Brandenburg

ASP: Sonderfall Oderbruch

Auswertung in Letschin: Karsten Ilse, Jäger Bernd Köppe, Drohnenführer Jan Worpus und Jagdhelfer Jörg Baumgarten (v. l.). Mittels Drohne konnten sie beobachten, wie Rotwild aus Mais in ein Wäldchen wechselte
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Im Landkreis Märkisch-Oderland gab es bisher drei positiv auf ASP beprobte Wildschweine. Bei der Fallwildsuche am vorletzten Wochenende wurde etwa die Hälfte der Weißen Zone kontrolliert.

Von Heike Mildner (Text und Fotos)

<20 Tage nach dem ersten ASP-Fall im Landkreis Spree-Neiße war 80 km weiter nördlich in Bleyen im Oderbruch ein erlegter Überläufer positiv auf ASP beprobt worden. Folgen: Eine zweite Kernzone, ein weiterer Landkreis und ein anderes Herangehen. Der große Unterschied: Das Oderbruch ist gut zu überblicken. Es sei so flach, dass man morgens sehen kann, wenn mittags die Schwiegermutter zu Besuch kommt, heißt es. Und das gilt auch für Fallwild.

Außerdem liege der Ackeranteil hier bei 80 Prozent, in den anderen Landkreisen dominiere der Wald, nur 30 Prozent würden beackert, differenziert Henrik Wendorff. Er steht nicht nur dem Landes- sondern auch dem Kreisbauernverband Märkisch-Oderland vor und ist in das Krisenstabsgeschehen eingebunden.

Seit Freitag, den 9. Oktober, Landwirte in Märkisch-Oderland Ausnahmen vom Bewirtschaftungsverbot stellen dürfen, müssen sie nicht mehr untätig Däumchen drehen. Als am folgenden Wochenende 300 Freiwillige von Feuerwehr, THW und Jägerschaft die Kernzone absuchten, waren viele Landwirte aus dem gefährdeten Gebiet auf den eigenen Ackerschlägen unterwegs.

So auch Karsten Ilse aus Letschin, der einen Betrieb mit 850 ha Ackerland und 1.500 Mastschweine bewirtschaftet. Das ganze Wochenende war er auf den Flächen unterwegs, und am Dienstag darauf wurden ihm die ersten Schläge zur Bewirtschaftung freigegeben. „Von 14 Uhr bis in die Dunkelheit waren wir mit vier Mann draußen, Drillen und Pflanzenschutz, dann kam der Regen“, so Ilse. Bis zu 40 Liter waren es in den nächsten Tagen.

ASP im Oderbruch: Planquadrate werden abgesucht

Am vergangenen Wochenende konnte die Suche nach ASP-Fallwild im Oderbruch weitergehen. Der Landkreis hatte beschlossen, rund um die Kernzone einen fünf Kilometer breiten Streifen als „Weiße Zone“ auszuweisen. Nach dem Vier-Augen-Prinzip suchten Landwirte im Verbund mit den ansässigen Jägern – alle samt also ortskundig – Planquadrate von je einem Quadratkilometer Größe ab. Diesmal sollten nicht nur die Ackerflächen, sondern auch angrenzende Gräben, Sölle, Schilfgürtel etc. abgesucht werden. Das hatte Landrat Gernot Schmidt auf einer Bauernversammlung angekündigt, die am Donnerstag unter Ausschluss der Medien stattfand.

Karsten Ilse fragte Kollegen und befreundete Jäger und stellte ein Viererteam zusammen. Gemeinsam mit Jäger Bernd Köppe aus Kienitz, Jagdhelfer Jörg Baumgarten und Landwirtschaftsmeister Jan Worpus, der mit seiner Drohne anrückte, suchten sie von Freitag bis Sonnatg zehn Planquadrate ab. Fallwild fanden sie dabei nicht, nur etwas Rotwild suchte das Weite.


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Insgesamt sei etwa die Hälfte der ausgewiesenen Planquadrate am Wochenende abgesucht worden, Fallwild sei nicht gefunden worden, hieß es am Montag aus dem Landratsamt. Nun werde das weitere Vorgehen beraten. Henrik Wendorff lobt, dass die Landwirte in Märkisch-Oderland von Anfang an mit in die Seuchenbekämpfung eingebunden wurden. Mit Sorge blickt er auf die Schäden, die schon jetzt absehbar seien. „Wo Herbstbestellung und Bodenbearbeitung nicht erfolgen können, wird man eine komplett andere Fruchtfolge fahren müssen“, so der Präsident des Landesbauernverbandes. Die Landkreise dürften mit den Entschädigungsfragen nicht allein gelassen werden. „Zuständig sind die Landkreise. Aber man sollte sich landesweit auf ein Verfahren verständigen“, ist Wendorff überzeugt. Auch er ist der Meinung, dass der Mais im Oderbruch gehäckselt werden sollte. „Das Erntegut in Biogasanlagen oder in die Rinderfütterung zu kanalisieren, ist hundertmal besser, als den Mais stehen zu lassen“, so Wendorff.

Glück im Unglück

Karsten Ilse hatte Glück im Unglück: „Der Mais war bei uns schon runter. Den hatten wir direkt an eine Biogasanlage verkauft.“ Allerdings muss auf 200 Hektar noch der Weizen in die Erde. Und dann noch die Unsicherheiten in der Schweinehaltung. „Seit dem 1. Oktober habe ich kein einziges Schwein verkauft, zwei Partien sind überfällig“, berichtet Ilse. Seit dem 10. Oktober werden überhaupt erst wieder Schweine aus Brandenburger Restriktionszonen geschlachtet: in Kellinghusen, Schleswig-Holstein, einem Schlachthof der Tönnies-Gruppe. Zuerst waren die Schweine aus dem Gebiet rund um den ersten ASP-Fund dran, jetzt folgen Schweine aus Märkisch-Oderland. Da die Schweine 14 Tage überfällig und trotz Diät schwerer sind als üblich, gehen statt der 170 nur 150 Tiere auf den Lkw. Von 50 hat Karsten Ilse am 16. Oktober Blutproben gezogen. Der negative ASP-Test ist sieben Tage gültig, dazu Sonderuntersuchung und Ausnahmegenehmigung vom Amtsveterinär – logistisch und finanziell ein großer Aufwand. Ilse rechnet damit, pro Schwein 15 Euro weniger als ein Mäster außerhalb des Restriktionsgebietes zu bekommen.