Erntehelferin mit Kommunikationshintergrund

(c) privat
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AgrarScout-Netzwerkerin Henriette Keuffel arbeitet eigentlich in Berlin. In ihrem Urlaub ist sie derzeit in der Ernte als Abfahrerin für einen Betrieb in der Prignitz unterwegs.

Von Heike Mildner

Umhüllt von Staub erkennt man sie in der flimmernden Hitze nur schemenhaft: Mähdrescher. Die Getreideernte läuft. Die Ertragsprognosen fallen unterschiedlich aus. Manche Regionen haben Dürre erlitten, andere zur falschen Zeit zu viel Wasser von oben bekommen. „Hier in der Prignitz auf unseren eher sandigen Böden sind wir mit den bisherigen Ernteerträgen dieses Jahr sehr zufrieden. Für uns kam der Regen noch im richtigen Moment. In den letzten zwei Jahren haben wir wegen der großen Trockenheit deutlich früher mit der Ernte begonnen und im Vergleich auch deutlich weniger geerntet“, sagt Landwirt Norbert Voß.

Henriette Keuffel: Minijob als Erntehelferin

Er betreibt einen landwirtschaftlichen Betrieb in Schmolde bei Meyenburg mit Ackerbau und Rinderhaltung. Auch dieses Jahr hat er sich für die Ernte Unterstützung geholt: zum Beispiel Henriette Keuffel. Die 29-Jährige netzwerkt im Haupterwerb für das Forum Moderne Landwirtschaft in Berlin. In der Prignitz ist die Agrar­ökonomin als Minijobberin unterwegs, verbringt ihren Urlaub auf dem Schlepper – und lädt nebenbei über die Regionalpresse zum „Plausch am Feldrand“ ein. Thema: moderne Landwirtschaft.

Erntehelferin in der Prignitz
Blick aus der Treckerkabine in die staubige Abenddämmerung. (c) Henriette Keuffel

Nach der Gerste wird nun Raps gedroschen. Die Qualität sei gut, wenn man das trockene Frühjahr berücksichtige, schätzt Landwirt Norbert Voß ein. Der Produktion von qualitativ hochwertigem Rapsöl und Bioethanol werde wohl nichts im Wege stehen. Außerdem bei der Ernte im Boot: Sebastian Voß. Wie für alle Landwirte ist für ihn die Getreideernte der Höhepunkt im Jahr. „Endlich zu ernten, was wir vor fast einem Jahr gesät und vom winzigen Keimling bis zur lebensmittelbringenden Pflanze gepflegt haben, macht mich schon ein wenig stolz“, sagt er.

Hinzu kommt die Spannung: Hält das Wetter oder hält es nicht? „Als Landwirte sind wir es gewohnt, mit den Launen des Wetters zu arbeiten. Wenn es passt, müssen wir zusehen, dass die Ernte eingefahren wird“, sagt Sebastian Voß und blickt auf die Wetter-App seines Smartphones – das Regenradar stets im Blick.

Henriette Keuffel: Erntehelferin in der Prignitz
Keine Frage: Henriette Keuffel hat Braugerste abgefahren. (c) privat

Das Gespräch suchen

Henriette Keuffel verweist angesichts der Ernte auf die Rechnung, der zufolge 1950 ein Bauernhof zehn Menschen mit seiner Arbeit ernähren konnte. Heute seien es dank der technischen Innovationen sogar rund 145. „Gleichzeitig gibt es aktuell nur noch knapp 275.000 Bauernhöfe in Deutschland. Da liegt es also nahe, dass heutzutage auf einem Hof deutlich mehr produziert werden muss und deutlich weniger Menschen ihren Lebensunterhalt in der Landwirtschaft verdienen.“ Darunter leide die Kommunikation zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft, bedauert Keuffel. „Früher gab es in jedem Ort mehrere Bauernhöfe, jeder konnte der Landwirtsfamilie seines Vertrauens noch persönlich Fragen über die Landwirtschaft direkt stellen. Das ist heute nicht mehr der Fall“, sagt  sie.


Lohnunternehmen Ackermann

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Während der Ernte ist sie im Dauereinsatz: Die junge Lohnunternehmerin Kerstin Ackermann hat ihren Job von der Pike auf gelernt und arbeitet im familiären Team. Auf dem Mähdrescher macht ihr so leicht niemand etwas vor. mehr


„Deshalb freue ich mich ganz besonders über jeden, der sich für unsere Arbeit – letztendlich für die Lebensmittelproduktion – interessiert und darüber etwas von mir wissen möchte. Auch gerne zu kritischen Themen.“ Daher fordert Henriette Keuffel, die sich auch im Urlaub als Agrar­Scout engagiert, per Presseinformation zur Kontaktaufnahme auf. „Am liebsten persönlich!“, ermuntert die Agrarökonomin.

Runter vom Traktor

„Mitfahren im Trecker ist aufgrund der Corona-Abstandsregelung von 1,5 Meter aktuell nur mit Mund-Nasen-Schutz möglich, aber für einen netten Austausch am Feldrand steige ich auch gerne vom Trecker und nehme mir die Zeit für einen Plausch.“ Moderne Landwirtschaft sei sehr komplex, sie freue sich über jeden, der neugierig auf sie zukomme und wissen wolle, wie wir Lebensmittel produzieren, so Keuffel.