Am Amtsgericht Rostock wurde der schwere Unfall mit einem Mähdrescher verhandelt. (c) AA+W/stock.adobe.com

Beide Beine amputiert: Unfall mit Mähdrescher vor Gericht

Dramatischer Unfall in Hohen Luckow: Ein junger Landwirt aus Mecklenburg-Vorpommern verliert seine Beine. Ein Gericht entscheidet über fahrlässige Körperverletzung. Erfahren Sie die Hintergründe eines schweren Unfalls und die gerichtlichen Konsequenzen für den Kollegen.

Von den Redakteuren der Bauernzeitung

Es war ein dramatischer Unfall, der sich im August 2023 in Hohen Luckow im Landkreis Rostock ereignet hat: Ein junger Mann geriet in die laufenden Förderschnecken eines Mähdreschers. Auf dem Feld musste er notoperiert werden und verlor beide Beine. Vor dem Amtsgericht in Rostock wurde am Mittwoch (25.09.) gegen den Kollegen verhandelt, der an diesem Tag ebenfalls auf dem Mähdrescher saß. Der Vorwurf: fahrlässige Körperverletzung.

Junge Männer haben Gefahr unterschätzt

Wie mehrere Medien am Mittwoch übereinstimmend berichteten, wurde das Verfahren gegen den heute 26-Jährigen eingestellt. Laut Gericht gibt es keinen Grund für eine Strafverfolgung. Beide Landwirte, damals 25 Jahre alt, entschlossen sich gemeinsam, eine Verstopfung im Kornspeicher zu beseitigen. Während der Geschädigte die Gefahr der sich drehenden Förderschnecken unterschätzte und annahm, dass diese in Betrieb bleiben müssten, wurde dem Angeklagten vorgeworfen, ihn bewusst in Gefahr gebracht zu haben. Dieser soll den Geschädigten angewiesen haben, in den Kornspeicher zu steigen und dabei die potenziellen Folgen missachtet haben.

Beide Landwirte wollten in den Mähdrescher steigen

Wie sich im Laufe des Verfahrens herausstellte, hatten die beiden jungen Männer allerdings vor, gemeinsam in den Mähdrescher zu steigen. Ein Anruf hielt den Angeklagten davon ab, ebenfalls in die Maschine zu steigen.

Angesichts der bestehenden Freundschaft und des gemeinsamen Arbeitsverhältnisses hatte das Unfallopfer keine Strafanzeige erstattet. Trotz der schweren Verletzungen, die ihn auf einen Rollstuhl angewiesen haben, zeigte sich der junge Landwirt vor Gericht kämpferisch. Dank der schnellen Hilfe von Einsatzkräften konnte sein Leben gerettet werden. Er ist weiterhin Teil des Betriebes, hat seine Tätigkeit jedoch an einen Schreibtisch verlegt.

Rettungsaktion auf dem Feld

Der Unfall hatte vor einem Jahr bundesweit Aufmerksamkeit erregt, weil die Rettungsaktion auf dem Feld über mehrere Stunden erfolgte. Es war heiß und wurde dunkel. Ärzte und Blutkonserven waren mit Hubschraubern eingeflogen worden. Wie Prof. Dr. Clemens Schafmayer von der Universitätsmedizin in Rostock in einem Interview mit dem Nordkurier erklärte, hatte es damals keine Möglichkeit gegeben den jungen Landwirt aus dem Mähdrescher zu befreien.

„Der Junge wäre sonst gestorben“

Um das Leben des Mannes zu retten, war die Notamputation auf dem Feld vorgenommen worden. „Das macht kein Chirurg gerne – aber der Junge wäre sonst gestorben“, sagte er. „Die Gegebenheiten waren für alle sehr schwierig. Es war staubig, es war rutschig, es war heiß“, so der Arzt. Durch die Öffnung passt nur er selbst als Operateur durch. Dieser Notfall hätte ihm und seinem Team alles abverlangt.

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In Sachsen hat sich ein schwerer Arbeitsunfall ereignet. Eine 27-Jährige starb. (Symbolbild) (c) Sabine Rübensaat

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