Hohe Schuldenlast: Die genannten Faktoren führten zu einer hohen Schuldenlast von mehreren Milliarden Euro, deren Bedienung durch die gestiegenen Zinsen zusätzlich erschwert wurde.
Fehlerhafte Darstellung der Finanzlage möglich: Es gibt Hinweise und eine Prüfung durch die BaFin wegen des Verdachts, dass die Finanzlage und Finanzierungsrisiken in der Bilanz für 2023 möglicherweise fehlerhaft dargestellt wurden.
Stellenabbau: Betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen
Nach Auskunft des Unternehmenssprechers plant die BayWa im Rahmen des Transformationskonzeptes bis 2027 den Abbau von bis zu 1.300 der aktuellen knapp 8.000 Vollzeitstellen. Der Großteil des Stellenabbaus solle nicht in der Fläche stattfinden, sondern insbesondere in den zentralen Verwaltungseinheiten. Rund 40 Prozent der Stellen sollen hier bis Ende 2027 abgebaut werden, antwortete er auf eine Anfrage der Bauernzeitung. Im Ergebnis könne es gelingen, 6.700 Arbeitsplätze zu erhalten. Die BayWa gehe so sozialverträglich wie möglich vor, könne aber betriebsbedingte Kündigungen nicht ausschließen.
Sanierung: Neues Finanzierungskonzept
Am Dienstag (8.4.) wurde bekannt, dass sich die BayWa AG sich mit ihren Kernbanken und Großaktionären auf ein neues Finanzierungskonzept sowie auf eine aktualisierte Sanierungsvereinbarung geeinigt. Damit kann die Sanierung des schwer angeschlagenen Agrarhandelskonzerns fortgesetzt werden. Zusätzlich festgestellter Finanzbedarf des auf erneuerbare Energien spezialisierten Tochterunternehmens BayWa r.e hatte eine Überarbeitung des bisherigen Finanzierungsplans nötig gemacht.

Unsere Top-Themen
- Kükenglück zur Osterzeit
- Erdmandelgras breitet sich aus
- Gülle exakt ausbringen
- Märkte und Preise
Informiert sein

Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!
Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:
- Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
- Zuverlässig donnerstags lesen
- Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
- Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
- Zugriff auf das Ausgaben-Archiv
Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!